Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1742
Gerlachsheim (Lauda-Königshofen, Main-Tauber-Kreis)

Klosterkirche Gerlachsheim

Das Kloster Gerlachsheim befindet sich im Osten des gleichnamigen Ortes. Das dreiflügelige Konventsgebäude wird im Süden durch die 1723-1730 von Pater Sebaldus Appelmann erbaute Klosterkirche, heute katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz, zu einer Vierflügelanlage rings um einen Innenhof geschlossen. Südlich von der Klosterkirche grenzen Nebengebäude und Wirtschaftsgebäude sowie die Priorswohnung an. Die Kirche ist von basilikaler Grundstruktur mit Langhaus, zwei Seitenschiffen und zwei Querarmen beiderseits der Vierung. Während das Konventsgebäude selbst eher von zurückhaltender Dekorierung ist, ist die Kirchenfassade von ausgesprochener Plastizität und Wirkung. Die Grundrißlinie ist geschweift mit vorspringendem Mittelteil. Durch vier freistehende Säulen mit korinthischer Ordnung wird das untere Geschoß in drei Achsen geteilt. Die beiden mittleren Säulen finden auch im oberen Geschoß ihre Entsprechung, wohingegen hier die Seitenteile zur Verjüngung der Fassadenbreite genutzt werden. Mittig angeordnet ist das Portal mit geohrten Hausteinprofilen als Einfassung und mit einem wappengeschmückten Giebelfeld. In einer Nische des Obergeschosses befindet sich ein Kruzifix, und im unteren Geschoß sind in den beiden Seitenteilen Rundbogennischen für die Figuren des Hl. Sebastian und des Hl. Clemens, Ferdinand Tietz zugeschrieben und um 1730 angefertigt. Eine kleine Asymmetrie gibt es, nur rechts ist die Stirnwand des Seitenschiffes freiliegend, hier ist ein Brunnen mit einer Salvator-Mundi-Figur von Johann Georg Paulus.

 

Über dem Portal ist inmitten einer reich dekorierten Barockkartusche das Wappen des Gerlachsheimer Konvents zu sehen, zwei (1:1) Tatzenkreuzchen und dazwischen zwei balkenweise gestellte Lilien. Dieses Motiv ist eigentlich das Wappen des Mutterklosters Oberzell, welches der von diesem abhängige Konvent ebenfalls führt.

Im Inneren der Klosterkirche ist dieses Wappen ebenfalls zu sehen, in einer kartuschenförmigen Aussparung des Deckenstucks von Johann Peter Schnaidhauf, auf rotem Feld, die Figuren sind dort jedoch silbern:

Persönliches Wappen des Oberzeller Abtes Sigismund Hauck, umgeben von Stuck des Künstlers Johann Peter Schnaidhauf, zu finden östlich im Langhaus:

Im Inneren der Klosterkirche läßt sich ferner an den verschiedenen Altären mehrfach das komplett vergoldete Wappen des Oberzeller Abtes Georg Fasel finden. Er führt einen aus dem gespiegelt-Z-förmigen Doppelhaken und dem oben gezeigten Klosterwappen gevierten Hauptschild und im Herzschild eine aus einem Berg hervorwachsende mit drei (1:2) Kleeblättern versehene Kleestaude, deren Stiel von zwei sechszackigen Sternen flankiert wird:

Alternativ wird ein Arrangement aus drei Schilden bzw. drei sich aneinanderschmiegenden Rocaille-Kartuschen verwendet, in der Mitte das persönliche Wappen des Oberzeller Abtes Georg Fasel, zu beiden Seiten die Klostersymbole:

An einem dritten Altar kommt nur das persönliche Wappen des Oberzeller Abtes Georg Fasel zur Geltung, eingebettet in Rocaille-Ornamentik mit filigran durchbrochenen Flächen. Dieser Abt wurde am 5.4.1675 in Würzburg geboren, am 11.9.1738 zum Abtgewählt und starb am 12.9.1747.

Detailvergrößerung, persönliches Wappen, eine aus einem Berg hervorwachsende mit drei (1:2) Kleeblättern versehene Kleestaude, deren Stiel von zwei sechszackigen Sternen flankiert wird. Die korrekte Tingierung des Wappens, das auch anhand eines Exlibris überliefert ist, ist nicht bekannt.

An der Decke ist diese Dreier-Kombination zu sehen, die Taube des Oberzeller Abtes Sigismund Hauck, flankiert von den beiden heraldischen Elementen des Klosters Oberzell. Dieser Abt wurde 1669 in Neustadt an der Saale geboren, am 7.4.1710 zum Abt gewählt und starb am 18.8.1738. Das Wappen ist auch an Stuckdecken in Oberzell zu sehen, dort jedoch golden auf einer Hügellandschaft stehend, weiterhin ist ein entsprechendes Exlibris dieses Abtes bekannt.

Das Wappen des Oberzeller Abtes Sigismund Hauck ist auch oben am Orgelprospekt angebracht. Es hat den gleichen dreiteiligen Aufbau wie im Beispiel zuvor, wird hier aber mit vollständigem Oberwappen geführt, überhöht von einem in den Deckenstuck reichenden Baldachin und flankiert von zwei Posaunenengeln:

Sein Wappen zeigt eine silberne, auffliegende oder fliegende Friedenstaube mit grünem Ölzweig im Schnabel in blauem Feld, die sich als Kleinod wiederholt, dort jedoch hier ohne den Ölzweig, der offensichtlich verloren gegangen ist. Zu beiden Seiten der Helmzier sind rechts eine Inful auf den Schnörkeln der Helmdecke und links ein aus jenen hervorkommender Krummstab zu sehen.

Literatur, Quellen und Links:
Hinweistafeln am Gebäude
Jutta Betz, Gerlachsheim, katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz, ehem. Prämonstratenserklosterkirche, PEDA-Kunstführer Nr. 489/2000, ISBN 3-89643-147-1, Kunstverlag PEDA Passau.
Geschichte von Oberzell:
http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/kloster/kloester_detailansicht_basisdaten.php?id=KS0458&templ=relaunch_vorlage_detail_geschichte

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