Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1178
Ettlingen
Ettlingen: Wagenremise, Kutschengebäude
Das Remisengebäude, erbaut in der zweiten Hälfte des 16. Jh. zur Unterbringung des markgräflichen Fuhrparks, beherbergt heute die Schloß- und Festspielverwaltung sowie das Kultur- und Sportamt und ein Café.
Das Wappen
der Franziska Maria Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg
Ganz rechts sehen wir im Bogen
das Wappen der Franziska Maria Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg
(21.1.1675-10.7.1733). Es ist in eine barocke Ovalkartusche
einbeschrieben und mit einem Herzogshut bekrönt. Der
Schildinhalt ist geviert:
Das Wappen
von Sachsen-Lauenburg als Spiegel der Politik
Uns begegnen hier zwei
Elemente, die wir auch aus anderen sächsischen Wappen kennen.
Nur die Geschichte dazu ist eine differenzierte.
Ursprünglich führten die Sachsen-Lauenburger wie ihre Verwandten den askanischen Schild, gespalten, vorn der halbe Adler am Spalt, hinten die mehrfache Teilung mit darübergelegtem Rautenkranz. So z. B. Herzog Johann I in seinem Reitersiegel von 1271. Danach wurde nur das sächsische Wappen geführt, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz. So z. B. Johanns Söhne Johann II und Albrecht III 1288.
Die Helmzier ist nach einigen entwicklungsgeschichtlichen Vorstufen auf dem gekrönten Helm ein gekrönter Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß, Decken schwarz-golden. So ist es z. B. auch im Hubertus-Bruderschaftsbuch abgebildet.
Bis 1296 hatte es nur ein einziges Herzogtum Sachsen gegeben. 1296 entstanden durch Teilung mit Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg zwei Herzogtümer Sachsen, Engern und Westfalen. Streit war vorprogrammiert, denn hinsichtlich des Erzmarschallamtes und der damit verbundenen Wahlrechte war keine Vereinbarung getroffen worden. Die Herzöge von Sachsen-Wittenberg sahen sich aufgrund Ältestenrechts allein berechtigt, was den Lauenburgern gar nicht gefiel und ihn veranlaßte, die gleichen Titel und Würden (Titularbezeichnung "von Sachsen, Engern und Westfalen", "Erzmarschalls des Heiligen Römischen Reiches") für sich zu beanspruchen. Dieses gab erheblichen Streit. Die doppelten Ansprüche führten zu reichlich politischem Chaos. Das Jahr 1356 brachte dann eine eindeutige Entscheidung: Mit der Goldenen Bulle wurden die Kurwürde und das Erzmarschallamt dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg zuerkannt. Damit war die lauenburgische Nebenlinie endgültig ausmanövriert, und man hatte wieder politisch-institutionelle Eindeutigkeit.
Die Lauenburger versuchten fortan ihr Ziel durch Erbverbrüderungsverträge zu erreichen, das Aussterben des Wittenberger Hauses im Visier. 1374 wurde ein diesbezüglicher Vertrag geschlossen. Dieser war jedoch nur ein Stück Papier und erwies sich für die Lauenburger als vollkommen nutzlos, denn als das askanische Haus Sachsen-Wittenberg 1422 ausstarb, übertrug der Kaiser aus politischen Gründen all die "politischen Herrlichkeiten", Kurwürde, Land, Erzmarschallamt etc. den Markgrafen von Meißen. Nichts war's mit der Erbverbrüderung, aus alle schönen Träume, politisch war man im Abseits gelandet.
Herzog Erich V, der nächste Blutsverwandte des 1422 erloschenen Stammes, wenn auch in der fünften Generation, widersprach vehement, führte die entsprechenden Titel, nahm die entsprechenden Felder in sein Wappen auf und brachte seine Sache vor das Konzil zu Basel, erfolglos. Sein Bruder und Nachfolger, Herzog Bernhard, war etwas zurückhaltender und ließ alles in der Schwebe. Nicht so Herzog Johann IV, er nahm die Elemente Pfalzgrafschaft Sachsen, Grafschaft Brehna und sogar die Kurschwerter in das sachsen-lauenburgische Wappen auf, ein Siegel von 1497 zeigt das Wappen geviert von Sachsen, Kurschwerter, Pfalzgrafschaft, Brehna. Die Reichskanzlei führte einen ausgiebigen Papierkrieg gegen den uneinsichtigen Möchtegernkurfürsten, welcher 1507 starb.
