Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 404
Grenzau (zu Höhr-Grenzhausen, Westerwaldkreis)

Schloßmühle (Bannmühle) Grenzau

Dieses Gebäude ist Teil eines Ensembles etwas außerhalb von Grenzau, im Süden der Burgruine am Fuße des Burgberges am Limesradweg und am nördlichen Ufer des Brexbaches gelegen. Südlich des Weges befinden sich Pferdeweiden und Ställe, nördlich die Wohngebäude. Eine Mühle hier am Brexbach wird bereits im Jahr 1464 urkundlich erwähnt. Es war eine Bannmühle, d. h. alle Bewohner von Grenzau und der umliegenden Orte waren verpflichtet, ihr Korn ausschließlich hier mahlen zu lassen. Das Recht zu mahlen wurde an den jeweiligen Müller gegen entsprechende Abgaben vergeben, so wird der ersterwähnte Müller, Kaspar Müller, in dem entsprechenden Vertrag verpflichtet, jedes Jahr einen Pachtzins von 10 Maltern Korn (ca. 1 t) und ein Mühlenschwein im Wert von 10 Reichstalern in der Kellerei der Burg Grenzau abzuliefern.

Grenzau war zunächst Eigenbesitz der Herren von Isenburg, kam aber im frühen 14. Jh. unter Trierer Landeshoheit und blieb es bis 1803. Die Herren von Isenburg bekamen Grenzau zu Lehen. Das Verhältnis zwischen den Herren von Isenburg-Grenzau und dem Burggraf von Trier war angespannt und führte sogar 1347 zu dessen Vertreibung. 1664 fiel nach dem Tod von Ernst Graf von Isenburg-Grenzau (1584-20.5.1664) aus der salentinischen Herrschaftslinie, spanischer General der Artillerie in den Niederlanden, Gouverneur von Luxemburg, Großschatzmeister und Präsident des obersten Kriegsrats in den Niederlanden, Ritter des goldenen Vlieses, das Lehen wieder an Kurtrier heim, weil er aus der Ehe mit Caroline Ernestine von Arenberg (6.9.1606-12.9.1630) nur eine als Baby verstorbene Tochter und aus der Verbindung mit Maria Anna Gräfin von Hohenzollern-Hechingen (1614-7.3.1670) gar keine Kinder hatte. Grenzau wurde nicht erneut als Lehen vergeben; die Burg verfiel. Grenzau selbst bekam zwar 1346 Stadtrecht, entwickelte sich aber ncht städtisch.

An der nach Süden gerichteten Stirnseite des Gebäudes ist dieser Wappenstein des Trierer Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck (lebte 1634-1711, regierte 1676-1711), Sohn von Wilhelm von Orsbeck (-1648) und Katharina von der Leyen (-1673). Er war bereits 1675 Bischof von Speyer und Propst von Weißenburg und wurde erst 1676 Erzbischof und Kurfürst von Trier. Wir sehen hier die vereinfachte Version seines Wappens, Hauptschild: in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz (Fürstbistum Trier, Kurtrier), Herzschild: in Gold ein rotes Schragenkreuz, begleitet von vier grünen Seeblättern (von Orsbeck). Auf der ovalen Kartusche ruht der Kurhut; hinter dem Schild sind Krummstab und gestürztes Schwert schräggekreuzt. Johann Hugo von Orsbeck ließ im Jahr 1700 (Datierung auf dem Wappenstein) die Mühle erneuern. Während der Revolutionskriege wurde die Mühle von französischen Truppen zerstört. 1820 wurde das Anwesen wiederhergestellt. 1894 entstand rechts neben der Mühle das Wohnhaus. Bis 1915 war die Mühle noch in Betrieb. Heute wird das Anwesen als Pferdehof genutzt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4498825,7.6559605,17.76z - https://www.google.de/maps/@50.4492966,7.6550276,139m/data=!3m1!1e3
Hinweistafel am Objekt
Johann Hugo von Orsbeck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_VIII._Hugo_von_Orsbeck
Max Braubach: Johann Hugo von Orsbeck, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 540-542
https://www.deutsche-biographie.de/gnd11871239X.html#ndbcontent - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016327/images/index.html?seite=554
Bernhard Endrulat: Johann VIII. Hugo von Orsbeck, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 428-430
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Johann_Hugo
Bernhard Schneider: Johann VIII. Hugo von Orsbeck, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, S. 1282-1285, Auszug:
https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/pfarrverband_weilerswist/kirchen/heilig_kreuz/johann_hugo_von_orsbeck/
Herrschaft Grenzau:
https://www.regionalgeschichte.net/westerwald/staedte-doerfer/orte-g/grenzau.html

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)

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