Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 649
Wappen der Weser-Renaissance

Burg Sternberg (Lippe) über Extertal

Die Burg zwischen den Grafen von Sternberg, Schaumburg und Lippe
Burg Sternberg liegt auf einem 315 m hohen Vorsprung des Dörenberges über der Gemeinde Extertal im Osten von Lemgo. Sie ist Stammburg der Grafen von Sternberg, um 1243 residiert der erste Graf von Sternberg auf der Burg, aus dem Jahre 1252 stammt der erste Beleg eines Siegels des Grafen Heinrich I von Sternberg mit Sternberger Wappen. Heinrich I von Sternberg hieß vorher Heinrich III. von Schwalenberg - die Grafen von Sternberg sind im Grunde Schwalenberger, und in Sternberg lebt auch das Wappen von Alt-Schwalenberg fort. 1266 wird die Burg selbst erstmalig urkundlich erwähnt. Wirtschaftliche Grundlage der Burg waren nicht nur Zins- und Pachteinkünfte, sondern vor allem auch Salzgewinnung und Salzhandel (Bad Salzuflen). Der letzte Graf Johann I von Sternberg, da kinderlos, verpfändete 1369 die Burg an die Schaumburger und verkaufte sie ihnen schließlich 1377 ganz. 1391 verzichtete Graf Johann I von Sternberg auf das Rückkaufrecht. Die Schaumburger verpfändeten sie wiederum um 1405 an die Grafschaft Lippe. Der letzte Graf von Sternberg verstarb 1399. So kam Burg Sternberg an die Grafen zur Lippe, die diese Bereicherung aber erst viel später heraldisch nutzen: 1687 wird im Wappen erst der Helm von Sternberg verwendet, noch vor der Aufnahme des Sternberger Schildbildes, denn jenes kam erst bei der Erhebung in den Fürstenstand 1789 ins Wappen der Fürsten zu Lippe. Zurück zur Lippischen Herrschaft auf der Burg: In der ersten Hälfte des 15. Jh. erweitern und verstärken sie die Burg nach den 1430 und 1444 in der Soester Fehde erfolgten Zerstörungen, der Südturm wird errichtet, und der Nordturm erhält seine heutige Gestalt. Die Grafen zur Lippe verpfändeten die Burg übrigens selbst immer wieder weiter, an die Edelleute von Zerssen, von Molenbeck, von Münchhausen, von Quernheim, von Wend / de Went, von Westphal und von Kerssenbrock. Kriegerisch wird's um Burg Sternberg schon wieder 1447, als der Erzbischof von Köln böhmische Söldner gegen Bernhard VII. von Lippe losschickt und diese die Burg belagern - erfolglos, die Burg wurde von dem Pfandinhaber Johann von Molenbeck gut verteidigt, immerhin gegen 15000 Mann.

1559 übergibt Bernhard VIII Graf zur Lippe (1527 - 1563, der Erbauer des Detmolder Schlosses) Burg Sternberg mit den zugehörigen Ämtern Schieder, Barntrup, Schwalenberg und natürlich Sternberg selbst seinem Bruder Hermann Simon zur Lippe-Spiegelberg-Pyrmont (1532 -1576, dessen Wappen wir unten sehen werden) als Paragium, also als eine Art erbrechtliche Abfindung des nachgeborenen Bruders, ein kleines Stück aus dem Kuchen der Erbschaft, zwar mit Herrschaftsrechten, aber ohne volle Landeshoheit. Das gefiel den Grafen von Schaumburg überhaupt nicht, denn immerhin hatten diese den Grafen zur Lippe Burg Sternberg "nur" verpfändet. Es begann ein Erbstreit zwischen den Schaumburgern und den Grafen zur Lippe. Besänftigend wirkte sich aus, daß Graf Simon VI. zur Lippe 1585 in zweiter Ehe die verwitwete Elisabeth von Schaumburg heiratete. Ihre beiden Wappen finden sich auf der Außenmauer der Burg. 1588 - das Datum des Wappensteines - findet die Taufe ihres ersten Kindes auf der Burg Sternberg statt. Auch auf dem Kamin im Rittersaal verkünden die Wappen die Eheschließung der Häuser zur Lippe und von Schaumburg.

