Bernhard Peter
Viren:
Hepatitis C
Wer ist der Erreger von Hepatitis C?
Hepatitis allgemein meint eine
Erkrankung, die mit einer Entzündung der Leber und einer
Schädigung von Leberzellen einhergeht. Die Ursachen dafür sind
vielfältig: Viren, Bakterien, Einzeller, parasitische Tiere,
giftige Substanzen, Arzneimittel oder Alkohol. Es gibt allein
fünf verschiedene Hepatitisformen, die durch Viren verschiedener
Arten bzw. Familien hervorgerufen werden, diese werden mit den
Buchstaben A bis E durchgezählt. Sie unterscheiden sich im Weg
der Übertragung, in der Schwere des Verlaufes und in der
Prognose, allen gemeinsam ist jedoch die Schädigung der
Leberzellen mit der Folge einer Entzündung.
Der Hepatitis-C-Virus (HCV) ist ein einzelsträngiges, umhülltes RNA-Virus, das erst im Jahre 1989 entdeckt wurde und vorläufig als Hepati-Virus der Familie der Flaviviridae (Flaviviren) zugeordnet wird. Vorher wurde diese Erkrankung ebenfalls hilfsweise als Hepatitis "Non A und Non B" bezeichnet. Weil der Verlauf meist chronisch ist und oft mit gravierenden Spätfolgen verbunden ist, sind Vorbeugung und Therapie von besonderer Relevanz.
Der Virus besitzt eine hohe Mutationsrate (die RNA-Polymerase baut 1-2 falsche Bausteine pro 1000 Nukleotide ein), sowie eine hohe Vermehrungsrate in den Leberzellen (bei einer akuten Infektion werden täglich 10^12 Viruspartikel gebildet, die mit einer Halbwertszeit von 3 Stunden wieder abgebaut werden) und aus diesen beiden Gründen eine hohe genetische Variabilität und kann ständig die molekulare Gestalt seiner Oberfläche variieren.
Damit ist das Virus eine Quasispezies: Heterogene Population eng verwandter Virusvarianten. Das führt dazu, daß sich HCV der Immunabwehr dauerhaft entziehen kann und eine chronische Infektion etablieren kann.
Der Virus ist nicht mit herkömmlichen Methoden in Zellkulturen anzüchtbar. Er wurde rein molekulargenetisch charakterisiert. Es gibt 6 verschiedene Genotypen, die geographisch unterschiedlich verteilt sind. In Europa ist der Genotyp 1 vorherrschend, dazu 2 und 3. Afrika: Genotypen 4 und 5, Asien 6. Insgesamt wurden über 100 Subtypen charakterisiert.
Ein Viruspartikel besteht aus Strukturproteinen (Kapsid-Protein, Core-Partikel) und zwei Glykoproteinen (E1, E2) der Virushülle, 7 Nicht-Strukturproteinen, dazu im Innern des Kapsids ein RNA-Genom, gekoppelt an ein Resistenzgen gegen ein Zellgift).
Wie kann man sich an Hepatitis C anstecken?
Hepatitis C wird von Mensch zu
Mensch durch Austausch von Körperflüssigkeiten, insbesondere
Blut und Blutprodukten (Haupt-Infektionsweg), übertragen. Dabei
müssen die Viren für eine erfolgreiche Übertragung direkt in
die Blutbahn gelangen. Im Gegensatz zu HIV können HCV auch an
Luft längere Zeit infektiös bleiben, so daß auch von
eingetrocknetem Blut ein Risiko ausgeht. HCV ist auch erheblich
wärmeresistenter, so geht es erst ab 140 °C kaputt, dagegen
kann es mit chemischen Desinfektionsmitteln leicht zerstört
werden (behüllte Viren, Hülle löst sich in organischen
Lösungsmitteln).
Bei knapp der Hälfte der Infizierten ist der Übertragungsweg jedoch nicht mehr nachzuvollziehen!
Wer
sind die Risikogruppen?
Risikogruppen sind:
Bei knapp der Hälfte der Infizierten (45%) ist der Übertragungsweg jedoch nicht mehr nachzuvollziehen, und es sind keinerlei Risikofaktoren bekannt! Hier existiert ein großer Graubereich.
