Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1264
Zöbingen (Unterschneidheim, Ostalbkreis)
Wallfahrtskapelle
St. Maria Zöbingen
Zöbingen gehört seit der
Eingemeindung 1975 zur Gemeinde Unterschneidheim im Ostalbkreis.
Beherrschend ist die auf einer Anhöhe am östlichen Ortseingang
gelegene Wallfahrtskapelle, ein Juwel der Barockbaukunst. Von
außen erkennt man schon die Genialität des Grundriß-Konzeptes,
ein Kreuz, dessen Arme durch konkave Wände miteinander verbunden
sind, und durch die abwechselnd geraden und konkaven Mauerstücke
gerät die Außenform in Bewegung und erhält Rhythmus. Im
Inneren nimmt man den Bau als ein Hybrid aus Zentralbau
(zentraler, holzkuppelgewölbter weiter Innenraum mit abgehenden
kapellenartigen Enden) und Längsbau (Chorbezug) wahr. Lisenen
gliedern das Bauwerk vertikal. Der Chor selbst ist konvex
gerundet, so daß der Grundriß hier beidseitig in eine
S-förmige Schwingung übergeht. An den Chor stößt im Osten der
Turm auf quadratischem Grundriß an, sich nach oben verjüngend.
Vermutlich geht dieses Konzept auf eine Planung des Architekten
Gabrielo de Gabrieli zurück. Die vielbewunderte Schönheit des
Bauwerks läßt vergessen, daß der Bau sich wegen ständigen
Geldmangels äußerst lange hinzog (Grundsteinlegung 1718,
Bauleitung Franz de Gabrieli, Bruder des Gabrielo de Gabrieli),
sogar zwischenzeitlich ruhte (seit 1737 wurde nicht mehr
weitergebaut), Teilabbrüche der Bauruine beinhaltete und
insgesamt nur eine verändernde Teilverwirklichung des
Gabrieli-Planes ist, die 1782-83 von Sebastian Manz und Georg
Mayer ausgeführt wurde, 65 Jahre nach der Grundsteinlegung
vollendet.
Das abschließende Gebälk lädt weit aus,
und über den Kreuzarmen ist jeweils ein Giebel zu sehen, an den
beiden Seiten mehr oder weniger dreieckig, an der Eingangsseite
oben rund und mit schneckenförmig eingerollten Voluten an den
Seiten. Die Eingangsfront zeigt über hohem Sockel, der bis zur
Oberkante der Tür reicht, zwei doppelte Pilasterpaare. Über der
Tür sind ein hohes und ein ovales Fenster übereinander, ein
Gliederungsschema, das wir an jeder der sieben Außenflächen
wiederfinden (Chor ausgenommen).
Das Hauptportal wird von zwei Säulen mit
Volutenkapitellen flankiert, und zwischen zwei diese bekrönenden
Vasen sehen wir ein prachtvolles Wappen der Grafen von Oettingen.
Das Wappen
der Grafen von Oettingen
In einer ovalen Kartusche
sehen wir das Wappen der Grafen von Oettingen: Golden-rot
geteilt, belegt mit einem blauen Herzschild, der oben auf eine
Reihe roter, unten auf eine Reihe gestürzter goldener Eisenhüte
stößt, an den Herzschild beiderseits anstoßend je ein die
Teilung überdeckender, mit der Spitze nach außen gerichteter
Eisenhut in verwechselten Farben, alles überdeckt von einem
silbernen Leistenschragen,
darüber ein goldener Herzschild mit rotem Doppelhaken
(Wolfsangel). Das Wappen hat die Darstellungsvariante I
(Diskussion s. u.). Ein roter, hermelingefütterter und
goldengefranster Wappenmantel wird gehalten von einem hier
braunen, auf den Ohren mit einem silbernen Andreaskreuz bez.
Brackenkopf. Dieser spielt auf die Helmzier an, wobei der
Brackenkopf der Helmzier allerdings golden mit roten Ohren ist,
auf denen der silberne Schragen liegt.
