Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2474
Leuzendorf (zu Burgpreppach, Landkreis Haßberge, Unterfranken)
die Kirche St. Michael in Leuzendorf
Die St. Michael geweihte Dorfkirche von Leuzendorf liegt direkt zwischen der Straße nach Burgpreppach, in das Leuzendorf eingemeindet ist, und dem Dorfteich (Froschsee). Das einschiffige, saalartige Langhaus wird im Osten mit einem dreiseitig geschlossenen Chor abgeschlossen. Ein kleiner Dachreiter trägt die beiden Glocken. Es ist eine der schönsten barocken Dorfkirchen der Region, vor allem, weil sie stilistisch sehr einheitlich ist und weitestgehend noch dem Ursprungszustand entspricht. Die Innenausstattung (Hochaltar, zwei Seitenaltäre, Kanzel, geschnitzte Bänke) ist reichhaltig und stilistisch frühes Rokoko.
Die von Erthal waren 1563 evangelisch geworden wie alle übrigen Ritterfamilien des Kantons Baunach. Für Leuzendorf war der evangelische Pfarrer aus Burgpreppach zuständig. Im späten 17. Jh. wurden die hinterbliebenen Söhne des letzten evangelischen Dorfherrn, des 1687/1688 im Kampf gegen die Türken gefallenen Obristwachtmeisters Dietrich (Daniel) Christian von Erthal zu Leuzendorf, in Würzburg durch Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg gefördert und katholisch erzogen, so daß hier eine Veränderung der Glaubensverhältnisse eintrat und Familienmitglieder Karrieren als Kleriker machten. Dietrich Carl von Erthal (2.7.1677-) ließ die barocke Kirche in Leuzendorf ab 1732 für ca. 6000 fl. erbauen; sie wurde am 14.4.1735 durch den Weihbischof Johann Bernhard Meyer eingeweiht. Das ist auch als Inschrift über dem Westportal eingehauen: Aedificata 1732 / Consecrata 1735. Dietrich Carl von Erthal gründete zusätzlich das Kapuzinerkloster und holte 1742 zwei Patres und einen Laienbruder ins Dorf, um die Seelsorge der Katholiken sicherzustellen. Nach der Säkularisation wurde aus dem Ordenshaus das Pfarrhaus. 1984 wurde an der Ostseite der Kirche eine quadratische Sakristei angebaut.
Über dem Westportal finden wir heraldischen Schmuck: Der zentrale große Wappenschild trägt das Schildbild der von Erthal, geviert, Feld 1 und 4: in Rot zwei silberne Balken, Feld 2 und 3: ledig und blau. Die hier nach oben abgesetzt dargestellte Helmzier zeigt zu rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ein Paar geteilter Büffelhörner, rechts oben rot mit zwei silbernen Balken, unten blau, rechts umgekehrt (Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 6 Seite 119, 124-126, Rahrbach, Schöler). Das Wappen steht für Dietrich Carl von Erthal (2.7.1677-) zu Leuzendorf und Gochsheim. Er war Domkapitular in Würzburg und Kanoniker auf der Comburg sowie Propst in Wechterswinkel. Er war würzburgischer Geheimer Rat, Kammer- und Kriegsratspräsident und Landrichter des Herzogtums in Franken.
Die vier um das zentrale Wappen herum gruppierten Schilde stellen die Ahnenprobe des Bauherrn dar. Heraldisch rechts oben wiederholt sich der Schild der von Erthal. Gegenüber, heraldisch links oben, ist das Wappen der von Schaumberg zu sehen, geviert, Feld 1 und 4 (vermehrtes Wappen von Sonneberg): gespalten, rechts: in Gold eine schwarze Schafschere (Stammwappen von Sonneberg), links: in Rot ein silberner Sparren (verschiedene Theorien: von Sparneck, von der Deck, keine bewiesen), Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt (von Schaumberg). Die hier nicht dargestellten Kleinode wären: Helm 1 (rechts): ein Drehgatter auf einem verlängerten mittleren Drehpfahl, oben besteckt mit drei goldenen Kugeln, die wiederum mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt sind, Helmdecken schwarz-golden (von Sonneberg), Helm 2 (links): ein Mannesrumpf, der Kopf mit einer nach vorn gebogenen, gestulpten Spitzmütze bedeckt, an der Spitze mit schwarzen Hahnenfedern besteckt, Helmdecken rot-silbern/blau-silbern oder schwarz-silbern (von Schaumberg). Die Tingierung ist erheblichen Variationen unterworfen (Siebmacher Band: Bay Seite: 55 Tafel: 58, Band: Bay Seite: 109 Tafel: 133, Band: He Seite: 24 Tafel: 27, Band: Pr Seite: 62 Tafel: 80, Band: ThüA Seite: 70 Tafel: 55, Band: SchwA Seite: 26 Tafel: 18, Band: Erg Seite: 18).
