Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1217
Ludwigsburg
Schloß Ludwigsburg
Das
schwäbische Versailles
Stuttgart und Ludwigsburg
verhalten sich im Grunde wie Paris und Versailles: Ersteres die
gewachsene Residenz in der Landeshauptstadt, letzteres die
absolutistische Idealstadt abseits der Hauptstadt. Natur und
Architektur, Residenz und Stadt bilden in Versailles wie in
Ludwigsburg eine Einheit und stellen ein gebautes Abbild
absolutistischen Herrschaftsselbstverständnisses dar. Und noch
eine Parallelität: Beide waren früher Jagdschlößchen, die
dann gewaltig ausgebaut wurden, und beide sind untrennbar mit
einem einzigen Fürsten verbunden, in Versailles war es Ludwig
XIV, in Ludwigsburg war es Eberhard IV. Ludwig Herzog v.
Württemberg-Stuttgart (19.9.1676 - 31.10.1733), in dessen
Regierungszeit in insgesamt drei Bauphasen eines der mächtigsten
barocken Schlösser Deutschlands entstand, eingebunden in eine
neue, ideale Residenzstadt.
Damit war Herzog Eberhard IV. Ludwig nicht allein, viele Fürsten machten es wie der Sonnenkönig mit Versailles und bauten sich neue Idealresidenzen außerhalb der historisch gewachsenen Enge der bisherigen Residenzstädte: Die Markgrafen von Baden-Baden erbauten Rastatt, die Markgrafen von Baden-Durlach erbauten Karlsruhe, die Pfälzer erbauten Mannheim, und die Kirchenfürsten desgleichen: Der Fürstbischof von Speyer erbaute Bruchsal, der von Köln Brühl etc.
Warum
der Neubau?
Zum einen war der
Vorgängerbau, das Gut Erlachshof, im Pfälzischen Erbfolgekrieg
verwüstet worden, eine Reparatur war notwendig - auch wenn das
alte Jagdschlößchen nacher total verschwinden sollte. Zweitens
schwebte der Herzog militärisch auf höchsten Höhen, er war der
Sieger 1704 bei Höchstädt, er war Träger der Reichssturmfahne
(wie alle Württemberger Herzöge), er war der zukünftige
Reichsgeneralfeldmarschall - so ein Sieger braucht eine
standesgemäße Residenz! Und es war auch ein Lustschloß, wo er
ungestört mit seiner Mätresse Wilhelmine von Grävenitz leben
konnte, ungestört von seiner eigentlichen Gemahlin Johanna
Elisabeth Markgräfin v. Baden-Durlach (3.10.1680 - 2.7.1757). So
zog er sich mehr und mehr in sein neu erbautes Traumschloß
zurück und verlegte schließlich 1718 die gesamte Hofhaltung
nach Ludwigsburg. In Stuttgart blieb nur die bescheidene
Hofhaltung der vernachlässigten Ehefrau. Besagte Mätresse wurde
zwar 1710 zum Schein mit einem in Wien lebenden Graf Würben
verheiratet, tatsächlich lebte der Fürst in Doppelehe.
Baugeschichte:
Drei große Bauphasen formten
dieses konzeptionell einzigartige Ensemble:
Der älteste Teil ist das Alte Corps de logis: 1704 Baubeginn nach einem Entwurf von Philipp Joseph Jenisch, 1706 Ablösung durch Johann Friedrich Nette als Baumeister. Erweiterung der Anlage zu einem Dreiflügelkonzept nach Süden, Ordensbau im Westen und Riesenbau im Osten.
Nach Nettes Tod 1714 übernahm als Baumeister Donato Giuseppe Frisoni, der den Hauptanteil an Schloß und Stadt hat. Bis 1720 verlängert er das Schloß erheblich nach Süden. Es entstehen der westliche und der östliche Kavaliersbau für die Hofbediensteten, an die alten Bauteile nicht direkt angebaut, sondern auf Lücke mit dazwischen eingeschobenen Kapellen, im Westen ist es die Ordenskapelle, im Osten die Schloßkapelle als jeweiliges Verbindungsglied.