So richtig endgültig zu Gunsten von Lippe entschieden war der Erbstreit aber erst, als die Schaumburger 1640 ausstarben. Doch dann war nicht etwa Ruhe, denn der Bischof von Paderborn glaubte Ansprüche geltend machen zu können, worauf ein sich 148 (!) Jahre hinziehender Rechtsstreit begann, der schließlich 1788 mit einem Vergleich zugunsten Lippes endete, ein Jahr bevor diese das Schildbild von Sternberg in ihr Wappen aufnahmen. Ansonsten wurde die Burg zwischenzeitlich 1733 vom Haus Lippe an Hannover verpfändet, aber 1781 von Simon August Graf zur Lippe zurückgekauft. Im 19. Jh. finden etliche Erweiterungsbauten statt. Die militärische Bedeutung war längst in den Hintergrund getreten, stattdessen fanden hier lippische Jagdgesellschaften statt.

Ein neues Image: Musikburg
Die Neuzeit hat die Burg erst stiefmütterlich behandelt: Als das Fürstenhaus Lippe sein Land verlor, kam Sternberg an das Land Lippe. 1939 - 1945 wurde sie als Schulungsstätte der SS ("Bräuteschule"), Kriegsgefangenenlager und Luftwaffenersatzteillager genutzt. Dann wurde die Burg in neuerer Zeit 1949 vom Kreis Lemgo als Jugendheim eingerichtet. Ihre wahre neue Bestimmung erhilet die Burg aber als Musikburg unter der Familie Harlan. Peter Harlan pachtete nach dem Krieg die Burg, die er eigentlich als Offizier in den letzten Kriegstagen hätte sprengen sollen, was er zum Glück verweigerte. So ist seiner Zivilcourage die Erhaltung der Burg zu verdanken. 1959 wurde von Peter Harlan die Musikschulungsstätte Burg Sternberg gegründet, aus der 1966 mit Unterstützung des Eigentümers, des Landesverbandes Lippe, die Musikburg wurde, seit 1990 Musikburg Sternberg e.V. 1998-2003 wurde die Burg baulich saniert und für die neue Nutzung vorbereitet. Heute ist sie Veranstaltungsort für kulturelle Events mit dem Schwerpunkt Musik, außerdem sind die Veranstaltungsräume auch für private Feierlichkeiten nutzbar. Ein Instrumentenbauer wohnt auf der Burg und bietet Seminare zur Reparatur historischer Instrumente an. Im Museum werden historische Musikinstrumente gezeigt.

Wappensteine über dem Tor zur Kernburg
Rechts und links des Tores zur Kernburg sehen wir die Wappen von Hermann Simon Graf von Lippe-Sternberg bzw. -Spiegelberg-Pyrmont und seiner Frau. Die undeutlichen Inschriften lauten "HERMAN SIMO(N) GRAvE VN EDDELHER ZVR LIPPE GRAVE (ZV SPIEGELBERG-PYRMONT)" bzw. "VRSVLA GEBOR(E)NE GRÄFFIN ZV SPI(E)GELBERG VN(D) PIRMONT".

Hermann Simon Graf von Lippe-Sternberg, Sohn von Graf Simon V zur Lippe und Bruder des die Erbfolge fortsetzenden Bernhard VIII Graf zur Lippe, war vermählt mit Gräfin Ursula von Spiegelberg-Pyrmont. Als 1557 Graf Philipp von Spiegelberg und Pyrmont, der letzte Spiegelberger und Vater der besagten Ursula, in der Schlacht bei Saint-Quentin fiel, starben damit die Grafen von Spiegelberg-Pyrmont in männlicher Linie aus, erbte seine Tochter Ursula die Grafschaft und brachte sie in die Seitenlinie der Grafen zur Lippe ein. Hermann Simon Graf von Lippe-Sternberg nannte sich jetzt Hermann Simon Graf von Lippe-Spiegelberg-Pyrmont.