Entwicklung
des Schildbildes der Grafen und Fürsten von Oettingen
Das Wappen der
Grafen, späteren Fürsten von Oettingen hat eine komplexe
Entwicklung durchgemacht. Anhand dieser Entwicklung kann man
beispielhaft sehen, wie sich aus einem anfangs wenig geordneten
Motiv ein Resultat hoher ästhetischer Ordnung herausbildet. Und
dennoch hat es das Haus Oettingen geschafft, die Schönheit ihres
Stammwappens ohne größere Änderungen zu bewahren.
Insbesondere in der Frühzeit
haben wir zum einen noch wolkenförmigen Feh, zum anderen
abweichende Anordnungen desselben mit einer relativ großen
darstellerischen Breite:
- Ein Siegel von ca. 1180-1200
zeigt einen Wolkenbord, wobei alle Wolken zur Schildmitte
zeigen, und über allem einen Schragen. Die Umschrift
lautet "sigillum comitis de otingen"
(entspricht Abb. A).
- Ein Siegel von 1235 für
Ludwig zu Oettingen zeigt einen blauen Schild mit einem
golden-roten Wolkenbord, alles überdeckt von einem
silbernen Schragen (Abb. A).
- Ein Siegel von 1238 zeigt
einen Wolkenbord, wobei die Wolken aber aufrecht stehen
und sich nur entsprechend dem Schildrand mitneigen, und
über allem einen Schragen. All diesen Darstellungen ist
der Schragen gemeinsam, und es kann darüber spekuliert
werden, ob sich dieser von einer Schildverstärkung in
Form zweier diagonal sich kreuzender aufgenagelter
Metallbänder ableitet, die aufgrund ihres
Metallcharakters silbern schimmerten.
- Ein Siegel von 1275 für
Ludwig zu Oettingen sowie Siegel von 1288 und 1300 zeigen
reihenweise angeordneten golden-roten Wolkenfeh mit
blauem Herzschild, alles überdeckt von einem silbernen
Leistenschragen (entspricht Abb. B).
- Ganz analog, nur mit
breiterem Schragen, ist die Abbildung in der Züricher
Wappenrolle.
Dann passieren nacheinander
mehrere Änderungen, die das charakteristische und
unverwechselbare Schildbild der Oettinger erzeugten:
- Aus dem Wolkenfeh wird
Eisenhutfeh. Ein Siegel von
Graf Ludwig d. J. von Oettingen zeigt bereits 1289 in
fünfeinhalb Reihen angeordnete Eisenhüte. In einer Darstellung von 1353 sieht
man vier Reihen von Eisenhutfeh, mit aufrechten roten und
gestürzten goldenen Eisenhüten, darüber ein blauer
Herzschild und über allem ein silberner Leistenschragen
(Abb. C).
- Die Anzahl von vier Reihen
bleibt nun konstant bestehen.
- Es entsteht ein höherer
Ordnungsgrad dadurch, daß die Eisenhüte nun versetzt
untereinander ausgerichtet werden, so daß an der
Trennlinie zwischen zwei Reihen immer ein aufrechter und
ein gestürzter Eisenhut genau aneinanderstoßen (Abb.
D).
- Und auch die Anzahl in einer
Reihe entwickelt sich so, daß die oberste Reihe zwei
ganze gestürzte goldene und einen ganzen aufrechten
roten Eisenhut hat, die anderen Reihen analog. Das führt
dazu, daß in den beiden mittleren Reihen durch den
Herzschild kein einziger ganzer Eisenhut zu sehen ist,
sondern nur halbe (Abb. D). Solche Darstellungen finden
sich beispielsweise innen in Schloß Baldern als
sekundär in der Tordurchfahrt eingemauerter Stein,
desgleichen im Mortuarium Eichstätt als zentrales
Vollwappen eines Gewölbefeldes (siehe dort).
- Aus dem reihenweise
angeordneten Eisenhutfeh wird dadurch ein kreuzförmiges
Muster aus in vier Richtungen angeordneten Eisenhüten,
daß die beiden mittleren Zonen schmaler werden, wodurch
das Muster "kippt". Die Anzahl der Eisenhüte
ist nun so bemessen, daß in Zone 2 und 3 rechts und
links des Herzschildes je ein halber aufrechter oder in
der kombinierten Zone 2+3 je ein ganzer, nach außen
gekippter Eisenhut zu liegen kommt (Abb. F)
- In einer Darstellung
von 1495 für Wolfgang Graf von Oettingen deutet
sich bereits in den Abmessungen die neue
Anordnung an, auch wenn das gerade Zwischenstück
zwischen den beiden Schräglinien der mittleren
Eisenhüte noch vertikal ist.
