Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 30
Ein heraldischer Streifzug durch Limburg an der Lahn

Limburg - Wappen in der Burg

Direkt hinter dem Dom auf einem steil zur Lahn hin abfallenden Felsen gelegen, befindet sich die Burg. Das fast ebene Plateau, von der Natur so hervorragend abgesichert, war bereits in frühkarolingischer Zeit als idealer Ort für einen sicheren Rückzug wahrgenommen worden, wie Bestattungsfunde beweisen. Hier saßen in der Karolingerzeit die Grafen des Niederlahngaues, und die in den Quellen faßbare Geschichte beginnt mit Graf Konrad Kurzbold von den Konradinern, der 910 von Ludwig dem Kind (900-911), dem letzten ostfränkischen Karolingerkönig, einen Hof zur Finanzierung seiner im Bereich der Limburger Burg liegenden Kirche geschenkt bekam. Da sowohl Konrad als auch sein Bruder Eberhard kinderlos verstarben, wechselte nach den Konradinern die Burg Limburg öfters den Besitzer, schließlich kam sie an die Isenburger, die aus dem Chorherrenstift eine Dynastenburg machten, während die Stiftsherren in die sich zu Füßen der Anlage entwickelnde Stadt zogen. Die Seitenlinie der Isenburger waren die Herren von Isenburg-Limburg oder einfach Herren von Limburg. Unter ihnen entstanden die wesentlichen Teile der Burg auf der Ost- und der Südseite des Plateaus (Abb. re. u. li. unten). Ende des 13. / Anfang des 14. Jh. begann man, die Burg mit Graben und Zugbrücke vom Rest der Bebauung des Domplateaus abzugrenzen. Der zentrale Wohnturm datiert noch vom Anfang des 13. Jh. und ist damit der älteste Teil der Anlage, innen mit schön gewölbten Räumen, die über eine schmale Spindeltreppe in der Mauerstärke zugänglich sind.

 

Als die Herren von Isenburg-Limburg ausstarben, kam ihre Herrschaft Limburg an Kurtrier, erst nur anteilig, schließlich zur Gänze. Unter den neuen Ortsherren wurde die Burg in der Zeit der Renaissance und des Barocks weiter ausgebaut, um repräsentative Räume bereitzuhalten, wenn der Kurfürst hier mal persönlich nach dem Rechten sah. Ansonsten versahen Verwaltungs- und Finanzbeamte hier seit 1420 ihren Dienst im Auftrag des neuen Landesherren. Unter den Trierer Kurfürsten entstand auch das sog. Neue Schloß. Im Hof der alten Burg sieht man an einem die Kapelle einbeziehenden Bruchsteinbau mit Rundbogenfries über dem Erdgeschoß in Höhe des zweiten Obergeschosses eingemauert folgenden Wappenstein:

 

Johann von Metzenhausen war 1531-1540 Erzbischof und Kurfürst von Trier. Der Wappenstein ist auf das Jahr 1534 datiert. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: Kurtrier, in Silber ein rotes Kreuz, Feld 2 und 3: in Schwarz ein silberner Doppelhaken (Wolfshaken, eine der Formen, die in der Heraldik als Wolfsangel angesprochen werden). Eigentlich ist die Metzenhausen-Helmzier ein Gupf, der oben mit einem Hahnenfederbusch zwischen je zwei Weizenähren besteckt ist, Helmdecken schwarz-silbern. Hier ist ein ganz anderes Modell gewählt worden: Auf dem Helm ist ein Schirmbrett, das auf dem Trierer Kreuz das Metzenhausen-Wappen als Herzschild trägt. Ein ganz ähnliches Wappenbeispiel findet sich im Trierer Dom an seinem Grabmal. Ein weiteres Wappen befindet sich in Holz geschnitzt über einer Tür des Alten Schlosses auf halber Höhe der Außentreppe, beseitet von zwei Fabelwesen mit Fischleib und Flügeln und datiert auf 1534.

Der Kirchenfürst Johann von Metzenhausen
geb.1492 in Neef/Mosel, Vater: Heinrich von Metzenhausen
1505 Domizellar (Anwärter auf eine Kanonikatsstellung in Trier)
1511 Domkapitular in Trier
1512 Domkantor zu Trier
1517 Domdechant in Trier
1519 Trierer Dompropst
27.3.1531 Wahl zum Erzbischof von Trier
2.2.1532 Erhalt der Regalien durch Kaiser Karl V.
26.3.1532 Bischofsweihe
1534 Teilnahme an den militärischen Aktionen gegen die Wiedertäufer in Münster
14.9.1537 Statuten für das St. Georgsstift in Limburg, im Rahmen der Reformversuche an den Kollegiatstiften
1539 politische Nähe zum Schmalkaldischen Bund
gest. 22.7.1540 auf Burg Thannstein bei Hagenau im Elsaß, anläßlich seiner Teilnahme an interkonfessionellen Gesprächen mit den protestantischen Fürsten in Hagenau. Bedeutendes Renaissance-Grabmal im Trierer Dom.

Abb.: Detailvergrößerung der qualitätvollen Renaissance-Schnitzerei.

Limburg war einst ein wichtiger östlicher Eckpunkt des Territoriums des Kurfürstentums Trier. Das heutige Bistum Limburg ist ein neuzeitliches Konstrukt und wurde erst 1827 vom Bistum Trier abgespalten und dem Erzbistum Köln unterstellt.

Literatur, Links und Quellen:
Hessische Kunstdenkmäler: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?gg=167835326&obj=53207&session=913&event=Query.Details

Walderdorffer Hof - Bürgerhäuser - Die alte Lahnbrücke - rund um den Limburger Dom - kurtrierisches Amtshaus

Die Wappen der Fürstbischöfe und Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)

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