Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1067
Sondernohe
(Mittelfranken, Markt Flachslanden)
Spuren des Deutschen Ordens in Sondernohe
Sondernohe, seit 1978 in den Markt Flachslanden eingemeindet, war früher ein Territorium des Deutschen Ordens. Von 1294 bis 1806, dem Zeitpunkt der Auflösung der geistlichen Herrschaften und der Vereinnahmung durch das Königreich Bayern, wurde der Ort vom Deutschen Orden verwaltet. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Deutschordenssitz Burg Virnsberg. Strukturell gehörte der Ort zur Ballei Franken, die Kommenden in Aichach, Archshofen, Blumenthal, Ellingen (Landkommende), Donauwörth, Eschenbach, Gangkofen, Giengen, Heilbronn, Horneck, Hüttenheim, Kapfenburg, Mainz, Messingen, Mühlhausen, Münnerstadt, Nürnberg, Oettingen, Regensburg, Rothenburg, Sachsenhausen, Schweinfurt, Speyer, Ulm, Weißenburg, Winnenden, Würzburg und Virnsberg umfaßte.
In dem kleinen Ort wirkte auch der bekannte Architekt Retty, 1737 plante er einen Kirchenneubau in Sondernohe, es bleibt dort allerdings bei den Planungen. Erbaut wird in Sondernohe unter Rettys Regie ab 1747 nur das dazugehörige Pfarrhaus. Der Stil der schließlich 1777 ff errichteten einfachen Kirche ist Übergang vom Barock zum Frühklassizismus.
Ein
frühes Wappen von Max Franz Erzherzog von Österreich:
Sichtbares Zeichen der
Ortsherrschaft sind die drei hellen Wappen auf der dunklen
Kirchturmfront, von unten nach oben immer größer und
prächtiger werdend, entsprechend dem von unten nach oben
zunehmenden Rang ihrer Träger: Ganz unten der örtliche Komtur,
in der Mitte der Landkomtur der Ballei Franken, obendrüber das
Wappen des amtierenden Hochmeisters, Maximilian Franz II Xaver von Österreich
bzw. von Habsburg-Lothringen.
Hinter allem ein fürstlicher Wappenmantel mit Fürstenhut. Das Wappen zeigt die klassischen Elemente der Habsburger-Wappen, verbunden mit dem Haus Lothringen. Allerdings sind noch keine Komponenten des Bistums Köln und Münster zu sehen. Der betreffende Hochmeister Maximilian Franz II Xaver von Österreich bzw. von Habsburg-Lothringen wurde 1784 Erzbischof von Köln und Bischof von Münster, folglich stammt das Wappen aus der Zeit 1780-1784.
Späteres
Wappen von Max Franz Erzherzog von Österreich:
Ab 1784 führte Maximilian Franz II Xaver von Österreich
bzw. von Habsburg-Lothringen ein
Wappen, wo das gesamte oben beschriebene Wappen auf dem
Hochmeisterkreuz einem Schild aufgelegt war, der sämtliche
Komponenten von Köln und Münster enthielt. Der Aufbau ist also
wie folgt: Ebene 1: Bistümer Köln und Münster, Ebene 2:
Hochmeisterkreuz, Ebene 3: Mittelschild
Ungarn-Böhmen-Burgund-Medici wie beschrieben, Ebene 4: Adler,
Ebene 5: Herzschild Österreich-Lothringen. Im Detail:
Dazu Wappenmantel, Fürstenhut, Schwert und Krummstab hinter dem Wappen schräggekreuzt.
Lebenslauf
von Max Franz Erzherzog von Österreich:
8.12.1756 geboren in Wien als
jüngster Sohn von Kaiser Franz I. Stephan und Maria Theresia von
Habsburg, Bruder von Kaiser Joseph II.
3.10.1769 Wahl zum Koadjutor des Hochmeisters (im Alter von 12
Jahren!)
