Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1946
Rings um Trier: Detzem (Landkreis Trier-Saarburg)
Der Pfarrhof in Detzem
In dem kleinen Moselörtchen Detzem liegt im Südwesten des Dorfes in der Nähe des Uferdammes der ehemalige Maximinerhof, das Hofgut der Trierer Abtei St. Maximin. Während der 1740 erbaute und im 20. Jh. mehrfach umgebaute Maximinerhof selbst außen keinerlei Wappensteine hat, ist ein solcher am Pfarrhaus (Ankerstraße 1) auf der anderen Seite der zwischen den beiden genannten Gebäuden stehenden Kirche eingemauert. Das 1758 erbaute Pfarrhaus ist ein dreiseitig freistehender, zweistöckiger, barocker Putzbau mit drei Fensterachsen, der 1902 renoviert wurde. Die Ausstattung stammt aus dieser Zeit. Angrenzend sind Ökonomiegebäude vorhanden.
Der an der Südwestecke des Gebäudes (links im Bild, links vom letzten Fenster) eingemauerte Stein ist eine Spolie, die bisher oft nicht als Wappenstein erkannt wurde. Bei genauem Hinsehen erkennt man auf diesem Fragment eine asymmetrisch geformte Wappenschildkartusche, die unten zeittypisch zweimal eingeschnitten ist. Diese Spolie ist Zeugnis der Maximiner Herrschaft in Detzem und steht in Zusammenhang mit dem nahen Maximinerhof, sie stammt vermutlich von einem Vorgängerbau des barocken Hofes. Detzem wird 893 in der Urkunde des Königs Arnulf als Maximiner Besitz bestätigt, desgleichen in Urkunden der Könige Zwentibold (897) und Otto I. (940). Die Erwähnung in der Dagobert-Urkunde von 633, die aber eine historische Fälschung ist, sei ebenfalls erwähnt. 1140 wird der Besitz in einer päpstlichen Urkunde bestätigt. 1225 wurde der Abtei die Pfarrkirche Detzem durch Erzbischof Theoderich von Wied inkorporiert, was 1228 durch den Papst Gregor IX. bestätigt wurde. St. Maximin hatte bis zur Säkularisierung die Grundherrschaft und die Hochgerichtsbarkeit im Ort. Neben Detzem besaß die Abtei St. Maximin flußabwärts von Trier etliche weitere Güter (in Klammern die Namen in den Urbaren), so in Kenn (Kannis), Niederemmel, Pölich (Poliche), Longuich (Luncwich), Büdlich (Budeliacum), Breit, Löf (Loavia), Kirsch (Cressiacum), Riol (Regiodola), Fell (Vallis) mit Lorscheid und Herl, Schweich-Issel, Zell-Kaimt, Naurath und Schönberg etc.
Der Stein zeigt das persönliche Wappen des St. Maximiner Abtes Matthias aus Saarburg (oder Matthias von Saarburg, latinisiert zu Mathias ab Saracastro, amtierte 1568-1581). Er hatte nach der Äbtetafel in Rot drei (2:1) silberne Totenköpfe im Wappen. Ein Vergleichsstein befindet sich in Kaimt am dortigen Maximinerhof. Auf der optisch rechten Seite ragt ein längliches, sich nach unten verjüngendes Objekt hinter dem Schild heraus. Es zeigt, daß die Spolie nur ein Ausschnitt aus einer größeren Komposition ist. Ob das ein Bein eines unterlegten Adlers oder die untere Spitze eines Abtsstabes war oder etwas ganz Anderes, ist Spekulation. Die asymmetrische Form könnte dafür sprechen, daß es sich nur um eine seitliche Hälfte eines größeren Steines handelt, denn beim Vergleichswappen in Kaimt ist die Komposition vollständig, rechts der Wappenschild mit dem doppelköpfigen Adler der Reichsabtei, links der persönliche Schild mit den drei Totenköpfen, wobei die aktuellen Farben aber willkürlich sind und nicht denen der Äbtetafel entsprechen.
