Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 291
Ansbach (Franken)

Markgrafenwappen an der Pfarrkirche St. Gumbertus in Ansbach

St. Gumbertus - ältestes Baudenkmal Ansbachs
St. Gumbertus in Ansbach ist eine protestantische Stadtpfarrkirche, die auf dem Gelände eines Benediktinerklosters zur Hl. Jungfrau Maria des 8. Jh. (gegründet 748 von Gumbert, Gundpertus) erbaut worden ist. Es handelt sich aufgrund der langen Baugeschichte im Kern um das älteste historische Gebäude in Ansbach. Insgesamt vereinigt sie in sich viele verschiedene Bauphasen, die sich über viele Jahrhunderte verteilen. Die dreischiffige kreuzgratgewölbte Krypta ist romanisch (1039 bis 1042). Der spätgotische Chor stammt von 1501-1523. Die markante Dreiturmfassade mit den achteckigen Seitentürmen stammt von Heinrich Kugler (Südturm 1493-1495 mit durchbrochenem Pyramidenhelm) und Gideon Bacher (Nordturm 1594, Mittelturm bis 1597). Der Saalbau zwischen Dreiturmfassade und spätgotischem Chor wurde unter der Herrschaft von Markgraf Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1723-1757) 1736-1738 von Leopoldo Retty errichtet. Der Saalbau ist doppelt so breit wie das frühere romanische Mittelschiff und erhält viel Licht durch je acht Fenster in drei Geschossen. Von der Konzeption her macht dieser Saalbau St. Gumbertus zum Inbegriff einer protestantischen Predigerkirche. Im Inneren ist besonders die Fürstengruft mit den aufwendig verzierten Sarkophagen aus dem 17. und 18. Jh. sehenswert, die Schwanenritterkapelle (St. Georgs-Kapelle), das prachtvolle Orgelgehäuse und das nördliche Seitenschiff mit Teilen aus dem 12. Jh. Z. Zt. wird der Innenraum restauriert. Bis zur Bachwoche im Jahre 2007 soll die Restaurierung abgeschlossen sein. St. Gumbertus war die Hofkirche der Ansbacher Markgrafen. Deshalb wird ihre seitliche Fassade auch von einem riesigen markgräflichen Wappen oben am Sims unter dem Dach des Saalbaues geziert.

Innen befindet sich ein verglaster Fürstenstand in Höhe des nördlichen Querhauses, dort ist ein monogrammiertes Allianzwappen von Markgraf Carl Wilhelm Friedrich und seiner Frau Friederike Luise von Preußen zu sehen.

Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
1331 erwirbt Friedrich IV Burggraf von Nürnberg Ansbach durch Kauf von den Grafen von Öttingen
Friedrich V. Burggraf von Nürnberg, teilt 1398 seine Fürstentümer unter seine Söhne auf
Friedrich VI. (1398-1440), bis 1427 Burggraf von Nürnberg, ab 1412 als Friedrich I. auch Markgraf von Brandenburg, ab 1420 Markgraf von Kulmbach
Albrecht Achilles (1440-1486), ab 1457 auch Markgraf von Kulmbach und ab 1471 Kurfürst von Brandenburg.
1473 Dispositio Achillea regelt per Los die spätere Aufteilung der Burggrafschaft Nürnberg unter den Söhnen: Sohn Friedrich sollte Ansbach erhalten, Sohn Siegmund Kulmbach (später ab 1604 Bayreuth), Sohn Johann Brandenburg. Staatsrechtlich blieben Ansbach und Kulmbach/Bayreuth zwei verschiedene Territorien, auch wenn sie zeitweilig in Personalunion regiert wurden.
Friedrich V. (1486-1515). Mit seinem Regierungsantritt entsteht gemäß der Dispositio Achillea das Fürstentum Ansbach. Reg. 1495-1515 auch in Kulmbach.
Georg der Fromme (1515-1543), ab 1527 auch regierender Fürst in Kulmbach
Georg Friedrich d. Ä. (1543-1603), 1557-1603 auch Markgraf von Kulmbach und Herzog von Preußen
Joachim Ernst (1603-1625)
Friedrich (1625-1634)
Albrecht (1634-1667)
Johann Friedrich (1667-1686)
Christian Albrecht (1686-1692)
Georg Friedrich d. J. (1692-1703)
Wilhelm Friedrich (geb. 1686, reg. 1703-1723, gest. 1723)
Karl Wilhelm Friedrich (geb. 12.5.1712 in Ansbach, reg. 1723 (eigentlich erst ab 1729, vorher Regentschaft seiner Mutter) -1757, gest. 2.8.1757). Er wurde „der Wilde Markgraf“ genannt. Der Name ist vielfältig interpretierbar, zum einen war er ein begeisterter Jäger (er soll den größten Falkenhof Europas gehabt haben), zum andern hielt er es mit der ehelichen Treue nicht so genau und hatte vier uneheliche Kinder mit einer Falknerstochter, weiterhin war er ein absolutistischer Fürst, der sich nicht um Staatshaushalte und andere Kleinigkeiten scherte, sondern ein prunkvolles Leben liebte und seinem Erben eine Schuldenmasse von 2,3 Millionen Reichstalern hinterließ, eine unvorstellbare Summe. In seiner Residenzstadt trat er als großer Bauherr auf. Gemeinsam mit seinem Hofbaumeister Leopoldo Retty ließ er die bis dahin mittelalterliche Innenstadt barock umgestalten. Er ließ das Ansbacher Schloß erneuern und in Gunzenhausen zwei Schloßbauten errichten. In seine Regierungszeit fällt der Bau des Saalbaues von St. Gumbertus im sog. „markgräflichen Stil“. Er ließ sein Wappen dort am Sims anbringen. Während seiner Regierungszeit wurden auf sein Geheiß insgesamt 56 neue Kirchen und Pfarrhäuser in seinem Herrschaftsgebiet erbaut. Er war vermählt mit Friederike Luise von Preußen (1714-1784), Tochter von König Friedrich Wilhelm I.
Karl Alexander (geb. 1736, reg. 1757-1791, gest. 1806), letzter Markgraf von Ansbach, auch Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, als 1761 deren Linie ausstarb. Starb selbst ebenfalls kinderlos. 1791 wurde das Gebiet als Ansbach-Bayreuth an das Königreich Preußen angegliedert. 1806 fiel Ansbach im Tausch gegen andere Territorien an das Königreich Bayern.

Die Details des Wappens der Markgrafen von Ansbach
Das Wappen hat 21 Felder und einen Herzschild, die wie folgt besetzt sind:

Feld 1: Herzogtum Stettin: In Blau ein roter Greif, silbern gekrönt.
Feld 2: Herzogtum Preußen: In Silber ein schwarzer, goldgekrönter und ebenso bewehrter Adler, die Saxen mit goldenen Kleestengeln belegt.
Feld 3: Herzogtum Magdeburg: rot-silbern geteilt (wie das alte Erzbistum Magdeburg, das 968 gegründet wurde und während der Reformation untergegangen ist)
Feld 4: Herzogtum Pommern: In Silber ein roter, golden bewehrter Greif
Feld 5: Herzogtum Mecklenburg: In Gold ein schwarzer hersehender Stierkopf mit silbernen Hörnern, mit Halsfell, Lilienkrone, silbernen Augen, silbernem Nasenring.
Feld 6: Herzogtum Kassuben (Cassuben, Kaschubei): In Gold ein schwarzer Greif. Es handelt sich um die östlichen Teile Hinterpommerns (Köslin, Lauenburg, Bütow etc.). Kam 1530 ins Pommernsche Wappen.
Feld 7: Herzogtum Wenden: In Silber ein von Rot und Grün sechsmal schräglinksgeteilter Greif. Das Herzogtum Wenden liegt in Pommern links der Peene und an der Tollense, etwa die Gegend um Stralsund (ohne Rügen) und um Demmin. Es handelt sich um einen modifizierten pommernschen Greifen.
Feld 8 Anspruch auf das Herzogtum Schlesien, Herzogtum Crossen (Krossen): In Gold ein schwarzer Adler, goldbewehrt, belegt mit einem silbernen Halbmond, dessen konkave Seite mit einem silbernen Tatzenkreuzchen besteckt ist.
Feld 9: Fürstentum Halberstadt: silbern-rot gespalten (wie das untergegangene und verweltlichte Bistum Halberstadt)
Feld 10: Herzogtum Jägerndorf: In Gold ein schwarzer Adler, auf der Brust belegt mit einem goldenen Hifthorn.
Feld 11: Burggrafen von Nürnberg: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt und bewehrt.
Feld 12: Fürstentum Minden: In Rot zwei schräggekreuzte aufrechte silberne Schlüssel, mit den Bärten nach auswärts gekehrt.
Feld 13: Fürstentum Schwerin: Geteilt. 1: In Blau ein schreitender goldener Greif. 2: Grün innerhalb eines silbernen Bordes.
Feld 14: Fürstentum Camin (Kammin, Kamin): In Rot ein silbernes Ankerkreuz. Das Gebiet des ehemaligen Bistums wurde 1648 säkularisiert und kam als deutsches Reichslehen an Brandenburg. Wurde mit Hinterpommern vereint.
Feld 15: Grafschaft Rostock: In Blau ein goldener Greif
Feld 16: Fürstentum Ratzeburg: In Rot ein silbernes freistehendes Kreuz.
Feld 17: Fürstentum Wenden: In Gold ein schwarzer Stierkopf ohne Halsfell mit silbernen Hörnern, goldener Laubkrone, weißen Zähnen und Augen und roter Zunge
Feld 18: Stammwappen Hohenzollern: silbern-schwarz geviert.
Feld 19: Grafschaft Stargard: In Rot ein silberner rechter Arm, aus einer silbernen Wolke wachsend, mit blauer Oberarmbinde, einen goldenen Ring mit blauem Juwel haltend.
Feld 20: Grafschaft Schwerin: Geteilt rot-gold.
Herzschild: Brandenburg: In Silber ein roter Adler, auf den Saxen belegt mit sog. Kleestengeln
Schildfuß: Regalien. Ein lediges rotes Feld. Drückt besondere landesherrliche Rechte aus. Davon das wichtigste ist das Recht über Leben und Tod.

