Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1885
Heppenheim (Kreis Bergstraße)
Heppenheim, Kellerei/Landratsamt
Der Kernbau und zugleich der älteste Teil dieser Gebäudegruppe zwischen Kellereigasse, Graben und Gräffstraße war früher die kurfürstliche Kellerei. Gegen Ende des 30jährigen Krieges (1648) wurde die Heppenheimer Kellerei, die sich bis dahin im kurfürstlich-mainzischen Amtshof befand, von dort hierher in den Bibershof verlegt. Unter der Kellerei verstand man den Sitz der Finanzverwaltung des Oberamtes Starkenburg, und der Keller war der Amtsleiter, der hier als Stellvertreter des Burggrafen und Richter der Zent auf dem Landberg agierte. Das interessanteste Bauteil des zweigeschossigen Massivbaus ist der dreiseitig vorspringende und über den Ansatz des Walmdaches hinausragende Treppenturm mit einer Stufenspindel in spätgotischer Profilierung und einem Portal von 1530 (erste Bauphase). Um 1600 wurde die Wendeltreppe anläßlich eines kleineren Umbaus tiefergelegt (zweite Bauphase), und es kam Beschlagwerk der Renaissance als Bauschmuck zum Einsatz.
Unter dem Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Karl Graf von Ostein (1743-1763) kam es 1750 zu einem weiteren Ausbau (dritte Bauphase) des 1693 beim Stadtbrand beschädigten Gebäudes, wovon der unten abgebildete Wappenstein oben am Turm zeugt. Aus dieser Zeit stammt die barocke polygonale Zwiebelhaube des Treppenturmes.
Dieses Wappen ist Zeugnis einer 571 Jahre langen Herrschaft der Mainzer Fürstbischöfe über Heppenheim. Zuerst war es ein Reichsbesitz, der dann an das Reichskloster Lorsch übertragen wurde. Mit dem Niedergang des Klosters Lorsch und seiner Macht strebten neue Mächte auf und suchten ihren territorialen Einfluß auszubauen, in der Region waren das vor allem die Pfalzgrafen auf der einen Seite und die Kurfürsten auf der anderen Seite. Der Übergang von Heppenheim an Kurmainz erfolgte dadurch, daß das Kloster Lorsch mittlerweile bedeutungslos geworden war und uninteressant für das Reich, so daß es nach der Absetzung des letzten Abtes 1232 unter Mainzer Verwaltung gestellt wurde, und damit kam auch Heppenheim an Mainz. Kurmainz war zwar damit Sieger um die territoriale Vorherrschaft, aber auch die Kurpfalz hatte ein bißchen davon, denn ca. 160 Jahre lang hatte sie die Pfandherrschaft über Heppenheim, die 1461 begründet und 1623 wieder eingelöst wurde.
Mit der Säkularisierung und der Auflösung der geistlichen Fürstentümer kam die Kellerei in säkulare staatliche Hand. 1810 wurde das Oberamt aufgelöst, und damit büßte die Kellerei ihre Funktion als Dienstsitz des Heppenheimer Amtskellers ein. Seit 1821 ist das Gebäude erst Kreisamt, dann Sitz des Landrats. Der heutige Kreis Bergstraße entspricht von der Ausdehnung her etwa dem alten Oberamt Starkenburg, das wiederum auf die bereits 773 erwähnte Mark Heppenheim zurückgeht. Der Westflügel entlang der Kellereigasse wurde 1907-1909 unter Großherzog Ernst Ludwig angebaut. Der östliche Erweiterungsbau datiert von 1956-57.
Johann Friedrich Karl von Ostein (6.7.1689-4.6.1763), Sohn von Johann Franz Sebastian Freiherr v. Ostein (4.11.1652-24.6.1718) und dessen Frau Anna Carolina Maria v. Schönborn (3.10.1671-7.2.1716), seit 1712 Reichsgraf, hatte zwei Bistümer inne: 22.4.1743-4.6.1763 Mainz, und 18.1.1756-4.6.1763 Worms. Sein frühes Wappen nur als Erzbischof von Mainz, welches er 1743-1756 führte, ist geviert:
Als Oberwappen findet man stets den Kurhut in der Mitte sowie Schwert und Krummstab hinter dem Schild gekreuzt. Als Schildhalter dienen zwei goldene, widersehende, behalsbandete Windhunde. Weitere Wappen dieses Kurfürsten kann man in Mainz am Osteiner Hof und am kurfürstlichen Schloß, in Amorbach am Hochaltar der kath. Pfarrkirche St. Gangolf und in Klingenberg am Main am alten Rentamt finden.
Wie man an der vorigen Abbildung erkennt, sind einige Farben in der vorliegenden Fassung nicht ganz korrekt. Insbesondere die Räder des Hochstifts Mainz müssen silbern sein, nicht golden. Für die Felder werden klare, nicht ins Violette oder Graue abgetönte Grundfarben empfohlen. Hier wird daher eine am PC farblich korrigierte Version gegeben, wie man die Schildkartusche bei der nächsten Restaurierung angemessen streichen sollte.
Literatur,
Links und Quellen:
Hinweistafel
am Gebäude
Kulturdenkmäler in Hessen (Landesamt für
Denkmalpflege Hessen):
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=30547&session=913&event=Query.Details
http://www.weststadtverlag.com/leseproben/Routenur%20Heppenheim2.pdf
http://www.heppenheim.de/Graeffstrasse.1245.0.html
Geschichte von Heppenheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_Heppenheim
Die Wappen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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