Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1606
Wermsdorf (Landkreis Nordsachsen)

Schloß Hubertusburg

Wermsdorf besitzt zwei Schlösser: Unten im Ort liegt das alte Jagdschloß aus der Renaissance, an dessen sehenswerten Bautrakten jedoch keine äußeren Wappensteine zu sehen sind, und etwas abseits auf einer Anhöhe, weithin sichtbar über dem Ort, die barocke Residenz Schloß Hubertusburg. Dieses Schloß wurde namengebend für ein wichtiges politisches Ereignis, denn mit dem Frieden von Hubertusburg wurde der Siebenjährige Krieg (1756-63) beendet. Die riesige Anlage (größtes barockes Jagdschloß Sachsens) besteht aus einem Kernbau von 80 x 97 m Seitenlänge und angrenzenden Flügelbauten. Der ringsum dreigeschossige, lisenengegliederte Kernbau ist ein um einen Innenhof (52 x 44 m) erbauter rechteckiger Vierflügelbau mit bogenförmig auf der Südostseite vorspringendem Mittelrisalit mit fünf Fensterachsen, wobei hier zwei Geschosse zu einem zusammengefaßt sind, überhöht von einem mit goldenen Hirschen (Jagdschloß, vgl. auch Name!) geschmückten Dachreiter mit Zwiebelhaube (unten Abb. links). Die südöstliche Schauseite des gewaltigen Komplexes ist vorzüglich restauriert, die drei anderen, rückwärtigen Seiten versprechen 2011 noch viel Arbeit und nötige Investitionen (unten Abb. rechts). Die beiden Seitenflügel besitzen je drei Risalite zu fünf Achsen und dazwischen Rücklagen mit je neun Fensterachsen. Die Gartenseite (Rückseite) hat drei Risalite, die äußeren mit je fünf, der mittlere mit drei Achsen, und die Rücklagen dazwischen haben je vier Achsen.

Geplant wurde das Schloß von Friedrich August I. Kurfürst v. Sachsen und König von Polen (12.5.1670 - 1.2.1733), 1694 - 1733 Kurfürst (9. Kurfürst albertinischer Linie), König August II. v. Polen, gen. August der Starke. Er ließ 1721-1724 den ersten Barockbau an dieser Stelle errichten (1. Bauperiode unter Johann Christoph von Naumann), der allerdings noch bis 1733 ausgebaut, eingerichtet und erweitert wurde. Er hatte die Form eines Dreiflügelbaus mit offenem Ehrenhof und mit hervorstechendem, turmgekrönten Mittelrisalit mit abgeschrägten Ecken. Wenig hat sich davon erhalten, eigentlich nur Teile der Umfassungsmauern, denn 1733-1752 wurde das Schloß unter dem Sohn des ersten Bauherrn, Friedrich August II. Kurfürst v. Sachsen und König von Polen (17.10.1696 - 5.10.1763), der sich viel um seine Jagdleidenschaft und wenig um Politik kümmerte und so in die Katastrophe des Dritten Schlesischen Krieges schlitterte, komplett umgebaut (2. Bauperiode unter Johann Christoph Knöffel). Aus dem ländlichen Jagdschloß wurde eine hochrepräsentative herrschaftliche Anlage, die die heute sichtbare Form eines geschlossenen Rechtsecks hat, und die markante Rotunde befindet sich dort, wo sich früher in der ersten Anlage der Ehrenhof öffnete.

Rings um das Schloß finden sich etliche weiß getünchte Aufsätze aus Sandstein über den nur ganz leicht vorspringenden Risaliten, dem Mansarddach vorgeblendet. Auf der rückseitigen Nordwestseite des Schlosses (Abb. oben rechts) befinden sich drei solcher Aufsätze, über jedem Risalit einer, dabei sind über den Eckrisaliten nur Trophäen, nur der mittlere Aufsatz hat das Wappen. Es handelt sich um das kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Wappen für Friedrich August II. in einer von einer Krone überhöhten barocken Kartusche, die von zwei jeweils ein langes Blasinstrument betätigenden, stehenden Engeln flankiert werden. Rechts und links sind noch mehrere Fahnen und sonstige militärische Dekorationen angebracht. Auf der vorderen Schauseite ist ein abweichend gestaltetes Wappen von ca. 1743 für Friedrich August II. Kurfürst v. Sachsen und König von Polen (17.10.1696 - 5.10.1763), als Reichsvikariatswappen mit Doppeladler dargestellt, in der Mitte über der vorspringenden Rotunde mit dem Hubertussaal angebracht, während die Dekorationen, Entwürfe von Lorenzo Matielli, auf den Eckrisaliten statt des Wappens wiederum nur Trophäen haben.

