Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1236
Jüchen: Schloß Dyck
Schloß Dyck (1)
Schloß
Dyck - ein besonderes Kleinod unter den rheinischen
Wasserschlössern
Schloß Dyck ist eines der
beeindruckendsten rheinischen Wasserschlösser, und dies gleich
aus mehreren Gründen. Zum einen ist es eine der ausgedehntesten
Anlagen, mit mehreren durch Brücken hintereinander erschlossenen
Inseln und Gebäuden, einem Hauptschloß auf der südlichsten
Insel und mehreren Vorburgen auf den vorgeschalteten Inseln. Mit
diesem Aufbau ist es zugleich eine für die Region typische
Anlage, die alle wesentlichen Merkmale der Wasserschlösser der
Kölner Bucht vereint. Wie so viele Burgen besteht eine bauliche
Kontinuität vom Mittelalter bis zur Neuzeit, aus einer
hochmittelalterlichen Gründung entwickelte sich ein später
barockisiertes Renaissanceschloß, das in separaten
Gebäudeeinheiten alle Funktionen, Wehrbau, Wohnbau,
Repräsentationsbau, Verwaltungsbau, Wirtschaftsbau als Komplex
in sich vereinigte. Zum andern ist es eines der malerischsten
Wasserschlösser mit ausgedehnten Gartenanlagen, Wassergräben
und Teichen, in denen sich die Schloßbauten spiegeln und
insgesamt eine idyllische Oase der Ruhe abseits der gar nicht so
weit entfernten Großstädte bilden. Und dazu ist die Anlage so
bedeutend und beeindruckend, weil sie stilistisch sehr
einheitlich wirkt und die sichtbaren Gebäude im wesentlichen aus
Renaissance und Barock stammen, und weil die Anlage hervorragend
erhalten ist. Auch geschichtlich ist das Wasserschloß ein
Gigant, denn es war Sitz einer reichsunmittelbaren Herrschaft.
Abb.: Ansicht des Hochschlosses von Südosten, im Vordergrund die barocke Terrasse mit Schilderhäuschen an den Ecken. Photo 2009.
Photo 2019.
Aufbau
von Schloß Dyck
Strukturell teilt sich Schloß
Dyck heute auf in drei Inseln. Die äußerste Vorburg auf der
ersten und größten Insel wird durch den äußeren Torturm nach
Überschreiten einer ersten Brücke über die Wassergräben
betreten. Dieser zweistöckige Torturm ist aus Haustein über der
rundbogigen Durchfahrt errichtet und trägt den aufwendigsten
Wappenstein der Burg, aus dem Jahre 1868. Der Weg führt zwischen
der links gelegenen Orangerie und dem rechts gelegenen großen,
viereckigen Wirtschaftshof hindurch, der einst die Stallungen,
Kornspeicher und Obstlager beherbergte. Der zweite
zusammenhängende Gebäudekomplex ist ein zweiflügeliges
Gebäude, das in seinem kürzeren und breiteren Flügel eine
Reitbahn enthält und in dem längeren Flügel die Remisen,
darüber die Wohnung des Oberrentmeisters. Das Gebäude befindet
sich heute auf der gleichen Insel wie der Wirtschaftshof, ist
aber durchaus als separate Vorburg anzusprechen, zumal es durch
einen heute trockenen Graben vom Wirtschaftshof getrennt ist.
Diese große Insel enthält nach Süden hin ausgedehnte
Gartenanlagen, ein barockes elegantes Teehaus, und führt nach
Süden zu einer architektonisch einzigartigen barocken Brücke.
Vor der Reitbahn knickt der Weg ab und führt nach Süden auf die
zweite Insel mit der dritten Vorburg, einem dreiflügeligen, sich
trapezförmig nach Süden öffnenden Gebäude, welches den
Stallhof einschließt. Logischerweise sind diese Gebäuderiegel
zur Angriffsseite hin wehrhaft und rückwärtig in Richtung auf
das Hauptschloß offen. Einst waren hier die Rentmeisterei, die
Marställe und die Beamtenwohnungen untergebracht. Eine dritte
steinerne Brücke führt über einen weiteren Graben auf die
dritte Insel, die leicht erhöht das eigentliche Hochschloß
trägt, im Osten von einer gemauerten Terrasse umgeben, eine
malerische, asymmetrisch vierflügelige Anlage um einen zentralen
Innenhof, mit vier vorgezogenen polygonalen Ecktürmen an allen
vier Hauptecken, jeweils mit einer geschweiften barocken Haube
versehen. Von dieser Hauptinsel führt eine weitere Brücke nach
Westen auf den Uferweg, auf dem man südwärts um die Einheit aus
Architektur und Landschaft herumwandern kann. Früher führte
eine weiter Brücke von der Hauptinsel nach Süden, diese
existiert nicht mehr. Im Innenhof überrascht ein halbrunder
Vorbau des Südflügels, der offensichtlich späteren Datums als
die Vierflügelanlage an sich ist.
