Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1936
Graach an der Mosel (Landkreis Bernkastel-Wittlich)

Der Mattheiserhof in Graach

Im Zentrum von Graach befindet sich südwestlich der Kirche der ehemalige Mattheiser Hof (Kirchstraße 11). Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen ehemaligen Klosterhof der Trierer Abtei St. Eucharius und St. Matthias, neben dem Josefshof ein weiteres gut erhaltenes Weingut eines Trierer Klosters. Im Gegensatz zum Josefshof kam der Mattheiserhof aber erst im 18. Jh. in klösterlichen Besitz, und dann wurde der ältere Baubestand als zur Mosel offener Dreiflügelbau komplett erneuert, wobei einzelne Bauteile verwendet wurden (im Durchgang zur Kirchstraße ist ein Türgewände von 1580 zu sehen mit einem mit den Initialen "PM" personalisierten Hausmarkenwappen).

Etliche Trierer Klöster hatten in Graach Besitz und Höfe, neben den genannten Abteien St. Martin und St. Matthias waren das St. Maximin, das Stift St. Simeon, das Stift St. Paulin und das Kloster S. Maria ad Martyres in Trier. Daneben hatten auch die Abtei Echternach und das Kloster Himmerod hier Klosterhöfe.

Eiserne Maueranker auf der moselseitigen Giebelseite verraten das Baujahr 1723 für den barocken Neubau. Zum moselseitig offenen Hof hin gibt es zwei schöne Portalgewände, über dem einen ist eine Statuennische mit einer Darstellung des Hl. Matthias im gesprengten Segmentbogengiebel, über dem anderen gleichermaßen ein Wappenstein. Eine weitere Statuennische befindet sich am moselseitigen Giebel, darin ist ein römischer Soldat mit Feldzeichen (Legionsadler) zu sehen. Von der ursprünglichen Dreiflügelanlage sind nur noch der Nordwest- und der Nordostflügel vorhanden.

Nach der Besetzung des Moseltals durch französische Truppen wurde der Mattheiserhof verstaatlicht; die klösterlichen Güter wurden aufgelöst und um 1800 versteigert. Der Ersterwerber war Jakob Hayn aus Cochem, danach wurde der Besitz zwischen zwei Besitzern aufgeteilt. 1863 kaufte die Gemeinde beide Teile des Anwesens und nutzte den Nordostflügel als Schulhaus, das bis zur Auflösung der Graacher Volksschule 1973 in Benutzung blieb, deshalb ist der auch als altes Schulhaus bekannt. Den Südostflügel aber nutzte man als Pfarrhaus, welches aber 1897 einem Neubau weichen mußte. In den 1980er Jahren wurde das Anwesen zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut (der Anbau stammt aus dieser Zeit). Das neue Nutzungskonzept umfaßt auch ein Heimatmuseum. Dadurch wirkt der Hof viel schmaler, als er früher war. Das Portal ist nun mittig zwischen zwei Fensterachsen, wohingegen vor den Veränderungen des 19. und 20. Jh. früher der Hof mehr als doppelt so breit war und in der "verschwundenen" rechten Hofecke noch einen Turm besaß.

Das Wappen über dem Portal des Nordostflügels ist das für Wilhelm Henn, 1700-1727 Abt von St. Matthias in Trier. Das Familienwappen zeigt in blau-silbern geteiltem Schild oben drei silberne Hennen, unten drei grüne bzw. grüngestielte und -benapfte goldene Eicheln. Die Helmdecken wären blau-silbern. Hier ist das Wappen Henn nicht farblich gefaßt, aber von den Insignien eines Abtes überhöht, in der Mitte eine Inful, links der Abtsstab. Als besonderes Kennzeichen der Abtei St. Matthias sehen wir hier schrägrechts hinter dem Schild ein Beil, das Matthiasbeil, manchmal auch als Matthiashellebarde dargestellt, ein Hinweis auf den Märtyrertod des Heiligen, der uns nur bei Äbten dieser Abtei begegnet. Das redende Wappen der Familie und diese selbst werden ausführlich im Kapitel Trier, St. Matthias behandelt.

Ein ähnliches Henn-Wappen läßt sich in Graach auch noch am Josefshof (Martiner Hof) für Abt Benedikt Henn finden. Man beachte, daß die Beiden Äbte verschiedener Abteien waren, und sie lassen sich dadurch unterscheiden, daß nur das Wappen von Wilhelm Henn Inful, Beil (Matthiasbeil oder Matthiashellebarde) und Krummstab hat, während das Wappen für Benedikt Henn Kreuz, Inful und Krummstab auf dem oberen Rand trägt.

Liste der Äbte von St. Matthias vom 15. Jh. bis zur Auflösung (hervorgehoben der hier mit Wappen vertretene Abt):

Literatur, Links und Quellen:
Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 15, Abt. 1, Die Kunstdenkmäler des Kreises Bernkastel, 1935, S. 192-198
Günther Molz, drei Hennen und drei Eicheln - das Wappen einer Familie des Trierer Landes, Teil 1, in: Familienkundliche Blätter, hrsg. v. d. Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Heft 16, Juli 2007, online:
http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-16_2007_07.pdf, Teil 2 in Heft 17, Dezember 2007, online: http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-17_2007_12.pdf
Wappen Henn: Georg Jakob Meyer, Hausmarken und Wappen aus dem moselländischen Raum, Band 3, Wappen bürgerlicher Familien aus dem Raum Trier, Trier 1963, S. 11 und 11a.
Karl Oehms, Anmerkungen zur Genealogie der Familie Henn, in: Familienkundliche Blätter, hrsg. v. d. Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Heft 17, Dezember 2007, online:
http://trier.wgff.net/download/FamNach/Heft-17_2007_12.pdf
Mattheiser Hof:
http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=16300
Monika Marmann, Winfried Ehlen und  Artur Weber, der Mattheiser Hof in Graach, Artikel in der Eifelzeitung 20. KW 2013, online
http://www.eifelzeitung.de/?artikel=77103
Germania Sacra, Neue Folge 34, Erzbistum Trier 8, Die Benediktinerabtei St. Eucharius und St. Matthias in Trier, bearbeitet von Petrus Becker OSB, de Gruyter Verlag 1996, ISBN 3-11-015023-9, z. T. online
http://books.google.de/books?id=6cE-4yYXtbQC, dort auch die detaillierte Baugeschichte und die Personallisten der Abtei, vollständig unter http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle....s.pdf?sequence=1

Josefshof - Hauptstraße 128

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