Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1815
Neckarzimmern (Neckar-Odenwald-Kreis)
Neckarzimmern: Wappen auf Burg Hornberg
Burg Hornberg liegt südlich von Neckarzimmern hoch über den Weinbergen des Neckartales, schon auf der Höhe der ersten Häuser des gegenüber auf der anderen Seite des Flusses liegenden Ortes Haßmersheim. Die langgezogene Anlage auf einer Bergnase erstreckt sich von Nordwesten nach Südosten, wobei die eigentliche, von mehreren konzentrischen Mauerringen umgebende Burg (obere Burg) höher auf einer kegelartigen Erhöhung im Nordwesten liegt und die rechteckige untere Burg tiefer im Südosten auf einem langgestreckten Plateau. Die Vorburg erstreckt sich auf dem rechteckigen Bereich zwischen oberer und unterer Burg. Dabei ist die untere Burg die ältere; der mächtige Turmpalas ist stauferzeitlich und entstand am Ende des 12. Jh. Erst danach entstand die obere Burg mit einer sehr mächtigen und dicken Schildmauer, auf der im 14. Jh. ein schlanker Bergfried (im Bild unten zu sehen) erbaut wurde. Kontinuierlich wurde die Anlage in den darauffolgenden Jahrhunderten ausgebaut, sowohl wehrtechnisch als auch hinsichtlich ihres Wohnkomforts. Man erreicht die Anlage auf zwei Wegen; der eine führt durch die Weinberge hoch zur Vorburg, und durch diese gelangt man im Osten der oberen Burg entlang durch den äußeren Zwinger zu deren inneren Toren, und der andere führt aus dem Wald kommend von Norden her zum dortigen äußeren Burgtor (Nordtor), und auch von dort gelangt man in den äußeren Zwinger.
Die obere Burg ist von konzentrischen Mauern umgeben, die mehrere schneckenförmig aufeinander abfolgende Zwinger bilden. Der äußere Zwinger umgibt die Anlage im Osten und halbkreisförmig im Norden bis zur Mitte der flußseitigen Außenmauer. Der mittlere Zwinger folgt weiter innen und umgibt die Burg an den gleichen Stellen als zweiter Gürtel, wobei er allerdings im Süden weiter um die Burg herumgreift und dort bis zur flußseitigen Außenmauer reicht. Der dritte, innere Zwinger ist der schmalste und der am vollständigsten die rechteckige Kernburg umgebende Ring, nur im Westen ist eine kleine Lücke. Zu dieser inneren Zwingermauer gehören die vier malerischen kleinen Ecktürmchen mit Blendbogenfries, Fachwerkgeschoß und polygonaler Haube. Im Norden, Osten und Süden müssen also je drei Mauern überwunden werden, ehe man vor der Hauptburg steht, nur am Steilhang im Westen sind streckenweise nur zwei oder für ein kurzes Stück sogar nur ein Zwinger vorhanden. Ehe man die Kernburg betreten konnte, mußte man entweder das Nordtor oder das Westtor der Vorburg durchschreiten, abgesehen von der Möglichkeit, das kleine Osttor derselben zu benutzen, dann folgten entlang des äußeren Zwingers entgegen dem Uhrzeigersinn das erste, zweite und dritte Zwingertor, wobei letzteres in Höhe des westlichen Geschützturmes (Pulverturmes) liegt und den Zugang zum inneren Zwinger freigibt, von dem aus man die Kernburg erreichte. Der mittlere Zwinger wird dabei nicht durchschritten.