Die Gebäude sind im Rahmen der Parkbesichtigung gemäß Öffnungszeiten außen alle frei zugänglich. Im Schloß ist Gastronomie untergebracht, ferner sind in Schloß und Stallhof Ausstellungen zur Gartenkunst zu sehen. Der Park enthält neben den bedeutenden Altbeständen im Landschaftspark neu angelegte Mustergärten. Im Nordosten befindet sich auf dem Dycker Feld eine Sammlung zeitgenössischer Gartenarchitektur.
Abb.: Blick auf den Stallhof mit der trapezförmigen, dreiflügeligen Vorburg. Am Brückenkopf ein barockes Schilderhäuschen. Photo 2009.
Renoviert und mit neuen Rosenspalieren: Photo 2019.
Besitz-
und Baugeschichte von Schloß Dyck
Schloß
Dyck geht zurück auf einen allerersten Wehrbau der Herren von
Dyck aus dem 11. Jh., der in der Folgezeit ausgebaut wurde, aber
1383 unter Gerhard von Dyck zerstört wurde, als sich der
Lehnsherr, der Herzog Wilhelm von Jülich und Geldern, mit dem
Kölner Erzbischof Friedrich III von Saarwerden und mit den
Städten Aachen und Köln verbündete und die Burg wegen des
Vorwurfs des Raubrittertums nach sechswöchiger Belagerung
eroberte. Am Anfang stand also eine einfache, schwer zugängliche
Anlage in sumpfiger Niederung, am Ende der Entwicklung steht ein
Fürstensitz. Dahin führten vier unterschiedliche Bauphasen. Von
der ersten Phase, der mittelalterlichen Burg, sind noch Teile im
Kapellenflügel des Hauptschlosses erhalten, aus Basaltblöcken
gefügte, äußerst starke Mauern. Dieser allererste Steinbau
wird nicht mehr als ein dreiachsiges Steinhaus mit einem 1663
abgebrochenen Turm gewesen sein, auf einem Eichenpfahlrost im
Sumpf errichtet. Diese erste Steinburg hatte bereits Vorburgen,
wie für 1349 belegt ist. Daß die Belagerung 6 Wochen dauerte,
spricht für die Qualität des damaligen Wehrbaues. danach wurde
die Burg freilich wieder aus den Trümmern aufgebaut, und schon
1393 konnte der Herr von Dyck erneut den Kölnern die Fehde
ansagen, freilich hatte er nur noch ein Jahr zu leben.
Die zweite Bauphase ist in die Renaissance zu datieren. Was nach 1383 wiederaufgebaut wurde, hatte bis zum 30jährigen Krieg Bestand, aber 1636 brannte die Burg. Dies war für den damaligen Besitzer, Ernst Salentin Altgraf v. Salm-Reifferscheidt-Dyck (4.4.1621 - 1684), seit 1645 im Besitz der Burg, Anlaß, die Burg Stück für Stück neu zu bauen:
Die dritte Bauphase liegt im Barock des 18. Jh. Es war insbesondere August Eugen Bernhard Altgraf v. Salm-Reifferscheidt-Dyck (10.10.1706/25.9.1707 - 5.10.1767), der sich um den Innenausbau und die Gartengestaltung des Schlosses kümmerte. Nach ihm vollendete Johann Franz Wilhelm Altgraf zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (28.11.1714 - 17.8.1775) den barocken Ausbau. Im einzelnen wurden errichtet:
Abb. links: barocke Brücke im Schloßpark. Photo 2009. Abb. rechts: Monogramm, Photo 2019
Photo 2019.
