Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1577
Junglinster (Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche St. Martin in Junglinster:
Epitaph für Bernhard III. von Orley

In der jüngst 2011 auf gelungene Weise renovierten Pfarrkirche von Junglinster sind etliche exzellente Epitaphien der ehemaligen Herren von Linster aufgestellt. Zwei Familien prägten die Geschichte des Ortes nachhaltig, erst die d'Orley, dann die von Metzenhausen. Aus beiden begegnen uns hier mehrere Mitglieder nebst Ehepartnerinnen. An der rückwärtigen Westwand sind die meisten der Epitaphien aufgestellt, am südlichen Teil drei in Form, Konzept und Höhe sehr ähnliche, von denen das ganz links für Bernhard III. von Orley ist, der der Letzte seines Stammes war. Einst war die Platte an der Chorschlußwand aufgestellt, wurde aber an die westliche Rückwand umgesetzt. Bernhard III. von Orley ist in einer fein gearbeiteten Rüstung dargestellt, barhäuptig und bärtig, mit zeittypischer gefältelter Halskrause und zwei umhängenden Schmuckketten.

Die durch einen Eierstab abgesetzte Inschrift lautet wie folgt: "IM IAR (JAHR) 1591 DEN 8 OCTOBRIS IST IN GOTT VERSTORBEN DER EDLER (EDLE) VND ERENTFEST (EHRNVEST) BERNAD VAN ORLEY (BERNHARD VON ORLEY) HER ZV LEINSTER (HERR ZU LINSTER) AEISS VFF DER SOVREN VND HELZEINGEIN WELCHER DER LETZTER SEINES STAMENTZ (STAMMES) IST DER SELEN GOTT GENEDIG SEY".

Diese Familie d'Orley stammt ursprünglich von einem Ort an der Mosel, wandte sich aber dann nach Westen und verband sich eng mit dem luxemburgischen und lothringischen Adel. Der ursprüngliche Name ist von Urley, was bei Ürzig liegt. Die Burg ist seit dem ausgehenden Mittelalter Ruine. In Luxemburg bildeten sich zwei Linien heraus, die zu Linster, welche auf Johann von Orley zurückgeht, der die Erbin Margarete von Linster geheiratet hatte, und die zu Beaufort (Beffort), welche auf des zuvor Genannten Bruder Wilhelm von Orley zurückgeht, welcher Aleidis, Erbtochter des Heinrich von Beffort, geheiratet hatte.

Vier Familienmitglieder der d'Orley trugen den Namen Bernhard und wollen unterschieden werden:

Wappen heraldisch rechts oben, Wappen des Vaters (Clemens d'Orley, gest. 1.9.1539) und des Großvaters väterlicherseits (Bernhard I. von Orley, gest. 27.10.1492): v. Orley, in Silber zwei rote Pfähle. Helmzier ein wachsender goldener Löwenrumpf (nach Gruber "Drachenrumpf") zwischen einem offenen schwarzen Flug. Helmdecken rot-silbern. Französischer Blason nach Loutsch: D'argent à deux pals de gueules, cimier une tête de lion d'or entre un vol de sable.
Wappen heraldisch links oben, Wappen der Mutter (Franziska de Bolant, gest. 23.12.1539) und des Großvaters mütterlicherseits (Georg von Bolant-Rollé): v. Bolant (Boulant, Boland, Bollant), in Blau ein goldenes Kreuz, von 20 widergekreuzten goldenen Kreuzchen (wie hier) oder Steckkreuzchen begleitet. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein in Formen und Farben des Schildes gekleideter wachsender Mannesrumpf, mit silbernem Aufschlag und schwarzem Hut. Französischer Blason nach Loutsch: D'azur à la croix d'or, accompagnée de 20 croisettes recroisettées, au pied fiché du même, cimier un buste d'homme habillé aux armes de l'écu, au rabat d'argent et coiffé d'un chapeau de sable.

Wappen heraldisch rechts unten, Wappen der Großmutter väterlicherseits (Franziska von Erkenteil / Françoise d'Argenteau, Tochter von Reinard d'Argenteau und Jeanne d'Enghien): v. Erkentheill = d'Argenteau, in Blau ein mit 5 (1:3:1) roten Pilgermuscheln belegtes, goldenes, durchgehendes Kreuz, von 20 (4x 5(2:1:2)) goldenen Steckkreuzchen (widergekreuzten und fußgespitzten Kreuzchen) bewinkelt (fehlen hier komplett, besondere Darstellung). Auch sind die Muscheln hier in verschiedene Richtungen gelegt. Auf dem Helm ein in den Schildfarben gekleideter Mannesrumpf mit roten Galero auf dem Kopf. Französischer Blason nach Loutsch: D'azur à la croix d'or chargée de 5 coquilles de gueules, cantonnée de 20 croisettes recroisettées, au pied fiché, d'or. Cimier un buste d'homme habillé aux armes de l'écu, coiffé d'un chapeau d'abbé de gueules.
Wappen heraldisch links unten, Wappen der Großmutter mütterlicherseits (Elisabeth von Wiltz): v. Wiltz, golden mit rotem Schildhaupt. Helmzier ist nach Gruber der Schild zwischen einem offenen goldenen Flug. Helmdecke rot-golden. Im Loutsch werden drei weitere Varianten gelistet, a) auf einem roten, golden gestulpten Turnierhut der Schild zwischen einem wie der Schild bez. Flug, b) nur ein wie der Schild bez. Flug oder auch c) der Schild zwischen einem roten Flug. Französischer Blason: D'or au chef de gueules. Cimier: un chapeau de tournoi de gueules retroussé d'or soutenant un écusson aux armes, entre un vol aussi aux armes, ou un vol aux armes, ou un écusson aux armes entre un vol de gueules.

Details der Rüstung und des Schwertgurtes

Mit Bernhard III. erlosch die Linie zu Linster, denn er hatte lediglich zwei Töchter aus seiner dritten Ehe, Catharina d'Orley, 1591-1631, welche Franz Christoph von Gondersdorf und nach dessen Ableben Georg Paul von Lontzen gen. Roben heiratete, und Elisabeth d'Orley, 1597-1623, welche eine Ehe mit Joh. Martin Bon von Wachenheim einging. Über seine Tante Johanna, gest. 10.5.1520, ging Linster an die von Metzenhausen, denn sie hatte Dietrich (Dieter) von Metzenhausen geheiratet.

Literatur, Links und Quellen:
Richard M. Staud, Joseph Reuter, Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Dekanate Betzdorf und Grevenmacher, Luxemburg, Sonderdruck 1937, Verlag Ons Hemecht 1935/1936
Genealogie d'Orley: Walther Möller, Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Neue Folge Band 2, Darmstadt 1951, Tafel 67
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Bernhard von Orley: Luxemburger Land, Organ für vaterländische Geschichte, Kunst und Literatur, 9.5.1886, 5. Jahrgang, Nr. 19 http://www.luxemburgensia.bnl.lu/cgi/getPdf1_2.pl?mode=page&id=4843 - http://www.luxemburgensia.bnl.lu/cgi/getPdf1_2.pl?mode=page&id=4844
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum der Pfarrkirche von Junglinster mit freundlicher Genehmigung von Herrn Francis Erasmy,
wofür ihm an dieser Stelle ganz herzlich gedankt sei.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974, Publications Nationales Du Ministère des Arts et des Sciences, Imprimerie Saint-Paul, Société Anonyme, Luxembourg

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