Was außen im Grundriß mehr oder weniger oval begonnen hat, wird innen zum Rechteck der Kernburg. Der Blick in der obigen Abbildung zeigt die dächerlosen Gebäude der Hauptburg. Der 33 m hohe Bergfried steht unmittelbar auf der sehr dicken Schildmauer an der höchsten Stelle des Hügelzuges an der Angriffsseite im Nordwesten (im Rücken des Betrachters). Die Hauptburg hat einen kleinen hufeisenförmigen Hof, an dessen nordwestlicher Seite ein polygonaler Treppenturm ist (er wäre jenseits des unteren Bildrandes). Auf der Waldseite (links) befinden sich der Palas der Herren von Berlichingen und dahinter folgend der Palas des Gerhard von Ehrenberg (das Gebäude mit den großen Fensteröffnungen links im obigen Bild), und auf der Flußseite befinden sich die Burgkapelle und der Wohnbau des Conrad Schott von Schottenstein (dazu gehört die winkelförmige Mauer rechts im obigen Bild). Im Eck hinter dem Wohnbau des Conrad Schott liegt rechterhand das Haupttor der Kernburg.
Hinter der bewachsenen Ringmauer der Kernburg, die den innersten Hof nach Südosten abschließt, erkennt man im obigen Bild die beiden Ecktürmchen des inneren Zwingers (vgl. auch die beiden nachfolgenden Abbildungen), zwischen denen sich einst der Pferdestall befand. Der mittlere Zwinger dahinter ist wegen seiner tiefen Lage nicht sichtbar, dafür das lange Dach des Bandhauses auf dem Niveau der Vorburg, und am Ende des langgestreckten Hofes der Vorburg erkennt man am oberen Bildrand das rechteckige Gebäude der unteren Burg, die heute das Archiv und die Bibliothek beherbergt. In der Vorburg erkennt man im oberen Bild links den ehemaligen Schafstall, heute Besucherzentrum und Weinverkauf, und auf der Weinberg-Seite hintereinander den ehemaligen Pferdestall und das Westtor. Das kleine Gebäude links zwischen Schafstall und Zwingertürmchen ist das ehemalige Waschhaus. Zwischen Schafstall und Waschhaus befindet sich der Ostzugang zur Vorburg.
Burg Hornberg ist, obwohl Ruine, eine der am besten erhaltenen Burgen des Neckartales. Aufgrund ihrer komplexen, aber gut nachvollziehbaren Verteidigungsstruktur, der Vielzahl an für Wehr- und Burgenbau typischen Elementen und der mustergültigen Abfolge von Schutzeinrichtungen, Nutz- und Wohnbauten stellt Burg Hornberg fast so etwas wie eine Musterburg dar, in der man auch sehr gut die aufeinanderfolgenden Ausbauphasen vom Mittelalter bis zur Renaissance nachvollziehen kann.
Die Burg Hornberg hat im Laufe ihrer Besitzgeschichte vielen Familien gehört. Der berühmteste Besitzer der Burg ist sicher Götz von Berlichingen, der die meiste Zeit seines Lebens auf dieser Burg verbrachte.
Doch beginnen wir im 12. Jh. mit den Grafen von Lauffen als erste nachgewiesene Eigentümer. 1184 erscheinen sie in einer Urkunde, in der der Tausch von Anteilen an Hornberg geregelt wird. Vermutlich waren sie aber nicht die Lehensnehmer und tatsächlichen Besitzer, dies waren wahrscheinlich die in den Urkunden 1123, 1140, 1195, 1196 und 1261 als Zeugen vorkommenden Herren von Horemberg, Horimberch oder Hornberc (Hornberg). Nach dem Aussterben der Grafen von Lauffen folgten die Herren von Dürn (Walldürn) aufgrund der Heirat von Mechthild von Lauffen, Tochter des Boppo von Lauffen, als Eigentümer der Burg. 1259 wurde die Burg an den Fürstbischof von Speyer verkauft, und das Hochstift blieb Landesherr bis zur Säkularisation. Mit diesem Jahr beginnen bestimmtere Nachweise der Burg. Die mit der Burg belehnten Besitzer wechselten jetzt sehr häufig bis 1464, das ist sehr unübersichtlich, zumal obere und untere Burg getrennt verlehnt wurden und die Burg außerdem häufig verpfändet wurde. Die Familien, die als Besitzer vorkommen, sind u. a. die v. Helmstatt, die v. Sickingen, die v. Thalheim etc.