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Sein Nachfolger Herzog Magnus
I hatte keine Lust mehr auf den Streit. Er verzichtete auf den
Titel "Kurfürst" und auf das Wappen des
Erzmarschallamtes. Aus dem Wappen der Lauenburger flogen die
Kurschwerter wieder heraus, Sachsen wurde auf zwei Felder
gestreckt, und die strittigen anderen Elemente wurden umgewidmet.
Eigentlich hätten Pfalzgrafschaft und Brehna auch aus dem Wappen
herausfliegen müssen, doch dazu war er nicht bereit, sondern er
erklärte, diese Elemente seien Westfalen und Engern angehörig.
Nun ja, das wäre auch sonst ein allzu großes Zugeständnis
gewesen, ein bißchen muß man das Gesicht ja wahren. Wenn er es
so meint, steht eben der Adler für Westfalen und stehen die
Seeblätter für Engern. Sie wurden von den Wappenträgern dafür
gehalten und so definiert, also ist das so. Das Brentelsche
Wappenbuch von 1584 und 1588 Eleasar Tilisch geben das Wappen als
geviert an von Sachsen, "Westfalen" = Pfalzgrafschaft,
Engern = Brehna, Sachsen.
Dazu wurde erst nur der Stammhelm Sachsen geführt (ein gekrönter Spitzhut, von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz, in der Hutkrone ein natürlicher Pfauenstoß). Im 17. Jh. kamen zwei weitere Helme hinzu. Ein Siegel des Herzogs Franz Julius von 1632 zeigt drei gekrönte Helme, in der Mitte Sachsen, rechts zwei dicke, schräg nach außen geneigte Stäbe, mehrmals geteilt, oben besetzt mit einer Krone, darin ein Busch Straußenfedern, links ein gekrönter, natürlicher, flugbereiter Adler. In späteren Darstellungen wird die Krone des rechten Helmes ersetzt durch eine mit Pelz aufgeschlagene rote Mütze (Turnierhut), die besteckt ist mit zwei zepterähnlichen silbernen Stäben, die oben gekrönt und mit einem Federbusch versehen sind.
Ihr Papa
mischte Kursachsen auf
Herzog Julius Franz
(1665-1689), der Vater der Markgräfin, machte einen letzten
Vorstoß, die Ansprüche wenigstens symbolisch befriedigt zu
sehen, und nahm einfach eigenmächtig wieder die Kurschwerter ins
Wappen auf, nur in Feld 4, um nicht ganz so dicke aufzutragen.
Prompt beschwerten sich die echten Kurfürsten 1667 beim Kaiser
über diese Anmaßung. Am 3.9.1671 schlossen die Lauenburger mit
Kursachsen (albertinische Linie) einen Vergleich, wo er im
Gegenzug die Erlaubnis bekam, die sächsischen Kurschwerter zu
führen. Diese kamen aber nicht zentral in das Wappen wie bei den
echten Kurfürsten, sondern wurden in Feld 4, quasi "im
letzten Eck" angebracht. Und die Erlaubnis war auf ihn
persönlich zu seinen Lebzeiten beschränkt. Der Schild ist also
wieder geviert von Sachsen, "Westfalen" =
Pfalzgrafschaft, Engern = Brehna, Kurschwerter. Ein Beispiel von
1673 zeigt die oben genannten drei Helme, ein anderes Beispiel
von 1678 zeigt einen Kurhut, beide von Herzog Julius Franz.
Symbolisch war also den Ansprüchen Genüge getan, von der echten
Kurwürde und der großen Reichspolitik konnten die Lauenburger
aber nur weiter träumen. 1689 war der Traum sowieso
ausgeträumt, da das Haus Sachsen-Lauenburg mit Julius Franz
ausstarb. Da das Recht auf das Führen der Kurschwerter auf
Julius Franz persönlich zu seinen Lebzeiten beschränkt war,
fehlen sie natürlich im hier vorliegenden Wappen seiner Tochter.
Abb.: diverse Steinmetzzeichen an den Fenstergewänden der Wagenremise
Literatur
und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Landesfürsten / Souveräne
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Stadtrundgang Ettlingen: http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1119910_l1/index.html - http://www.ettlingen.de/servlet/PB/menu/1260446_l1/index.html
Schloß und Stadt Ettlingen: http://www.badischewanderungen.de/Ettlingen.htm
Geschichte von Sachsen-Lauenburg: http://www.pkgodzik.de/Das%20Herzogtum%20Sachsen-Lauenburg.htm
Ettlingen: Schildhalterinbrunnen - Georgsbrunnen - Narrenbrunnen - Rathaus - Schloß - Remise - Martinskirche - Albbrücke
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