Das 19. Jh. brachte unter Alfred Georg Konstantin Leopold Prosper Joseph Maria Fürst zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck (23.6.1863 - 6.7.1924) weitere Veränderungen (vierte Bauphase):
Ab 1794 wurde der Park im Stile eines englischen Landschaftsgartens angelegt. Englische Gärten waren zwar allgemein Mode, doch hier ist er etwas Besonderes, denn Joseph Franz Maria Anton Hubert Ignaz Fürst v. Salm-Reifferscheidt-Dyck (4.9.1773-27.3.1861), der 1793 die Herrschaft in Dyck übernommen hatte, war begeisterter Botaniker und Privatgelehrter, dazu aufklärerischem Gedankengut verpflichtet und Freimaurer. Er gründete die botanische Bibliothek des Schlosses und hat selbst botanische Werke verfaßt. Sein "Hortus Dyckensis" ist eine Dokumentation aller im Park und in den Gärten der Anlage vorhandenen Pflanzen. So scheute er auch keine Mühe, bedeutende Gartenarchitekten zur Anlage seines Parks zu verpflichten: Thomas Blaikie, Maximilian Friedrich Weyhe und Peter Joseph Lenné.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Südflügel durch eine Bombe getroffen und erheblich beschädigt. Nach 1945 wurde der Schaden behoben. Nach 1961 ff. wurde das Schloß umfangreich restauriert. Eine weitere Sanierung im Zuge der Umgestaltung in eine gemeinnützige Stiftung schloß sich 1999-2009 an.
Abb.: Blick von der Garteninsel auf die Ost- und Nordseite des Hochschlosses. Photo 2009.
Renoviert und mit neuem Anstrich: Photo 2019.
Wappenfundstellen
Insgesamt gibt es an den
Außenmauern von Schloß Dyck sechs Fundstellen für Wappen:
Das Wappen
am äußeren Torturm
Am zweistöckigen äußeren
Torturm empfängt den Besucher ein gewaltiger Wappenstein für
Alfred Joseph Klemens Fürst v. Salm-Reifferscheidt-Dyck
(31.5.1811 - 2.8.1888). Seit 1861 regiert er zu Dyck, Alfter und
Hackenbroich. Er war preußischer Oberstmarschall und Ritter des
Hohen Ordens von Schwarzen Adler. Zugleich war er der Letzte der
Linie zu Dyck, da er unvermählt und kinderlos war. Schloß und
Herrschaft Dyck fallen nach seinem Tod 1888 an die Hauptlinie zu
Bedburg.
Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "ALFRED PRINCEPS ET COMES ANTIQUUS IN SALM REIFFERSCHEID DYCK SUMMUS REGIS BORUSSIAE MARESCHALCUS HOC SIGNUM POSUIT MDCCCLXVIII" Damit ist der Wappenstein auf 1868 datiert und ein Werk des Historismus. Der Titel "Comes antiquus" ist der latinisierte Ehrentitel "Altgraf". Die Devise auf dem sich hinter den beiden schildhaltenden Gerüsteten herziehenden Band lautet: "PRO DEO ET PATRIA" - für Gott und das Vaterland. Photo 2009.
Das vermehrte Wappen der Fürsten von Salm-Reifferscheidt ist wie folgt aufgebaut:
Zum fürstlichen Wappen gehören fünf Helme, die höchste Anzahl, die je ein Salm-Reifferscheidt-Wappen hatte. Die beiden äußeren Helme sind Stechhelme, die drei mittleren Bügelhelme verschiedener Bauart. Nicht von den beiden Händen irritieren lassen, die gehören zu den beiden Schildhaltern.
Abb. links: Das fürstliche Wappen am Torturm im baulichen Zusammenhang. Photo 2009. Abb. rechts: Torturm von innen, Photo 2019
Abb.: Position des besprochenen Wappens im Grundriß von Schloß Dyck
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Schloß Dyck in der Sammlung Duncker: http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/06/309%20Dyck.pdf
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Hans Kisky, Alexander v. Reitzenstein und Hermann Mattern,
Schloß Dyck, Bauten, Waffensammlung und Park, Rheinische
Kunststätten Heft 25, 6. Auflage 1986, ISBN 3-88094-555-1
Frank Maier-Solgk (Text), Sonja Geurts (Red.), Schloß Dyck,
Historischer Park und Neue Gärten, herausgegeben von der
Stiftung Schloß Dyck 2002, ISBN 3-9808216-1-7
Stiftung Schloß Dyck: http://www.stiftung-schloss-dyck.de/
Geschichte des Schlosses: http://www.stiftung-schloss-dyck.de/de/schloss-und-park/schlossgeschichte.html
Öffnungszeiten: http://www.stiftung-schloss-dyck.de/de/besucherservice/oeffnungszeiten.html
Freunde und Förderer von Schloß Dyck: http://www.schlossdyck.de/
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