- Im Codex Grünenberg
"kippen" die mittleren Eisenhüte, das
gerade Zwischenstück liegt nun horizontal.
Farblich dagegen verläßt die Darstellung im
Codex Grünenberg das klassische Bild, weil die
vom Herzschild in alle Richtungen ausgehenden
Eisenhüte golden in rotem Platz sind (Schema J,
Umzeichnung nach dem Neuen Siebmacher weicht ab).
Die horizontalen Trennlinien werden außerhalb
der vier zentralen Eisenhüte aufgegeben. Dies
ist nicht richtungsweisend. Eine analoge
Darstellung mit dem obersten Eisenhut rot in
goldenem Platz und den anderen drei golden in
rotem Platz findet sich im Mortuarium Eichstätt
als begleitendes Wappen einer Ahnenprobe in einem
Gewölbefeld, wobei die beiden anderen
vorhandenen Darstellungen im selben Gewölbefeld
dem Schema D folgen (siehe dort). Ein weiteres
Beispiel mit vier ganzen Eisenhüten, die in
allen vier Richtungen vom Herzschild abgehen,
findet sich auf den Vasen im Schloßpark von
Weikersheim (siehe dort).
- Interessant sind
Zwischendarstellungen, bei denen die beiden
seitlichen Strukturen, die ja eigentlich aufrecht
stehende Eisenhüte waren, aber zu liegenden
Eisenhüten werden, einen rechten Winkel zwischen
den beiden Schräglinien haben, so daß sie
sowohl als aufrechte als auch als liegende
Eisenhüte gesehen werden können. Das findet
sich so in einer Wappenabbildung für Franz
Wilhelm, Graf v. Oettingen, Baldern, Katzenstein
u. Soetern, Dompropst zu Köln, gest. 1798, und
in einer Wappendarstellung für Crafft Anton
Wilhelm Graf zu Oettingen-Baldern, gest. 1751,
desgleichen für Philipp Karl, Graf zu
Oettingen-Wallerstein, gest. 1766 (alle folgen
Abb. H).
- Daneben gibt es noch
die echten "gekippten" Varianten (Abb.
F), bei denen die Anordnung der Eisenhüte so
bemessen ist, daß der Herzschild quasi als
Ausgangspunkt je eines in jede Richtung weisenden
Eisenhutes gesehen werden kann, wobei die
scheinbar liegenden Eisenhüte der mittleren Zone
(eigentlich ja eine Doppelzone) rot-golden
geteilt zu sein scheinen. Eine solche Darstellung
findet sich z. B. im Scheiblerschen Wappenbuch.
Auch für Anton Carl Crafft Graf von
Oettingen-Wallerstein wird eine solche
Darstellung im Siebmacher beschrieben. Man kann
das entsprechend präzise blasonieren, um der
neuen Lage Rechnung zu tragen, aber da es sich
jedoch letztendlich um eine modische Spielart des
traditionellen Eisenhutfeh-Motivs handelt, sehe
ich dafür keine zwingende Notwendigkeit. Wenn wir es aber dennoch einmal aus
dieser gänzlich veränderten Perspektive
betrachten, wäre folgender Blasonierungsansatz
möglich, wobei leider die Integrität des Motivs
"Eisenhutfeh" verbal aufgegeben würde:
Golden-rot geteilt, belegt mit einem blauen
Herzschild, der oben auf eine Reihe roter, unten
auf eine Reihe gestürzter goldener Eisenhüte
stößt, an den Herzschild beiderseits anstoßend
je ein die Teilung überdeckender, mit der Spitze
nach außen gerichteter Eisenhut in verwechselten
Farben, alles überdeckt von einem silbernen
Leistenschragen. Ein solches Wappen führt
Neresheim, und die Blasonierung dieses kommunalen
Wappens folgt genau diesem Ansatz (Abb. F). Diese
Blasonierung trägt zwar der tatsächlichen
Entwicklung Rechnung und beschreibt die Form
korrekt, sie vernachlässigt aber die Herkunft
des Motivs, welches ja eigentlich nur aus
geschmacklichen Gründen verzerrt wurde.