Die Übertragung durch andere Körperflüssigkeiten wie Lymphe, Speichel, Tränenflüssigkeit etc. gilt als unwahrscheinlich, kann aber nicht sicher ausgeschlossen werden, da noch nicht alle Übertragungswege erforscht sind (siehe Dunkelziffer). Übliche Toilettenhygiene ist völlig ausreichend. Gemeinsame Benutzung von Geschirr, Schwimmbäder etc. birgt kein Risiko. Gemeinsame Benutzung von Nagelscheren, Rasierapparaten, Zahnbürsten etc. sollten aber vermieden werden, da ihnen winzige Blutpartikel anhaften können.
Bei normalem Kontakt im Alltag kann das Virus jedoch nicht übertragen werden.
Das
Problem in Zahlen - Statistik
Hepatitis C ist verantwortlich
für:
Dunkelziffer:
Verlauf
von Inzidenz, Prävalenz und Folgeerkrankungen in den westlichen
Industrieländern:
Prävalenz =
Krankheitshäufigkeit = kranke Menschen pro Kollektiv
Inzidenz = Neuerkrankte pro Kollektiv pro Zeitraum
Die Infektion breitete sich aus, als dem Problem noch nicht genügend Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde bis ca. 1990. 1989 wurde Hepatitis C erst entdeckt! Damit ist Hepatitis C eine noch relativ junge Krankheit. Ab da wurden Blutspendenkollektive in den Industrieländern kontrolliert. Die Neuinfektionen gingen seitdem rapide runter. Das eigentliche Problem, die Folgeerkrankungen, schieben wir aber wie einen Berg noch vor uns her, weil es Jahrzehnte dauert, bis sie manifest werden. Das Krankheitsgeschehen schreitet langsamer fort als z. B. bei Aids. Auch heute noch leben wir mit einer großen Dunkelziffer an HCV-Infizierten. An diesem Berg, der uns in den nächsten zwei Jahrzehnten erwartet, kann man jetzt nichts mehr ändern. Ein Maximum hinsichtlich der Mortalität wird für 2015-2020 erwartet, die Hauptwelle an Hepatitis-Kranken steht uns noch bevor.
Wo kommt Hepatitis C vor?
Weltweit gibt es ca. 180-200
Mio. Infizierte (ca. 3%), in Europa ca. 7 Mio. In Europa beträgt
die Inzidenz von Hepatitis C 0.1-0.3%. In der Bundesrepublik
Deutschland sind insgesamt ca. 800.000 Menschen mit diesem Virus
infiziert, pro Jahr werden ca. 5000 Neuinfektionen
diagnostiziert. Ca. 0,3% der Blutspender in der Bundesrepublik
sind mit dem Hepatitis C-Virus chronisch infiziert.
Von den Ländern der Welt her besteht ein besonders hohes Risiko für Hepatitis C in der Mongolei, in Bolivien, in Ägypten, Libyen, Kamerun,Guinea (alle > 10% Prävalenz) sowie weiteren afrikanischen (Libyen, Niger, Tschad, Sudan, Zentralafrikanische Republik, Kongo, Simbabwe, Madagaskar), südamerikanischen (Brasilien) und südostasiatischen (China, Thailand, Kambodscha) Ländern, darunter Länder mit > 5% HCV-Trägern. In Europa ist ein Endemiegebiet in Rumänien.
Wie verläuft die Erkrankung?
Nach Infektion wandert das
Virus über die Blutbahn in die Leber, wo es an die Zellen
andockt und sich wie ein typisches RNA-Virus vermehrt: Andocken,
Eindringen, Uncoating, Replikation und Fehlsteuerung des
Zellapparates zur Produktion viruseigener Proteine, Assembling,
Budding.
Die Zellen werden über diesen Vorgängen zerstört. Der Körper wehrt sich über sein Immunsystem gegen die feindliche Übernahme der Leberzellen und Zerstörung derselben, es kommt zur Entzündung. Der Betroffene merkt davon aber erst mal lange nichts, denn die Leber ist schmerzunempfindlich. Dazu ist die Leber ein Organ, das sich erst sehr spät nach fortgeschrittener Zerstörung durch Beschwerden bemerkbar macht. Fazit: Langes unbemerktes, aber progredientes Fortschreiten der Erkrankung.
