Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1699
Scheinfeld (Mittelfranken)
Scheinfeld,
kath. Stadtpfarrkirche
Die barocke Stadtpfarrkirche
"Mariä Himmelfahrt" in Scheinfeld wurde 1766-1772
erbaut von Johann Philipp Geigel, einem Schüler von Balthasar
Neumann, wobei die Pläne von letzterem stammten. Sie ersetzte
einen baufällig gewordenen Vorgängerbau von 1452-1736. Der 48 m
hohe Kirchturm steht mittig etwas vorgerückt in der beiderseits
S-förmig zurückschwingenden Hauptfassade zur Straße hin. Diese
Kirche zählt zu den harmonischsten spätbarocken Kirchen
Frankens. Der Turm wird zu beiden Seiten von je zwei
Figurennischen flankiert. Die Innenausstattung ist von Franz
Martin Mutschelle. In Scheinfeld hatte es mehrere Glaubenswechsel
gegeben: Als Frhr. Johann II. von Schwarzenberg
(26.12.1463-21.10.1528), gen. der Starke, 1524 protestantisch
wurde, wurde es Scheinfeld auch. Doch die protestantische Linie
der von Schwarzenberg starb aus, und die katholische Linie erbte
die Herrschaft (zur Genealogie siehe ganz unten), worauf das
Pendel wieder in Richtung Katholizismus ausschlug, obwohl der
Lehnsherr, der Markgraf von Brandenburg, protestantisch war.
Georg Ludwig Graf v. Schwarzenberg (24.12.1586-22.7.1646) konnte
1627 die Gegenreformation abschließen.
Über dem Portal in der
Fassadenmitte direkt unter dem Turm befindet sich ein Wappen der
Fürsten von Schwarzenberg. Von der Bauzeit her paßt es zu
Joseph Adam Johann Nepomuk Franz de Paula Joachim Judas Thaddäus
Abraham Fürst zu Schwarzenberg (15.12.1722-17.2.1782), Herzog v.
Krumau, Landgraf im Klettgau, Graf von Sulz, kaiserlicher
Wirklicher Geheimer Rat und Kämmerer, Obersthofmarschall und
Erster Obersthofmeister, seit 1732 Ritter des Ordens vom Goldenen
Vlies.
Um den Schild gelegt ist die
Ordenskette aus jeweils doppelten Feuerstählen und, hier sehr
dominant, funkensprühenden Feuersteinen. Etliche Mitglieder des
fürstlichen Hauses waren Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies
(Aufnahmen nach Abschaffung der Monarchie sind
unberücksichtigt):
- 1627 Aufnahme von Georg Ludwig Graf v.
Schwarzenberg (24.12.1586-22.7.1646)
- 1650 Aufnahme von Johann Adolf Fürst
zu Schwarzenberg (20.9.1615-)
- 1688 Aufnahme von Ferdinand Wilhelm
Eusebius Fürst zu Schwarzenberg (1652-1703)
- 1712 Aufnahme von Adam Franz Carl
Fürst zu Schwarzenberg Herzog v. Krumau
(25.9.1680-11.6.1732)
- 1732 Aufnahme von Joseph Adam Johann
Nepomuk Franz de Paula Joachim Judas Thaddäus Abraham
Fürst zu Schwarzenberg Herzog v. Krumau
(15.12.1722-17.2.1782) - in dessen Regierungszeit fällt
der Bau der Pfarrkirche von Scheinfeld
- 1782 Aufnahme von Johann Nepomuk Anton
Joseph Joachim Procop Fürst zu Schwarzenberg Herzog v.
Krumau (3.7.1742-5.11.1789)
- 1808 Aufnahme von Joseph Johann
Nepomuk Anton Carl Franz de Paula Ladislaus Fürst zu
Schwarzenberg Herzog v. Krumau (27.6.1769-19.12.1833)
- 1809 Aufnahme von Carl Philipp Johann
Nepomuk Joseph Franz de Paula Anastasius Fürst zu
Schwarzenberg Landgraf v. Sulz u. Klettgau
(15.4.1771-15.10.1820)
- 1836 Aufnahme von Johann Adolf II.