Rechts unten befindet sich der Wappenschild für die Großmutter väterlicherseits mit dem Schildbild der von Buttlar; in Rot eine silberne Butte mit goldenen Reifen und zwei goldenen Tragbändern. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein rotes Jagdhorn mit goldenem Band, dessen Mundloch mit drei rot-silbern-rot tingierten Straußenfedern besteckt ist; die Helmzier dieser Familie ist variantenreich. Der letzte Schild der Ahnenprobe steht für die Großmutter mütterlicherseits aus der Familie der Marschalk von Ostheim; ihr Schild zeigt in Silber ein schwarzes Tischgestell (Tischfuß, Tischwange) in altmodischer Form. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Brackenkopf, der einen silbernen, oben mit 5 schwarzen Hahnenfedern besteckten Becherdeckel (auch als Rondell erklärt) mit einem silbernen Bande unter dem Kinn festgebunden hat.
Hinter der Ahnenprobe stehen folgende Zusammenhänge: Der Vater des Bauherrn war Dietrich (Daniel) Christian von Erthal (1656-16.2.1687/1688) zu Leuzendorf und Gochsheim, kaiserlicher Obrist-Wachtmeister bei den Kürassieren, der die jüngere Linie der Geschlechtes fortführte. Die Mutter des Bauherrn war Maria Clara von Schaumberg (1644-1703). Die beiden hatten 1674 geheiratet.
Die Großeltern väterlicherseits waren Adam Albrecht von Erthal (1614-31.3.1667) zu Leuzendorf und Gochsheim, Sohn von Albrecht Dietrich von Erthal zu Leuzendorf und Gochsheim (1593-1638) und Agatha Susanna Voit von Rieneck, und Christina von Buttlar, die Tochter von Moritz Hartmann von Buttlar und Martha Christina von Wangenheim. Die Großeltern mütterlicherseits waren Wilhelm Albrecht von Schaumberg und Dorothea Marschalk von Ostheim.
Dietrich Carl von Erthal setzte als Kleriker den Stamm nicht fort, vielmehr sein Bruder Carl Friedrich von Erthal (5.5.1681-26.8.1726) zu Leuzendorf und Gochsheim, würzburgischer und brandenburg-ansbachischer Geheimer Rat, kommandierender Obrister über das Dragoner-Regiment des Fränkischen Kreises, Kommandant und Oberamtmann der Stadt und Festung Königshofen im Grabfeld. Er war seit 1711 vermählt mit Magdalena Barbara von Schaumberg (1676-1720) zu Strössendorf, der Tochter von Johann Georg von Schaumberg (-23.5.1720) zu Strössendorf etc. und Maria Dorothea Marschall von Ebneth. Ein dritter Bruder war Veit Dietrich von Erthal (4.3.1683-1745) zu Leuzendorf und Gochsheim, der aber in den Deutschen Orden eintrat und Ratsgebietiger der Ballei Franken und Komtur in Ulm wurde. Neben den genannten Brüdern gab es noch drei Schwestern, Dorothea Catharina Christiana von Erthal, die jung verstarb, Maria Franziska Johanna von Erthal (4.9.1679-1722) und Clara Eva von Erthal (24.2.1685-).
Die gleichen vier Wappenschilde begegnen uns in dieser Konstellation als Teil einer größeren Ahnenprobe auf einer Grabplatte im Würzburger Domkreuzgang für den am 1.7.1717 im Schloß Leuzendorf geborenen und am 17.9.1780 verstorbenen Domherrn Karl Friedrich Wilhelm von Erthal zu Leuzendorf und Gochsheim, Neffe des Bauherrn dieser Dorfkirche. Mit diesem starb diese Leuzendorfer Linie der von Erthal aus.
Im Innern der Kirche ist weitere Heraldik zu finden, denn dort befinden sich vier Holzepitaphien. Die beiden im Chor wurden von Thomas Wagner angefertigt. Die beiden im Kirchenschiff für die Brüder Carl Friedrich und Georg Philipp Valentin von Erthal sind Werke seines berühmteren Sohnes, des Würzburger Hofbildhauers Johann Peter Wagner. Das Epitaph des Kirchenstifters Dietrich Carl von Erthal mit seinen Ahnenwappen ist links im Chor zu finden.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@50.1366401,10.6766614,14z - https://www.google.de/maps/@50.138707,10.6816838,175m/data=!3m1!1e3
Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey
unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts
Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels
oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 656-657.
Kirchenführer, herausgegeben von der Pfarrgemeinschaft
Burgpreppach, ehemals online unter http://www.burgpreppach.de/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=48, jetzt Teil von http://www.burgpreppach.de/index.php/start/die-gemeinde-stellt-sich-vor?start=5
Leuzendorf: https://de.wikipedia.org/wiki/Leuzendorf_in_Unterfranken
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