In der Tat ist ein positiver Test auf Hepatitis C entgegen landläufiger Ansicht kein Todesurteil. Vermutlich beeinträchtigt die Erkrankung bei einem Teil der Betroffenen die Lebenserwartung kaum oder gar nicht. Viele Menschen leben mit einer Hepatitis C wegen des langsamen Verlaufes jahrelang ohne Beschwerden und Einschränkungen.
Die Inkubationszeit beträgt ca. 1-6 Monate. Im Verlauf ähnelt sie der Hepatitis B, aber mit einigen Unterschieden:
Klinische
Symptomatik der Hepatitis C
Die hohe Dunkelziffer liegt auch daran, daß die Beschwerden
typischerweise nicht mit einer Hepatitis assoziiert werden.
Hepatitis C wird eher zufällig entdeckt. Insbesondere das am
häufigsten mit Hepatitis in Verbindung gebrachte Symptom, der
Ikterus (Gelbverfärbung von Haut und Augen, dunkler Urin, heller
Stuhl), ist gerade das Symptom, was am wenigsten zu einer
Diagnose fühlt. Auch Unterleibsbeschwerden und Gewichtsverlust
sind eher selten Grund für den Arztbesuch. Viel häufiger sind
unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Leistungsverlust und
Erschöpfung. Daher wurden und werden Patienten vielfach auch
nicht oder inadäquat behandelt. Vermutlich weiß nicht einmal
jeder dritte Virusträger von seiner Infektion (stille
Seuche). Die Leber leidet stumm.
Eine akute Hepatitis C äußert sich meistens in nur leichten Symptomen wie
Erste Hinweise geben erhöhte Leberenzymwerte wie
Klinische
Symptomatik der Hepatitis C und Diagnose
Gerade wegen dieser schlechten
Diagnose-Situation sollte immer die GPT-Bestimmung gemacht
werden, Kosten ca. 0.25 . Auch bei leicht erhöhten
GPT-Werten sollte unbedingt eine Anti-HCV-Bestimmung
durchgeführt werden (Empfehlung des Robert-Koch-Institutes).
Hinter einer signifikanten Erhöhung der Laborwerte könnten eine
Hepatitis B oder C oder auch eine Hämochromatose etc. (die drei
häufigsten Ursachen) stecken.
GPT: 4 Wochen nach Infektion kommt es zu einem starken Anstieg der GPT mit raschem Erreichen eines Maximums noch vor dem Ablauf des 2. Monats, worauf ein schneller Abfall erfolgt. Der Spiegel bleibt außerhalb des Normbereiches, Tendenz sinkend. Nach einem Dreivierteljahr wird der Normbereich tangiert, die Meßwerte können um die Normgrenze herum schwanken. Man kann also dann einen Patienten mit chronischer Hepatitis C auf diese Weise nicht von einem Gesunden unterscheiden.
Anti-HCV-Titer: Nach 8 Wochen steigen die Antikörper gegen die Viren im Blut steil an und verbleiben auf hohem Niveau (ohne Therapie). Der Nachweis spezifischer Antikörper beruht auf einem ELISA-Verfahren (enzyme-linked immuno sorbent assay). Das Testergebnis sagt nur aus, ob der Körper jemals Kontakt zum Virus hatte. Der Test sagt aber nichts darüber aus, ob die Infektion bereits überwunden ist oder noch progredient ist.
HCV-RNA: Nach einer Woche schon kann der Virus selbst in einem etwas aufwendigeren Test nachgewiesen werden, sobald genügend RNA-Kopien für einen Nachweis im Blut sind. Hierbei werden die Viren selbst direkt nachgewiesen, das ist der genaueste Test. Hierdurch wird die Viruslast ermittelt, die im Blut zirkulierende Virusmenge. Das Prinzip dieses Testes ist PCR = polymerase-chain-reaction, eine Methode zur Vervielfältigung von Erbsubstanz, in diesem Falle viraler RNA. Durch Analyse der so gewonnenen Erbsubstanz kann auch der genaue Subtyp bestimmt werden.