Etwas mehr Ruhe kehrte erst 1467 mit dem Verkauf durch Bischof Matthias von Rammung an Lutz Schott von Schottenstein ein. Dieser baute seine Burg aus und errichtete die spätgotische Kapelle und 1471 das südöstliche Wohngebäude in der Kernburg (sog. Ehrenberger Palas). Neuen Ärger gab es, als sich 1474 Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz der Burg militärisch bemächtigte. Hintergrund war eine Meinungsverschiedenheit zwischen Conz (Konrad) Schott von Schottenstein (Sohn des Lutz, gest. 8.1.1526) und Kurfürst über des Letzteren morganatische Ehe. Die Besetzung war gegen geltendes Recht erfolgt. Burg Hornberg konnte erst 1504 von Conz Schott von Schottenstein in seiner Fehde gegen den Pfalzgrafen zurückerobert werden, nachdem 1480 wieder um die Burg gekämpft worden war und zwischenzeitlich die Horneck von Hornberg, die von Flehingen, die v. Sickingen als Besitzer aufgetaucht waren.
1504 - vor dem Hintergrund des bayerischen Erbfolgekrieges war die Gelegenheit zur Rückgewinnung der Burg einfach günstig. Dreimal wurde die Burg also militärisch in Mitleidenschaft gezogen: 1474, 1480, 1504. Im darauffolgenden Prozeß wurde die Besetzung durch den Pfalzgrafen als illegal festgestellt, 1505 bekommt Conz durch Schiedsspruch Kaiser Maximilians den Besitz wieder zugesprochen, und von der stattlichen Entschädigungszahlung konnte Conz Schott von Schottenstein die Burg weiter ausbauen und befestigen, wobei obere Burg und untere Burg zu einer Gesamtanlage zusammengefaßt wurden und ca. 1510 ein neuer Palas isoliert an der Mauer der Kernburg stehend errichtet wurde, der zweite unter dieser Familie errichtete Palas.
Am 13.4.1517 kam der nächste Besitzerwechsel, denn Conz Schott von Schottenstein, vermählt mit Dorothea von Absberg, verkaufte Burg Hornberg mit den Dörfern Steinbach und Haßmersheim am Ostermontag dieses Jahres für 6500 Gulden an Götz von Berlichingen (gest. 1562). Dabei übernahm Götz die Fehde des Pfalzgrafen, was ihn selbst in Schwierigkeiten mit seinem ehemaligen Freund und Weggefährten Conz Schott von Schottenstein und mit der fränkischen Ritterschaft brachte. Götz selbst hatte nicht die Mittel, die Burg weiter auszubauen, das erfolgte erst unter seinem Sohn und seinen Enkeln.
Götzens Nachfahren, die die Burg ab 1562 schließlich weiter ausgebaut hatten, wobei das Stallgebäude der Vorburg, der Berlichingen-Palas in der Nordostecke der Kernburg und der Wendelstein von 1573 entstanden, ferner der Altan-Anbau von 1570 und das Tor von 1571, verkauften Hornberg wegen finanzieller Engpässe gegen Ende des 16. Jh. an Hans Heinrich von Heusenstamm, kurfürstlicher Amtmann zu Amorbach, für 41000 Gulden (worin sich der zwischenzeitliche Ausbau widerspiegelt). Ein erster Kontrakt zwischen denen von Berlichingen und von Heusenstamm datiert von 1594, und im selben Jahr stimmte der Bischof von Speyer der Veräußerung zu. Der eigentliche Kaufbrief zwischen Philipp Ernst von Berlichingen und Hans Heinrich von Heusenstamm datiert von 1602. Heraldische Spuren dieser Zeit sind am Bandhaus, am dem Weingärtnerhaus genannten Teil, wo am Türsturz ein Allianzwappen Heusenstamm und Riedesel beschrieben wird.
