Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 773
Prüm -
abgelegene Pracht
Die Fürstabtei Prüm - Teil (5): Robert (Ruprecht) von Virneburg
Die
Grabplatte
Im südlichen Turm der
Pfarrkirche St. Salvator in Prüm, ehemalige Abteikirche,
befindet sich eine Marienkapelle, die eine Sandsteinplatte zu
Gedenken des Abtes Robert II (Ruprecht) von Virneburg birgt, der
hier in vollem Ornat abgebildet ist und von vier Wappenschilden
in den vier Ecken der rechteckigen Platte umgeben ist, deren
obere beiden von Engeln, die unteren beiden aber von Affen
gehalten werden.
Genealogie:
Ruprecht von Virneburg wurde
1476 als Robert II Abt von Prüm. Er verstarb am 8.4.1513 in
Prüm.
Seine Eltern sind:
Seine Großeltern sind:
Seine Urgroßeltern sind:
Vier
Wappenschilde erzählen Geschichte
Stammwappen der Grafen
von Virneburg: In Gold sieben (4:3) zu zwei Balken
aneinandergereihte rote Rauten, Helmzier der Schild zwischen zwei
schwarzen Hörnern, die außen mit je drei silbernen Kugeln
besteckt sind. Helmdecke schwarz-rot.
Die Grafen von Virneburg stammen aus der Osteifel; ihre gleichnamige Burg steht heute als Ruine am Nitzbach im Kreis Mayen-Koblenz. Eine weitere wichtige Burg ihres Herrschaftsgebietes war Monreal, um 1220 durch Hermann III. von Virneburg begonnen. Erst waren sie Lehnsträger der rheinischen Pfalzgrafen, denen die Grafschaft gehörte, die sie den Grafen zu Sayn als Lehen gegeben hatten, die sie wiederum als Afterlehen an die Herren und späteren Grafen von Virneburg weiterverlehnt hatten. Später tragen die Virneburger ihre Grafschaft dem Hochstift Trier als Lehen auf. Ihr Besitz wuchs im Spannungsfeld zwischen Kurtrier, Kurköln und den Pfalzgrafen durch geschickte Heiraten. Eine dieser Schlüsselheiraten fand 1419 statt, als Phillip von Virneburg Katharina von Saffenberg ehelichte (s. o.), womit Teile der Grafschaft Neuenahr und die Herrschaft Saffenberg selbst erheiratet wurden. Im Nassauischen waren sie 1194 Mitbesitzer der Burg Schaumburg. Weitere Besitzungen waren bei Hadamar. 1545 starben die Grafen aus; der letzte im Mannesstamm war Graf Cuno von Virneburg.
Die Helmzier war anfangs Variationen unterworfen:
Die drei anderen Schilde zeigen:
Grafen von Neuenahr: In Gold ein schwarzer Adler. Helmzier wäre ein wachsender schwarzer Adler oder ein schwarzer Flug, belegt mit einer runden Scheibe, auf welcher der Adler wiederholt wird. Helmdecken wären schwarz-golden.
Die Grafschaft Neuenahr hat eine komplizierte Besitzgeschichte: 1221 - 1358 herrschten hier die Grafen von Neuenahr, die um 1220 die bereits 1372 zerstörte Burg Neuenahr erbauten, 1358 - 1425 die Grafen von Neuenahr-Saffenberg (Johann III. v. Saffenberg heiratete Katharina v. Neuenahr, Tochter von Wilhelm III, Graf von Neuenahr, und wurde so selbst Graf v. Neuenahr), 1425 - 1545 die Grafen von Neuenahr-Saffenberg-Virneburg (Philipp I. Graf v. Virneburg heiratete Katharina v. Saffenberg und wurde so Graf von Neuenahr). 1545 fiel nach dem Aussterben der Grafen von Virneburg die Grafschaft als erledigtes Lehen zurück an den direkten Lehnsherrn, den Herzog von Jülich (die Pfalzgrafen hatten einst das Lehen weiterverliehen an die Jülicher Grafen), der 1545 - 1609 Graf von Neuenahr ist. Im Vertrag von Xanten 1614 fällt die Grafschaft Neuenahr an das Herzogtum Pfalz-Neuburg, 1685-1797 gehörte sie zur Kurpfalz, später kam sie an Preußen.