Joseph Nepomuk August Friedrich Carl Fürst zu
Schwarzenberg Herzog v. Krumau (22.5.1799-15.9.1888)
- 1852 Aufnahme von Carl Borromäus
Philipp Prinz zu Schwarzenberg (21.1.1802-25.6.1858)
- 1862 Aufnahme von Leopold Edmund
Friedrich Prinz zu Schwarzenberg (18.11.1803-17.11.1873)
- 1881 Aufnahme von Karl Joseph Adolph
Fürst zu Schwarzenberg (5.7.1824-29.3.1904)
- 1889 Aufnahme von Adolph Joseph Johann
Eduard Fürst zu Schwarzenberg Landgraf im Klettgau Graf
zu Sulz Herzog zu Krummau (18.3.1832-5.10.1914)
- 1907 Aufnahme von Karl Friedrich
Edmund Emanuel Fürst zu Schwarzenberg Landgraf im
Klettgau Graf zu Sulz (1.7.1859-4.10.1913)
- 1915 Aufnahme von Johann Nepomuk Adolf
Maria Hubert Maximin Fürst zu Schwarzenberg Landgraf im
Klettgau Graf zu Sulz Herzog zu Krummau
(29.5.1860-1.10.1938)
Der Wappenschild der Fürsten
von Schwarzenberg ist geviert mit gespaltenem
Herzschild, Feld 1: hier fünfmal silbern-blau gespalten
(Seinsheim-Schwarzenberg, normalerweise siebenmal gespalten),
Feld 2: silbern-rot mit drei Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilt
(Grafen von Sulz), Feld 3: in Silber ein schrägrechts gelegter,
schwarzer, am oberen Ende rot brennender Ast (Brand) (v. Brandis,
aus dem vermehrten Wappen der Grafen von Sulz mit übernommen),
Feld 4: in Gold ein abgetrennter Türkenkopf mit schwarzem
Haarschopf und ebensolchem Schnurrbart, dessen linkes Auge ein
schwarzer Rabe mit goldenem Halsband auskratzt (Wappenbesserung
als Andenken an den Sieg über die Türken = Gyor in Ungarn),
Herzschild gespalten, rechts in Rot auf schwarzem Dreiberg ein
silberner Zinnenturm (Schwarzenberg), links in Blau drei (2:1)
goldene Getreidegarben (Landgrafschaft Klettgau).
In dieser Form entspricht das
Wappen dem Diplom vom 8.2.1688 und spiegelt wider, daß Ferdinand
Wilhelm Eusebius Fürst zu Schwarzenberg (1652-1703) durch die
Heirat mit Maria Anna Gräfin v. Sulz Landgräfin im Klettgau
(-18.7.1698), der Erbtochter von Johann Ludwig II. Graf zu Sulz
Landgraf im Klettgau (23.10.1626-21.8.1687) und Maria Elisabeth
v. Königsegg u. Aulendorf (17.1.1636-22.12.1658) die gefürstete
Grafschaft Klettgau (zwischen Schaffhausen und Waldshut) samt dem
Titel eines Grafen von Sulz und eines Landgrafen von Klettgau
bekam.
Das Wappen und seine
Entwicklung werden beschrieben im Siebmacher Band: Bö Seite: 204
Tafel: 88-89, Band: FstA Seite: 246 Tafel: 322, Band: Nö2 Seite:
98 Tafel: 45-47, Band: Salz Seite: 61 Tafel: 25, Band: FstM
Seite: 24-25 Tafel: 52-56, Band: Sibü Seite: 81-83 Tafel: 34,
Band: He Seite: 26 Tafel: 29, Band: Un Seite: 571 Tafel: 407.
