Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 306
Mainz -
Erzbischöfe, Kurfürsten, Adelspaläste
Die Augustinerkirche in Mainz
Die Mainzer Augustinerkirche (heute Seminarkirche) in der Augustinerstraße 40 südlich des Domviertels, turmlos und fast unauffällig eingebunden in die Flucht der alten Häuserfassaden, wurde 1768-1776 im Stil des Barocks erbaut und ersetzte einen Vorgängerbau aus dem 13. Jh. Ihre Namen trägt sie wegen des angrenzenden ehemaligen Klosters der Augustinereremiten, welches seit 1805 bischöfliches Priesterseminar ist. Der Eingang zum Kloster ist durch einige Bürgerhäuser von der Kirchenfassade abgesetzt in der Augustinerstraße 34. Beide Schaufronten sind aufeinander bezogen und setzen deutliche barocke Akzente in der ansonsten von schlichter Bebauung geprägten Straße. Hier hatte seit 1260 der Bettelorden der Augustiner-Eremiten sein Klostergebäude; die Institution bestand bis 1803. Das Schöne an dieser Kirche ist, daß sie unbeschädigt den Krieg überstanden hat und daß somit alles authentisch ist (Renovierungen Ende des 19. und des 20. Jh.). Innen bemerkenswert eine frei ins Langhaus (vierjochiger Saalbau) schwingende Stumm-Orgel von 1773 auf der Empore, eine Kanzel im Louis-XVI-Stil, Rokoko-Altäre sowie das Deckengemälde von Johann Baptist Enderle.
Die viersäulige Portalgestaltung der Kirchenfassade (Abb. oben) schafft durch die dynamische Linienführung eine unglaubliche scheinbare Tiefe, die die Fassade in der engen Straße nicht wirklich besitzt, aber durch die lebhafte Kontur der geschweiften Gesimse vortäuscht. Über dem Portal erhebt sich eine Figurengruppe von Nikolas Binterim (Krönung Marias, Maria verehrt vom hl. Augustinus und der hl. Monika, Kopie von 1895). Ganz oben darüber ist im Bogenfeld der Fassade die heilige Dreifaltigkeit dargestellt. Das Portal zum Klostergebäude (Abb. unten), das sich abgesetzt von der Kirchenfassade weiter rechts im Straßenzug wie ein kleines Vorbild derselben befindet, stammt vom selben Bildhauer, ist aber wappenlos. Es ist zeitlich etwas früher entstanden als die Kirchenportalgestaltung. Auch hier ist die dynamische Linienführung der Gesimse von großartiger Tiefenwirkung.
In die schwungvoll bewegte Portalgestaltung der Kirchenfassade aus rotem Sandstein ist das Wappen des Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (reg. 1763-1774) eingebunden. Es ist geviert, Feld 1 und 4: Erzstift Mainz, Fürsterzbistum Mainz, in Rot ein silbernes sechsspeichiges Rad, Feld 2 und 3: Familienwappen Breidbach, in Silber ein roter Drache. Die zugehörige Helmzier wäre ein roter Drache, Helmdecken wären rot-silbern. Die Familie hatte Bürresheim in der Eifel im Jahre 1473 erworben, erst zum Teil, und seit dem Erwerb auch des Restes als Ergebnis eines gerichtlichen Vergleich von 1659 nannte sie sich "von Breidbach zu Bürresheim".
Emmerich
Joseph von Breidbach zu Bürresheim (reg. 1763-1774)
geb. 1707 in Koblenz
5.7.1763 Wahl zum Mainzer Erzbischof und Kurfürsten, wurde einer
der wichtigsten Reformer auf dem Bischofsthron
13.11.1763 Bischofsweihe
1768 Bischof von Worms
1771 Eröffnung einer Lehrerakademie, Schulreform
1773 Aufhebung des Jesuitenordens, Vertreibung der Jesuiten aus
Mainz, Durchbruch aufklärerischen Gedankenguts, Neuorganisation
der Universität in Mainz
gest. 11.06.1774 in Mainz
Marienkrönung
Die zentrale Marienfigur der
Portalgruppe erstreckt sich über den Fensterabschluß hinweg.
Über Maria erscheinen zunächst zwei Putten auf dem rundbogigen
oberen Fensterabschluß, und noch weiter oben, über der
Verdachung des Fensters, hält ein aus der Fassade nach vorne
reichender Putto die Krone Mariens (Detail-Abb. unten).
Weitere Wappen befinden sich im Inneren, darunter auch ein großes, an die Decke gemaltes, vermehrtes Wappen der Grafen von Eltz (ohne Abb.).
Literatur:
Baedeker: Mainz, Karl
Baedeker-Verlag, 2004. ISBN 3-87954-074-8
Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, eine Reise durch
das romantische Rheintal, DuMont Kunstreiseführer, DuMont
Verlag, Köln 2006, ISBN 978-3-7701-4799-1
Siebmachers Wappenbuch.
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Denkmaltopographie Bundesrepublik
Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Stadt Mainz,
Band 2.2: Altstadt, bearb. von Ewald Wegner, hrsg. vom Landesamt
für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1988, Wernersche
Verlagsgesellschaft Worms, 3. Auflage 1997, ISBN 3-88462-139-4,
S. 88-92
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Emmerich_Joseph_von_Breidbach_zu_Bürresheim
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/emmerich-joseph-von-breidbach-zu-buerresheim-vorkaempfer-der-katholischen-aufklaerung-12203588.html
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim: http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/biographien/breidbach-buerresheim-emmerich-j-von.html
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim: http://www.deutsche-biographie.de/sfz13172.html
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