Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1957
Sehlem (Landkreis Bernkastel-Wittlich)

Pfarrkirche St. Georg in Sehlem: Georg von Esch

In der Eingangshalle der Pfarrkirche St. Georg von Sehlem befindet sich linkerhand ein Epitaph aus grauem Sandstein für Georg von Esch (-1560). Der Verstorbene, Letzter im Mannesstamm der Herren von Esch, war 1532-1560 Herr zu Esch, 1532-1549 Amtmann zu Obermanderscheid und danach Amtmann zu Wittlich (1558). Die Inschrift weist ihn noch als Kämmerer der Kurfürsten von Trier aus, das war ein Hofamt, das die Herren von Esch, Ministerialen der Trierer Fürstbischöfe, traditionell über mehrere Generationen innehatten. Auch wenn die Herren von Esch im benachbarten Ort Esch ihre Burg hatten, so besaßen sie in Sehlem das Patronatsrecht und den Zehnten und ließen sich hier und in Klausen begraben.

 

Die Platte mißt 2,30 m x 1,02 m. Georg von Esch wird aufrecht stehend in Rüstung dargestellt, in leichter Drehung nach links. Er steht vor einer mit zwei dünnen, kannelierten Säulen und mit einem auf deren Kapitellen ruhenden, unauffälligen, profilierten Halbrund-Gesims angedeuteten Nische, wobei diese Architekturelemente eine eher zaghafte Umsetzung typischer Renaissance-Stilmerkmale sind. Die Hände sind betend vor dem spitz zulaufenden Brustharnisch zusammengelegt, ebenfalls etwas auswärts gedreht und schräg nach links weisend. Der Helm wurde abgenommen und ist neben dem rechten Oberschenkel zu sehen, desgleichen die schräggekreuzten Plattenhandschuhe auf der anderen Seite. Der Verstorbene wird mit kurzem Haupthaar und auf die Brust fallendem rundgeschnittenem Vollbart dargestellt, eingerahmt von den hochaufragenden Halsprotektoren der Rüstung. Deutlich erkennt man den mit einem Scharnier auf dem Brustharnisch seitlich befestigten Rüsthaken zum Einlegen einer Lanze beim Anreiten auf den Gegner. Die Ellenbogenkacheln sind besonders aufwendig mit gegenläufigen Spiralornamenten verziert. Aufwendige vegetabile Ornamente verzieren auch die Hüftregion der Rüstung. Das Schwert hängt an seiner linken Seite an einer vom Schwertgurt herabhängenden Schlaufe. Vom Dolch auf der rechten Seite sehen wir nur ein kurzes Griffstück. Die gesamte Platte war früher einmal dick überstrichen, wovon man noch Reste erkennt.






Die umlaufende Inschrift lautet: "IM IA(H)R MDLX (1560) DEN XV TAGH OCTOBRIS IST IN GOTT VERSCHEIDEN DER EDELL VND E(H)RENVEST IOERG HER(R) ZV ESCH TRIERISCHER CHVRFVRSTLICHER ... KÄMMERER DER LETZT(E) DES STAMMES DER SE(E)LEN GOTT GENEDIG SEIN WVLLE AME(N)." Vier Wappenschilde umgeben den Verstorbenen in den vier Ecken der Platte. Obwohl es sich hier um den Letzten seines Stammes handelt, ist dennoch das Esch-Wappen nicht gestürzt, weil es sich um die Ahnenprobe handelt, also um ein seinem Vater und seinem Großvater zugeordnetes Wappen und nicht um sein eigenes. Anders läge der Fall, wenn ein zentrales Wappen zusätzlich für ihn selber dargestellt wäre, was hier aber nicht der Fall ist. Alle vier Vollwappen werden mit Schriftbändern namentlich den betreffenden Familien zugeordnet.

 

Heraldisch rechts oben (Abb. links) ist das einwärts gewendete Wappen der Herren von Esch, sie führen einen von Gold und silbern-blauem Feh geteilten Schild, oben ein roter Löwe wachsend. Die Helmzier besteht aus zwei Federstößen, die Helmdecken sind rot-golden tingiert. Ein jeweils ganz analoges Esch-Wappen mit dieser Helmzier sehen wir auch an einem Epitaph für Philipp von Ottenesch in der Wallfahrtskirche Klausen und an einem Epitaph für Eva von Esch in der Pfarrkirche St. Martin und Severus in Münstermaifeld. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, bei Zobel auf Tafel 97 und im Loutsch S. 342 (dort sind die Farben von Löwe und Feld vertauscht).

