Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1934
Zeltingen-Rachtig (Landkreis Bernkastel-Wittlich)
Der ehem. Deutschherrenhof in Rachtig
Im nördlichen Ortsteil Rachtig befindet sich ein Hof, der früher Eigentum des Deutschen Ordens war. Er war der Landkommende Trier unterstellt, von wo aus die Ballei Lothringen verwaltet wurde. Zwischen Gestadestraße, Deutschherrenstraße, Pfarrstraße und Pastor-Glesius-Straße befindet sich das Zentrum des ehemaligen Deutschherrenhofes, heute nach Renovierung ein Hotel. Das Haus wird auch mißverständlicherweise "Landkomturei" genannt - die Landkommende war jedoch in Trier, dies war ein Hof im Besitz des Deutschen Ordens, der von einem Kellner verwaltet wurde und von dem aus die Weinlese und die Abgabe des Zehnten im Auftrag des Ordens von einem Mitglied oder Beauftragten desselben überwacht wurde. Der Orden bekam seine Rachtiger Besitzungen, Güter und Weinberge, im Jahre 1247 von Graf Heinrich von Sayn (gest. 1247) bzw. seiner Witwe Mechthild geschenkt. 1417 kaufte der Orden die Güter des Nikolaus und Daniel von Kellenbach hinzu, und aus dieser Zeit stammt wohl der Hof in seiner Grundform. Der Deutsche Orden war hier mittlerweile der mächtigste und größte Grundbesitzer geworden. Der Deutsche Orden besaß auch das Patronatsrecht der Pfarrei und das Zehntrecht, wobei der Weinzehnt der Pfarrei eine der größten Einnahmequellen der Ballei war (der "Balley größtes Claynodt"). Um so häufiger fanden hier Visitationen statt, um die Geldquelle ordentlich am Sprudeln zu halten. Im Französischen Erbfolgekrieg 1688-1697 wurden Zeltingen und Rachtig und auch der Deutschherrenhof geplündert. Mit der nachrevolutionären französischen Besetzung des Mosellandes, der Säkularisierung 1802 und der Auflösung des Ordens wurde auch dieses Deutschordensgut zu Geld gemacht und 1809 als französisches Nationaleigentum versteigert, erster privater Besitzer war die Familie Theisen.
Das Ensemble umsteht mit mehreren zweistöckigen Gebäudeteilen einen Hof. Die Gebäude sind verputzte Bruchsteinbauten. Der älteste Teil ist der Westflügel zur Mosel hin, der noch spätgotische Bausubstanz enthält, und wo man noch Kleeblattbögen über den Öffnungen sieht. Der Südflügel mit dreigeschossigem Turmbau entstammt im Kern auch noch der Spätgotik. Der Nordflügel ist nur ein kurzer Scheunenanbau, und zwischen diesem und dem langen Ostflügel ist die Bebauung offen. Das gesamte Ensemble wurde im Barock überformt.
Zwei Wappen finden wir an der Rückseite zur Deutschherrenstraße hin auf den Fensterstürzen. Einer ist auf 1671 datiert (nachfolgend die beiden unteren Abb.), der andere auf 1676 (nachfolgend die obere Abb.), eine Darstellung etwas einfacher, die andere mit deutlich sichtbarem unterlegtem Ordenskreuz, Krone über dem Schild und barocker Einfassung. Es handelt sich um das Wappen von Landkomtur Lothar Braun von Schmidtburg, geb. 8.10.1602, Sohn von Georg Christoph Braun von Schmidtburg, erwähnt 1576 bis 1605, Besitzer des Orleyerhofes zu Piesport, und Maria Jacoba Schliderer von Lachen. Er war Leiter der Kommende Trier und der Ballei Lothringen.
