Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2593
Saffig (Landkreis Mayen-Koblenz)

Schloßpark und Quellpavillon (Grottenpavillon)

Saffig, ein kurkölnisches Lehen, war im Mittelalter ein Burgsitz in der Hand der Herren von Kempenich. Danach treten die Herren von Schöneck als Besitzer von Burg und Herrschaft in Erscheinung. Seit 1476 ist Saffig im Besitz der von der Leyen; durch Erbe kamen sie kurz darauf gänzlich in den Besitz des Lehens. In Saffig entstand im 16. Jh. eine eigene Linie der von der Leyen, die 1703 mit dem Freiherrn Karl Kaspar von der Leyen erlosch. Der Besitz fiel an die ältere, Adendorfer Linie der Grafen von der Leyen zu Hohengeroldseck. Das Schloß der von der Leyen in Saffig wurde im 18. Jh. an der Stelle der Vorgängerburg erbaut, aber schon Anfang des 19. Jh. abgerissen. Es gibt so gut wie keine verfügbaren Daten zur baulichen Entwicklung der Burg bzw. des nachfolgenden Schlosses, das am Hang südlich der Kirche stand. Nur wenige Spuren sind noch vorhanden: Das sogenannte Schlößchen entstand aus zwei pavillonartigen Nebengebäuden mit Mansarddach aus der Zeit um 1751, die um 1900 im neobarocken Stil zu einer Wohnanlage erweitert wurden, so daß der heutige Baubestand stark modern überformt ist. Im Südosten daneben sind Reste einer Grotte zu finden mit drei im Halbrund angeordneten Nischen und einem Wasserspender in Form eines Delphins zwischen zwei weiteren Fabelwesen mit Fischschwanz und entweder Pferde- oder Widderbeinen mit Schwimmfüßen, Köpfe nicht erhalten. Die dort aufgestellten Figuren sind kein Originalbestand und passen auch thematisch nicht (und zumindest eine ist auch vom Material her, Holz, Textil und Gips, nicht für den Außenbereich geeignet). Am südöstlichen Parkeingang stehen noch zwei rustizierte Pfeiler mit Pinienzapfen als Abschluß. Ein Kutscherhaus flankiert den Torbogen zum Vorplatz des Schlößchens.

sog. Schlößchen, Ansicht von Süden.

Nach Aufgabe des Feudalsitzes war der Steuereinnehmer Hugo Bouret zeitweiser Eigentümer des Schlosses. Das Anwesen ist heute Eigentum der 1869 gegründeten Barmherzigen Brüder in Saffig und dient der Klinikverwaltung als Sitz. Nachdem die Kongregation der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf den Besitz erworben hatte, baute man die im Norden jenseits der Hauptstraße liegenden Gebäude des ehemaligen Gutsbetriebes zu einer Einrichtung für alte, psychisch kranke und behinderte Menschen um. Im linken Teil des Schlößchens ist in fünf Räumen eine kleine Ausstellung eingerichtet, mit archäologischen Exponaten in zwei Räumen und einem den barocken Besitzern gewidmeten Raum.

Kartusche mit Balken und Krone über dem rechten Eingang zum Schlößchen, eine Spolie, Zuordnung offen, kein erkennbarer Zusammenhang mit den von der Leyen.

Der heraldisch interessanteste Teil ist ein tief im Schloßpark unter altem Baumbestand verborgener Gartenpavillon an einem Weiher mit Wasserspielen in der Nähe des Burbaches. Das Innere des Pavillons ist grottenartig mit Sichtkieseln ausgekleidet; zwei üppig verzierte Bogenöffnungen weisen zum Weiher und zur davor liegenden Wiese.

Quellteich mit Wasserspielen, im Hintergrund Grottenpavillon

Bogenöffnung auf der Nordseite, Allianzwappen von der Leyen und Schönborn

Beide Wappen, das auf der Nord- und das auf der Ostseite, sind identisch. Beide sind als Allianzwappen ausgearbeitet mit zwei unter einer Krone zusammengestellten, einwärts geneigten ovalen Kartuschen mit üppiger Blattwerk-Einfassung. Die jeweils heraldisch rechte Kartusche zeigt das Wappenbild der Grafen von der Leyen, in Blau ein silberner Pfahl. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein wachsender silberner Rüdenrumpf zwischen einem blauen, mit silbernen Lindenblättern bestreuten Flug (Gruber, Zobel, Wolfert Tafel 9 Seite 48, 124, Siebmacher Band: FstC Seite: 146 Tafel: 219).

 

Allianzwappen von der Leyen und von Schönborn auf der Nordseite, Seitenansichten

Die jeweils heraldisch linke Kartusche zeigt das Wappenbild der Grafen von Schönborn, wie es 1684-1711 geführt wurde; die neuesten Vermehrungen 1711 und 1717 wurden nicht aufgenommen. Die Kartusche ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot drei (2:1) silberne Schildchen, Reichsständische Herrschaft Reichelsberg, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Balken, begleitet von 3 (2:1) silbernen Rauten, Herrschaft Heppenheim, Herzschild: in Rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, Stammwappen Schönborn.

Allianzwappen von der Leyen und Schönborn auf der Nordseite

Bogenöffnung auf der Nordseite, links der Quellteich

Blick von Nordosten auf beide Bogenöffnungen, links die Quelle mit dem See

Bogenöffnung auf der Nordseite, ganze Bogen-Dekoration

Bogenöffnung auf der Ostseite

Bogenöffnung auf der Ostseite, Seite mit dem Schönborn-Wappen

 

seitliche Verzierungen der Bogenöffnungen mit gestürzten Frucht- und Blütengirlanden

Überblick über die Genealogie der von der Leyen und Querverbindungen zu anderen Wappenfundstellen:
(fett alle für die Abfolge der Linien relevanten Personen, fett und dunkelrot die hier mit Wappen vertretenen Personen oder Bauherren, hellrot Wappenfundstellen, fett und hellrot hier beschriebene Wappenfundstelle),

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/dir///@50.3786249,7.4160471,19z - https://www.google.de/maps/dir///@50.3786249,7.4160471,152m/data=!3m1!1e3
von der Leyen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leyen_(Adelsgeschlecht)
von Schönborn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schönborn_(Adelsgeschlecht)
Humbrachts Stammtafeln
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Liste der Kulturdenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmäler_in_Saffig
Barmherzige Brüder in Saffig:
https://www.bb-saffig.de - Ausstellung im Schlößchen: https://www.bb-saffig.de/bbsaf/aktuelles/ausstellung-im-schloesschen/index.php
Schloßpark Saffig:
http://www.osteifel-aktiv.de/40839/218201.html und https://www.eifel.info/a-schlosspark-saffig
Geschichte von Saffig:
http://saffig.de/wissenswertes/geschichte/
Burgendatenbank Ebidat:
http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1101

Pfarrkirche St. Cäcilia

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