Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1629
Bisperode (Coppenbrügge, Kreis Hameln-Pyrmont)
Das Schloß von Bisperode (2)
Wappen an
den Wirtschaftsgebäuden:
Südlich vom
Wohnschloß liegen die Wirtschaftsgebäude, die zwei
langgezogene, nach Norden zum Schloß hin offene hufeisenförmige
Höfe bilden. Dabei korrespondiert der westliche Wirtschaftshof
(Hauptwirtschaftshof) mit dem Schloß, während der östliche,
ähnlich gestaltete Wirtschaftshof keine bauliche Entsprechung an
seinem offenen Ende hat, sondern sich dort Wiesengelände
erstreckt. Der Hauptwirtschaftshof hatte in seinem südlichen
Quertrakt einst eine weitere Zufahrt zum Hofgelände. Deren
Torbogen ist heute dorfseitig vermauert. Über einem Torbogen
erkennt man noch einen Wappenstein.
Der Schlußstein trägt die verschlungenen Initialen "HW" für Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht und die Jahreszahl 1695, und darüber ist ein vereinfachtes fürstbischöfliches Wappen, wobei der Hauptschild das durchgehende Kreuz des Hochstifts Paderborn zeigt, der Herzschild aber das Familienwappen Wolff-Metternich zur Gracht, geteilt, oben in Blau ein silberner, dreilätziger Turnierkragen, unten in Silber ein schreitender, natürlicher Wolf. Über dem Wappen ist eine Krone.
Wappen an
den Hofportalen:
Die Hauptachse
verbindet in Nord-Süd-Richtung das Hufeisen des Schlosses mit
dem der Wirtschaftsgebäude. Senkrecht dazu verläuft der Weg
entlang des südlichen Abschnitts des Wassergrabens von West-Tor
zu Ost-Tor. Die beiden rundbogigen Tore im barocken Stil stammen
von 1694. Das westliche, größere steht unweit der
südwestlichen Grabenecke, das östliche, kleinere wegen der
Erweiterung der Wirtschaftsgebäude um einen weiteren Hof etwas
weiter nach außen versetzt.
Das kürzlich vom Förderverein restaurierte Osttor (Bild oben) zeigt das fürstbischöflich Wolff-Metternichsche Wappen, wobei der Hauptschild das durchgehende Kreuz des Hochstifts Paderborn zeigt, der Herzschild aber das Familienwappen Wolff-Metternich zur Gracht, geteilt, oben in Blau ein silberner, dreilätziger Turnierkragen, unten in Silber ein schreitender, natürlicher Wolf. Über dem Wappen ist eine üppig gestaltete Krone. Die nur entfernt noch an Helmdecken erinnernden ornamentalen Gebilde entspringen einer Schaube am oberen und am unteren Rand der Ovalkartusche. Oberwappen und Amtsinsignien fehlen hier. Das Wappen wird mit einer halbrunden Verkröpfung des Abschlußgesimses eingefaßt. Auf dem Gesims stehen drei Steinkugeln, die ähnlich wie die auf der Schloßbrücke gestaltet sind.
Das Westtor hingegen zeigt nicht das Wolff-Metternichsche Wappen, sondern ein Allianzwappen Mummy / von Linsingen. 1875 gingen Schloß und Rittergut in bürgerlichen Besitz über, nachdem die Gemeinde den Ankauf verschmäht hatte. Das genannte Ehepaar besaß das Rittergut um 1879 für kurze Zeit. Anton Oscar Mummy, geb. am 4.3.1835 zu Bremen als Sohn des Kaufherrn und Reeder Christian Ludolph Hieronymus Mummy und dessen Frau Louise Caroline Eyting, war Herr auf Burg bei Herrenhausen, Bisperode, Harderode und Neuhaus, und er war Mitglied der Calenberg-Grubenhagener und der Braunschweiger Ritterschaft. Er hatte in erster Ehe am 5.8.1859 in Bremen Maria Louise von Kapff (14.9.1836-18.7.1874) geheiratet und in zweiter Ehe am 5.10.1875 in Hannover Freya Aeone Sophie Georgine von Linsingen (10.8.1849-14-6.1904).
Unter einem gemeinsam genutzten Helm stehen zwei ovale Schilde zu einem Allianzwappen in einer Schildkartusche mit eingerollten Seiten und ausgezogenen unteren Zipfeln vereinigt. Der heraldisch rechte Schild des Ehemannes (Mummy, vgl. Siebmacher Band: Bg12 Seite: 23 Tafel: 32) ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzer Stechhelm (Siebmacher: "Eisenhut"), Feld 2 und 3: silbern-rot geviert. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein Paar silbern-rot übereck geteilter Büffelhörner. Die Devise der aus Quackenbrück und Bremen stammenden Kaufmannsfamilie Mummy lautet: Fest stehe immer, still steh nimmer. Der heraldisch linke Schild der Ehefrau (von Linsingen) zeigt in Rot drei blaue Balken, die beiden oberen Balken mit je drei silbernen Kugeln (Linsen), der untere Balken mit nur einer silbernen Kugel belegt. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein roter Flug, jeder Flügel mit der Schildfigur belegt, dazwischen ein natürlicher Linsenzweig mit sieben Linsen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: AnhA Seite: 81 Tafel: 47, PrGfN Seite: 34 Tafel: 26, SchwA Seite: 20 Tafel: 13, Sa Seite: 37 Tafel: 42, He Seite: 18 Tafel: 19 und Band: Han Seite: 11 Tafel: 13, ferner bei Grote. Es mag angesichts der Kombination blauer Balken auf rotem Grund zu Recht bezweifelt werden, ob dieser Farbverstoß der ursprünglichen Intention und Form des Wappens entspricht. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, daß es sich ursprünglich um drei Feh-Balken gehandelt haben könnte, wozu insbesondere die Farbkombination blau-silbern für die Balken Anlaß gibt. Ein solches Motiv wäre kein Farbverstoß auf rotem Feld. Möglicherweise hat sich daraus das spätere Motiv mit den Kugeln entwickelt.
Die beiden hatten als Söhne Oskar Wilhelm (geb. 31.10.1876), königlich preußischer Rittmeister, und Alfred Alexander (geb. 5.10.1894), großherzoglich hessischer Oberleutnant.
1901 kam das Anwesen Bisperode in Besitz von August Voß (16.12.1853-30.1.1922), aus einer Landwirtsfamilie aus Mascherode bei Braunschweig stammend, deren Privatbesitz es auch heute noch ist. Gegenwärtiger Besitzer sind Andreas und Ilka Voß. Das Schloß ist Privatbesitz und kann innen nicht besichtigt werden. Das Gelände hingegen ist frei zugänglich.
Literatur, Links und Quellen:
Informationstafeln am
Anwesen
Bisperode: http://www.bisperode.de/
Verein zur Förderung des Rittergutes Bisperode e.V. http://www.bisperode.de/ritter/index.htm
Geschichte: http://www.bisperode.de/ritter/geschichte/geschichte.htm
Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht: http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Werner_von_Wolff-Metternich_zur_Gracht
Familie Wolff-Metternich zur Gracht: http://schloss-wehrden.de/historie.htm
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, S. 440
Dr. H. Grote, Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs
Hannover und des Herzogtums Braunschweig.
Schloß Bisperode - Kirche St. Peter und Paul
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