Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1295
Ingelfingen (Hohenlohekreis)

Schloß Ingelfingen

Das Schloß und seine Bewohner:
Der einstige Herrschaftsitz war die im 15. Jh. zerstörte Burg Lichteneck über der Stadt. In Ingelfingen entwickelte sich das sog. untere Schloß, wobei der mittlerweile marode erste Bau 1625-1627 abgerissen und neu erbaut wurde. 1701 wurde Ingelfingen Residenz einer hohenlohischen Seitenlinie. Das Neue Schloß in Ingelfingen wurde 1703-1710 durch Graf Christian Kraft von Hohenlohe-Ingelfingen (1668-1743) erbaut, dem Begründer der Ingelfinger Linie, die er mit 17 Kindern begann. Er konnte sich aufgrund einer Erbschaft eine großzügige Planung leisten, aber selbst dieses Neue Schloß, eine schlichte Dreiflügelanlage um einen Ehrenhof, wurde nach Osten noch einmal um den Prinzessinnenbau erweitert. Bis zum Ende des Alten Reiches war es die Residenz der Grafen und seit 1764 Reichsfürsten von Hohenlohe-Ingelfingen. 1805 trat die Ingelfinger Seitenlinie das Erbe der ausgestorbenen Öhringer Linie an und verlegte die Residenz nach Öhringen. 1831 verwaiste das Schloß, als Sophie Christiane Luise verstarb. Nur 1842 residierte hier wieder ein Sproß der von Hohenlohe-Öhringen, Erbprinz Friedrich (12.8.1812 - 10.12.1892) mußte auf Befehl seines Vaters Fürst August (27.11.1784 - 15.2.1853) hier wegen einer unstandesgemäßen Liebesheirat mit Mathilde Freiin v. Breuning (10.11.1821 - 12.1.1896, 26.3.1844 Freifrau v. Brauneck) hierhin ziehen, eine Art Verbannung. Nach dem Umzug nach Stuttgart 1847 stand das Schloß wieder leer. Verschiedene Mieter zogen ein. 1917-1920 wohnte hier übrigens der schwäbische Dichter Cäsar Flaischlen. 1962 wurde das Schloß durch die Gemeinde vom Fürsten zu Hohenlohe-Öhringen erworben, seither wird es als Rathaus genutzt (Renovierung 1984-88). Westlich schließt sich an das Schloß die malerische Vierflügelanlage des Rentamtes (Schwarzer Hof) an. Der östliche Teil (Prinzessinnenbau) ist privat und wird als Schloßhotel geführt.

Hohenlohe-Wappen:
Vor dem Schloßhof befindet sich ein golden gekrönter Löwe, der einen Hohenlohe-Schild hält, Hauptschild geviert, Felder 1 und 4: Stammwappen Hohenlohe, in Silber zwei schwarze, rotgezungte Leoparden, Felder 2 und 3: Langenburg, geteilt, oben in Schwarz ein schreitender goldener Löwe, rot gezungt, golden gekrönt, unten gold-schwarz gerautet. Herzschild: Grafschaft Gleichen, in Blau ein silberner, Löwe, golden gekrönt. Keiner der Löwen ist in diesem Fall gewendet.

Als Füllung eines ovalen Auges finden sich ein Hohelohe-Wappen wie beschrieben, aber ohne Herzschild, neben dem Kommunalwappen von Ingelfingen, in Blau ein silberner Krummstab. Dieser Krummstab begegnet uns bereits auf Stadtsiegeln des 16. Jh. Möglicherweise besteht eine Verbindung zu dem Patron der Stadtkirche, dem Hl. Nikolaus, ebensogut wäre es möglich, daß sich das Motiv von einem Bezug zum Kloster Comburg herleitet, welches hier Besitz hatte. Die Ausrichtung der Krümmung unterlag im Laufe der Zeit einem Wechsel, seit 1956 ist die Öffnung definitiv heraldisch rechts.

Genealogie der Linie zu Ingelfingen:
(im Text erwähnte Personen sind rot hervorgehoben)

Ein älterer Wappenstein:
Über einem Portal befindet sich dieser Wappenstein, datiert auf 1546, und mit "Albrecht Eysenmeger" bezeichnet. Die Familie wird in den Quellen unter dem namen Eisenmenger geführt. Hier zeigt der Schild in einem rot-golden-schwarz-silbern dreimal gespaltenem Feld eine beiderseits abgeledigte silberne Schrägleiste. Auf dem Helm mit rechts rot-goldenen, links schwarz-silbernen Decken ein wachsender, barhäuptiger Mann in silberner, rot aufgeschlagener Kleidung, in der Rechten eine schwarze Kugel, in der linken einen silbernen Stab haltend. Ein Albrecht Eisenmenger wird in der betr. Zeit 1540-45 als Schultheiß des Schultheißenamts Hohebach erwähnt, für die Geld- und Fruchtrechnung Lichtmeß 1546 bis Lichtmeß 1547 als Rechner bereits Albrecht Eisenmengers Witwe.

In der Literatur finden sich abweichende Angaben zu diesem Namen: Siebmacher Band: Bg3 Seite: 78 Tafel: 84, beschreibt ein Wappen für Johann Christoph Eisenmenger in Heilbronn 1634 wie folgt: "Quadriert 1. u. 4. r. s. r. b. gespalten, mit schräg darüber gelegtem schmalem ledigen Stab. 2. drei (2, 1) Sterne 3. zwei senkrecht gestellte abgewendete Fische. Helm: wachs. Geharnischter, in der Rechten eine Lanze schräg vor sich haltend." Und im Siebmacher Band: Bg10 Seite: 76 Tafel: 84 ähnlich für einen Johann Christoph Eisenmenger in Heilbronn: "Quadriert, 1. und 4. dreimal gespalten (wie es nach der Schraffierung scheint r. w. r. b.), belegt mit lediger Schrägleiste. 2. drei (2, 1) Sterne. 3. zwei aufgerichtete abgekehrte Fische. Helm: wachsender Geharnischter, in der Rechten eine Fahne neben sich, in der Linken eine Kugel haltend". Es scheint, daß das oben gezeigte Stammwappen in späterer Zeit den erwähnten Modifizierungen unterlag.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher.
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Carlheinz Gräter, Jörg Lusin, Schlösser in Hohenlohe, Geschichte und Geschichten, Silberburg Verlag Tübingen, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3-87407-685-2
Informationstafel am Gebäude
Seite des Schloßhotels:
http://www.schloss-hotel-ingelfingen.de/das-hotel/geschichte/
Das Ingelfinger Schloß. Einst Residenz heute Rathaus. Hrsg. von der Stadt Ingelfingen, 1. Aufl. Essen: Klartext-Verl. 1999. 96 S.
Geschichte von Ingelfingen:
http://www.ingelfingen.de/data/kurzerUeberblick.php
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 235

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