1612 wurde die Burg zum letzten Mal verkauft, diesmal von Hans Heinrich von Heusenstamm an Reichsfreiherrn Reinhard von Gemmingen, kurfürstlich pfälzischer Rat zu Michelfeld. Er bezahlte 58000 Gulden. Die von Gemmingen zogen aber um 1630 von der Burg ins Neckartal und erbauten ihren Sitz in Neckarzimmern. Weiprecht von Gemmingen errichtete dort das Neue Schloß mit Rentamt, Kelter und Kellerei. Zerstört wurde die Burg Hornberg 1634 und 1645 im 30jährigen Krieg und 1689 im Pfälzer Erbfolgekrieg durch Mélac (General Ludwigs des XIV.), seit 1681 war sie unbewohnt, und 1738 wurde sie aufgegeben. Schlimmer noch, gegen Ende des 18. Jh. wurden die Dächer herabgerissen, um Reparaturen zu vermeiden, und dadurch wurde die Burg vollends zur Ruine. Erst im Zuge der Burgenromantik entdeckte man Burg Hornberg ab 1825 wieder. Erst im 20. Jh. erfolgten umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen. Die kleinen Zwingertürme mit ihrem reizvollen Fachwerkgeschoß, Bastionen für Handfeuerwaffen, wurden übrigens wiederaufgebaut.
Nun zu dem Wappenschmuck der Burg: Wir finden mehrere Wappensteine vom 15. Jh. bis zur Neuzeit, die die unterschiedliche Besitzgeschichte der Burg sowie die aufeinander folgenden Ausbauphasen widerspiegeln.
Der schönste Bauschmuck der Burg stammt aus der Zeit des Ausbaus unter den von Berlichingen. Dieser prächtige, auf 1573 datierte Wappenstein befindet sich über dem Portal an dem von Philipp Ernst von Berlichingen (1550-30.9.1613) erbauten Wendelstein, dem sechseckigen Treppenturm am nordwestlichen Ende des Innenhofes der Kernburg, direkt neben der noch 7.5 m hohen Schildmauer und dem 33 m hohen Bergfried gelegen. Durch diesen 19 m hohen Wendelstein mit einer Laufbreite von 1.20 m wurden die Räume des neuen, ebenfalls in der zweiten Hälfte des 16. Jh. unter seinem Vater errichteten Berlichingen-Palas erschlossen, außerdem erreicht man über ihn den hochgelegenen Eingang zum Bergfried in 15.50 m Höhe. Der Wendelstein ist der jüngste Teil der oberen Burg, und nach ihm folgten keine neueren Gebäude, zumal unter den späteren Besitzern v. Gemmingen der Wohnsitz ins Tal verlegt wurde.
Wappen der Familie von Berlichingen: In Schwarz ein silbernes fünfspeichiges Rad, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein sitzender Wolf von natürlicher, meist schwarzer Farbe, der ein meist silbernes Lamm in seinem Maul hält. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 5 Tafel: 4, Band: Bay Seite: 27 Tafel: 22, Band: ThüA Seite: 50 Tafel: 39, Band: Wü Seite: 5 Tafel: 6, im Alberti S. 48, ferner findet es sich im Scheiblerschen Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c), Folio 312. |
Das Portal des Wendelsteines (Abb. unten Mitte) ist ein Schmuckstück der Bauplastik: Der Eingang selbst wird von einem profilierten Rundbogen gebildet, flankiert von zwei flaschenförmig gebauchten und sich oben wieder vasenförmig verbreiternden Halbsäulen, deren Basen mit grotesken Gesichtern verziert sind. Über den Kapitellen stützt eine mehrfach gekehlte Wandvorlage das Gebälk mit doppeltem Horizontalabschluß, auf dem sich der von einem Dreiecksgiebel bekrönte und von zwei aufrecht gestellten Voluten beseitete Wappenstein erhebt. Zwischen den beiden Gesimsen befindet sich eine leicht zu übersehende Bauinschrift: "Anno Domini m d lxx iii hatt der Edell Und Ernnfest Philps Ernst von Berlichingen diesen Baw Vollbracht seines alltters im xx iii jar".