Chronische
Hepatitis C
Nur in 15% aller Fälle
gelingt es dem körpereigenen Immunsystem, das Virus innerhalb
eines halben Jahres aus dem Organismus zu entfernen. In 85% kommt
es zur Chronifizierung, d.h. die Erkrankung geht in eine langsam
fortschreitende Form mit chronischer Leber-Entzündung über.
Diese Entzündung schädigt und zerstört die Leberzellen auf
Dauer. Das Gewebe wird umgebaut und vernarbt. Schließlich kommt
es zur Schrumpfung (Zirrhose) und entsprechender
Funktionsbeeinträchtigung der Leber. Die Pfortader, die
praktisch das ganze am Verdauungstrakt vorbeiströmende Blut
über die Leber führt, stößt auf ein Hindernis, wodurch
Flüssigkeit in den Bauchraum tritt (Ascites). Ferner kommt es zu
Hirnleistungsstörungen, Blutungen in der Speiseröhre und
schließlich komplettem Leberversagen mit Todesfolge. Nach dem
Alkohol-Abusus ist Hepatitis C heute die zweithäufigste Ursache
für eine Leberzirrhose. Spätfolgen einer chronischen Hepatitis
C sind heute der häufigste Grund für die Transplantation einer
Leber. Insbesondere das Auftreten von schwer behandelbaren
Leberkarzinomen bei 15% der Patienten ist ein erschreckend hoher
Anteil.
Alkohol
und Hepatitis C
Alkohol ist ein absolutes Tabu
für Virusträger, denn die täglich konsumierte Alkoholmenge
korreliert mit der Wahrscheinlichkeit, eine Leberzirrhose zu
entwickeln.
Doppelinfektion
HIV und Hepatitis C
Aufgrund der ähnlichen
Übertragungswege gibt es viele Doppelinfektionen HIV / HCV. Bei
diesen Patienten kommt es zu einem besonders raschen
Voranschreiten der HCV-Erkrankung, und Leberkarzinome treten
früher, schneller und auch bei jüngeren Patienten auf.
Insbesondere im Stadium fortgeschrittener Immunschwäche wird
Leberversagen eine besonders häufige Todesursache.
Aber auch umgekehrt gilt dasselbe: Eine Infektion mit HCV bescheunigt den Verlauf einer HIV-Infektion, AIDS-definierende Erkrankungen treten früher und heftiger auf.
Wie kann man Hepatitis C behandeln?
Zum Einsatz kommen Interferon
und neue Virustatika. Durch Behandlung mit Interferon Alpha (IFN-a) kann man bei einem
Viertel der Patienten mit chronischer Hepatitis C eine
Normalisierung der Transaminasen und anhaltende Virusentfernung
erreichen, wobei der Therapieerfolg von individuellen Faktoren,
auch von genetischen des Patienten sowie vom Virustyp, abhängt.
Eine Kombination von Interferon mit bestimmten Virustatika
(Ribavirin) hat die Heilungschancen auf ca. 50% erhöht.
Voraussetzung für eine günstige Prognose ist, daß die
Erkrankung noch nicht allzu weit fortgeschritten ist. Wenn
bereits eine Leberzirrhose vorliegt, sind die Erfolgschancen sehr
begrenzt. Therapieziele:
Heilung: Patient gilt definitionsgemäß als geheilt, wenn im Blut ½ Jahr nach Therapieende keine Viren mehr nachweisbar sind.
