Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 640
Wappen der
Weser-Renaissance-Bauten
Lemgo: Rote Rosen an der Rathauslaube
Die
Rathauslaube
Drei exquisite
Wappendarstellungen sind in den straßenseitigen Füllungen der
nördlichen Rathauslaube zu finden. Dem langen Saalbau (Kernbau, ältester
Teil des Rathauses von Lemgo) im Hintergrund wurde zur
Mittelstraße hin 1565 die allseitig offene Rathauslaube
vorgeblendet. Diese Laube - also nur das Untergeschoß - ist das
früheste bekannte Werk von Hermann Wulff. 1589 wurde die
verglaste Kornherrenstube im Obergeschoß aufgesetzt mit
Darstellung der "sieben Freien Künste". Das
Obergeschoß ist ein Werk von Georg Croßmann, der auch die Neue
Ratsstube errichtete.
Die Öffnungen werden von Rundbögen gerahmt. Auf den Pfeilern sind kannelierte Wandvorlagen, die oben in schneckenförmig eingerollten Kapitellen jonischer Formensprache enden. Die Brüstung ist ein markantes Gesims, darnter werden alle Flächen von Beschlagwerk überzogen. In jedes der drei Felder unterhalb der Laubenöffnungen ist ein Wappen eingepaßt.
Das Wappen der Grafen zur Lippe ist geviert:
Dazu wird anfänglich (1528-1687) nur der Lippe'sche Helm geführt: Zwischen einem offenen, silbernen Flug eine rote Rose mit goldenem Samen und Kelchblättern (Stammkleinod zur Lippe), Helmdecken rot-silbern. Der Flug kann auch rot-silbern tingiert sein.
Das zweite Wappen ist das der Grafen zur Lippe-Spiegelberg. Hermann Simon von Lippe-Sternberg war vermählt mit Gräfin Ursula von Spiegelberg-Pyrmont. Sie entstammt dem Geschlecht der Grafen von Spiegelberg, die durch Erbschaft Pyrmont bekamen, und sie brachte dieses weiter an besagte Nebenlinie der Grafen zur Lippe. Das Wappen setzt sich also aus zwei aus je zwei Bestandteilen gevierten Wappen zusammen und enthält jetzt vier verschiedene Komponenten:
Das Wappen hat drei Helme:
Das dritte Wappen ist das der Grafen von Waldeck, einem alten Grafengeschlecht, das seit 1712 reichsfürstlich wurde und 1806 sogar souverän. Das gräfliche Stammwappen zeigt in Gold einen achtstrahligen schwarzen Stern. Helmzier ein goldener Flug, beiderseits belegt mit einem achtstrahligen schwarzen Stern. Helmdecken schwarz-golden.
Wie kommt es zu dieser Wappenkombination?
In der Kombination stehen
diese drei Wappen für Graf Simon VI zur Lippe, Sohn von
Katharina von Waldeck, sowie für Simons einzigen Onkel
väterlicherseits, Hermann Simon von Lippe-Spiegelberg-Pyrmont.
Bei Vollendung des Erkers im Jahre 1565 war der Landesherr zwar
schon Graf Simon VI, geb. 1554, reg. 1563-1613. Als Vater
Bernhard VIII starb und sein Sohn Simon VI an die Regierung kam,
war er 9 Jahre alt, bei Vollendung der Rathauslaube erst 11 Jahre
alt. Daß Mutter und einziger Onkel väterlicherseits die
Amtsgeschäfte für ihn erledigten, liegt auf der Hand. So kommt
es zu dieser Wappenkombination. Graf Simon war eine bedeutende
Herrscherpersönlichkeit der Renaissance. Er war kaiserlicher
Kammerherr, Reichshofrat und Obrist des
Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises. Er residierte auf
Schloß Brake, im Osten der Stadt Lemgo gelegen. Unter seiner
Herrschaft erlebte Lippe eine Blüte, wirtschaftlich und
kulturell.
Achtung:
Stern ist nicht gleich Stern!
Man unterscheide folgende
Sterne in der Lippe'schen Heraldik:
Wie eng die drei Familien verwandt sind, sieht man hieran: Heinrich I Graf von Sternberg (gest. ca. 1280), war ein Bruder von Graf Adolf I von Neu-Schwalenberg (gest. ca. 1300). Und beide sind Neffen von Adolf I von Waldeck (gest. ca. 1270). Fassen wir zusammen: Alt-Schwalenberg ist der Ursprung. Dessen Schildbild hat sich in Sternberg erhalten. Neu-Schwalenberg und Waldeck sind durch Wechsel der Tinkturen resp. Aufnahme von Beizeichen abgeleitet.
Literatur
und Quellen:
Informationstafel am Rathaus
Siebmachers Wappenbücher (im Band Fürsten sind sehr viele
Ungereimtheiten)
G. Ulrich Großmann, Renaissance entlang der Weser, Du Mont
Buchverlag Köln, 1989, ISBN 3-7701-2226-7
Hartmut Platte: Das Haus Lippe in Vergangenheit und Gegenwart,
Börde-Verlag Werl 2006, ISBN 3-980-6221-4-2
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897,
Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Meiner Mutter Ursula Peter große Anerkennung exquisiter
Vorarbeit
Die Entwicklung des Wappens der
Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe
Die Wappen der Grafen und Fürsten
von Waldeck-Pyrmont
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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