Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 921
Schrozberg (Landkreis Schwäbisch Hall)

Schloß Bartenstein in Bartenstein

Schloß Bartenstein:
Bartenstein, heute in Schrozberg eingemeindet, ist das Muster einer planmäßig angelegten, ländlichen Residenz des Barocks aus den Jahren ca. 1700-1780. Hoch über dem Tal thront am Ende des Bergspornes das dreistöckige Schloß, das sich mit trapezförmigem Ehrenhof und mit wieder eingezogenen Seitenflügeln zu einem zweiten trazepförmigen Platzabschnitt und zur geraden Zufahrtstraße öffnet, die von den Häusern des Hofstaates gesäumt ist, außen sichern zwei Tortürme (Rietbachtor und Gütbachtor) den Zugang zur winzigen Residenzstadt. Hier war einst eine mittelalterliche Burg der 1234 erstmalig genannten Herren von Bartenstein, die 1247 urkundlich genannt wird. Um 1350 starben die Herren von Bartenstein aus. Es folgten mehrmalige Besitzwechsel, bis die Grafen von Hohenlohe Bartenstein um 1450 vom Würzburger Fürstbischof zu Lehen bekamen. Die Hohenloher richteten hier im 15. Jh. ein Amt ein. Bauernkrieg und Dreißigjährigen Krieg überlebte die Anlage nicht. Nach dem Wiederaufbau wurde Bartenstein nach einer Hohenloher Erbteilung ab 1688 Residenz der Linie Hohenlohe-Bartenstein bzw. korrekter Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.

Die Grafen von Hohenlohe-Bartenstein wurden später Reichsfürsten. Philipp Carl Caspar Graf v. Hohenlohe-Bartenstein (28.9.1668 - 15.1.1729) begann mit dem Schloßneubau im barocken Stil und mit der planvollen Anlage der Stadt, sein Sohn und Nachfolger Carl Philipp Franz Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein (17.7.1702 - 1.3.1763) setzte ihn fort, vollendet wurde die ländliche Residenz unter seinem Enkel Ludwig Carl Franz Leopold Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein (15.11.1731 - 14.6.1799), dessen Wappen zusammen mit dem seiner Frau, Friderica Polyxena Benedikta Josepha Philippina Antonia Gräfin v. Limburg-Styrum (28.10.1738 - 26.2.1798) den Dreiecksgiebel des Mittelrisalits des Schlosses von 1760 ziert. Dieser Mittelrisalit enthält ein doppelläufiges Treppenhaus. Die Schloßkirche stammt von 1712 und ist noch in Originalzustand.

Der älteste Teil des Schlosses ist die heutige Nordwestecke der Anlage; sie stammt im Kern noch von vor dem Dreißigjährigen Krieg. Ab 1712 wurde daran durch Baumeister Bernhard Schießer ein winkelhakiger Bau samt Kirche angesetzt, wobei vermutlich weitere bestehende ältere Bausubstanz mitverwertet wurde. Um 1725 ergänzte Baumeister Johann Wolfgang Fichtmayer den winkelhakigen Bau um den rechteckigen Glockenturm, der heute die Nordostecke bildet. Ca. 1749/1750 begann Maurermeister Andreas Bader damit, gegenüber dem nördlichen Bau einen "Neuen Schloßbau" zu errichten, den heutigen dreigeschossigen Südteil mit dem Marstall im Erdgeschoß. Schon damals ist das Bemühen offensichtlich, eine symmetrische Anlage auf trapezförmigem Grundriß zu schaffen. Ca. 1759/1760 kam nun der Baumeister nach Bartenstein, der das Schloß vollendete und eine wunderbare Einheit aus Residenz und Stadt schuf: Andrea(s) Gallasini, der berühmte spätere fürstbischöflich-fuldaische Hofbaumeister. Sein gestalterischer Anteil am Schloß ist vor allem der Westbereich, denn auf ihn geht die Gestaltung des Corps de logis zurück, der Mittelpavillon (der Ähnlichkeiten mit dem von Schloß Fasanerie bei Eichenzell aufweist, insbesondere die abgeschrägten Kanten) und die beiden seitlichen Verbindungstrakte zu Nord- und Südflügel. Gallasini begleitete auch die Innenausstattung des Schlosses bis zu seinem Tod 1766. Der Rohbau selbst entstand 1760-1762, und bereits 1762 begann man mit der Innenausstattung. Auch die Fassade der Kapelle zeigt Gallasinis Formensprache. Gallasini war bis zuletzt beratend tätig, auch wenn die Arbeiten vor Ort ab 1765 von Baumeister Johann Georg Wölffling ausgeführt wurden. Die ursprüngliche Gliederung der Fassaden wurde später purifiziert. Früher ruhte der Dreiecksgiebel auf einer dominanten Pilaster- und Lisenengliederung, die später abgeschlagen wurde. Gallasini plante auch die Gestaltung der Zufahrtsachse durch die angrenzende Stadt und die unmittelbaren Vorgebäude.