Ebenso verdient der Bauschmuck des angrenzenden, unter Hans Jakob von Berlichingen (1518-22.10.1567) entstandenen Berlichingen-Palas die Aufmerksamkeit des Betrachters, vor allem die wunderschönen Hermen/Karyatiden rechts und links des Erdgeschoßportales (Abb. oben rechts und links außen). Für diesen Palas, der die Nordostecke der Kernburg einnimmt und dessen Dreiecksgiebel nach Norden weist und zusammen mit dem Bergfried eine markante Silhouette abgibt, wurde der östliche Teil der dicken Schildmauer abgetragen, um Platz zu schaffen. Die Bilder belegen, daß die Herrschaft der von Berlichingen auf Burg Hornberg aus architektonischer Sicht die bedeutendste Epoche war, und daß inmitten der Ruinen große Kunst zu finden ist.
Zur Familie der v. Berlichingen auf Hornberg: Götz von Berlichingen (ca. 1480-23.7.1562) war der Sohn von Kilian von Berlichingen und Margaretha von Thüngen (-1510). Sein Bruder Hans setzte die Linie zu Jagsthausen fort, während Götz die Linie Hornberg-Rossach begann. Er war zweimal verheiratet, erst mit Dorothea von Sachsenheim, dann am 17.11.1517 mit Dorothea Gailing von Illesheim. Von dieser stammt sein Sohn Hans Jakob von Berlichingen (1518-22.10.1567), Amtmann zu Schwabach und Windsbach, der Eva Maria Geyer von Giebelstadt geheiratet hatte. Mit ihr hatte er u. a. als Söhne:
Abb.: Steinmetzzeichen aus der Renaissance am Berlichingen-Palas
Abb.: Steinmetzzeichen und bauliche Zierelemente aus der Renaissance am Berlichingen-Palas
Hinter dem Erdgeschoß-Portal des Berlichingen-Palas gelangt man in eine geräumige Küche mit spätgotischen Kreuzrippengewölbe mit sich verschneidenden Rippen, deren Gewölbeschlußsteine mit Wappen geschmückt sind (ca. 1560-1570). Bei dem Rad der von Berlichingen auf dem westlichen Schlußstein ist die falsche Farbfassung offensichtlich, denn sie führten das Rad silbern und das Feld schwarz, und bei dem anderen, östlichen Wappen liegt ebenfalls eine falsche Farbfassung vor, denn es handelt sich hier um das Wappen der Geyer von Giebelstadt, und diese führen korrekterweise in Blau einen silbernen Bocksrumpf mit goldenen Hörnern (Schöler Tafel 97). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender, silberner Bocksrumpf mit goldenen Hörnern (alter Siebmacher von 1605). Diese Kombination paßt zu Hans Jakob von Berlichingen (1518-22.10.1567), Sohn des Götz von Berlichingen, und seiner Frau Eva Geyer von Giebelstadt. Das waren die Erbauer des Berlichingen-Palas und die Eltern von Philipp Ernst von Berlichingen, der den Treppenturm daneben errichten ließ. An die Küche grenzt im unteren Geschoß des Palas die Backstube mit zwei Backöfen an. Ein kleiner Junge mit Brezel in der Hand ist eine hübsche bauplastische Illustration des einstigen Zweckes der Backstube.