Behandlung
mit Interferon
Interferon (IFN) ist ein
Glykoprotein, das eine immunstimulierende, antivirale sowie
antitumorale Wirkung besitzt. Es ist ein körpereigener
Botenstoff des Gewebes und wird von weißen Blutkörperchen,
Fibroblasten und T-Lymphozyten gebildet. Alpha-Interferon (auch
"Leukozyten-IFN" oder Interferon Typ I genannt), ist
ein Protein aus 150-172 Aminosäuren, das es in 23 Varianten
gibt. Interferon wird von den genannten Zelltypen als Botenstoff
freigesetzt, wenn fremde (z. B. virale oder bakterielle, also auf
jeden Fall eine Quelle, die normalerweise nicht in den
menschlichen Organismus gehört) Nukleinsäuren im Organismus
erkannt werden. Interferon wirkt dann auf die benachbarten Zellen
(egal ob infiziert oder nicht infiziert), bindet an dafür
vorgesehene Rezeptoren ("Schalter") auf der
Zelloberfläche und setzen dort in den umliegenden Zellen eine
komplexe Kaskade chemischer Prozesse in Gang. Letztendlich wird
die Bildung bestimmter Eiweiße bewirkt, die eine weitere
Synthese der Fremdproteine hemmen und den Abbau der
eingedrungenen RNA bewirken, beides Mechanismen zur
Unterdrückung der Virus-Vermehrung. Weitere Wirkungen sind die
Unterdrückung der Zellvermehrung, Steigerung der phagozytären
Aktivität der Makrophagen, Verstärkung der Aktivität der
Lymphozyten. Weiterhin werden vermehrt MHC I-Moleküle (MHC:
major histocompatibility complex) exprimiert, welche
virusinfizierte Zellen auf ihrer Oberfläche quasi markieren,
wodurch sie von T-Lymphozyten (Zellen der Immunabwehr) leichter
erkannt werden und daraufhin von diesen als nicht mehr intakt
"abgeschossen" werden. Interferon alpha aktiviert
NK-Zellen, das sind sog. natürliche Killer-Zellen, Zellen der
Immunabwehr, die normale Körperzellen, die nicht mehr korrekt
funktionieren, eliminieren. Damit ist Interferon-alpha ein
wichtiger Stoff zur Modulation der immunologischen Prozesse, in
deren Verlauf nach dem Erkanntwerden von Fehldirigierungen die
fehlgeleitete Produktion gestoppt wird und die fehlgeleiteten
Zellen gezielt der Vernichtung zugeführt werden.
Die höchsten Ansprechraten bei einer Interferon-Therapie haben Patienten mit:
Interferon alpha-2a oder Interferon alpha-2b: Ein gentechnisch hergestelltes Interferon, 3x pro Woche subcutane Injektion.
Nebenwirkungen: anfangs ausgeprägter, lassen meist schon in den ersten Wochen deutlich nach, i.d.R. grippeähnliche Beschwerden: Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen (wegen der immunstimulierenden Wirkung des Interferons). Auftreten wenige Stunden nach Applikation, daher Injektion vorzugsweise abends (Symptome verschlafen). Sonstige mögliche Nebenwirkungen: Appetitlosigkeit, Knochenschmerzen, Haarausfall, Hauttrockenheit, Depressionen, psychische Effekte. Die Nebenwirkungen sind geringer bei gleichmäßigeren Spiegeln (PEGylierte Interferone).
Abb.: Interferon alpha-2b, räumliche Darstellung mehrerer Moleküle (jede separate Einheit in einer anderen Farbe dargestellt). PDB: 1RH2, Radhakrishnan, R., Walter, L.J., Hruza, A., Reichert, P., Trotta, P.P., Nagabhushan, T.L., Walter, M.R. RECOMBINANT HUMAN INTERFERON-ALPHA 2B, visualisiert mit UCSF Chimera
PEGylierte
Interferone:
An das Interferon wird ein verzweigtes
Polyethylen-Glykol-(PEG)-Molekül geknüpft (PEGylierung),
wodurch es länger im Gewebe als Depot bleibt, eine wesentlich
längere Halbwertszeit hat. Der enzymatische Abbau wird
erschwert, desgleichen die Ausscheidung über die Nieren. Großer
Vorteil: Es werden wesentlich gleichmäßigere Wirkspiegel
erreicht, und die Nebenwirkungen sind geringer, weil es nicht zum
ständigen Auf und Ab der Spiegel kommt, sondern ein konstanter
Spiegel erreicht wird. Ein zweiter Vorteil ist, daß ein
größerer Prozentsatz (50%) Patienten auf PEGylierte Interferone
anspricht als auf normale. Gentechnische Herstellung in
Escherichia coli.
Hepatitis
C - Behandlung mit Ribavirin
Ribavirin ist ein sog. Antimetabolit.