- Eine logische
Weiterentwicklung dieses Trendes finden wir im
alten Siebmacher von 1605 (Schema L, optimiert),
dort sind nicht nur die seitlichen, liegenden
Eisenhüte geteilt, sondern auch die aufrechten
bzw. gestürzten Eisenhüte in den oberen und
unteren Bereichen gespalten, und alle sind mit
einer rechtwinkligen Ecke abgesetzt. Außerhalb
dieser Quelle gibt es für dieses
Gestaltungsmuster einen weiteren Beleg in der
Stadtkirche von Waldenburg (Abb. siehe dort),
obwohl betont werden soll, daß diese
Gestaltungsvariante nicht typisch ist. Dort kommt
es zu einer Weglassung der Strukturen außerhalb
der vier zentralen Eisenhüte, die Darstellung
folgt Schema K.
- Ein Herzschild kommt hinzu,
erst für die Linie zu Baldern (so z. B. für Joseph
Anton Graf zu Oettingen-Baldern, gest. 1778, folgt Abb.
I), dann ab 1798 für die Linie der Fürsten von
Oettingen-Wallerstein, die vorher einen Wappenschild
gemäß Abb. D oder F führten und danach eine Variante
G, H oder I. Es ist der Herzschild der
Soetern-Baldern-Erbschaft, der neu hinzukommt, und das
Wappen ist das der Herren von Soetern, in Gold ein roter
Doppelhaken (Wolfsangel). Notger Wilhelm Graf v.
Oettingen-Katzenstein (24.12.1650 - 1693) hatte zur Frau
Maria Sidonia v. Soetern, Freiin v. Dagstuhl (gest.
23.9.1691, Tochter von Philipp Franz v. Soetern, Freiherr
v. Dagstuhl, gest. 1698, und Magdalena Isabella Diana
Gräfin v. Kronberg u. Hohengeroldseck). Maria Sidonia
hatte zwei Schwestern und einen Bruder, Maximilian
Emanuel Freiherr v. Soetern, der 1729 unvermählt und
kinderlos verstarb. Der Sohn von Notger Wilhelm und Maria
Sidonia war Kraft Anton Wilhelm Graf v. Oettingen,
Soetern, Hohenbaldern u. Dagstuhl (8.10.1684 -
25.4.1751), danach folgte dessen Sohn Joseph Anton Damian
Albert Graf zu Oettingen-Baldern (4.3.1720 - 20.4.1778),
zuletzt des Letztgenannten Bruder Franz Friedrich Wilhelm
Notger Joseph Graf v. Oettingen-Katzenstein (8.9.1725 -
14.1.1798), mit dem die Linie Katzenstein-Baldern
erlischt. Das Erbe ging an die fürstliche Linie
Oettingen-Wallerstein, und auch der Herzschild Soetern.
Der komplette Schild ist also in seiner letzten Form: In
Eisenhutfeh aus in vier Reihen angeordneten aufrechten
roten und gestürzten goldenen Eisenhüten ein blauer
Mittelschild, alles überdeckt von einem silbernen
Schragen, darüber ein goldener Herzschild mit rotem
Doppelhaken (Wolfsangel). Dabei finden sich wieder die
drei oben diskutierten Darstellungsvarianten (Abb. G, H
und I). Dieses Herzschildchen hat die Linie Spielberg
nicht (das Diplom vom 19.12.1765 folgt Abb. D, eine Abb.
für Johann Alois Graf zu Oettingen-Spielberg, gest.
1780, folgt Abb. F).
Besondere
Darstellungsvarianten:
Entwicklung
des Oberwappens der Grafen und Fürsten von Oettingen
Auch das Oberwappen
hat sich über verschiedene Formen zum jetzt üblichen Bild
verändert, wobei uns ein faszinierendes Stück heraldischer
Rechtsgeschichte begegnet:
- Ein Siegel von 1275 für
Ludwig zu Oettingen zeigt ein halbrundes, mit Herzen
(oder gestürzten Lindenblättern) bestreutes, oben
gezacktes und an den Zacken mit Pfauenspiegeln besetztes
Schirmbrett. Interessanterweise gibt es ein
Gerichtssiegel von 1411, das nur einen Helm zeigt, und
hier sind die Spitzen des Schirmbrettes mit Sternen
besteckt. Farben unbekannt, spekulativ rot-silbern. Ein Siegel von Graf Ludwig d. J. von
Oettingen zeigt bereits 1289 die mit Sternen besetzten
Spitzen.
