Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2390
Mansbach (zu Hohenroda, Landkreis Hersfeld-Rotenburg)
Der Oberhof in Mansbach
Der Oberhof ist eines von mehreren herrschaftlichen Gebäuden in Mansbach. Der Ort gehörte erst komplett den zur Ritterschaft des Kreises Rhön und Werra gehörigen Herren von Mansbach, die hier in mehreren Linien lebten. Die Ursache für die Aufteilung war ein Erbstreit im Jahr 1569 zwischen Wilhelm und Karl von Mansbach, der zu einer Teilung der Ortschaft durch den Abt von Fulda führte, der die Landeshoheit beanspruchte. Von da an gab es Obermansbach und Untermansbach. Karl (1521-1599) erbaute den Oberhof, und Wilhelm erbaute die Wilhelmsburg. 1606 wurden die Besitzungen wiedervereinigt. Die Linie von Wilhelm von Mansbach verkaufte 1652 ihren Anteil an Johann von Geyso, wonach die Wilhelmsburg den Namen Geyso-Schloß bekam, während die anderen Rittergüter im Besitz der von Mansbach verblieben. Zwischen dem Oberhof und dem Geyso-Schloß liegt die mit dem Wohlfahrtsgebäude (Verwaltungsgebäude des Remonteamtes mit Sozialeinrichtungen) von 1935 überbaute Stelle der ursprünglichen Burg der Herren von Mansbach. Der Oberhof wird alternativ auch Alte Burg oder Oberes Schloß genannt, im Gegensatz zum tiefer gelegenen Blauen Schloß (Schloß Unterhof). Weitere Namen sind Posthof oder Alte Post.
Es handelt sich um eine winkelförmige Zweiflügelanlage mit einem sich in West-Ost-Richtung erstreckenden, einstöckigen Wirtschaftstrakt (Nebenflügel) an der Hofseite und einem daran im Osten angesetzten, zweistöckigen Wohntrakt in Nord-Süd-Richtung mit hohem Untergeschoß zur östlich verlaufenden Buttlarstraße hin. Ersterer ist inschriftlich auf 1561 datiert, letzterer auf 1569. Es handelt sich um einen massiven Steinbau mit versetzter Eckquaderung, wobei letztere noch Spuren einer Strich-Bemalung aufweisen, die eine Illusion von Diamantquadern erzeugen sollten.
Die Westseite des Wohntraktes besitzt ein Rundbogenportal mit einem Gewände aus Rundstab und Kehle. Die Fenster sind unregelmäßig angeordnet: Links vom Portal befindet sich eine Dreifenstergruppe, die einzige des Gebäudes. Daneben sehen wir insbesondere am Südwesteck mehrere gekuppelte Fenstergruppen; die restlichen sind einzelne Rechteckfenster. Der Südgiebel des Haupthauses trägt eine gemalte Sonnenuhr, was dem Oberhof auch den Namen "Sonnenuhrgebäude" gegeben hat. Südlich des Haupthauses sind in der im Torbereich meterstarken Mauer fünf kleine Schlüssellochschießscharten angebracht. Sie sind klein und eher symbolisch, denn man kann nicht von einer verteidigungsfähigen Gesamtanlage sprechen.
An der Ostseite zur Buttlarstraße hin besitzt das Haupthaus einen dreigeschossigen Standerkervorbau, dessen Erdgeschoß in Stein und dessen zwei Obergeschosse samt Giebel aus dem 17. Jh. in Fachwerk mit geschnitzten Eckpfosten ausgeführt ist. An der Ostseite ist nördlich des Standerkers ein auf das Jahr 1561 datierter Stein (ohne Abb.) mit dem Allianzwappen Mansbach und Boineburg und einer rudimentären, schwer lesbaren Inschrift "(KARL)... von MANSBACH ANNA VON BOE(NEBURG)" angebracht.