Dazu werden fünf Helme geführt, wobei an
der Kirche die Tinkturen der Helmdecken nicht korrekt
wiedergegeben sind:
- Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit
schwarz-goldenen Decken auf einem hermelingestulpten (das
Gold auf dem Aufschlag in der vorliegenden Farbfassung
ist falsch, das muß Hermelin sein) und rot gefütterten
Fürstenhut ein abgetrennter Türkenkopf mit schwarzem
Haarschopf und ebensolchem Schnurrbart, an dessen linkem
Auge ein schwarzer Rabe mit goldenem Halsband kratzt (in
der Literatur wird immer wieder betont, daß der Rabe dem
Türken das Auge nicht aushackt, sondern auskratzt),
dahinter sechs golden-schwarz geteilte Fähnchen
(korrekter wäre: goldene Fähnchen mit schwarzem Balken)
(Schwarzenberg und Erinnerung an den Sieg über die
Türken),
- Helm 2 (Mitte rechts): auf dem
gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender,
silbern-blau eigentlich siebenmal, hier nur fünfmal
gespaltener Mannesrumpf mit ebensolcher Mütze, an deren
Spitze eigentlich drei Straußenfedern, eine silberne
zwischen zwei blauen (Seinsheim), sitzen, hier vermutlich
verlorengegangen,
- Helm 3 (Mitte links): auf dem
gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein Paar
silbern-blau gestreifter (siebenmal geteilter)
Büffelhörner, außen und an den Spitzen mit
Pfauenspiegeln besteckt (Seinsheim-Schwarzenberg), wobei
hier die Pfauenspiegel fehlen,
- Helm 4 (rechts außen): auf dem
gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine silbern-rot
mit drei Spitzen (im Spitzenschnitt) geteilte Inful
(Bischofsmütze) (Grafen von Sulz),
- Helm 5 (links außen): auf dem
gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein
aufrechter, schwarzer, gestümmelter, am oberen Ende rot
brennender Ast (Brand) (von Brandis, aus dem vermehrten
Wappen der Grafen von Sulz mit übernommen).
Details: Zwei goldene Löwen
dienen als Schildhalter des fürstlichen Wappens, sie werden als
Träger der beiden äußersten Helme eingesetzt, wodurch die
respektable Galerie von fünf Helmen eine Platzerweiterung nach
außen erfährt. So können die einzelnen Helme größer
dargestellt werden, als wenn sie sich alle auf dem beengten
oberen Schildrand zusammendrängen müßten.
Genealogie der
Freiherren, Grafen und Fürsten von Schwarzenberg:
Aus der Gesamtgenealogie des gräflichen und
fürstlichen Hauses ist hier die Schlüsselstelle aus dem 16./17.
Jh. herausgegriffen, wo erst die fränkische Linie ausstarb, dann
die beiden bayerischen Linien ausstarben und die Besitzungen
schließlich an die niederländische Linie des Gesamthauses
gingen, an den jüngeren Lüttich'schen oder Edmond'schen Ast,
aus dem dann schließlich die Fürsten von Schwarzenberg
hervorgingen:
- Erkinger I. Freiherr v. Seinsheim
(1362-11.12.1437), Stammvater aller Linien, am 10.8.1429
Freiherr, vermählt in erster Ehe mit Anna v.
Bibra (-4.3.1418), wobei diese Kinder die ältere
fränkische oder Stephansbergische Linie bilden, die zur
niederländischen Linie wurde, von der sich wieder die
jüngere "Lüttich'sche" oder
"Edmond'sche" Linie als besonderer Ast
abzweigte, und vermählt in zweiter Ehe mit Barbara v.
Abensberg (-2.11.1448), wobei diese Kinder die jüngere
fränkische oder Hohenlandsbergische Linie bilden.
- Michael I. Freiherr v.
Seinsheim (-19.3.1469), aus erster Ehe, vermählt
mit Gertrud (Bätze) v. Cronberg (-29.5.1438)
- Michael II. Freiherr
v. Seinsheim (-10.9.1499), vermählt mit
Margareta v. Hutten (-24.11.1503)
- Erkinger II.
Freiherr v. Seinsheim, vermählt
mit Apollonia v. d. Marck
- Wilhelm
I. Freiherr v. Seinsheim,
vermählt mit Katharina
Wilhelmina Gräfin v.
Nesselrode (-1567)
- Wilhelm
II. Freiherr v.
Schwarzenberg, vermählt
mit Anna v. Harff-Alsdorf
(-1584)
- Adolf
Graf v. Schwarzenberg
(-1600), 5.6.1599
Reichsgraf,
vermählt mit Elisa
Margareta v. Wolff
Metternich (-6.2.1624)
- Adam
Graf zu Schwarzenberg
(1583-1641), vermählt
mit Margareta Freiin v.
Palant zu Larochette u.
Moestroff (-29.9.1615)
- Johann
Adolf Fürst zu
Schwarzenberg
(20.9.1615-), Begründer
des Fürstenhauses 1670
- Sigmund I. Freiherr zu
Schwarzenberg u. Hohenlandsberg (-3.7.1502), aus
zweiter Ehe, vermählt mit Eva v. Erbach
(-11.1.1489)
- Johann II. Freiherr v.