- Die Züricher Wappenrolle
zeigt als Helmzier einen das modifizierte (gestürzter
Herzschild) Schildbild wiederholenden Kesselhut, oben mit
Pfauenfedern besteckt.
- In einer Darstellung von 1353
sieht man zum ersten Mal das Brackenhaupt, golden und mit
roten Ohren. Das ist das berühmte Brackenhaupt, um das
es einen Rechtsstreit zwischen den Oettingern und den
Hohenzollern gab, der dadurch beigelegt wurde, daß beide
das Brackenhaupt führen durften, jeder es aber
unverwechselbar zu modifizieren hatte. Denn Burggraf
Friedrich IV von Nürnberg hatte 1317 das "Klynod
des prackenhaubts" von Lutold von Regensberg
gekauft. Die Oettinger wohl desgleichen, und so darf man
über ein lukratives Doppelgeschäft der Regensberger
spekulieren. Und so kam es daß die Regensberg, die
Hohenzollern und die Oettinger alle ein wachsendes
goldenes Brackenhaupt mit roten Ohren führten. Streit
war vorprogrammiert. Klar war nur, die Regensberger waren
ihre Helmzier los, und in der Züricher Wappenrolle, entstanden ca. 1335-1345, führten sie es schon nicht mehr,
sondern eine Bischofsmütze in Farben und Teilungen wie
der Schild. In der gleichen Züricher Wappenrolle führen
die Hohenzollern (Burggrafen von Nürnberg) übrigens
bereits das wachsende goldene Brackenhaupt mit roten
Ohren. Ein halbes Jahrhundert führten die Oettinger und
die Hohenzollern das gleiche Kleinod und stritten sich,
erst durch Schiedsspruch aus dem Jahre 1381 wurde eine
Lösung gefunden. Dazu bemühte man als Schiedsgericht
immerhin den Pfalzgrafen Stefan, Friedrich und Ruprecht
von Bayern und den Landgraf Johann von Leuchtenberg. Die
hochkarätige Zusammensetzung zeigt, wie wichtig der
Streit genommen wurde. Das Ergebnis war: Jeder durfte die
Form behalten, hatte aber die Farben zu ändern. Die
Oettinger mußten auf die roten Ohren einen silbernen
Schragen legen, und die Hohenzollern (Burggrafen von
Nürnberg) änderten den Brackenrumpf in schwarz-silbern
geviert in Analogie zu ihrem Schildbild.
- Und das wurde dann die
endgültige Helmzier der Oettinger, wie sie in einem
Siegel von ca. 1480 für Graf Joachim von Oettingen und
in einem von 1495 für Wolfgang Graf von Oettingen zu
sehen ist: ein wachsender, goldener Brackenrumpf mit
roten Ohren, diese mit dem silbernen Schragen belegt.
Helmdecken rot-golden.
- Zwei Helme finden wir bereits
im Codex Grünenberg.
- Helm 1: auf einem
rotbequasteten blauen Kissen ein rotes halbrundes
Schirmbrett mit silbernem Schragen, ringsum mit
Pfauenfedern besteckt, Decken rot-golden
- Helm 2 (links) =
Stammhelm (Brackenrumpf in der Quelle abweichend
silbern), Decken rot-silbern.
- Drei Helme finden wir bei
Kraft Anton Wilhelm Graf v. Oettingen, Soetern,
Hohenbaldern u. Dagstuhl (8.10.1684 - 25.4.1751)
- Helm 1 (Mitte):
ungekrönt, ein wachsender, goldener Brackenrumpf
mit roten Ohren, diese mit dem silbernen Schragen
belegt. Helmdecken rot-golden (Stammkleinod)
- Helm 2 (rechts):
gekrönt, sieben Straußenfedern, abwechselnd
schwarz und golden, Decken schwarz-golden
(Dagstuhl).
- Helm 3 (links):
ungekrönt, ein hermelingestulpter roter
Turnierhut mit zwei schwarzen Flügeln, Decken
rot-golden (Soetern).