Die obigen Abbildungen zeigen wappenverzierte Schluß- und Konsolsteine aus der spätgotischen Kapelle. Der Raum besteht aus zwei annähernd quadratischen Kompartimenten (Jochen), die jeder ein Kreuzgewölbe auf Hohlkehlenrippen haben. Gleich zweimal taucht in der Kapelle das Wappen der Schott von Schottenstein auf, einmal auf dem Schlußstein und einmal auf einer Konsole (hier nur 1x ganz rechts oben abgebildet); zeitlich gehört dieses Wappen zu Lutz Schott von Schottenstein (gest. 1484). Lutz Schott hatte nicht nur die Kapelle erbaut, sondern er ließ Wohngebäude auf die älteren Umfassungsmauern der Kernburg setzen, wodurch diese in ihrer Verteidigungsfähigkeit beeinträchtigt wurden, was einen inneren Zwinger erforderlich machte, der mit drei kleinen Türmchen für Handfeuerwaffen versehen wurde. In seine Zeit fällt auch die Anlage des nordöstlichen Eckturmes und des großen Bollwerks von 7 m Durchmesser und 14 m Höhe im Westen, beides Türme, die für Geschütze gedacht waren, um mit der Waffentechnik des ausgehenden 15. Jh. Schritt halten zu können. Erstmalig wurde auch ein Nordtor angelegt, und der äußere Zwinger bekam Zwischentore. Außerdem wurden Mauern vom Mantelbau (untere Burg) zur oberen Burg gezogen.
Das Wappen der Schott von Schottenstein auf dem westlichen Schlußstein ist silbern-rot geviert. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein silbern-rot übereck geteiltes Paar Büffelhörner. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Erg Seite: 39 Tafel: 18, Band: Frkft Seite: 6 Tafel: 4, Band: Na Seite: 9 Tafel: 10, Band: OstN Seite: 191 Tafel: 128, Band: Pr Seite: 365 Tafel: 415, Band: ThüA Seite: 83 Tafel: 65. Weiterhin wird es abgebildet im Scheiblerschen Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c), Folio 153 und bei Otto Hupp im Münchener Kalender 1917. |
Dieses Wappen der Schott von Schottenstein taucht noch einmal an einer Konsole einer Gewölberippe auf, und an einer anderen Konsole befindet sich ein silbern-rot gespaltener Schild, vermutlich stellen diese beiden ein Ehewappen dar.
Der zweite Gewölbeschlußstein (Abb. oben in der Mitte, unten vergrößert) ist der des Speyerer Bischofs Matthias von Rammung (1417-1.8.1478), der 1464-78 als Lehens- und Landesherr amtierte. Der einem altbayerischen Geschlecht entsprossene, in Heidelberg aufgewachsene Jurist wurde 1442 Kirchherr zu Böblingen, 1461 unter Kurfürst Friedrich dem Streitbaren kurpfälzischer Kanzler. Erst dann schwenkte er von einer politischen auf eine klerikale Laufbahn um und wurde am 4.7.1464 Fürstbischof von Speyer. Als solcher war er der Lehnsherr der Schott von Schottenstein bzgl. Burg Hornberg, dem östlichen Bollwerk des Hochstifts. Matthias von Rammung machte eine andere Burgenpolitik als seine Vorgänger. Er war das Chaos der wechselnden Besitzer und Verpfändungen leid und setzte ab 1465 auf den Burgen des Hochstifts Keller (Amtmänner) ein, die die Schlösser zu bewohnen, instandzuhalten, zu bewirtschaften und zu bewachen hatten und dafür bezahlt wurden. Bischof Matthias wurde in seinem Amt außerdem ein begeisterter Reformer von Klerus und Klöstern. Kaiser Friedrich III. verlieh Matthias Ramung 1473 Burg und Dorf Daisbach. Dieser Bischof war es, der 1467 Burg Hornberg an Lutz Schott von Schottenstein verkauft hatte, der daraufhin eine rege Bautätigkeit entfaltete, in deren Verlauf auch diese Kapelle der Kernburg entstand. Aus der Kombination dieser beiden Schilde ergibt sich für die Kapelle eine Bauzeit zwischen 1467 und 1478.
