Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 822
Burgen und
Schlösser in Franken: Friesenhausen
Wasserschloß Friesenhausen
Das
Schloß Friesenhausen
Im Norden des kleinen Dorfes
Friesenhausen (zur Gemeinde Aidhausen in den Haßbergen,
Unterfranken) liegt in einem Landschaftspark, der fast so groß
wie das Dorf selbst ist, das zugehörige Schloß. Einst war es
ein Wasserschloß, und in dem ummauerten Kernbereich steht ein
zweiflügeliges Schloß, ein Hauptflügel in Nord-Süd-Richtung,
nach Osten ein zweiter Flügel rechtwinklig angebaut, nach Westen
ein Torhaus, vor dem eine steinerne Bogenbrücke von 1700 den
Graben überbrückt. Im Westen des Schlosses liegen die
Wirtschaftsbauten und bilden eine zusammenhängende
dreiflügelige Anlage, die sich zum Herrenhaus hin öffnet.
Das Renaissance-Wasserschloß hatte nacheinander unterschiedliche Besitzer, entsprechend der komplexen Geschichte des Ortes: Erbaut wurde es von der Familie Marschalk von Ostheim in der zweiten Hälfte des 16. Jh. Der zentrale Mittelteil datiert von 1593. Dann kamen die Güter zu Friesenhausen 1692/1694 an den Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg und 1699 nach dem Tode des Fürstbischofs an die Fuchs von Dornheim, genauer an Johann Philipp Fuchs von Dornheim, Propst des Domkapitels Würzburg und Domherr zu Bamberg, der um 1700-1701 das Kernschloß um zwei Flügel im selben Stil erweitern ließ (richtig, zeitlich im Barock, stilistisch Renaissance), und der auch die gegenüberliegende Kirche erbauen ließ. Die Erweiterung in historisierenden Renaissanceformen wird hinsichtlich des Entwurfes Joseph Greissing zugeschrieben. Es ist ein sehr frühes Beispiel für historisierende Bauweise, die diesem Baumeister nicht fremd ist. Er ist sogar der einzige in dieser Zeit, bei dem das auftritt. Eine Mitplanerschaft kann also zu Recht angenommen werden. Das Dachwerk ist relativ schwach und stammt sicher nicht vom erfahrenen Greissing, von dem man eine andere Qualität gewohnt ist, sondern eher von einem ländlichen Zimmermannsmeister. Der Ostflügel ist per Inschrift auf 1701 datiert, das Portal auf 1700, und für den Südflügel ergab eine dendrochonologische Datierung das Jahr 1703.
Der Südflügel des Schlosses ruht auf einem tonnengewölbten Keller aus dem Mittelalter. Aus der Zeit des frühen 18. Jh. stammen auch noch Teile der Innenausstattung. Danach kam das Anwesen im Erbgang 1729 an die Familie Dalberg, an Hugo Philipp Eckbert Cämmerer von Worms gen. von Dalberg, dessen Mutter eine geborene Fuchs war. Aus dieser Zeit (1730) stammt das Tor mit den Löwenschildhaltern und den Wappen von Dalberg und Zobel von Giebelstadt. Über zweihundert Jahre blieb Schloß Friesenhausen nun im Besitz der von Dalberg, eines der wenigen Güter, die der Familie nach Verlust der östlichen Besitzungen noch verblieben. Der letzte Dalberg in Besitz von Schloß Friesenhausen war Reichsfreiherr Johannes von Dalberg (1909-1940), er starb als letzter männlicher Spross der Familie am 21. April 1940. 1938 war hier der weibliche Arbeitsdienst, 1945 diente das Schloß als Unterkunft für russische Arbeiter, danach war hier ein Lazarett eingerichtet, dann eine Notunterkunft für heimvertriebene Flüchtlinge, nach den Kriegswirren kurzfristig ein Altenheim, ab 1958 Leerstand. Seit 1973 ist es Eigentum von Dr. Johann Friedrich von Eichborn. Es ist Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Vom im Süden des Schloßbereiches gegenüber der Kirche gelegenen Tor aus ist die Anlage aber gut einsehbar.
Die
Wappen an der Toreinfahrt
Auf jeder Seite der beiden
wuchtigen, pinienzapfenbekrönten Pfeiler der Toreinfahrt von ca.
1730 ist ein schildhaltender Löwe über den Nebendurchgängen,
der Schild ist aber auf beiden Seiten mit einem Wappen versehen.
Da das Wappen des Ehemannes heraldisch immer rechts und das der
Frau immer links ist, ist bei beiden Schilden auf der Rückseite
ein anderes Wappen als auf der Vorderseite.
Das Wappen über dem linken Nebeneingang ist das der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg (Dahlberg). Geviert. Feld 1 und 4: Unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms). Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Dalberg). Die dazugehörigen, hier aber nicht dargestellten Helmzieren wären: 1/4: Ein wie der Schild bez. Flug. 2/3: Ein goldener Flug, belegt mit jeweils einem schwarzen Ankerkreuz. Die dazugehörigen Helmdecken wären schwarz- gold und blau-gold.
Das Wappen über dem rechten Nebeneingang ist das der Zobel von Giebelstadt: In Silber ein roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein roter wachsender Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln, die dazugehörigen Helmdecken wären rot-silbern.
Die Genealogie zu den Wappen:
Ein weiteres Ehewappen des Bauherrenpaares kann man in Hammelburg sehen, in der Nähe des Franziskanerklosters Altstadt, an der Dalbergkapelle, welche das vierzehnte und letzte Stationshäuschen eines Kreuzweges unmittelbar vor der Klosterkirche darstellt.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Gemeinde: http://www.gemeinde-aidhausen.de/html/friesenhausen.html
Hassberge - ein Kunst- und Kulturführer durch den
Landkreis, herausgegeben vom Landkreis Haßberge
Schlösser und Burgen in Unterfranken, von Anton Rahrbach, Jörg
Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN
3-87191-309-X
Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing,
mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann, hrsg. von der
Gesellschaft für fränkische Geschichte, VIII. Reihe: Quellen
und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte, c/o Verlag
Ph. C. W. Schmidt, 1. Auflage 2009, 797 S., ISBN-10: 3866528167,
ISBN-13: 978-3866528161, S. 605
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