9.7.1770 Aufnahme in den Deutschen Orden (im Alter von 13
Jahren!)
erst für eine militärische Laufbahn vorgesehen, dann für eine
geistliche Karriere
9.7.1780 Tonsur
1.8.1780 Empfang der niederen Weihen, Dispens von höheren Weihen
für 5 Jahre
7.8.1780 Wahl zum Koadjutor in Köln
16.8.1780 Wahl zum Koadjutor in Münster
25.10.1780 Inthronisation als Hochmeister des Deutschen Ordens in
Mergentheim, Nachfolger seines Onkels
21.4.1784 Erzbischof von Köln, Bischof von Münster
27.4.1784 Übernahme der Regierungsgeschäfte in Bonn
1784 Gründung eines Lehrerseminars in Mergentheim
8.12.1784 Weihe zum Subdiakon
21.12.1784 Priesterweihe
25.12.1784 Primiz
8.5.1785 Bischofsweihe im Bonner Münster durch Clemens
Wenzeslaus von Sachsen, Erzbischof und Kurfürst von Trier
1788 Erlaß einer neuen Schulordnung für das Ordensgebiet von
Mergentheim aus
1794 Flucht vor französischen Truppen über den Rhein, Annexion
des linksrheinischen Gebietes durch Frankreich
1795 Abbruch der 21 Stadtmauertürme in Mergentheim und Anlage
des Schloßparks
26.7.1801 gestorben auf Schloß Hetzendorf, begraben in der
Wiener Kapuzinergruft. Er war der letzte Kurfürst von Köln und
der letzte Fürstbischof von Münster, es folgte in Köln eine
23jährige Sedisvakanz, in Münster eine 19jährige, während der
1803 die geistlichen Fürstentümer aufgelöst wurden, die
Säkularisierung stattfand, das Heilige Römische Reich 1806
endete und die Kurfürstentümer abgeschafft wurden.
Übersicht: Hochmeister des Deutschen Ordens als Ritterorden mit Sitz in Mergentheim (1525-1809)
Die Wappen
von Landkomtur und Komtur:
Unter dem Hochmeisterwappen
befindet sich das kleinere Wappen des Ellinger Landkomturs, dem
die Kirche in Sondernohe unterstand, und der hier der eigentliche
Bauherr war: Franz Sigismund Adalbert Freiherr von Lehrbach
(reg. 1765-1787). Die von Lehrbach sind eine hessische
Adelsfamilie mit dem Stammsitz Lehrbach bei Kirtorf östlich von
Marburg und führen einen rot-schwarz-silbern zweimal geteilten
Schild. Die Helmzier ist ein wie der Schild bez. offener Flug.
Der Lehrbach-Schild ist mit dem Deutschordenskreuz geviert und
zusätzlich von einem zweiten Schild mit dem schwarzen
Deutschordenskreuz in Silber unterlegt (Abb. links).
Das dritte und kleinste Wappen ist das des örtlichen Komturs aus der Familie von Eyb: In Silber drei (2:1) rote Jakobsmuscheln (Pilgermuscheln), auf dem Helm ein wachsender Pfau mit goldenem Halsband. Der Pfau kann farblich variieren, meistens ist aber der Rumpf grün oder blau bzw. "natürlich", die Flügel aber silbern, als wären sie Schwanenflügel. Helmdecken rot-silbern. Der Eyb-Schild ist von einem zweiten Schild mit dem schwarzen Deutschordenskreuz in Silber unterlegt (Abb. rechts).
Literatur,
Quellen und Links
Siebmachers
Wappenbücher
800 Jahre Deutscher Orden, Ausstellung
des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit
der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des
Deutschen Ordens, Ausstellungskatalog, Bertelsmann Lexikon
Verlag, Gütersloh/Münschen 1990, ISBN 3-570-07434-x und
3-570-06676-2.
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der
Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der
wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen
Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad
Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html
http://www.historisches-franken.de/orden.htm
Die Wappen der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Wappen des Deutschen Ordens - Hochmeister des Deutschen Ordens
Ortsregister Photos von Wappen - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2008
Impressum