An der Westwand des Südflügels (Wohnbau) ist ein besser erhaltener Wappenstein in die Mauer eingelassen. Die obere Zeile der Inschrift lautet: "GOT(T) HILF MIR VND DIR". Darunter teilt die Jahreszahl die Initialen des Bauherrenpaares: "K(ARL) V(ON) M(ANSBACH) 1569 A(NNA) V(ON) B(OINEBURG)".
Der linke Wappenschild gehört zu den von Mansbach und ist von Rot und Silber achtfach geständert. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wachsender Mann mit silbern gestulptem, rotem Hut und achtfach von Rot und Silber geständerter Kleidung. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 253 Tafel: 303, Band: He Seite: 19 Tafel: 20, Band: Reu Seite: 7 Tafel: 5 und Band: Pr Seite: 54 Tafel: 69 sowie im Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898.
Der rechte Wappenschild zeigt das Wappenbild der von Boineburg und ist silbern-schwarz geviert. Die nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein silbern-schwarz übereck geteiltes Paar Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: He Seite: 4 Tafel: 3, Band: Sa Seite: 8 Tafel: 7, im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 20 Seite 114, 102 und im Münchener Kalender 1931.
Detail eines leicht spitzbogigen Portals auf der Südseite des nördlichen Flügels (Wirtschaftsbau), dessen Gewände mit insgesamt fünf Halbkugeln und vertieften Spiegeln dazwischen verziert ist. Von den Kugeln trägt die oberste auf dem Sturz oder Schlußstein ein gestürztes Renaissance-Steinmetzzeichen, das die Jahreszahl 1561 in zwei Hälften teilt.
Die von Fulda beanspruchte Landeshoheit endete mit der Säkularisation. Eigentlich handelte es sich um Güter der Reichsritterschaft, die sich als selbständig und reichsunmittelbar ansah. Mansbach kam zunächst 1803-1806 an das Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda, 1807-1813 zum Königreich Westphalen. 1815 wurden die Rittergutsbezirke aufgelöst. Mansbach gelangte nach dem Wiener Kongreß erst an Preußen und dann an das Kurfürstentum Hessen. 1867 kam Mansbach an das Königreich Preußen und wurde zur Provinz Hessen-Nassau geschlagen. Beide Familien, die von Mansbach und die von Geyso, gab es damals noch im Ort. Karl von Mansbach mußte 1895 seine Besitzungen an Moritz von Geyso verkaufen. Dieser hatte bereits 1895 Land an den Franzosen LeMaire verkauft, der aber kurz darauf bankrott ging. Moritz von Geyso mußte wegen knapper Finanzen 1898/99 alle seine Besitzungen abstoßen; der Käufer war der Kommerzienrat Wenzel aus Mägdesprung, der mit großen Investitionen den Vollblutgestütsbetrieb in Schwung brachte.
Literatur,
Links und Quellen:
Mansbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Mansbach
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983, Tafel 20 Seite 114, 102
Otto Hupp, Münchener Kalender 1931
von Boineburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Boyneburg_(Adelsgeschlecht)
Die Boyneburg https://de.wikipedia.org/wiki/Boyneburg
Sturm, Kreis Hünfeld, 1971, S. 252
Ulrich G. Großmann: Renaissanceschlösser in Hessen -
Architektur zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg,
Verlag Schnell & Steiner, 296 S, 2010, ISBN
978-3-7954-2168-7.
Ulrich G. Großmann: Renaissanceschlösser in Hessen: http://schloesser.gnm.de/wiki/Mansbach-Hohenroda,_Alte_Burg
Hinweistafeln am Eingang zur Heimatstube
Oberhof: http://www.mansbach-soislieden.de/?Die_Ortsteile___Mansbach___Der_Oberhof
Kneschke, Adels-Lexikon, Bd. 6, 1865, S. 115-119
Dehio, Hessen, 1982, S. 588
Historisches Ortslexikon: http://lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/1/sn/ol?q=mansbach
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