Diese beiden Wappen sind älter als die draußen an der Außenmauer des Wohnturmes, denn jene stammen vom Neffen des hier verewigten Hermann Simon und seiner Frau.

Hermann Simon (gest. 1576) und Ursula hatten einen einzigen Sohn, Philipp Graf zu Lippe-Spiegelberg, als dieser starb, fiel der Besitz Sternberg an seinen Cousin, Simon VI zur Lippe, zurück an die Hauptlinie. Dessen Wappen sehen wir außen an der Außenmauer (siehe unten).

Das Wappen der Ursula Gräfin von Spiegelberg-Pyrmont
Das Wappen ist geviert aus Spiegelberg und Pyrmont:

Das Wappen hat zwei Helme:

Das Wappen des Hermann Simon Graf zur Lippe-Spiegelberg-Pyrmont
Das Wappen setzt sich aus Lippe-Schwalenberg und den neuen Besitztümern, also aus zwei aus je zwei Bestandteilen gevierten Wappen zusammen und enthält jetzt vier verschiedene Komponenten:

Geviert:

Das Wappen hat drei Helme:

Ein dritter Wappenstein
Direkt über dem Torbogen ist ein dritter Wappenstein eingemauert, gestürzt, ein Nesselblatt der Schaumburger, belegt mit einen Rosenschildchen.

Wappen an der Außenmauer
An der Außenmauer des Wohnturmes befindet sich ein auf 1588 datierter Wappenstein. Rechts und links des Datums sind die beiden Wappen der Eheleute Graf Simon VI zur Lippe, geb. 1554, reg. 1563-1613, vermählt in zweiter Ehe mit Elisabeth von Holstein-Schaumburg, den damaligen Landesherren, an die als Hauptlinie Burg Sternberg wieder zurückfiel.

Das Wappen der Grafen zur Lippe optisch links ist geviert:

Dazu wird anfänglich (1528-1687) nur der Lippe'sche Helm geführt: Zwischen einem offenen, silbernen Flug eine rote Rose mit goldenem Samen und Kelchblättern (Stammkleinod zur Lippe), Helmdecken rot-silbern. Der Flug kann auch rot-silbern tingiert sein.

Graf Simon war eine bedeutende Herrscherpersönlichkeit der Renaissance. Er war kaiserlicher Kammerherr, Reichshofrat und Obrist des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises. Er residierte auf Schloß Brake, im Osten der Stadt Lemgo gelegen. Unter seiner Herrschaft erlebte Lippe eine Blüte, wirtschaftlich und kulturell.

Das Wappen der Grafen von Holstein-Schauenburg-Sternberg (Schauenburg=Schaumburg), abgeleitet von der Holstein-Pinneberger Linie, optisch rechts ist wie folgt aufgebaut:

Dazu gehören folgende 3 Helme:

Die Grafen von Schaumburg - ab 1619 Reichsfürsten - durften schlußendlich nach dänischer Intervention den Titel "Fürst und Graf von Holstein" nicht mehr führen. Als die Schaumburger 1640 mit Graf Otto V erloschen, kam die Herrschaft Gehmen an Limburg-Styrum. Die Grafschaft Schauenburg wurde zwischen Lippe und Hessen-Kassel aufgeteilt.

Literatur und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
http://www.burgsternberg.de/, http://www.burgsternberg.de/html/geschichte.html, http://www.burg-sternberg.de/, http://www.musikburg-sternberg.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Sternberg
W. Weber: Die Grafschaft Sternberg. Detmold, 1928
Klaus Harlan: Burg Sternberg. In: Lippische Sehenswürdigkeiten, Heft 1. Lemgo 1973
http://www.landesverband-lippe.de/index.php?id=89
http://www.burgenwelt.de/sternberg/gestern.htm

Die Entwicklung des Wappens der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe
Die Entwicklung des Wappens der Grafen von Schauenburg in Westfalen

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