Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2440
Maastricht (Provinz Limburg, Niederlande)

Schloß Neercanne bei Maastricht

Während der 4,5 km südlich von Maastricht gelegen Ort Kanne zur belgischen Gemeinde Riemst gehört, befindet sich das nur wenig nördlich gelegene Schloß des Ortes bereits auf niederländischem Staatsgebiet und gehört zur Stadt Maastricht (Cannerweg 800). Die Landesgrenze zwischen Belgien und Niederlande verläuft zwischen Schloß und Ort. Das Schloß wird auch Château Neercanne oder Kasteel Agimont genannt. Das Schloß steht linkerhand der Straße nach Maastricht (Cannerweg) am Hang. Großartig sind nicht so sehr die Gebäude, sondern die Lage auf der Terrasse über einem formalen Garten. Es handelt sich um das einzige Terrassenschloß der Niederlande.

Die Terrasse ist ca. 105 m lang. Im Süden steht an der Kante ein viereckiger Turm der Vorburg, dann folgen zwei polygonale Gartenhäuschen im Abstand von 83 m, zwischen denen zwei halbrunde Elemente mit einfachen Brüstungen die breite Terrassenmauer in de Vertikalen strukturieren. Von dort blickt oben man auf ein hochsymmetrisches Gartenparterre von 125 m Länge in Nord-Süd-Richtung und 32 m Breite mit Eingängen im Norden, Osten und Süden und einer Treppenanlage im Westen. In der Mitte befindet sich ein Brunnen. Jenseits des Cannerwegs liegt weiter im Osten eine weitere Gartenstruktur von barocker Formgebung, 86 m Länge und 45 m Breite, ein inzwischen weitgehend verlandetes einstiges Wasserbecken. Während der formale Garten im Westen der Straße perfekt gepflegt ist, braucht das ehemalige Wasserbecken dringend Erhaltungsmaßnahmen. Das Schloß selbst besteht aus einem langen Hauptbau, an den seitlich zwei Querflügel angebaut sind, mit einem Anbau an der südlichen Schmalseite. Die beiden Querflügel bilden terrassenseitig einen kleinen Hof. Etwas abgesetzt im Süden bildet die Vorburg einen die Zufahrtstraße überspannenden Querriegel, mit Torturm über der Durchfahrt, Eckturm rechts und nach Norden abknickendem Seitenbau links. Linkerhand der von Süden heranführenden Zufahrtstraße befindet sich noch ein kleiner formaler Garten. Aufgrund des Restaurantbetriebes ist das Gelände für Publikumsverkehr frei zugänglich.

Der Erbauer dieses Schlosses war Daniel Wolff von Dopff (10.1.1650-15.4.1718). Sein Lebenslauf als Generalquartiermeister, Festungsbauingenieur und schließlich Gouverneur der Festung Maastricht wird bei der Heiliggrabkapelle in Kanne ausgeführt. Er wurde am 17.10.1685 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, erwarb das Gelände im Jahre 1697. Hier hatte sich bereits früher eine Burg befunden, als deren Besitzer 1353 Bertram van Liers und 1454 Jean Chabot überliefert sind, eine Burg, die 1465 von Lüttich zerstört wurde, 1477 im Besitz von Gerard Viller war, wiederaufgebaut wurde und schließlich während der Kriegswirren verfiel. Daniel Wolff von Dopff ließ ab 1698 das Schloß für sich erbauen, als er noch unter seinem Gouverneurs-Vorvorgänger für die Festungswerke der Stadt zuständig war. In diesem Landsitz empfing er Gäste und feierte Feste; der höchstrangige Gast dort war Zar Peter der Große von Rußland im Jahre 1717.

Nach dem Tod des Bauherren wechselte das Schloß mehrfach den Besitzer. 1747 wurde es Residenz des Prinzen Karl von Waldeck, 1761 kam es an Jan Fredrik Willem, Baron von Cler, dann an seine Witwe, schließlich 1791 an deren Enkel Ignatius de Thier, der 1839 dafür sorgte, daß die endgültige Grenze zwischen den beiden Staaten so gelegt wurde, daß sein Besitz dem niederländischen Staatsgebiet zugeschlagen wurde. Louise Euphrasine Maria Poswick, die Urenkelin von Ignatius de Thier, verheiratet mit Oswald Poswick, verkaufte 1947 das mittlerweile völlig heruntergekommene Schloß der Stiftung Limburger Landschaft, die Gebäude und Garten während der acht Jahre dauernden Restaurierung wiederherstellte. Drei der vier Terrassen sind mittlerweile restauriert. Eine Brauerei hatte seit 1955 das Schloß gemietet und betrieb dort ein Restaurant, das 1984 an Camille Oostwegel überging. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1989.

Das Wappen des Daniel Wolff von Dopff ist mehrfach am Schloß Neercanne zu finden: In Rot ein blauer Balken, links die linke Hälfte eines schwarzen, achtzackigen Sterns. Niederländischer Blason: In rood de linkerhelft van een achtpuntige zwarte ster (geplaatst als een hele ster), gaande over een blauwe dwarsbalk. Das Wappen wird im Rietstap beschrieben: "De gueules à une fasce d'azur et une demi-étoile (8) de sable défaillante à dextre brochant sur la fasce. Bourlet de sable et de gueules. Cimier la demi-étoile entre un vol tiercé en fasce d'argent de gueules et de sable. Lambrequin de gueules et de sable. Supports deux lions regardants d'or."

Auf diesem Torbogen ist das Wappen auf das Jahr der Erbauung des Schlosses datiert, 1698. Es ist die einzige Vollwappendarstellung mit dem halben schwarzen Stern zwischen einem silbern-rot-schwarz zweimal geteilten Flug als Kleinod.

 

Moderne Wappendarstellungen am Schloß; das linke Beispiel ziert einen Lieferwagen des Restaurantbetriebes, das rechte Beispiel ist eine an zwei Ketten aufgehängte metallene Tafel.

Blick von der Terrasse nach Südosten auf das Gartenparterre mit dem restaurierten formalen Garten.

Schloßterrasse

Literatur, Links und Quellen:
Daniel Wolff von Dopff: https://nl.wikipedia.org/wiki/Dani%C3%ABl_van_Dopff
Bild des Daniel Wolff von Dopff:
https://www.museum-digital.de/nds/index.php?t=objekt&oges=3710 - http://portraits.hab.de/werk/4874/ - http://portraits.hab.de/werk/4875/
Genealogie des Daniel Wolff von Dopff:
https://www.geni.com/people/Dani%C3%ABl-Wolff-von-Dopff/6000000024709489729
Daniel Wolff von Dopff:
http://www.dbnl.org/tekst/molh003nieu01_01/molh003nieu01_01_1206.php
Schlösser bei Maastricht:
http://www.wigosite.nl/Maastrichtkastelenpagina/Maastrichtkastelen.htm
Restaurant im Schloß:
https://www.oostwegelcollection.nl/chateau-neercanne/restaurants/lunchrestaurant-lauberge/ - https://www.oostwegelcollection.nl/de/chateau-neercanne/ - https://www.oostwegelcollection.nl/de/chateau-neercanne/restaurants/

Kanne (zu Riemst, Bezirk Tongeren, Limburg, Flandern, Belgien): Heiliggrabkapelle

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