Schwarzenberg (26.12.1463-21.10.1528),
vermählt mit Kunigunde v. Rieneck
(28.9.1469-18.10.1502)
- Christoph I.
Freiherr v. Schwarzenberg
(28.7.1488-9.1.1538), wanderte
aus religiösen Gründen nach
Bayern aus und wurde zum Stifter
der bayerischen Linie
der Schwarzenberger, der sich
wieder in einen älteren und
jüngeren Zweig teilte, vermählt
in erster Ehe mit Eva v. Montfort
(9.11.1494-1527), vermählt in
zweiter Ehe mit Scholastica
Notthafft v. Wernberg
(28.3.1509-24.1.1589)
- Wilhelm
v. Schwarzenberg
(26.8.1511-11.1.1552),
aus erster Ehe, vermählt
mit Maria Egk gen. Hueber
v. Randeck
(1.10.1525-13.8.1570)
- Christoph
II. Graf v. Schwarzenberg
(7.9.1550-6.7.1596),
vermählt mit Anna Kärgl
zu Fürth (1553-1622)
- Georg
Ludwig Graf v.
Schwarzenberg
(24.12.1586-22.7.1646), mit
ihm starb die ältere
bayerische Linie 1646 aus,
vermählt in erster Ehe
mit Anna Neumann v.
Wasserleonburg
(25.11.1536-18.12.1623),
kinderlos, und in zweiter
Ehe mit Maria Elisabeth
v. Sulz (1587-12.12.1651)
- Ludwig
Erkinger v. Schwarzenberg
(9.8.1626-22.2.1629)
- Franz
Erkinger v. Schwarzenberg
(24.9.1630-1633)
- Ott-Heinrich
Graf v. Schwarzenberg
Herr zu Hohenlandsberg
(15.11.1535-11.8.1590),
aus zweiter Ehe,
vermählt mit Elisabeth
v. Puchberg
(1537-29.9.1570)
- Wolfgang
Jakob Graf zu
Schwarzenberg
(25.9.1560-1618), mit
ihm starb die jüngere
bayerische Linie 1618 aus,
vermählt mit Anna
Sibylla Fugger v.
Kirchberg u. zu
Weissenhorn
- Johann
v. Schwarzenberg
(5.9.1587-5.3.1601)
- Ferdinand
v. Schwarzenberg
(3.10.1590-7.12.1614)
- Karl
v. Schwarzenberg
(2.9.1594-1.1.1615)
- Christoph
v. Schwarzenberg
(1598-1599)
- Friedrich
Freiherr v. Schwarzenberg u.
Hohenlandsberg
(19.9.1498-12.11.1561), setzte
die fränkische Linie fort,
vermählt mit Wandelburga v.
Helfenstein (1509-1528)
- Johann
III. Graf v.
Schwarzenberg
(21.9.1588), 21.5.1566
Reichsgraf und
Erhebung der Herrschaft
Schwarzenberg zur
Reichsgrafschaft,
vermählt mit Maria
Jakoba Gräfin v.
Oettingen-Oettingen
(1525-13.12.1575),
kinderlos, mit
ihm starb die fränkische
Linie der Schwarzenberg
1588 aus; die
Stammgüter gingen an den
bayerischen Ast über,
die Stammgüter in
Franken kamen dabei an
den jüngeren Ast.
Literatur,
Quellen und Links:
Hinweistafel am Gebäude
Geschichte von Scheinfeld: http://www.scheinfeld.de/index.php/stadtinfo/geschichte
Liste der Ritter vom Goldenen Vlies: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ritter_des_Ordens_vom_Goldenen_Vlies
Schwarzenberg: http://www.coresno.com/aktuell/133-boehmen/2237-lex-schwarzenberg.html
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
GHdA, Fürstliche Häuser XI (1980)
Genealogie Seinsheim: http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb1.html
Genealogie Schwarzenberg: http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb2.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb3.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb4.html, http://genealogy.euweb.cz/schwarzb/schwarzb5.html
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Franz von Krones, Georg Ludwig Graf von Schwarzenberg, in:
Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 303-305, online: http://www.deutsche-biographie.de/pnd117379697.html - http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Schwarzenberg,_Georg_Ludwig_Graf_von
Linien der Schwarzenberger: Otto Meinardus, von Schwarzenberg,
in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 259-261, online:
http://www.deutsche-biographie.de/pnd118612069.html - http://www.deutsche-biographie.de/xsfz79675.html
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