Die hier im Bild vorgestellte Nordwestseite ist der jüngste Flügel des Neubaus der zweiten Bauphase. Zuerst schloß man im Südosten den Ehrenhof durch den neuen Querflügel mit Rotunde (1743-44), dann verlängerte man die Seitenflügel nach hinten (1744-45), schließlich riß man den alten Querflügel mit Mittelrisalit und Turm ab (1745) und schloß die Lücke weiter nach hinten versetzt durch diesen neuen rückwärtigen Querflügel (1745-46). 1751 war der Neubau der zweiten Bauphase vollendet.

Friedrich August II. Kurfürst v. Sachsen und König von Polen (17.10.1696 - 5.10.1763) führt hier einen Schild, wie ihn auch sein Vater vor ihm schon hatte:

Über dem Herzschild ein Kurhut, über dem Hauptschild die polnische Königskrone.

Vor diesem Kernbau erstrecken sich die weitläufigen Flügelbauten von Hubertusburg. Rechts und links des Hauptgebäudes spannen zwei Komplexe mit einem Grundriß in Form eines liegenden "H"s einen breitrechteckigen Hof auf, der nach Südosten durch zwei viertelkreisförmige Bauten halbkreisförmig aufgeweitet wird. Diese Flügel setzen sich gerade entlang des Hauptzufahrtsweges noch ein Stück fort. Weitere Nebengebäude gruppieren sich hinter diesem großartigen Rahmen in den verbleibenden Flächen. Die erwähnten H-förmigen Flügelbauten besitzen Pavillons an den Ecken, und diese Strukturen stammen noch aus der ersten Bauphase. Aus der zweiten Bauphase entstammen jedoch die Viertelkreisflügel. Diese ganzen Nebengebäude enthielten Kavalierswohnungen, Pferde-Stallungen, Hundezwinger, Wohnungen für das Jagdpersonal, Küchen, Vorratskammern, Sattelkammern, Verwaltung etc. Die beiden viertelkreisförmigen Elemente mit den die Zufahrt flankierenden Bauten waren Kasernen, die 1733 ff. erbaut wurden als eine der ersten Maßnahmen der zweiten Bauphase.

Dieser Vorhof präsentiert sich 2011 in hervorragend restauriertem Zustand. Oben im Bild ist der nördliche Viertelkreisflügel mit zwei je dreiachsigen Eck- und einem ebensolchen, von einem Segmentbogengiebel überhöhten Mittelrisalit unter durchgehendem, gebogenen Mansarddach mit zwei jeweils mittig dazwischen angeordneten Eingängen über Freitreppen.

Im Segmentbogengiebel befindet sich jeweils ein weiteres kurfürstlich-sächsisches und königlich-polnisches Wappen für Friedrich August II., von der polnischen Königskrone überhöht und von Kriegstrophäen umgeben. Dem königlich polnischen Hauptschild (in Rot ein silberner Adler, golden gekrönt) liegt ein kurfürstlich-sächsischer Herzschild als Brustschild auf (gespalten, rechts in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Kurschwerter, links von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz).

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau - und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen., Meinhold & Söhne, Dresden, 1905, S. 126, online:
http://www.slub-dresden.de/sammlungen/digitale-sammlungen/...135 ff.
Schloß Hubertusburg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hubertusburg
Geschichte des Schlosses Hubertusburg, Heimatverein Wermsdorf:
http://www.heimatverein-wermsdorf.de/c,hubertusburg,15.html

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