- Fünf Helme finden wir in
einer Wappendarstellung für Joseph Anton Graf zu
Oettingen-Baldern, gest. 1778.
- Helm 1 (Mitte):
ungekrönt, ein wachsender, goldener Brackenrumpf
mit roten Ohren, diese mit dem silbernen Schragen
belegt. Helmdecken rot-golden (Stammkleinod)
- Helm 2 (Mitte
rechts): ungekrönt, ein roter Ast, besteckt mit
fünf Straußenfedern
- Helm 3 (Mitte links):
ungekrönt, ein grüner Pfauenstoß von 12
(5:4:3) Federn
- Helm 4 (rechts
außen): gekrönt, sechs Straußenfedern,
abwechselnd golden und schwarz, Decken
schwarz-golden (Dagstuhl).
- Helm 5 (links
außen): ungekrönt, ein hermelingestulpter roter
Turnierhut mit zwei schwarzen Flügeln, Decken
rot-golden (Soetern).
Die fürstlichen Wappen werden
später ohne Helme dargestellt, nur mit Prunkstücken, z. B.
- Fürsten von
Oettingen-Wallerstein, nach dem Diplom vom 5.3.1774,
desgleichen die Fürsten von Oettingen-Spielberg nach dem
Diplom vom 19.12.1765: Schildhalter
sind zwei widersehende goldene Bracken, deren rote Ohren
mit einem silbernen Schragen belegt sind. Das Ganze
umgibt ein mit dem Fürstenhut bedeckter,
hermelingefütterter roter Wappenmantel. Vor Mitte des
18. Jh. kommen die schildhaltenden Bracken nicht vor in
den Darstellungen.
Chronogramme
Auf dem Bogen des Portales
lesen wir ein Chronogramm: Craffto ab Oettingen incepit,
Franciscus Wilhelmus filius confecit = Kraft von oettingen hat es
begonnen, sein Sohn Franz Wilhelm hat es vollendet. Addieren wir
die vergrößert dargestellten Buchstaben, die zugleich römische
Zahlzeichen sind, wobei das "W" als 2x "V"
gezählt wird, kommen wir auf: C+ I + I + C + I + C + I + C + V +
V + V + I + L + L + M + V + I + L + I + V + C + C + I = 1783 als
Baujahr.
Die genannten Personen, Kraft Anton Wilhelm
Graf v. Oettingen, Sötern, Hohenbaldern u. Dagstuhl (8.10.1684 -
25.4.1751) und Franz Friedrich Wilhelm Notger Joseph Graf v.
Oettingen-Katzenstein (8.9.1725 - 14.1.1798) sind fett markiert
in dem folgenden Genealogie-Ausschnitt.
Auf dem Schlußstein des Bogens lesen wir:
"Pro unigenito dei filio eiusque matri virgini erecta
sistit". Das Pro ist falsch und ein Ergebnis einer
Restaurierung, ursprünglich stand hier "Christo",
damit ist die Inschrift: "Christo unigenito dei filio
eiusque matri virgini erecta sistit" = wurde für den
eingeborenen Sohn Gottes und seine jungfräuliche Mutter erbaut.
Addieren wir wiederum die vergrößert dargestellten Buchstaben
als römische Zahlzeichen, kommen wir auf: C + I + V + I + I + D
+ I + I + L + I + I + V + V + M + I + V + I + I + I + C + I + I =
1783, genau wie oben.
Verschiedene
Linien der Grafen und Fürsten von Oettingen
An dieser Stelle
sollen zum besseren Verständnis ganz kurz die verschiedenen
Linien erwähnt werden:
Teilungen 1418:
- Oettingen-Wallerstein, bis 1486
- Oettingen-Flochberg, bis 1549
- Oettingen-Oettingen, Fortsetzung
Weitere Teilungen 1442 und 1485.
Ab 1522 gab es zwei Hauptlinien:
- Oettingen-Oettingen, reformiert, 1674
in den Fürstenstand erhoben, mit 7/12 der Ländereien,
ausgestorben 1731, Erbe: Oettingen-Wallerstein und
Oettingen-Spielberg.