1725 ff entstand ein neues, südliches Corps de logis als Abschluß des Ehrenhofes, der jetzt ein ringsum geschlossenes Rechteck bildete. Dieses neue Corps de logis war weit mehr als doppelt so breit wie das alte Corps de logis im Norden. Mit dem bisherigen Ensemble wurde er durch lange Galeriebauten, im Westen die Bildergalerie, im Osten die Ahnengalerie, verbunden. Diesen beiden neuen Verbindungsgalerien wurden im Westen zur Stadt hin und im Osten zum Garten hin neue Ehrenhöfe vorgebaut, gebildet aus den Eckrisaliten des neuen Corps de logis im Süden und dem Festinbau bzw. dem Theaterbau im Norden. Drei große Tordurchfahrten in der Mitte jedes Galeriebaus führten in den Innenhof, wo die Richtung rechtwinklig abknickt in Richtung der Hauptbauten.
Diverse Monogramme: Links: "EL" - Eberhard IV. Ludwig Herzog v. Württemberg-Stuttgart (19.9.1676 - 31.10.1733), rechts: "FR", Fridericus Rex" für Friedrich I. König v. Württemberg (6.11.1754 - 30.10.1816)
Ludwigsburg
unter den Nachfolgern:
Als Eberhard IV. Ludwig Herzog
v. Württemberg-Stuttgart 1733 starb, war die Baugeschichte des
Schlosses prinzipiell abgeschlossen. Sein Nachfolger als
Landesherr war sein Vetter Carl I. Alexander Herzog v.
Württemberg (1684 - 1737), der aber die Regierung wieder nach
Stuttgart zurückverlegte. Seine vierjährige Regierung ist somit
ohne Belang für Ludwigsburg, desgleichen die 7 Jahre, als sein
Sohn Carl II. Eugen Herzog v. Württemberg (11.2.1728 -
24.10.1793) noch unter Vormundschaft stand. Nach dessen
Regierungsantritt ließ er das Neue Schloß in Stuttgart
errichten, während der Bauzeit weilte er öfters in Ludwigsburg.
Seine Regierung wurde prägend für viele Innenausstattungen im
Schloß, und seine Hofhaltung war eine glänzende. 1764 wurde die
Residenz wieder einmal formal von Stuttgart nach Ludwigsburg
verlegt, und 1775 wieder zurück nach Stuttgart. Nach 1775 war
Ludwigsburg wieder stille Provinz, bis 1797 Herzog Friedrich, der
1803 zum Kurfürsten und 1806 zum König beförderte Friedrich I.
v. Württemberg (6.11.1754 - 30.10.1816) die Regierung übernahm,
einen englischen Landschaftspark anlegen ließ und mit
romantisierenden Elementen wie Emichsburg und Ruinen ausstatten
ließ. Die Innenausstattung wurde teilweise im Empirestil
verändert. Danach blieb Ludwigsburg Zweitresidenz, besonders im
Sommer, für die württembergischen Könige, bis das Schloß 1918
in Staatseigentum überging.
Wappendarstellungen
an Schloß Ludwigsburg:
Diese Darstellung des
Württemberger Wappens findet sich im Dreiecksgiebel der
westlichen Galerie, der Bildergalerie. Eine ovale Kartusche ist gespalten, rechts: Stammwappen Württemberg,
in Gold drei liegende, schwarze Hirschstangen übereinander,
links: Herzöge von Schwaben, in Gold 3
schwarze, schreitende Löwen (eigentlich ursprünglich Leoparden)
übereinander. Es handelt sich um das alte Wappen der
Hohenstaufen, der einstigen Herzöge von Schwaben. Umgeben ist
die Kartusche von reichlich militärischen Attributen, was der
herausgehobenen militärischen Stellung des Erbauers geschuldet
ist, oben darüber ein Adler und auf diesem die Krone.
Ein gleichermaßen aufgebautes, aber in eine asymmetrische Kartusche eingepaßtes und von spielenden Putten gehaltenes Wappen befindet sich isoliert am Straßenrand nordwestlich des Schlosses:
Neuere Genealogie des Hauses Württemberg
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Klaus Merten, Schloß Ludwigsburg, Herausgegeben vom
Württembergischen Landesmuseum, Deutscher Kunstverlag GmbH 1977.
Schloß Ludwigsburg, Entstehung und Geschichte einer barocken
Residenz. Hrsg. von den Staatlichen Schlössern und Gärten
Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem
Staatsanzeiger-Verlag Stuttgart, Silberburg-Verlag, Stuttgart
2004.
Schloß Ludwigsburg: http://www.schloss-ludwigsburg.de/de/schloss-ludwigsburg
http://www.burgen-web.de/ludwigsburg.pdf
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Die Entwicklung des Württemberger Wappens
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