Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1728
Kleinwallstadt (Landkreis Miltenberg, Unterfranken)
Kleinwallstadt, Berningerhof
Ein weiterer Wappenfundort in Kleinwallstadt ist ein historisches Anwesen in der Marktstraße, dort, wo nach Osten eine kleine Sackgasse abzweigt (Nr. 27). Das Anwesen ist unter dem Namen Berningerhof bekannt. Über dem Eingang unter einem weit vorkragenden und auf mächtigen Kragsteinen ruhenden Obergeschoßerker befindet sich eine auf 1570 datierte Buntsandsteintafel mit zwei Vollwappen im Stil der Renaissance. Mit Initialen sind die beiden Wappen zugeordnet: "CCVN CFVW", das steht für Conrad Clebiz von Nalsbach und seine Frau C (evtl. Catharina?) Focke von Wallstadt.
Der heraldisch rechte Schild (Abb. unten links) zeigt das gewendete Wappen der Clebiz von Nalsbach, er ist geteilt, oben ein aus der Teilung wachsender Löwe, unten mit neun (4:3:2) Kleeblättern bestreut. Die Helmzier ist ein wachsender nackter Jungfrauenrumpf (nach dem Aschaffenburger Wappenbuch, dort auch ohne Tinkturen. Ferner wird dort eine zweite Wappenvariante angegeben, geteilt, oben in Gold ein wachsender roter Löwe, unten in Rot ein silberner Balken, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender Mannesrumpf, Gewand geteilt, oben in Gold zwei rote Pfähle, unten rot). Die Angaben bei Kilian, der das Wappen den Berninger zuordnet, sind falsch.
Der Stammort der Familie ist Nalsbach zwischen Lengfeld und Wiebelsbach im Odenwald, eine Wüstung. Sie sind eines Stammes mit den Bach von Rosenbach (später nur noch von Rosenbach), den Bach von Neustadt, den Bach von Raibach und den Bach von Waschenbach (siehe Hessisches Wappenbuch). Ursprünglich hießen sie auch Bach von Nalsbach genannt Clebiz. Die genannten Familien haben hinsichtlich ihrer Wappen viele Ähnlichkeiten. Die Clebiz von Nalsbach waren in Großostheim begütert und erloschen im März 1573 mit diesem Conrad Clebiz von Nalsbach im Mannesstamm. Ihre Kleeblätter finden sich heute im Ortswappen von Großostheim wieder: Geteilt, oben in Gold ein halber, springender schwarzer Bock; unten in Schwarz drei (2:1) silberne Kleeblätter.
Der heraldisch linke Schild (Abb. rechts) zeigt das Wappen der niederadeligen Focke von Wallstadt (auch: Fock, Vocke von Wallstadt, Vocken von Wallstadt). Der Schild ist silbern-schwarz gespalten mit einem Schrägrechtsbalken in verwechselten Farben (alternative Blasonierung: silbern-schwarz gespalten und zweimal schräggeteilt, alles in verwechselten Farben), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, rechts schwarz, links silbern, die Mündungen mit je einem Pfauenspiegel besteckt (Angaben nach dem Aschaffenburger Wappenbuch).
Die Familie wird Conrad Focke um 1350 erstmals schriftlich erwähnt. Im 14. Jh. taucht ein Herte oder Herting Focke als Förster im Büdinger Wald auf. Andere Mitglieder der Familie waren Dienstmannen der Herren von Hanau mit einem Burglehen in Steinau an der Straße. Die sich nach dem Ort nennenden Fock oder Focke von Steinau erwarben im folgenden Besitz in Kleinwallstadt und nannten sich nun Fock oder Focke von Wallstadt.
Das Wappen der 1624 ausgestorbenen Familie, die in Kleinwallstadt seit dem 15. Jh. auftraten, wurde auch in das heutige Gemeindewappen von Kleinwallstadt aufgenommen, denn dieses zeigt in Silber einen roten römischen Wachturm mit Zeltdach (Nähe des Limes), begleitet oben rechts von einem gespaltenen und zweimal von Silber und Schwarz schräglinks geteilten Schildchen (gewendeter Schild der Focke von Wallstadt), sowie oben links von einem roten Schildchen mit einem sechsspeichigen silbernen Rad (Hochstift Mainz).
Der letzte der Familie war Philipp Albrecht Focke von Wallstadt, Domherr in Mainz. Er verkaufte im Jahre 1587 seinen gesamten Familienbesitz in Kleinwallstadt an die Echter von Mespelbrunn, und über diese kam der Kleinwallstadter Besitz später an die Reichsgrafen von Ingelheim. Die Familie der Fock von Wallstadt erlosch 1624.
In Kleinwallstadt existieren noch folgende weitere Wappensteine (ohne Abb.): Im Hof des Ingelheimer Hofes in Rathausnähe sind am Ziehbrunnen von 1542 die Wappen der Focke von Wallstadt (hier für Wolfgang Focke) und der Reiprecht von Büdingen, und im Nebengebäude des Pfarrhauses ist ein auf 1555 datierter Wappenstein eingemauert mit den Wappen der Geipel von Schöllkrippen und der Focke von Wallstadt, konkret für Konrad Geipel von Schöllkrippen und seine Frau Maria Focke von Wallstadt.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenwerk
Ortswappen Kleinwallstadt: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9676133
Burgen bei Kleinwallstadt und Ortsgeschichte: http://www.geschichte-untermain.de/f_kugelberg_waldenberg.html
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983, Tafel 37 Seite 29, 218
Ortswappen Großostheim: http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/gemeinden/bayerns-gemeinden_detail.php?gkz=9671122
Dieter Krieger, Hessisches Wappenbuch, 3. Teil, Familienwappen
Band 1, C. A. Starke Verlag, Limburg / Lahn 1999, ISBN
3-7980-0002-6, S. 35, Tafel 36.
Heinrich Kilian,
Kleinwallstadt und seine ehemaligen Filialen, Würzburg 1931.
Ein herzliches Dankeschön für
wertvolle Mitteilungen an Herrn H. Walther, Wiesloch, http://forum.heraldik-und-kunst.de/index.php?topic=1688.0
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