- Oettingen-Wallerstein, blieb
römisch-katholisch, mit 5/12 der Ländereien zzgl. Erbe
von Oettingen-Flochberg, teilte sich 1623/94 in drei
Linien:
- Oettingen-Baldern, Erbe von
Soetern und Dagstuhl, Unterlinie zu Katzenstein,
ausgestorben 1798, Erbe: Oettingen-Wallerstein.
- Oettingen-Spielberg, 1734 in
den Reichsfürstenstand erhoben, erbt 1731 1/3
der Besitzungen Oettingen-Oettingens. Erwarb 1689
durch Heirat die Herrschaft Schwendi, 1802
Gebietsausgleich wegen verlorener elsässischer
Besitzungen in Form von 5 Klöstern. Der Linie
gehört das Schloß Oettingen.
- Oettingen-Wallerstein, 1774 in
den Reichsfürstenstand erhoben, erbt 1731 2/3
der Besitzungen Oettingen-Oettingens, erbt 1798
die Güter der Linie Baldern. Der Linie gehören
die Schlösser Wallerstein und Baldern und die
Burg Harburg.
Genealogie
der Linie Oettingen-Baldern und Oettingen-Baldern-Katzenstein:
- Wilhelm II. Graf zu
Oettingen-Wallerstein (1544 - 14.10.1602), zu
Wallerstein, 1580 zu Spielberg, vermählt mit Johanna v.
Hohenzollern (23.6.1543 - 22.2.1604)
- Wilhelm III. Graf zu
Oettingen-Spielberg (10.9.1570 - 3.1.1600), Linie
Spielberg
- Wolfgang Graf zu
Oettingen-Wallerstein (1573 - 5.9.1598), Linie
Wallerstein
- Karl v. Oettingen-Spielberg
(28.8.1575 - 1593), ohne Nachkommen
- Ulrich v. Oettingen-Spielberg
(13.2.1578 - 30.9.1605), ohne Nachkommen
- Ernst Graf v.
Oettingen-Baldern (24.10.1584 - 18.5.1626), Linie
Baldern, 1623 zu Baldern und
Katzenstein, vermählt mit Katharina Gräfin v.
Helfenstein-Wiesensteig
- Martin Franz Graf v.
Oettingen-Baldern (28.8.1611 -
11.9.1653), vermählt mit Isabella
Eleonore Gräfin v.
Helfenstein-Wiesensteig (- 22.3.1678)
- Maria Franziska v.
Oettingen-Baldern (1.1.1634 - 1686)
- Ferdinand Maximilian
Graf v. Oettingen-Baldern (25.12.1640 -
9.5.1687), kaiserlicher Kämmerer,
vermählt am 7.1.1666 auf Rheinfels mit
Christina Sibylla v. Solms-Greifenstein
(22.3.1643 - 16.7.1711), kinderlos
- Margareta Anna v.
Oettingen-Baldern (ca. 1618 - 19.6.1684)
- Friedrich Wilhelm
Ernst Graf v. Oettingen-Katzenstein
(7.5.1618 - 20.10.1677), Begründer
der Linie zu Oettingen-Katzenstein,
vermählt am 8.1.1646 in Graz mit Rosina
Susanna Freiin v. Trübenach (24.7.1611 -
19.5.1664)
- Maximilian
Ernst v. Oettingen-Baldern
(26.2.1647 - 1668), sollte die
Linie Baldern fortführen, wurde
aber 1668 erstochen, kinderlos.
- Notger Wilhelm
Graf v. Oettingen-Katzenstein
(24.12.1650 - 1693), 1677 zu
Katzenstein, 1687 Ererbung von
Baldern von seinem Onkel
Ferdinand Maximilian,
kaiserlicher
Generalfeldmarschallleutnant,
Obrister über ein
Infanterie-Regiment, Kommandant
von Konstanz, vermählt in erster
Ehe am 10.2.1682 in Wadern mit
Maria Sidonia v. Soetern, Freiin
v. Dagstuhl (- 23.9.1691), und in
zweiter Ehe am 7.7.1692 in Wien
mit Maria Ernestina zu
Oettingen-Wallerstein (-
29.4.1714)
- Kraft
Anton Wilhelm Graf v.
