Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1578
Junglinster (Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche St. Martin in Junglinster:
Epitaph für Juliana von Bulich

Das mittlere der drei Epitaphien in der südlichen Region der westlichen Rückwand der Kirche von Junglinster ist das für Juliana von Bulich, gest. 5.12.1597. Sie war die dritte Gemahlin des zuvor besprochenen Bernhard III. von Orley, Mutter seiner beiden Töchter Catharina und Elisabeth, und sie starb sechs Jahre nach ihrem Ehemann. Das Epitaph ist ganz ähnlich gestaltet mit seiner schlanken Form, der oben separat abgesetzten Inschriftentafel und den vier Ahnenwappen in den vier Ecken der Hauptzone.

Die Platte zeigt die Verstorbene in weitem Gewand und mit gefältelter Halskrause, oben von einem ornamentierten Bogen umgeben, mit zum Gebet zusammengelegten Händen, aus denen ein Rosenkranz herabhängt, mit einer Haube auf dem Kopf, den Betrachter frontal ansehend. Die beiden oberen Wappen befinden sich rechts und links etwas oberhalb der Schultern, die beiden unteren liegen teilweise auf dem Gewand der hier bogenförmig vorstehenden Figur, wodurch sie leicht nach außen gerichtet sind. Geometrisch-ornamental verschlungene Bänder füllen die Seitenteile und verbinden die jeweils übereinanderstehenden Wappen.

Die Inschrift lautet wie folgt: "DEN 5 TAGH DECEMB(RIS) IA(H)R(E)S 1597 IST IN GOTT SELIGLICH ENTSCHLAFFEM DIE EDLE VND EHRNTHVGENTREICHE FRAVWEE (FRAU) IVLIANA VON BOVLLICH WITVE VON ORLEY DA SIE LEBTT FRAVWE ZV LINSTER ESCH VND HELTZINGE(N) DER(EN) SE(E)LN GOTT GNADE". Juliana von Bulich war die Tochter von Wilhelm von Bulich und Anna von Enschringen.

Wappen heraldisch rechts oben, Wappen des Vaters (Wilhelm von Bulich) und des Großvaters väterlicherseits: v. Bulich (Bulig, Boullich), in Silber drei (2:1) rote Pilgermuscheln, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken nach Loutsch entweder ein Busch Pfauenfedern, oder eine rote Pilgermuschel, besteckt mit einem Pfauenstoß, oder ein roter, silbern aufgeschlagener Turnierhut, besteckt mit zwei Pfauenfedern. Französischer Blason: D'argent à trois (2:1) coquilles de gueules, cimier un panache de plumes de paon, ou une coquille de gueules, surmontée d'un panache de plumes de paon, ou un chapeau de tournoi de gueules, retroussé d'argent, sommé de deux plumes de paon. Im Gruber wird die dritte Variante mit Turnierhut gelistet.
Wappen heraldisch links oben, Wappen der Mutter (Anna von Enschringen) und des Großvaters mütterlicherseits: v. Enschringen, 5, 7, 8 oder 9 x zu 6, 8, 9 oder 10 Feldern, hier 9x, golden-rot geteilt, belegt mit einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Helmzier ein Jungfrauenrumpf (nach Gruber) bzw. Mannesrumpf (nach Loutsch, so auch hier) im goldenen Gewand und mit goldener Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit silbernen Seeblättern bzw. nach anderen Quellen goldenen Lindenblättern oder Herzen bestreute schwarze Flügel. Hier ist der Charakter der Figur eher männlich aufgrund der glatten Brust. Helmdecken schwarz-golden. Französischer Blason: Fascé de 6, 8, 9 ou 10 pièces, ou même burélé, d'or et de gueules, au lion de sable, lampassé de gueules, brochant. Cimier un buste d'homme habillé d'or, tortillé de sable, portant en guise de bras un vol éployé de sable, chaque aile semé avec des feuilles de tilleuil d'or.

Wappen heraldisch rechts unten, Wappen der Großmutter väterlicherseits: Nach Staud/Reuter handelt es sich um von der Rauw (de Ruwen, de Rauwen), was anhand der Beschriftung "DE ROVW" verifiziert werden kann, in Blau drei (2:1) goldene Korngarben, golden gebunden. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken nach Loutsch eine der goldenen Korngarben zwischen einem blau-golden übereck geteilten Flug, hier nur die goldene Korngarbe ohne Flug. Französischer Blason (nach Loutsch): D'azur à trois (2:1) gerbes d'or liées du même, cimier une gerbe d'or entre un vol écartelé d'azur et d'or.
Wappen heraldisch links unten, Wappen der Großmutter mütterlicherseits: v. Barbanson, was anhand der Beschriftung auf dem Ornamentband verifiziert werden kann, in Silber drei (2:1) rote Löwen, golden gezungt, bewehrt und gekrönt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hier zerstörtes Objekt, vermutlich der Löwe wie im Schild wachsend, zwischen zwei Harnischarmen. Französischer Blason nach Loutsch: D'argent à trois lions de gueules, armés, lampassés et couronnés d'or. Dort wird jedoch eine abweichende Helmzier angegeben: Un Lion de l'écu entre un vol d'argent. Die hier vorliegende Helmzier kann jedoch in Garnich (Lux.) und in Föhren bei Trier bestätigt werden, wo der Wappenschild der Linie Barbanson-Villemont mit gedorntem Bord als Differenzierungsmerkmal abgebildet wird, welches hier aber nicht erkennbar ist.

Literatur, Links und Quellen:
Richard M. Staud, Joseph Reuter, Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Dekanate Betzdorf und Grevenmacher, Luxemburg, Sonderdruck 1937, Verlag Ons Hemecht 1935/1936
Genealogie d'Orley: Walther Möller, Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Neue Folge Band 2, Darmstadt 1951, Tafel 67
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum der Pfarrkirche von Junglinster mit freundlicher Genehmigung von Herrn Francis Erasmy,
wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, Publications Nationales Du Ministère des Arts et des Sciences, Imprimerie Saint-Paul, Société Anonyme, Luxembourg

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