Das Wappen der v. Ramung oder Rammung zu Daspach wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 29 Tafel: 18. Es ist blau-silbern gespalten mit einer Spitze in verwechselten Farben, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender silberner Widder. So wird es im Wernigeroder Wappenbuch widergegeben, außerdem in den älteren kurpfälzischen Lehensbüchern und in einem 1530 gemalten Ehewappen der Veronika Rammung und des Balthasar Marggrave gen. Wernberger. Das Motiv der gespaltenen Spitze ist ein sehr schönes und einprägsames Heroldsbild, das in anderen Farben von weiteren Geschlechtern geführt wird, so haben die v. Massbach das Motiv in rot-silbern, die v. Thalheim (Dalheim) in schwarz-silbern, und gestürzt findet es sich bei den Osterreicher (Schöler Tafel 22). |
Nur das Lehensbuch des Bistums Speyer, das unter seiner Regierung angelegt wurde, zeigt im Wappen des Bischofs Matthias von Rammung und in dem des Ritters Hans Rammung, der als Lehensträger angeführt wird, eine umgekehrte Farbabfolge mit Silber im ersten Platz. Mit Farben wäre der Schild des Bischofs Matthias von Rammung auf dem östlichen Schlußstein folgendermaßen zu blasonieren: Hauptschild: in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz (Hochstift Speyer), Herzschild: silbern-blau (auf Grundlage des Speyerer Lehensbuches) oder blau-silbern (auf Grundlage der o. g. Quellen) gespalten mit einer Spitze in verwechselten Farben. Die Belegung des Speyerer Kreuzes mit dem Familienwappen als Herzschild begegnet uns auch auf den Münzprägungen dieses Bischofs, z. B. auf seinen Schüsselpfennigen. |
Zwei weitere Wappensteine befinden sich am Westtor der Vorburg. Der ältere der beiden, optisch links neben dem Gußerker, ist gespalten, rechts ein durchgehendes Kreuz, links ein Vogel. Das erinnert an den damaligen Lehnsherrn, den Bischof von Speyer, und für dieses Wappen kommt einer der drei Bischöfe aus der Familie der von Helmstatt in Frage, zeitlich und stilistisch am ehesten der von 1396-1430 und 1433-1438 amtierende Raban von Helmstatt, der diese Burg ausbauen ließ und hier wohl sein Hoheitszeichen anbrachte, stilistisch unelegant und schlicht, ein Dreieckschild mit klaren, fast grob und schwerfällig zu nennenden Motivdarstellungen.
Dieser Bischof ließ übrigens auch die Burg in Neckarsteinach ausbauen. Er hatte sich am 3.9.1422 zu Nürnberg von König Sigismund das Recht verbriefen lassen, wo nötig, Festungen anzulegen, und wo vorhanden, dieselben auszubauen und zu verstärken. Da der Bischof selbst klamm war, ließ er den Ausbau durch Lehensnehmer vornehmen. Schon sein Vorgänger Gerhard von Ehrenberg hatte sich das Recht, seine Besitzungen mit Burgen zu befestigen, 1341 von Kaiser Ludwig V. geben lassen und von Kaiser Karl IV. bestätigen lassen, wobei noch ausdrücklich "duo castra Hornberg" erwähnt werden.
Über dem Wappen ist ein steil dreieckiger Aufsatz mit einem Agnus Dei darin, einem schreitenden Lamm mit Kirchenfahne. Somit müßte man dieses Wappen korrekt wie folgt blasonieren: Gespalten, rechts in Blau ein durchgehendes silbernes Kreuz, links in Silber ein schwarzer Rabe (der hier so dargestellt wird, als schreite er die Spaltungslinie hinauf). Die beiden anderen Bischöfe der Familie waren Reinhard von Helmstatt (amtierte 1439-19.3.1456) und Ludwig von Helmstatt (amtierte 1478-24.8.1504).