Der ca. 1540 geborene Matthias aus Saarburg ist selbst kein bedeutender Abt gewesen, und er taucht selten auf. Matthias war der Bruder von Jakob Reuter aus Saarburg. Mit 26 Jahren wurde er am 3.5.1568 zum Abt gewählt, nachdem seinen Vorgänger Petrus Reck am 1.5.1568 ein plötzlicher Tod nach einem vergifteten Trunk bei einem Gastmahl in Pfalzel ereilte. Abt Matthias hatte eine Menge Aufbauarbeit im Kloster zu leisten, denn wenige Jahre vorher hatten erst Franz von Sickingen und dann Markgraf Albrecht Alcibiades das Trierer Land verwüstet, und die Abtei mußte wieder aufgebaut werden. In dieser Zeit war die Abtei personell sehr eingeschränkt und hatte nur wenige Mönche. In seine Amtszeit fällt auch die Entscheidung in einem lange schwelenden Streit um die rechtliche Stellung von St. Maximin in Bezug auf das Reich: 1570 entschied das Reichskammergericht, daß die Abtei dem Erzbischof von Trier unterstand und die gleiche Rechtsstellung besaß wie die anderen Trierer Benediktinerklöster. Die ehemalige Reichsunmittelbarkeit von St. Maximin war damit Geschichte. Der mit den Jesuiten ein gutes Verhältnis pflegende Abt Matthias wurde 1577/78 Rektor der Universität Trier. Abt Matthias verstarb am 15.12.1581 nach vierzehnjähriger Amtszeit.
Im Innern der Pfarrkirche befindet sich ein weiterer Wappenstein eines St. Maximiner Abtes, dort ist es der 1731-1738 amtierende Martin Bewer.
Liste der Äbte von St. Maximin vom 15. Jh. bis zur Auflösung (hervorgehoben der hier mit Wappen vertretene Abt):
Literatur,
Links und Quellen:
Reichsabtei St.
Maximin: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsabtei_St._Maximin
Christian König: Trier - St. Maximin, in: Klöster und
Stifte in Rheinland-Pfalz http://www.klosterlexikon-rlp.de/mosel-saar/trier-st-maximin.html
Äbte von St. Maximin: http://wiesel.lu/2010/05/08/abte-von-sankt-maximinus-bertholet/
Wappen der Äbte von St. Maximin: http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/saint-maximin-treves/?PHP
Wappen von Matthias von Saarburg http://wiesel.lu/heraldik/wappenkunde/eglise/saint-maximin-treves/mathias-a-saracastro/
Friedhelm Jürgensmeier, die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in
Rheinland-Pfalz und Saarland, in Verbindung mit Regina Elisabeth
Schwerdtfeger (= Germania Benedictina IX: Rheinland-Pfalz und
Saarland, hrsg. von der Bayerischen Benediktinerakademie München
in Verbindung mit dem Abt-Herwegen-Institut Maria Laach), St.
Ottilien 1999.
Klöster in Trier von der
Spätantike bis zur Gegenwart. Katalog zur Ausstellung der
Katholischen Erwachsenenbildung anläßlich der 2000-Jahr-Feier
der Stadt Trier vom 25.3. bis 1.11.1984 im Domkreuzgang.
Konzeption: Prof. Dr. Franz J. Ronig.
Ewald Wegner (Bearbeiter), Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz.
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Band 12.2, Kreis
Trier-Saarburg, Verbandsgemeinden Ruwer, Schweich und Trier-Land,
Verlag Werner, Worms 1994, ISBN 3-88462-110-6, S. 134, online: www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=1140
Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 1984
Geschichte von Detzem und Sehenswertes: http://www.moseltouren.de/1-trier-bernkastel-kues/1-15-detzem/index.html
Philipp Wey, Matthias Saarburg, Abt von
St. Maximin 1568-1581, in: Neues Trierisches Jahrbuch, Bd. 14
(1974) S. 72-77.
Josef Hilgers, Ad decimum Lapidem, Detzem, die Geschichte eines
Moseldorfes, hrsg. von der Gemeinde Detzem und der
Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des
Trierer Raumes, Nr. 34 der Reihe Chroniken des Trierer Landes.
Äbte der Abtei St. Maximin in Trier
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