Das Schloß und auch der Schloßplatz selbst sind strikt privat und jenseits der vor dem Schloßhof gespannten Absperrkette Privatgelände und nicht zu besichtigen. Phototip: Vormittags, extrem lange Brennweite nötig, um das Wappen von öffentlichen Straßen aus photographieren zu können. Aber auch ohne Schloßbesichtigungsmöglichkeit lohnt der Besuch Bartensteins, wegen der Einzigartigkeit und der guten Erhaltung des Ensembles steht der gesamte Ort unter Denkmalschutz, und ein Spaziergang durch die mit Haustafeln ausgezeichnet erklärte urbane Struktur der Residenzstadt vermittelt ein gutes Bild von Stein gewordener Struktur dieses barocken Mikrokosmos.

Hohenlohe-Wappen:
Wappen Hohenlohe-Bartenstein:

Hier sind die beiden Hohenloher Leoparden durch eine Feldgrenze getrennt, die hier eigentlich nicht hingehört. Über dem Allianzwappen der Fürstenhut. Das Allianzwappen wird von zwei Hohenlohern Schildhaltern flankiert, die beide ein Fähnchen in der freien Pranke tragen, heraldisch rechts ein rotbewehrter, goldener, hersehender Löwe mit einem hermelingestülpten, blauen Fürstenhut auf dem Kopf, mit hochgeschlagenem Doppelschweif, in der freien Pranke an goldbespitzter brauner Turnierlanze eine silberne Fahne mit 3 (2:1) goldenen Flammen (was sich auf den Wahlspruch "ex flammis orior" bezieht), heraldisch links ein golden gekrönter, hersehender, rotbewehrter und rotgezungter, schwarzer Leopard (ohne Mähne), in der freien Pranke an goldbespitzter goldener Turnierlanze eine schwarze Fahne, darin übereinander zwei goldene, gekrönte, schreitende Löwen. Diese beiden Schildhalter werden im Diplom vom 14.8.1757 für die Linie Waldenburg beschrieben, von der sich die Linie Bartenstein ja ableitet.

Limburg-Wappen:
Wappen Limburg-Styrum:

Die jüngere Schwester von Friderica Polyxena Benedikta Josepha Philippina Antonia, Sophia Theresia Maximiliana Friederike Gräfin von Limburg-Styrum (1740-15.11.1769), war übrigens die zweite Ehefrau von Franz Xaver Graf von Montfort (3.11.1722-24.3.1780), und ihr Wappen (etwas anders aufgebaut) ist in der Schloßkirche Tettnang angebracht.

Teilgeschichte des Hauses Hohenlohe
Die Linie Hohenlohe-Bartenstein ist eine Unterlinie, die sich 1688 von Hohenlohe-Schillingsfürst abspaltete. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein residierte ab 1688 in Bartenstein. 1728 beerbt Hohenlohe-Bartenstein die Linie Hohenlohe-Pfedelbach. Die Reichsgrafen wurden 1744 zu Reichsfürsten ernannt, Bartenstein genauso wie Schillingsfürst am 1.8.1757 zu reichsunmittelbaren Fürstentümern gemacht. 1802 spaltete sich von Hohenlohe-Bartenstein die fürstliche Linie Hohenlohe-Jagstberg ab. Jagstberg, einstiger Besitz der gleichnamigen edelfreien Familie, dann im Besitz von Hohenlohe-Brauneck, kam 1340 an Bayern, 1387 an Würzburg und 1802 an Karl Joseph Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein, der sich jetzt Fürst von Hohenlohe-Bartenstein-Jagstberg nannte. 1844 erlischt die Hauptlinie Bartenstein. Karls Ururenkel teilten sich wiederum in Hohenlohe-Bartenstein-Bartenstein (neue Bartensteiner Linie) einerseits mit Bartenstein, Pfedelbach, Mainhard und Sindringen und Hohenlohe-Jagstberg andererseits mit Jagstberg, Laudenbach, Braunsbach und Haltenbergstetten. 1806 ging das Territorium Bartenstein an Württemberg über.

Ausgewählte Nachkommen von Ludwig Carl Franz Leopold Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein (15.11.1731 - 14.6.1799) und Friderica Polyxena Benedikta Josepha Philippina Antonia Gräfin v. Limburg-Styrum (28.10.1738 - 26.2.1798):

Abb.: Detail des Hohenlohe-Wappens an Schloß Bartenstein

Eine weitere Wappen-Variante für Hohenlohe-Bartenstein;:
Im Siebmacher Band: FstA Seite: 101 Tafel: 134 wird noch eine andere Variante für die Linie Hohenlohe-Bartenstein und Jagstberg abgebildet:

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schloß Bartenstein:
http://www.burgen-und-schloesser.net/555/home.htm - http://de.wikipedia.org/wiki/Bartenstein_(Schrozberg) - http://www.ettenhausen.de/4_3.html
ein herzliches Dankeschön an Herrn C. Reimann für wertvolle Hinweise.
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 459
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 152-155

Schrozberg: Schloß - Stadtkirche

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