Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 195
Tauberbischofsheim
(Main-Tauber-Kreis)
Tauberbischofsheim, kurmainzisches Schloß
Das Schloß in Tauberbischofsheim war einst Sitz des Amtmannes in Diensten des Kurfürstentums Mainz, denn Tauberbischofsheim, heute dem Main-Tauber-Kreis zugehörig, war 1237 - 1802 Amtssitz von Kurmainz. Auf die Zeit um 1237-1245 wird auch die Stadtwerdung datiert. Ein mehrfacher Wechsel des Stadtherrn fand dann nach 565 Jahren Mainzer Zugehörigkeit im frühen 19. Jh. statt, ab 1803 ist Tauberbischofsheim dem Fürsten von Leiningen unterstellt, dann kam die Stadt 1806 zum neugegründeten Großherzogtum Baden, ab 1813 war hier ein badisches Amt, welches 1938 unter Einbeziehung des aufgelösten Amtes Wertheim in den Landkreis Tauberbischofsheim überführt wurde. Das Schloß selbst stammt aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Baubeginn ca. 1278. Am auf einem Stützpfeiler ruhenden Erker befindet sich das Wappen des Mainzer Landesherrn, Kurfürst und Erzbischof Berthold von Henneberg (Abb. links). Am rechten Teil, der aus der Mauer herauswächst, ist ein Jüngling mit ausgestellten Beinen und eingestemmten Armen zur Zier angebracht (Abb. rechts).
Berthold
von Henneberg - sein Wappen
Das Wappen des Mainzer
Fürstbischofs Berthold von Henneberg (1484-1504) ist geviert:
Abb. oben: Detailausschnitt mit dem Schild. Abb. unten: Am rechts angrenzenden Teil ist ein gemalter Schild des Mainzer Domkapitels zu sehen mit den silbern-roten Teilungen.
Berthold
von Henneberg - der Reformer
Berthold von
Henneberg-Römhild ist ein Sproß einer alten fränkischen
Adelsfamilie und wurde einer der bedeutenderen Erzbischöfe von
Mainz. Ab 1467 war er neben seinen kirchlichen Aufgaben am
Kaiserhof tätig, zuerst unter Friedrich III. 1494 übernahm er
die Führung der Reichskanzlei. Als Reichskanzler unter Kaiser
Maximilian I setzte er sich sehr für Reformen ein. Als deren
wichtigste Ergebnisse seien die Errichtung des
Reichskammergerichts (oberstes Gericht des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation, bahnbrechend war die Einführung eines
geregelten Streitverfahrens anstelle der früheren Fehden und
Kriegszüge zur Durchsetzung eigener Interessen) und die
Proklamation des Ewigen Landfriedens (Verbot der
mittelalterlichen Fehde, der Rechtsweg ersetzt den Gewaltweg),
die "Handhabung Friedens und Rechts" als Vertrag
zwischen König und Ständen neben vielen anderen Reformprojekten
genannt. Sein "Reichsregiment" (Regierungsorgan auf
ständischer Grundlage unter Beteiligung der Reichsfürsten) war
aufgrund der Blockade durch Kaiser und Fürsten weniger
erfolgreich und überdauerte den Urheber nicht. Aber dennoch
wurde durch das Wirken von Berthold von Henneberg ein großer
Schritt zum Rechtsstaat vollbracht.
Kurmainzisches Schloß, Blick in den Hof mit dem betreffenden Wappenerker
Berthold
von Henneberg - der Kirchenfürst
geb. 1441 oder 1442
1472 im Mainzer Domkapitel
1475 Domdekan in Mainz
20.5.1484 Wahl zum Erzbischof von Mainz
Förderer der Universität zu Mainz, die sich übrigens als erste
im Reich den Ideen des Humanismus öffnete
1487 1. Provinzialsynode
1499 2. Provinzialsynode
gest. 21.12.1504. Das Grabmonument des großen Reichsreformers
steht im Mainzer Dom.
Kurmainzisches Schloß, ab 1278 erbaut, Sitz des kurmainzischen Amtmannes bis 1803, heute ist hier das "Tauberfränkische Landschaftsmuseum" eingerichtet.
Vor dem Museum sind alte kurmainzische Gemarkungssteine mit dem Mainzer Rad aufgestellt.
Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten:
Ludwig von Meißen (1374-1381)
Adolf I. von Nassau (1381-1390)
Konrad II. von Weinsberg (1390-1396)
Johann II. von Nassau (1397-1419)
Konrad III. von Dhaun (1419-1434)
Dietrich Schenk von Erbach (1434-1459)
Diether von Isenburg (1459-1461)
Adolf II. von Nassau (1461-1475)
Diether von Isenburg (1475-1482)
Adalbert III. von Sachsen (1482-1484)
Berthold von
Henneberg (1484-1504)
Jakob von Liebenstein
(1504-1508)
Uriel von Gemmingen (1508-1514)
Kardinal Albrecht von Brandenburg (1514-1545)
Sebastian von Heusenstamm (1545-1555)
Daniel Brendel von Homburg (1555-1582)
Wolfgang von Dalberg (1582-1601)
Johann Adam von Bicken (1601-1604)
Johann Schweikhard von Kronberg (1604-1626)
Georg Friedrich von Greiffenclau (1626-1629)
Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647)
Johann Philipp von Schönborn (1647-1673)
Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1673-1675)
Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)
Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Stefan Heinz, Barbara
Rothbrust, Wolfgang Schmid: Die Grabdenkmäler der Erzbischöfe
von Trier, Köln und Mainz, Kliomedia, Trier 2004, ISBN
3-89890-070-3
http://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_von_Henneberg
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in
Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1.
Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 516
Die Wappen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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