Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1567
Hohnstein (Sachsen, Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge)

Burg Hohnstein

Burg Hohnstein ist eine 140 m über dem Polenztal thronende Burganlage in der sächsischen Schweiz. Nachdem ihre Bedeutung als Grenzfeste und Verteidigungsanlage schwand, wurde sie nach 1543 als Verwaltungssitz, Amtsgericht, Landesgefängnis und Jagdschloß benutzt. Im 30jährigen Krieg wurde die exponiert auf hohem Sandstein-Felsen liegende Burg erfolglos von schwedischen Truppen belagert. Danach setzte sich ihre Verwendung als Gefängnis fort, seit 1859 "königliche Landeskorrektionsanstalt", 1919 Jugendgefängnis, 1933-1934 Schutzhaftlager für politische Gefangene, 1939-1945 Kriegsgefangenenlager, dazwischen wurde die Burg jedoch als Jugendherberge genutzt, so 1924-1933, 1935-1939, und ab 1949. Momentan sind die historischen Mauern jedenfalls "Jugendburg" und Naturfreundehaus. Von der mittelalterlichen Burg stammt im wesentlichen noch der Bergfried, während die meisten anderen Gebäude im Bereich der Kernburg aus dem 17.-20. Jh. stammen. Der äußere Burgbereich enthält hingegen einen sehenswerten Bau der Renaissance mit polygonalem Turm.

Die Abbildung rechts zeigt ein Wappen über einem Gewölbescheitel im tunnelartigen, zum Teil in den Felsen gehauenen Tordurchgang in den inneren Bereich der Burg rund um den zweiten Hof. Die Familie, die diesem Wappen mit den zwei schräggekreuzten, auf jeder Seite dreimal geasteten, gestümmelten schwarzen Stämmen in hier rot gemaltem Feld zuzuordnen ist, sind die Berka (oder auch Berken, Bercka) von der Dubá und Leipa (Lipa), ein einst einflußreiches böhmisches Geschlecht, denen Teile der Sächsischen Schweiz gehörten und die viele Wehranlagen im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet errichteten. Sie gehören zum Stamm der Hronovice (Hronovitz, Hronovici), der sich in die Linien Berka, Leipa, Ronow, Nachod und Lichtenburg aufteilte. Die mittlerweile erloschene Linie Berka hatte die drei Unterlinien Neu-Perstein, Howora und Richenburg. Es handelt sich um ein mittelbar redendes Wappen, denn Dubá bedeutet im Slawischen "Eiche", und das Motiv der schräggekreuzten, gestümmelten Äste kann durchaus in Zusammenhang zu dieser Namensbedeutung gesehen werden. Burg Hohnstein war eine ihrer Hauptburgen. Die Berken von der Dubá erbauten vermutlich bereits im 12. Jh. eine erste, noch hölzerne Wehranlage in Hohnstein. Am 10.11.1333 wird Burg Hohnstein erstmals erwähnt, in einem Lehnsbrief des Kaisers Ludwig des Bayern. Am 16.11.1353 wurde Hinko I. Berka von der Dubá vom Kaiser Karl IV., ebenfalls böhmischer König, mit Hohnstein belehnt. Ein weiterer wichtiger Sitz der Familie war Wildenstein. Das erstmalig auf einem Siegel von 1279 belegte Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: SchlA1 Seite: 7 Tafel: 6. Dort wird im Gegensatz zu der hier vorgefundenen Tingierung als Feldfarbe Gold angegeben. Das Kleinod wäre nach dieser Quelle zu schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, belegt mit der Schildfigur, entweder auf den Flügeln, auf dem linken Flug (wobei der rechte schwarz ist) oder mit der Schildfigur vor dem Flug.

Dieser undatierte Wappenstein ist an der äußersten Verteidigungsmauer in Richtung zum Marktplatz der kleinen Ortschaft angebracht, über dem heutigen Zugang zur Burganlage. Es handelt sich um das kursächsische Wappen, in ovaler Kartusche, flankiert von zwei der Kartuschenform folgenden Karyatiden, überhöht von einer Löwenmaske, es ist gespalten, rechts in von Schwarz und Silber geteiltem Feld zwei schräggekreuzte rote Schwerter (Kurschwerter, Zeichen des Erzmarschallamtes), links Herzogtum Sachsen, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, hier im Bogen wieder zum heraldisch rechten Untereck des Feldes geführt. Hier ist im Gegensatz zu den repräsentativen, vielfeldrigen Wappen eine weniger aufwendige Version gewählt worden, die sich einfach auf das Wesentliche beschränkt, Kurwürde und Herzogtum Sachsen. Am 14.3.1443 kamen Burg und zugehörige Herrschaft von den Berka von der Duba durch Kauf (570 Schock meißnischer Groschen) und Tausch (die Herrschaft Mühlberg an der Elbe wechselte im Gegenzug den Besitzer) an den sächsischen Kurfürsten Friedrich II. Zwischenzeitlich kam Hohnstein um 1500 an die von Schleinitz, 1525 an die von Schönburg-Glauchau, und 1543 gelangte Hohnstein wieder zurück an die sächsischen Herrscher: Moritz von Sachsen konnte die Burg zurücktauschen, und ab da verblieb die Burg bei den Wettinern. Die ganze Zeit bis zum Ende des Alten Reiches blieb Hohnstein de jure jedoch ein böhmisches Lehen.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Informationstafeln in der Burg
Ein herzliches Dankeschön für an Herrn Johannes Weise für den Hinweis auf dieses Wappen
Manfred Schober, Sagen der Sächsischen Schweiz,1983
Burg Hohnstein:
http://www.burg-hohnstein.info/ - Burggeschichte: http://www.burg-hohnstein.info/de/burg-hohnstein/index.php?id=3
Matthias Donath, Schlösser in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge, Edition Sächsische Zeitung, Meißen 2006
Geschichte von Burg und Herrschaft Hohnstein:
http://www.elbsandsteingebirge.de/eshop/buchshop/b2/wf_ss2_hohnstein.html
Gemeinde Hohnstein:
http://www.hohnstein.de/

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