Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1653
Hartberg (Steiermark, Österreich)

Palais Lengheim (Hotel Alter Gerichtshof)

In unmittelbarer Nähe des Hartberger Schlosses liegt das ehemalige Palais Lengheim (Herrengasse 4, A 8230 Hartberg). Georg Adam Graf von Lengheim, Sohn von Johann Andreas Freiherr von Lengheim und Maria Elisabeth Freiin von Stadl, kaufte 1682 den Hartberger Besitz der Freiherren von Paar, nachdem dieser mehrfach gepfändet worden war. Erst 1756 konnte die Familie Paar ihre ehemalige Herrschaft zurückkaufen. Georg Adam Graf von Lengheim ließ anstelle des Meierhofes vor den Toren zum Schloßareal dieses Gebäude als Amtshaus erbauen. Heute wird das Anwesen als Hotel Alter Gerichtshof geführt, ein stimmungsvolles historisches Haus in ruhiger Altstadtlage mit rückwärtigem modernem Erweiterungsbau für die Gästezimmer.

Über dem Portalbogen ist unter einer mächtigen Rangkrone das vermehrte Wappen der Grafen von Lengheim angebracht, einer ursprünglich aus Krain stammenden und im 15. Jh. in die Steiermark abgewanderten Uradelsfamilie. Ihre Mitglieder wurden 1620 Freiherren, und 1674 wurden die Brüder Georg Adam und Johann Andreas Freiherren von Lengheim Reichsgrafen. Als Inhaber mehrerer Güter und Herrschaften hatte die Familie in der Mittelsteiermark vom 16.-18. Jh. eine wichtige Rolle gespielt. Ferner gehörten der Familie die Burgen Pertlstein (Bertholdstein) und Kapfenstein in der Oststeiermark, womit ihnen eine wichtige Rolle bei der Grenzsicherung nach Osten zukam. Die Familie ist mit dem am 20.3.1760 geborenen Joachim Graf von Lengheim 1835 im Mannesstamm erloschen, denn dessen 1858 verstorbene Tochter Amalia hatte keine Nachkommen.

Das Stammwappen der mittlerweile erloschenen Familie von Lengheim (auch: Lengheimb) zeigt in Schwarz einen silbernen, rot gerahmten Spiegel (auch als Becken oder Teller angesprochen), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flügel, belegt mit einem silbernen, rot gerahmten Spiegel.

Das erste vermehrte, seit 1563 geführte Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: in Schwarz ein silberner, rot gerahmter Spiegel (Stammwappen Lengheim), Feld 2 und 3: in Gold ein roter Pferderumpf / Pferdekopf und -hals (v. Prunn). Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flügel, belegt mit einem silbernen, rot gerahmten Spiegel (Stammkleinod Lengheim), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender roter Pferderumpf (v. Prunn).

Das zweite vermehrte, gräfliche Wappen von 1674 besitzt einen geteilten und dreimal gespaltenen Hauptschild mit Herzschild: Feld 1 und 8: in Schwarz ein silberner, rot gerahmter Spiegel (Stammwappen Lengheim), Feld 2 und 7: in Silber ein wachsender schwarzer oder (wie hier) naturfarbener Bär, hier gewendet, lt. Siebmacher aus einem grünen Dreiberg wachsend (erloschene v. Weisseneck), Feld 3 und 6: in Schwarz ein mit drei silbernen Mondsicheln belegter roter Schräglinksbalken (erloschene v. Weisseneck), hier abweichend angestrichen, Feld 4 und 5: in Gold ein roter Pferderumpf / Pferdekopf und -hals (v. Prunn), hier aus einem grünen unregelmäßig ausgezogenen Boden wachsend. Gekrönter Herzschild: in Gold ein gekrönter schwarzer Doppeladler (kaiserliches Gnadenwappen).

Zum gräflichen Wappen gehören vier hier nicht dargestellte, gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flügel, belegt mit einem silbernen, rot gerahmten Spiegel (Stammkleinod Lengheim), Helm 2 (Mitte links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Bär (erloschene v. Weisseneck), Helm 3 (rechts außen): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei Büffelhörner, rechts rot, links schwarz, außen mit je drei silbernen Mondsicheln besteckt (erloschene v. Weisseneck), Helm 4 (links außen): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender roter Pferderumpf (v. Prunn).

Hintergrund der Vereinigung des Wappens mit Weisseneck ist die Heirat zwischen Adam von Lengheim (gest. 1585) und Helena von Weisseneck.

Dieses gräfliche Wappen wird hier über dem Portal wiedergegeben, mit kleineren farblichen Abweichungen: Der Bär ist hier von natürlicher (brauner) Farbe, der Dreiberg fehlt und dafür taucht unter dem Pferdekopf ein unregelmäßiger grüner "Vielfachberg" auf, der rote Schräglinksbalken ist nicht farblich abgesetzt, und die Mondsicheln sind hier gesichtet und golden angestrichen.

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Krai Seite: 13 Tafel: 12, Band: NÖ1 Seite: 267 Tafel: 138-139. Das erste vermehrte Wappen ist im Bartsch abgebildet. Das gräfliche Wappen findet sich in den Tyroff'schen Wappenbüchern, dort ebenfalls mit linksgewendeten Bären wie hier.

Einen Widerhall des Lengheimschen Wappens finden wir heute im Wappen der steiermärkischen Gemeinde Schwarzau im Schwarzautal: Gespalten, rechts in Schwarz pfahlweise drei silberne, rot gerahmte Spiegel, links in Gold ein roter Pferderumpf / Pferdekopf und -hals. Das sind die beiden Komponenten des ersten vermehrten Lengheimer Wappens aus dem 16. Jh., wobei der Spiegel verdreifacht wurde zur Symbolisierung der drei Ortsteile Schwarzau, Maggau und Seibuttendorf.

Literatur, Links und Quellen:
Schloß Hartberg und seine Besitzer: http://www.burgen-austria.com/Archiv.asp?Artikel=Hartberg%20-%20Schloss%20Paar
Hotel Alter Gerichtshof:
http://www.hotel-altergerichtshof.at/
Siebmachers Wappenbücher
Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567), Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen von Dr. Josef v. Zahn und Heraldische Besprechung von Alfred Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 67 Tafel 79
Tyroff'sche Wappenbücher
Schwarzauer Wappen:
http://www.schwarzau-schwarzautal.at/gemeinde/geschichte/ und http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzau_im_Schwarzautal

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