Er war Komtur in Einsiedel, Trier und Beckingen. Am 29.4.1646 wurde er erzbischöflicher Statthalter, 1649-1687 war er Landkomtur der Ballei Lothringen. 1666 war er kurfürstlich Trierischer Geheimrat und Amtmann in Pfalzel, 1662 und 1667 auch Rektor der Trierer Universität. Militärisch hatte er den Rang eines kaiserlichen Obersten inne und war Landgubernator der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz. 1673 wurde Trier von französischen Truppen genommen, und Lothar Braun von Schmidtburg wurde in der Zitadelle von Metz eingesperrt. 1675 wurde er aus seiner Haft entlassen, fand eine geplünderte und beschädigte Trierer Kommende vor und zog sich nach Koblenz an den kurfürstlichen Hof zurück. Ein großes Problem seiner Amtszeit war die Schuldenlast seiner Kommende und der Verlust der Einkünfte aus seiner Ballei. Er verstarb am 3.1.1687. Sein Wappen ist übrigens auch am Ökonomiegebäude der Kommende Trier zu finden, dort sind aber rechts 4 und links 5 Schindeln.
Das Familienwappen der Braun von Schmidtburg zeigt in einem roten, hier rechts von 5 (2:2:1) und links von 4 (2:2) aufrechten silbernen Schindeln bestreuten Schild einen aufrechten silbernen Doppelhaken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein aufrechter silberner Doppelhaken zwischen zwei roten, mit silbernen Schindeln bestreuten Büffelhörnern. Das Wappen wird beschrieben bei Gruber, im Zobel Tafel 298, im Westfälischen Wappenbuch und im Siebmacher Band: Lot Seite: 40 Tafel: 27 (dort werden die Schindeln als golden angegeben). Die genaue Anordnung der Schindeln im Schild kann variieren, meist sind es aber 5 und 4, mal sind rechts die 5, mal die 4 Schindeln.
Es gibt an der Kommende noch einen weiteren Wappenstein, dieser ist jedoch stark beschädigt, vermutlich wurden die Inhalte in der Franzosenzeit von Revolutionären und ihren willigen Helfern abgeschlagen, und neuzeitlich ohne Rücksicht auf frühere Inhalte mit einem Deutschordenskreuz übermalt. Dabei hat man übersehen, daß der Rückschild einst das Deutschordenskreuz trug, nicht der Schild der oberen Ebene. Hier fällt das Rekonstruieren schwer, doch die asymmetrisch nach links gebogene Helmzier könnte ein Hinweis darauf sein, daß es sich hier um das Wappen des 1720-1752 als Landkomtur amtierenden Johann Philipp von und zum Steinkallenfels (1671-10.11.1752) handelt, welches auch an der Trierer Landkommende zu sehen ist (Beschreibung siehe dort), und dazu würde auch die Jahreszahl 1737 passen. Er ließ den Rachtiger Deutschherrenhof 1737-1738 umbauen und erweitern.
Einen weiteren Wappenstein gibt es an der Gartenpforte jenseits der Pfarrstraße, wobei ein von einem Deutschordensschild unterlegter ovaler Schild nebeneinander zwei Vierecke zeigt, was keinem der amtierenden Landkomture zugeordnet werden kann (Bedeutung unklar, Hinweise willkommen. Clemen bezeichnet es als "Abzeichen des Schöffengerichts Rachtig", versieht es aber selbst mit einem Fragezeichen).
Liste der Komture und Landkomture der Deutschordenskommende Trier:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der
Rheinprovinz, Band 15, Abt. 1, Die Kunstdenkmäler des Kreises
Bernkastel, 1935, S. 318-323
Hinweistafeln vor Ort
Hotel Deutschherrenhof: http://www.deutschherrenhof.de/
Rüdiger Schmidt, die Deutschordenskommenden Trier und Beckingen
1242-1794, Marburg 1979
Kommenden des Deutschen Ordens: http://www.damian-hungs.de/Kommenden%20des%20Deutschen%20Ordens.pdf
Ballei Lothringen: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschordensballei_Lothringen
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels,
Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903.
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Familienbuch Wittlich
Deutschherrenhaus Rachtig: http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/client/einObjekt.php?id=4774
Chronik des Deutschherrenhofes Rachtig: http://www.deutschherrenhof.de/cms/upload/downloads/chronik_deutschherrenhof_zeltingen_rachtig.pdf und http://www.deutschherrenhof.de/cms/front_content.php?idcat=38
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