Die Aufgabe der Polymerase ist es, die Kette der RNA zu
verlängern, indem die einsträngige Matrize (die der Virus
geliefert hat) komplementär ergänzt wird. Genau hier greifen
die sogenannten Antimetabolite an. Sie sehen so aus, als wären
sie echte Bausteine, und die Polymerase erkennt sie als solche.
Sie sind den echten Bausteinen täuschend ähnlich, werden in der
Zelle sogar noch phosphoryliert, d. h. mit der nötigen Energie
zur Kupplung versehen.
Genau wie diese Einzelbausteine besitzt Ribavirin auf beiden Seiten eine Kupplungsmöglichkeit, so daß es regulär eingebaut wird. Die Polymerase kuppelt immer neue Einzelteile an und arbeitet sich so an der Matrize entlang, und dabei wird immer wieder ein Molekül Ribavirin eingebaut. Doch wenn es ans Ablesen des neuen Stranges geht, rächt sich ein kleines Detail: Was an der Ribose dranhängt, ergibt keinen Sinn. Es handelt sich nicht um eine der vier Basen, sondern um ein Kuckucksei, entsprechend wird hier die falsche Aminosäure in das Protein eingebaut, und es entsteht Müll statt funktionierender Proteine.
Einsatz in der Therapie nicht allein, sondern stets in Kombination mit Interferon-a-2a oder mit Peginterferon-a-2a. Gabe 2x tgl. zum Essen, Menge abhängig vom Genotyp (1-6). Cave: Fruchtschädigend, strenge Empfängnisverhütung bei Frauen in gebärfähigem Alter.
Ribavirin scheint die Ansprechrate auf Interferon-alpha zu erhöhen.
Gibt es
eine Impfung gegen Hepatitis C?
Nein, eine Impfung gegen
Hepatitis C ist nicht möglich, weil das Virus eine hohe
Mutationsrate und eine große genetische Variabilität besitzt
und kann ständig sein Aussehen verändern (Quasispezies).
Wie kann man Hepatitis C vorbeugen?
Es gelten die gleichen
Maßnahmen wie zur Vorbeugung einer Erkrankung an HIV oder
Hepatitis B:
Literatur,
Links und Quellen
Carola Seifart, Infektiöse
Hepatitis, Sieben Gefahren für die Leber, PZ 17/2006, PTA-Forum
4, S. 6-9
Susanne Wasielewski, Lebererkrankungen - Behandlungen der
chronischen Virushepatitis, Deutsche Apotheker-Zeitung 138.
Jahrgang, Nr. 5, 1998, S. 33-34
Christiane Berg, Die Leber leidet stumm, Pharmazeutische Zeitung,
40, 151. Jahrgang, 2006, S. 36 ff.
Ulrike Wagner, Viren als Krebserreger, Pharmazeutische Zeitung,
150. Jahrgang, Nr. 49, 2005, S. 28-35
Andreas Schüler, Michael Peter Manns, Hepatologie: Von A bis G:
Diagnostik und Therapie der Virushepatitis, Pharmazeutische
Zeitung, 144. Jahrgang, 1999, Nr. 19, S. 11-15
Christiane Weber, Die stille Seuche, PTAheute, Nr. 11, 2002, S.
38-46
www.hepatitis-c.de
www.hepatitis-care.de
H. Brandis, G. Pulverer, Lehrbuch der Medizinischen
Mikrobiologie, Gustav Fischer Verlag, 6. Auflage 1988, ISBN
3-437-00483-2
Fritz H. Kayser et. al., Taschenlehrbuch der Mikrobiologie,
Thieme Verlag, 10. Auflage 2001, ISBN 3-13-444811-4
Radhakrishnan, R., Walter, L.J., Hruza,
A., Reichert, P., Trotta, P.P., Nagabhushan,
T.L., Walter, M.R. Zinc mediated dimer of human
interferon-alpha 2b revealed by X-ray crystallography. Structure
v4 pp.1453-1463, 1996, PDB: 1RH2, Radhakrishnan, R., Walter,
L.J., Hruza, A., Reichert, P., Trotta,
P.P., Nagabhushan, T.L., Walter, M.R. RECOMBINANT HUMAN
INTERFERON-ALPHA 2B, visualisiert mit UCSF Chimera, http://www.rcsb.org/pdb/explore/explore.do?structureId=1RH2
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