Edle Herren von Saffenberg: In Schwarz ein goldener Adler. Helmzier wäre ein goldenes Speichenrad. Helmdecken wären schwarz-golden.
Die Stammburg des Geschlechts, die um 1080 erbaute Saffenburg hoch über der Ahr, ist heute eine ziemlich heruntergekommene Ruine im Landkreis Ahrweiler. Burg und Reichsherrschaft wurden nach dem Aussterben derer von Saffenberg geteilt. Ein Teil kam an die Grafen von Sponheim und dann durch Heirat an Dietrich IV von Kleve bzw. Mark. Der andere Teil gelangte an die Herren von Heinsberg, dann an Wilhelm von Arenberg, schließlich 1424 an die Grafen von Virneburg (Philipp I. Graf v. Virneburg heiratete Katharina v. Saffenberg) und nach deren Aussterben 1545 im Folgejahr an die Grafen von Manderscheid-Schleiden, nach deren Aussterben 1593 an die Grafen von der Mark-Schleiden, zuletzt 1773 an die Herzöge von Arenberg.
Herren von Sombreff(e): In Gold ein roter Balken, oben von drei roten Merletten begleitet. Helmzier wäre ein wie der Schild bez. Köcher, aus dem ein silberner Straußen- oder schwarzer Hahnenfederbusch wächst. Helmdecken wären rot-golden.
Sombreffe liegt heute in Belgien bei Namur (im Norden der Provinz Namur). Dort kann das äußerst gut erhaltene bzw. restaurierte mittelalterliche Château de Sombreffe besichtigt werden.
Vermehrtes Wappen der Herren von Virneburg: Das spätere, ab der Mitte des 15. Jh. geführte Wappen der Grafen von Virneburg vereinigte alle hier abgebildeten Einzelwappen der ererbten Herrschaften, denn es war geviert:
Dazu gehörten zwei (Virneburg und Neuenahr) oder drei (Virneburg, Neuenahr und Sombreff) Helme. Mehrere schöne Virneburger Wappen, sowohl das Stammwappen als auch die geviertete Version, finden sich übrigens in den Glasfenstern des Kölner Domes (Obergaden und Johanneskapelle).
Der Vergleich mit der oben angegebenen Ahnenliste zeigt, daß hier keine exakte Ahnenprobe vorliegt, sondern daß das vermehrte Wappen der Grafen von Virneburg in seine vier Einzelbestandteile zerlegt wurde und auf die vier Schilde verteilt wurde, denn eine Übereinstimmung läßt sich nur mit drei Großeltern finden, während das Wappen Croy (vermutlich in Silber drei rote Balken), das der Großmutter mütterlicherseits, keine Aufnahme fand. Zu wichtig war die Grafschaft Neuenahr, um unterschlagen zu werden. Dafür mußte die eine Großmutter zurückstehen.
Das Stammwappen der Grafen von Virneburg setzt sich nach deren Aussterben fort als Bestandteil
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers
Wappenbücher
http://www.basilika-pruem.de/mainframe.asp
Franz Josef Faas: Prüm in der Eifel. Hrsg.: Rheinischer Verein
für Denkmalpflege und Heimatschutz, Rheinische Kunststätten:
Heft 1/1966.
Franz Josef Faas: Prüm / Eifel, Kath. Pfarrkirche St. Salvator,
Schnell Kunstführer Nr. 981, Verlag schnell & Steiner GmbH
Regensburg, 9. Auflage 2005, ISBN 3-7954-4717-8
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage
2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
http://www.sombreffe.be/
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Wertvolle Hinweise von Herrn Klaas Padberg, ein herzliches
Dankeschön an dieser Stelle
Wilhelm Iwanski: Geschichte der Grafen von Virneburg. Von ihren
Anfängen bis auf Robert IV. (1383). Koblenz 1912
http://www.monreal-eifel.de/home.html
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Grafschaft Neuenahr: http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1955/hjb1955.29.htm
Prüm (Eifel): Abtei Prüm - Nordfassade - Westfassade - St. Salvator - Kanzel - Robert von Virneburg
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Veröffentlichung der Aufnahmen aus der kath. Pfarrkirche St. Salvator mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Pfarrer Robert Lürtzener vom 03.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2008
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