Oettingen, Sötern,
Hohenbaldern u. Dagstuhl
(8.10.1684 - 25.4.1751),
aus erster Ehe, 1693 in
Baldern, Katzenstein und
Sötern, Flochberg,
Mönchsdeggingen,
Aufhausen und Dagstuhl,
kaiserlicher Wirklicher
Geheimrat, vermählt mit
Johanna Eleonora Maria v.
Schönborn u.
Reichelsberg (2.7.1688 -
12.2.1763)
- Lothar
Franz Ludwig Joseph
Notger Maria v.
Oettingen-Baldern
(9.12.1709 - 5.9.1780),
Domherr zu Augsburg und
Ellwangen.
- Philipp
Carl Ignaz Franz v.
Oettingen-Baldern
(15.10.1712 - 30.5.1787),
1722 Domherr in Speyer,
1725 Domherr in Köln,
1731-1735 Student in Rom,
Domscholaster in Speyer
und Eichstätt, 1736
Kanoniker in Odenheim,
1738 Domherr in
Eichstätt, 1743
Domcustos in Speyer, 1765
Cellarius zu St.Nikolaus,
1772 Domscholasticus in
Eichstätt, 1780 Kustos
des Ritterstiftes in
Ödenheim,
Kammerpräsident in
Köln.
- Sophia
Maria Anna v.
Oettingen-Baldern
(28.12.1713 - 19.1.1787),
Stiftsdame in Thoren
- Joseph
Anton Damian Albert Graf
zu Oettingen-Baldern
(4.3.1720 - 20.4.1778),
1729 Domherr in
Würzburg, zog sich dann
von der kirchlichen
Laufbahn zurück, 1734
Herr zu Dagstuhl, 1739
Student zu Helmstedt,
1751 zu Baldern,
Katzenstein usw., zweimal
verheiratet, in erster
Ehe mit Elisabeth
Rudolphina Ernestina
Prinzessin v.
Schwarzburg-Sondershausen
(9.1.1731 - 24.6.1771)
und in zweiter Ehe am
11.5.1772 in Baldern mit
Maria Antonia Monika
Gräfin v.
Waldburg-Zeil-Wurzach
(6.6.1753 - 25.10.1814),
zwei Söhne als Kleinkind
verstorben, eine Tochter
aus zweiter Ehe:
- Philippine
Caroline v.
Oettingen-Baldern
(18.5.1776 - 18.3.1842),
auf Sindlingen,
Sternkreuz-Ordensdame
- Maria
Anna Elisabeth Eleonora
Christina v.
Oettingen-Baldern
(10.3.1721 - 20.7.1749)
- Johann
Nepomuk Friedrich
Melchior v.
Oettingen-Baldern
(6.1.1724 - 2.8.1746),
kinderlos
- Franz
Friedrich Wilhelm Notger
Joseph Graf v.
Oettingen-Katzenstein
(8.9.1725 - 14.1.1798),
1745 Domherr in Köln, ab
1751 bis vor 1769
Kanoniker in Wimpfen,
1753-1763 Propst von
St.Georg in Limburg,
1763-1765 Domherr in
Münster, 1764-1767
Chorbischof am Kölner
Dom, 1767 Afterdechant in
Köln, 1778 nach dem Tod
seines älteren Bruders
Joseph Anton Damian
Albert Herr zu Baldern,
kaiserlicher Wirklicher
Geheimrat, 1786-1794
Dompropst und
Großchatzmeister des
Kölner Hochstiftes,
Kanzler der Universität
Köln, kurkölnischer
Statthalter, unvermählt
und kinderlos, mit
ihm erlischt die Linie
Katzenstein und
damit auch Baldern, und
alles fällt an
Oettingen-Wallerstein.
- Juliane
Charlotte Theresia Maria
Anna Walburga Josepha v.
Oettingen-Katzenstein
(25.10.1728 - 2.1.1791)
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere Fürsten A1.3.3.A, Die Fürsten des HRR, M-Z, und
Fürsten M 1.3.1., Die mediatisierten Fürstengeschlechter in
Deutschland.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Dr. Ludwig Mangold, Wallfahrtskapelle St. Maria Zöbingen, Hrsg.
kath. Pfarramt St. Mauritius, Zöbingen
Die Wappen der Grafen und Fürsten
von Oettingen
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