Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1800
Rheda (Kreis Gütersloh, Reg.-Bez. Detmold)

Schloß Rheda, Tordurchfahrt

Östlich der Altstadt liegt das Wasserschloß Rheda inmitten weitläufiger Parkanlagen. Die Keimzelle der heutigen Anlage war eine Burg zur Sicherung eines Emsüberganges an einer wichtigen Straße zwischen Münster und Paderborn. Von den Zolleinnahmen an diesem Flußübergang profitierten die Herren der Burg. Die Burg stand nicht direkt im Wasser, sondern auf einer Motte, einer 6 m hohen Anschüttung. Die Burg fiel erst an die Grafen von Tecklenburg, und dann fiel alles zusammen durch Heirat an die Grafen von Bentheim. Das heutige Schloß selbst bildet einen nach Norden offenen Winkel mit wuchtigen Türmen an den Schenkelenden. Der älteste Teil ist der wuchtige Kapellenturm, links im Bild. Die Schloßinsel wird komplett von einem inneren und dazu noch von einem in mehrere Gräften und Teiche aufgelösten zweiten, äußeren Wassergraben umgeben, der vom Fluß gespeist wird und auch die südwestlich gelegene Vorburg mit ihren Wirtschaftsgebäuden einschließt. Eine weitere Gräfte greift um die Gartenanlagen im Westen herum. Eine einzige Brücke gibt von Westen her Zugang zum Schloß. Das Schloß wird privat bewohnt und ist außerhalb von Führungen nicht zu besichtigen. Über dem Portal befindet sich ein Allianzwappen, auf 1719 datiert.

Heraldisch rechts befindet sich das elffeldrige Wappen der Grafen von Bentheim-Tecklenburg-Rheda von nachfolgendem Aufbau:

Auf dem Wappenschild befinden sich insgesamt vier gekrönte Helme:

Heraldisch links befindet sich das vierfeldrige Wappen der Grafen zur Lippe von nachfolgendem Aufbau: Geviert:

Dazu werden drei gekrönte Helme geführt:

Die Helmkleinode hinken damit der Entwicklung im Schild etwas hinterher. Ab 1687 werden die drei möglichen Helme verwendet, also Lippe, Sternberg und Schwalenberg. Man beachte, daß hier zwar der Helm von Sternberg Aufnahme in das Wappen gefunden hat, aber noch nicht das Schildbild! Dieses wird erst im fürstlichen Wappen abgebildet. So sieht man hier die seltene Reihung von drei offenen Flügen nebeneinander, jeder mit einem anderen Objekt dazwischen.

Das auf 1719 datierte Allianzwappen paßt zu Friedrich Moritz Graf v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda (1653-13.12.1710) und seiner zum Zeitpunkt der Anbringung verwitweten zweiten Ehefrau Christiana Maria Gräfin zur Lippe-Brake (26.9.1673-31.1.1732).

Friedrich Moritz war der Sohn von Moritz Graf v. Bentheim-Tecklenburg (31.5.1615-25.2.1674) und dessen Frau Johanna Dorothea v. Anhalt-Dessau (24.3.1612-26.4.1695) und damit der Bruder der Sophie Agnes Eleonore v. Bentheim-Tecklenburg (1638-8.10.1691), deren Grabplatte auf der Rückseite der evangelischen Stadtkirche zu finden ist. Friedrich Moritz hatte in erster Ehe Sophia Theresia v. Ronow u. Biberstein (10.12.1660-24.7.1694), geheiratet, doch ihr Sohn Moritz Albrecht Graf v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda (1690-1691) verstarb als Kleinkind. Seine zweite Ehefrau Christiana Maria war die Tochter von Casimir Graf zur Lippe-Brake (22.7.1627-12.3.1700) und dessen Frau Anna Amalia Gräfin v. Sayn und Wittgenstein (6.12.1641-17.3.1685), deren Ehewappen man an Schloß Brake bei Lemgo sehen kann.

Christiana Maria leitete die Baumaßnahmen zum Wiederaufbau nach dem Schloßbrand 1718, während ihr Sohn, der angehende Schloßherr, Moritz Casimir Graf v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda (1701-1768) auf Studienreise im Ausland war. Früher gelangte man durch den Kapellenturm, der früher Torhaus, Doppel-Kapelle und Wohnraum übereinander hatte und so in einzigartiger Weise Wehr-, Wohn- und Sakralfunktion in einem einzigen Gebäude vereinigte, in den Innenhof. Diese Öffnungen mauerte man 1719 zu. Die neue Tordurchfahrt rechts neben dem Kapellenturm ersetzte das ehemalige Backhaus, das dem Schloßbrand zum Opfer gefallen war. Das angrenzende Gebäude im Stil der Weserrenaissance aus dem Jahre 1612 hatte den Brand glücklicherweise überstanden. Der Barockflügel entstand erst in der Mitte des 18. Jh.

Literatur, Links und Quellen:
Hermann Schaub, die Residenzstadt Rheda, von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches, Verlag für Regionalgeschichte, 1. Auflage 2006, ISBN-10: 3895346101, ISBN-13: 978-3895346101, teilweise online: http://books.google.de/books?id=Piuzq8DosnwC
Siebmachers Wappenbücher
Grafschaft Bentheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Bentheim
Bentheim-Tecklenburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bentheim-Tecklenburg
Die Herrschaft Rheda:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Rheda
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Fürsten von Bentheim:
www.fuerst-bentheim.de
Schloß Rheda:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Rheda und http://www.schloss-rheda.de/
Hartmut Platte, das Haus Bentheim-Tecklenburg in Vergangenheit und Gegenwart, Börde-Verlag Theresia Platte, Werl, 3. Auflage 2005, ISBN 3-9806221-6-9
Hartmut Platte, das Haus Lippe in Vergangenheit und Gegenwart, Börde-Verlag Theresia Platte, Werl, ISBN: 3-9806221-4-2

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