Heraldisch oben links ist das Wappen der Herren von Enschringen (Abb. rechts), 8 oder 9 x golden-rot geteilt (die genaue Anzahl kann variieren) und belegt mit einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Die Helmzier ist ein Mannesrumpf im goldenen Kleid und mit goldener Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit gestürzten goldenen Lindenblättern bestreute schwarze Flügel, Helmdecken schwarz-golden. Vergleichbare Wappendarstellungen sind in der Pfarrkirche von Föhren und an der Pfarrkirche von Garnich (Luxemburg) zu finden, ebenfalls als Bestandteile von Ahnenproben. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, bei Zobel auf Tafel 93 und im Loutsch S. 339.

 

Heraldisch rechts unten befindet sich das einwärts gewendete Wappen der von Raesfeld (Abb. links), in Gold ein blauer Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein beiderseits wie der Schild bezeichneter Flug. Hier ist nur die Beschriftung noch lesbar, der Schild selbst aber ist bis zur Unkenntlichkeit verwittert, lediglich der Flug der Helmzier läßt sich identifizieren. Das gleiche Wappen taucht auch in der Ahnenprobe für Philipp von Ottenesch (gest. 1535) auf dessen Epitaph in der Wallfahrtskirche Klausen auf. Das Wappen wird beschrieben im Westfälischen Wappenbuch.

Heraldisch unten links ist das Wappen der de Hondelange (von Hundelingen) zu sehen (Abb. rechts). Es zeigt in Gold ein blaues Ankerkreuz, auf der Herzstelle mit Kopf und Hals eines silbernen, golden- oder rot-behalsbandeten Windhundes belegt, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein silberner wachsender Windhundrumpf mit rotem, silbernberingtem Halsband. Vergleichbare Wappendarstellungen sind in der Pfarrkirche von Föhren und an der Pfarrkirche von Garnich (Luxemburg) zu finden, ebenfalls als Bestandteile von Ahnenproben. Das Wappen wird beschrieben im Gruber, bei Zobel auf Tafel 158, im Siebmacher Band: NaA Seite: 26 Tafel: 40 und im Loutsch S. 443, wobei nur letzterer die Variante mit dem Hundekopf in der Mitte unter mehreren anderen Varianten bringt: D'or à la croix ancrée d'azur, chargée en coeur d'une tête et col de lévrier d'argent, colleté d'or ou de gueules. Cimier une tête et col de lévrier d'argent, colleté de gueules, bouclé d'argent. Loutsch beschreibt daneben noch andere Varianten, a) in Gold ein blaues Ankerkreuz ohne Hundekopf für Bernard de Hondelange 1456 und 1461, b) in Gold ein schwarzes Ankerkreuz ohne Hundekopf, Helmzier ein rotbehalsbandeter, wachsender schwarzer Brackenkopf (d'or à la croix ancrée de sable, cimier une tête et col de chien braque de sable, colleté de gueules), diese Variante entspricht den Angaben im Gruber für Joh. von Hundelingen 1482. c) In Gold ein schwarzes Ankerkreuz, auf der Herzstelle mit einem schwarzen Schildchen belegt, darin Kopf und Hals eines silbernen, rotbehalsbandeten und rotgezungten Windhundes (d'or à la croix ancrée de sable, chargée en coeur d'un écusson de sable à la tête et col de lévrier d'argent, colleté et langué de gueules). Da hier der Hundekopf im Zentrum deutlich zu sehen ist, aber kein ihn umgebendes Schildchen, ist die Farbwahl des Stammwappens wahrscheinlich. Die Familie der Herren von Hundelingen ist ein luxemburgisches Geschlecht mit Stammsitz im Dorf Hondelange (lux. Hondeling oder Hondeléng) bei Messancy im südlichsten Zipfel des heutigen Belgien.

Literatur, Links und Quellen:
Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 12, Abt. 4, Die Kunstdenkmäler des Kreises Wittlich, 1934, S. 275-277 bzw. 1085-1087.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter"
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Pfarrkirche St. Georg Sehlem, Kirchenführer
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit der freundlichen Erlaubnis von P. Albert Seul, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

Sehlem: Pfarrkirche St. Georg, Retabel - Pfarrkirche St. Georg, Albrecht von Esch
Esch:
Koppenstein-Kreuz - ehem. Burgkapelle

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