Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 835
Wappen an Bauten der Weser-Renaissance

Gemeinde Kalletal: Schloß Varenholz - Wirtschaftsgebäude

Südwestlich vom Schloß liegt der ausgedehnte Wirtschaftshof der Domäne mit massiven Scheunen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, in Form eines langgestreckten U.

Deren größte und breiteste Scheune, neben der Einfahrt vis-à-vis vom modernen Wohntrakt der Internatsschüler, trägt über einem vermauerten Torbogen einen schön gearbeiteten Wappenstein aus der Erbauungszeit des Schlosses.

Das gräflich-lippische Wappen ist geviert:

Dazu wird (Zeitfenster 1528-1687) nur der Lippesche Helm geführt: Zwischen einem offenen, silbernen oder später auch roten oder rechts silbernen und links roten Flug eine rote Rose mit goldenem Samen und Kelchblättern (Stammkleinod zur Lippe), Helmdecken rot-silbern.

Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "SIMON GRAVE VND EDLER HER ZVR LIPPE ANNO 1572". damit ist das Wappen Graf Simon VI zuzuordnen, geb. 1554, reg. 1563-1613, eine bedeutende Herrscherpersönlichkeit der Renaissance, der auf Schloß Brake residierte und Lippe unter seiner Herrschaft zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte brachte.

An einer anderen Scheune, jenseits des Hofes an der Nordecke des Wirtschaftshofes ist unter dem Dachansatz ein weiteres, aber späteres Allianzwappen zu finden, aus einer Zeit, als die Wirtschaftsgebäude erweitert wurden:

Hier ist ein Allianzwappen Lippe / Isenburg zu sehen. Das Lipper Wappen ist wie oben beschrieben; das Isenburg-Wappen zeigt in Silber zwei schwarze Balken. Helmzier ein mit goldenen Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug. Helmdecken schwarz-silbern. Die Inschrift unter den beiden Wappenschilden lautet: VON GOTTES GNADEN HERMAN ADOLFF GRAFF VNDT EDLER HERR ZVR LIPPE und V.G.G. ERNESTINA GRAEFIN VNDT EDLE FRAW ZVR LIPPE GEBORNE GRAEFINNE ZU ISENBURG VNDT BYDINGEN. Damit ist das Wappen dem Ehepaar Graf Hermann Adolf zur Lippe-Detmold (31.1.1616 - 10.10.1666), reg. 1652-1666, Sohn von Simon VII. Graf zur Lippe-Detmold (30.12.1587 - 26.3.1627) und Anna Katharina Gräfin v. Nassau-Wiesbaden (1590 - 6.1.1622), und Ernestine Gräfin zu Isenburg-Büdingen-Birstein (9.2.1614 - 5.12.1665), Tochter von Wolfgang Heinrich Graf zu Isenburg-Birstein (20.10.1588 - 27.2.1635) und Maria Magdalena Gräfin v. Nassau-Wiesbaden-Idstein (11.8.1592 - 13.1.1654), zuzuordnen. Der Schlußstein ist auf 1655 datiert.

Schloß Varenholz - Schloßkapelle

Den östlichen Abschluß der langgezogenen Gebäudegruppe bildet die Schloßkapelle. Über dem Eingang befindet sich ein Allianzwappen von Graf Simon Heinrich zur Lippe, reg. 1666-1697, und seiner Frau Amalie zu Dohna. Die Inschrift lautet: SIMON HENRICH G V E H Z L (Graf und edler Herr zur Lippe) und AMELIA G V E F Z L G G Z D (Gräfin und edle Frau zur Lippe geborene Gräfin zu Dohna).

Das Wappen der Grafen zur Lippe wie oben beschrieben, das Wappen der Grafen von Dohna (früher Burggrafen von Donin) zeigt in Blau zwei schräggekreuzte silberne Hirschstangen, die Zinken einwärts. Die zugehörige Helmzier wäre auf gekröntem Helm zwischen einem silbernen Hirschgeweih eine wachsende gekrönte Jungfrau in blauem (je nach Linie auch silbern-blau oder blau-silbern gespaltenem oder silbern-blau oder blau-silbern geviertem) Kleide und mit losem goldenen Haar, mit beiden Händen je eine der Hirschstangen ergreifend. Helmdecken blau-silbern.

Das Wappen läßt sich also Simon Heinrich Graf zur Lippe-Detmold (13.3.1649 - 1697), Sohn von Hermann Adolf Graf zur Lippe-Detmold (31.1.1616 - 10.10.1666) und Ernestine Gräfin zu Ysenburg-Büdingen-Birstein (9.2.1614 - 5.12.1665), und Amalia Burggräfin zu Dohna-Vianen (2.2.1645 - 11.3.1700), Tochter von Christian Albrecht Burggraf zu Dohna (1621 - 14.12.1677) und Sophie Theodore v. Brederode (16.3.1620 - 23.9.1678), zuordnen.

Eine Stiftungsinschrift findet sich an der Schloßkirche: DEO TER OPT MAX AEDEM HANC ANNUENTE PATRIAE PATRE SIMONE HENRICO COM ET NOB DOM IN LIP SACRAM FIERI FECIT LEVIN-MAVRITIVS A DONOP TOTIVS PROVINCIAE SATRAPA. In den letzten beiden Zeilen, die Levin Moritz von Donop als "Satrap" der Provinz erwähnen, steckt die Datierung: L + V + I + M + V + I + I + V + D + I + V + V + I + C + I = 50 + 5 + 1+ 1000 + 5 + 1 + 1 + 5 + 500 + 1 + 5 + 5 + 1 + 100 + 1 = 1681 AD.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
http://www.schloss-varenholz.de/
http://www.burgen-und-schloesser.net/147/geschichte.htm
Ernst Maoro, Schloß Varenholz in Varenholz. In: Schlösser, Burgen, Herrensitze in Ostwestfalen-Lippe. Bielefeld 1986, S. 241-243.
Burkhard Meier, Lippische Residenzen. Schlösser und Burgen zwischen Teutoburger Wald und Weser. Detmold 1998, S. 80-91
http://www.lwl.org/ParkUndGartenanlagen/owl/Dokumente/143.pdf
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7
Hartmut Platte: Das Haus Lippe in Vergangenheit und Gegenwart, Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-6221-4-2
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Meiner Mutter Ursula Peter große Anerkennung exquisiter Vorarbeit
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

Schloß Varenholz, Eingang - Schloß Varenholz, Innenhof

Die Entwicklung des Wappens der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe
Haus Isenburg und Isenburg-Büdingen

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