Rechts neben diesem Wappen und etwas tiefer befindet sich ein wesentlich jüngerer, moderner Wappenstein der Freiherren von Gemmingen. Seit 1612 ist Burg Hornberg ununterbrochen in deren Besitz, und was Reinhard von Gemmingen 1612 erwarb, gehört jetzt in der zwölften Generation Dipl.-Önologe Reichsfreiherr Dajo von Gemmingen-Hornberg. 1968 wurde ein erstes Museum eingerichtet, damals noch in der oberen Burg, seit 1998 im Besucherzentrum im ehemaligen Schafstall der Vorburg.
Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier führen sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner zu blau-goldenen Helmdecken. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 7 Tafel: 8, Band: Un Seite: 194 Tafel: 155, Band: Bay Seite: 36 Tafel: 33, Band: Els Seite: 9 Tafel: 11, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: He Seite: 10 Tafel: 9, Band: Bad Seite: 8 Tafel: 6, Band: NÖ1 Seite: 119 Tafel: 59, Band: Pr Seite: 44 Tafel: 54, Band: PrE Seite: 80 Tafel: 67, Band: Sa Seite: 10 Tafel: 9, ferner im Aschaffenburger Wappenbuch. Im Scheiblerschen Wappenbuch sind die Helmdecken abweichend blau-silbern abgebildet. |
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Adolf von Oechelhaeuser, Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke
Mosbach und Eberbach (Kreis Mosbach), Verlag J. C. B. Mohr,
Tübingen 1906, S. 117-136, in der Reihe: Die Kunstdenkmäler des
Großherzogtums Baden, 4. Band: Kreis Mosbach, 4. Abteilung,
online http://archive.org/details/diekunstdenkml00oech, pdf-download: http://archive.org/download/diekunstdenkml00oech/diekunstdenkml00oech.pdf
Obere Burg mit Grundriß: http://www.burg-hornberg.de/html/body_obere_burg.html
Untere Burg: http://www.burg-hornberg.de/html/body_untere_burg.html
Güterverwaltung Burg Hornberg: http://www.burg-hornberg.de/
Geschichte von Burg und Burgherren: http://www.burg-hornberg.de/html/willkommen.html
Ahnentafel Gemmingen-Hornberg: http://www.burg-hornberg.de/html/body_stammbaum.html
Burg Hornberg: http://www.burgen-web.de/site34_d.htm
Rekonstruktionszeichnung: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f9/Burg_Hornberg_um_1600.jpg
Burg Hornberg: http://www.burgen.de/deutschland/burg-hornberg/
Konrad Schott von Schottenstein: http://de.wikipedia.org/wiki/Conz_Schott_von_Schottenstein
Burg Hornberg: http://www.zeit-und-wahrheit.de/burg-hornberg-4623/
Burg Hornberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Hornberg
Burg Hornberg: http://www.badischewanderungen.de/Burg-Hornberg.htm
Edmund von der Becke-Klüchtzner, Stamm-Tafeln des Adels des
Großherzogthums Baden: ein neu bearbeitetes Adelsbuch
Baden-Baden, 1886, darin: Stammtafeln Gemmingen: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0145 und Stammtafeln Berlichingen: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0054, insbesondere http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0058?sid=cd157849437fe883fa801228852c70ab
Götz von Berlichingen: http://christine-kunzmann.de/pdf/referat_goetz.pdf
Götz von Berlichingen: http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_von_Berlichingen
von Berlichingen: http://de.wikipedia.org/wiki/Berlichingen_%28Adelsgeschlecht%29
Stammtafeln von Berlichingen: Johann
Gottfried Biedermann, Geschlechts-Register
Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken
Löblichen Orts Ottenwald http://books.google.de/books?id=g9JDAAAAcAAJ, http://books.google.de/books?id=jiZRAAAAcAAJ
Stammtafeln der Schott von Schottenstein: Geschlechtsregister Der
Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken
Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine
kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN
978-3-9813887-0-1, S. 351-352
Burg Hornberg, Epitaphien an der Zwingermauer
Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Speyer
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