Entwicklung des Wappens der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
Wappen 1: Die fränkische Linie der Hohenzollern führt das Stammwappen der Hohenzollern: einen silbern-schwarz gevierten Schild.
Wappen 2: Später, als sie Burggrafen von Nürnberg wurden, führten sie bis 1415/1417 einen gevierten Schild: Feld 1 und 4: Innerhalb eines silbern-rot gestückten Bordes in Gold ein schwarzer doppelschwänziger Löwe, rot gekrönt (Burggrafen von Nürnberg), Feld 2 und 3: silbern-schwarz geviert (Stammwappen Hohenzollern).
Wappen 3: 1415 (erblicher Besitz) / 1417 (Belehnung durch Kaiser) Belehnung mit der Mark Brandenburg. Übertragung der Kurwürde. Das Wappen wurde um den Brandenburger Adler bereichert.
Wappen 4: 1465 Belehnung mit dem Herzogtum Stettin und dem Herzogtum Pommern. Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Brandenburg, Pommern.
Wappen 5: Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Brandenburg, Pommern. Herzschild mit einem goldenen Zepter in blauem Feld, symbolisiert die Reichserzkämmererwürde.
Wappen 6: 1486 geht die Reichserzkämmererwürde an die Hauptlinie Brandenburg-Preußen. Die Ansbacher Markgrafen gehen dieser Würde verlustig, entsprechend fliegt sie aus dem Schild. Dafür wird jetzt Stettin reingenommen. Das Wappen hat vier Felder: Burggrafen, Hohenzollern, Stettin, Pommern. Brandenburg als Herzschild.
Wappen 7: Der Greif des Herzogtums Wenden findet Eingang in das Wappen. Weiterhin wurde Rügen ins Wappen aufgenommen (getreppte Mauer/Stufengiebel und Löwe).
Wappen 8: In der ersten Hälfte des 16. Jh. kamen gleich drei Adler neu in das zusammengesetzte Wappen, welches immer mehr Felder bekam: Preußen, Schlesien, Jägerndorf. Die meisten Neuerungen sind jetzt Anspruchswappen für Gebiete, die eigentlich von der Hauptlinie regiert werden.
Wappen 9: 1648 mußte nach dem 30jährigen Krieg die Hauptlinie Rügen an Schweden abgeben, entsprechend flog das Anspruchswappen Rügen auch aus dem Wappen der Ansbacher Markgrafen. Dafür werden Zugewinne wie Magdeburg und Halberstadt, ehemalige Bistümer, aufgenommen. Das Fürstentum Camin fand ebenfalls 1654 Eingang in das Wappen, aber erst fehlerhaft, das wurde erst ca. 1703/1704 korrigiert. Man hatte versehentlich das Wappen von Kiew genommen, nicht von Camin.
Wappen 10: 1703/1704 erhält das Wappen die in Ansbach an St. Gumbertus zu sehende Form. Wie oben schon erwähnt, wird das Feld für das Fürstentum Camin korrigiert. Die wichtigsten Neuerungen sind, daß Mecklenburger Ansprüche Eingang in das Wappen finden. Das sind sehr alte Ansprüche, denn schon 1442 wurde vereinbart, daß für den Fall des Aussterbens der Mecklenburger die Brandenburger Ansprüche auf die Titel hätten. Neue Elemente sind Meckenburg, Schwerin, Stargard etc.
Wappen 11: 1742 weiterer Gebietszuwachs: Ergänzung um Sayn-Altenkirchen, Freusburg, Homburg und Schenk von Limpurg
Wappen 12: 1769 Erlöschen der Bayreuther Linie der Markgrafen, entsprechende Erweiterung des Wappens Brandenburg-Ansbach-Kulmbach auf 33 Felder und Herzschild. Beispielsweise tauchen jetzt die gesamten Anspruchswappen Kleve, Jülich, Berg, Mark, Moers, Ravensberg auf.

Erste Kuriosität am Rande: 15 Helme
Mit der Vereinigung von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth unter Markgraf Karl Alexander (geb. 1736, reg. 1757-1791, gest. 1806), letzter Markgraf von Ansbach, auch Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, als 1761 deren Linie ausstarb, erreichte das zusammengesetzte Wappen einen einsamen Höhepunkt der Akkumulierung von Feldern und Helmen - der letzte Markgraf, Alexander, ließ über das vereinigte Staatswappen mit 33 Feldern und Herzschild insgesamt 15 Helme setzen: Homburg, Sayn, Minden, Burggrafen, Kleve, Pommern, Preußen, Brandenburg, Stettin, Mecklenburg, Jülich, Halberstadt, Hohenzollern, Wittgenstein, Limpurg.

Zweite Kuriosität am Rande: Krach mit der Helmzier
Burggraf Friedrich IV von Nürnberg "kaufte" sich am 10.4.1317 eine neue Helmzier: Ein goldener Brackenrumpf mit roter Zunge und roten Ohren. "Vorbesitzer" war Leutold (Leupold) von Regensburg (Regensberg). Der Preis: 36 Mark Silber. Halt - hat das nicht eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Helmzier der Grafen von Öttingen? Richtig! Entsprechend gab es auch ausgiebig Streit um die Helmzier. Der Konflikt ging erst 1381 so aus, daß schließlich die Öttinger ihre Helmzier modifizierten: Die roten Ohren des Brackenrumpfes wurden mit einem Schragenkreuz belegt. Die Markgrafen tauchten ihren Bracken hingegen in die Farben ihres Stammwappens: Silbern-schwarz geviert. Ende gut, alles gut.

Literatur:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Eugen Schöler, Fränkische Wappen erzählen Geschichte und Geschichten. Verlag Degener 1992.
Werner Dettelbacher, Franken, DuMont Kunstreiseführer, 9. Auflage Köln 1980, ISBN 3-7701-0746-2
Siebmacher, die Wappen der Souveräne der deutschen Bundesstaaten, 1. Band, 1. Abt. Markgrafen von Brandenburg

St. Gumbert - St. Johannis

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