Bernhard
Peter
Wappen
des Hauses Löwenstein-Wertheim
Der
Ursprung des Hauses Löwenstein-Wertheim und die Grafschaft
Löwenstein:
Der Stammvater war Kurfürst
Friedrich I. der Siegreiche von der Pfalz (1.8.1425-12.12.1476),
der aufgrund gewisser politischer Umstände zum Verzicht auf Ehe
und Erben gezwungen wurde und die Münchner Hofdame Clara Tott
(auch: Dett, evtl. von Dettingen) aus Augsburg liebte und
offensichtlich auch heiratete, wobei der Zeitpunkt unklar ist
(lt. Siebmacher 1462). Daß sie vom Heiratsverbot entbunden
wurden und heimlich geheiratet haben, ergibt sich daraus, daß
ihr älterer Sohn Friedrich (1461-1474) im Jahr 1472 zur Aufnahme
in Domstifte Speyer und Worms eine eheliche Abkunft nachwies
(unehelich wäre er gar nicht angenommen worden). Die Ehe war auf
jeden Fall nicht standesgemäß, sondern morganatisch. Ihr
zweiter gemeinsamer Sohn, Ludwig der Ältere
(29.9.1463-28.3.1524, genannt Ludwig der Bayer) bekam zunächst
die Herrschaften Möckmühl, Neuenstadt, Weinsberg, Umstadt und
Otzberg.
Eine morganatische Linie der Wittelsbacher: Friedrich und Ludwig von Bayern (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 53 Tafel: 113). Als Wittelsbacher-Sprößlinge führten sie die silbern-blauen Schrägrauten im Schild, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern-blau schräggerauteter Flug (Wittelsbacher).
Dann erhielt vom Nachfolger seines Vaters, Kurfürst Philipp von der Pfalz, mit Urkunde vom 28.12.1476 zunächst die Herrschaft Scharfeneck (bei Landau) als Lehen, unter gleichzeitiger Wiederabnahme von Möckmühl, Neuenstadt, Weinsberg, Umstadt und Otzberg.
Wappen von Ludwig von Bayern, Herr zu Scharfeneck (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 53-54 Tafel: 114). Das Wappen ist seit 1476 geviert, Feld 1 und 4: silbern-blau schräggerautet (Wittelsbacher), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, golden gekrönter Löwe (Herrschaft Scharfeneck), auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein sitzender silberner, golden gekrönter Löwe (Herrschaft Scharfeneck) zwischen einem silbern-blau schräggerauteten Flug (Wittelsbacher). Diese Helmzier ist ein Kombinationskleinod. Dieses Wappen ist durch ein Siegel aus dem Jahre 1484 belegt.
Schließlich wurde ihm die Herrschaft Scharfeneck lt. Vertrag zu Worms am Mittwoch nach Reminiscere des Jahres 1488 wieder entzogen, dafür bekam er das Amt Löwenstein in Schwaben mit der Burg Löwenstein (Landkreis Heilbronn), außerdem die Burg Wildeck bei Abstatt (Landkreis Heilbronn). Die namengebende Burg Löwenstein, heute eine Ruine, war eine gegen Ende des 11. Jh. errichtete Spornburg der Grafen von Calw, von denen sich die ersten Grafen von Löwenstein Mitte des 12. Jh. abzweigten (die anderen Linie waren die zu Calw und die zu Vaihingen). Damals handelte es sich noch um eine reichsunmittelbare Grafschaft. Der letzte dieses Hauses, Graf Gottfried III., verkaufte am 21.10.1277 seinen Besitz an Bischof Berthold von Würzburg. König Rudolph I. von Habsburg kaufte am 15.8.1281 vom Stift Würzburg, das gerade Geld brauchte, die Burgen Löwenstein und Wolfsölden nebst der Vogtei über das Kloster Murrhard. Des Königs unehelicher Sohn Albrecht von Schenkenberg bekam die gekauften Objekte zu seiner Versorgung, wurde zum Grafen von Löwenstein und begründete so die zweite Familie, welche die Grafschaft innehatte, die nun zum Reichslehen geworden war. Diese zweite Grafenlinie, die uneheliche Habsburger-Linie, erlosch in der 5. Generation. Unter dieser Familie entwickelte sich die Grafschaft zu einem bedeutenden Machtfaktor zwischen den Weinsbergern und Hohenlohe. Graf Heinrich von Löwenstein (-1443), württembergischer Rat, war der letzte dieser zweiten Grafenfamilie. Er selbst hatte keine Kinder, sein jüngerer Bruder war früh gestorben, und der ältere Bruder Georg war geistlich geworden und Domherr in Bamberg. Als solchermaßen das Erlöschen der Familie vorgezeichnet war, verkaufte Graf Heinrich seinen Besitz 1441 an die Pfalz, an die bereits 1382 die Hälfte der Grafschaft verpfändet worden war. Bruder Georg (-10.8.1464) nahm noch bis zu seinem Tod die Herrschaftsrechte wahr, dann gehörte alles endgültig der Pfalz. Die Grafschaft wurde noch ein bißchen durch Zukauf von Schmidhausen und den Weilern im Schmidbachtal vergrößert. Kurfürst Philipp der Aufrichtige (14.7.1448-28.2.1508), Pfalzgraf bei Rhein, verlieh dann schließlich 1488 die Grafschaft an seinen Neffen Ludwig von Bayern, und damit begann die Geschichte der dritten Familie in der Grafschaft Löwenstein.
Abb.: ursprüngliches Löwenstein-Wappen
Wappen der Grafen von Löwenstein: in Silber ein auf einem goldenen, blauen oder grünen Dreiberg) schreitender roter, golden gekrönter Löwe, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem goldenen, grünen oder blauen Dreiberg ein schreitender, roter, golden gekrönter Löwe. Im Berliner Wappenbuch ist der Dreiberg golden, bei Otto Hupp (Münchener Kalender 1897) ist er grün. Die Krone ist im Berliner Wappenbuch blau, bei Otto Hupp golden. Die Variabilität der Farbe des Dreibergs begegnet uns in der ganzen Wappengeschichte dieser Familie. Die Anzahl der Berge wurde aber im folgenden auf vier erhöht, und ihre Form wurde spitz. Auch da gibt es eine gewisse Variationsbreite von vier Spitzen bis zu vier natürlichen Felsen.
Das Wappenbild ist im wesentlichen abgeleitet von demjenigen der Grafen von Calw; bereits Albrecht von Schenkenberg, Begründer des zweiten Grafenhauses, nannte sich ab 1283 "Graf von Löwenstein" und verwendete eben dieses Wappenbild. So wurde es auch von der dritten Grafenfamilie übernommen. Übrigens taucht das Wappenbild mit goldenem Feld, blauer Krone und blauem Dreiberg als Kommunalwappen von Calw auf, ebenso und um eine schwarze Hirschstange erweitert bei der Stadt Vaihingen an der Enz und mit ungekröntem Löwen und einem silbern-blau schräggerauteten Schildhaupt bei der Stadt Löwenstein (Landkreis Heilbronn).
Abb.: Otto Hupp, Münchener Kalender 1897, Wappen Löwenstein mit Detailausschnitt
Ludwig von Bayern, jetzt zu Löwenstein, wurde am 24.2.1494 von Maximilian I. in den Reichsgrafenstand erhoben und begründete das spätere Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim. Ein Intermezzo gab es 1504-1510: Im Landshuter Erbfolgekrieg wurde die Grafschaft Löwenstein von Württemberg eingesackt und erst ein paar Jahre später als Lehen wieder zurückgegeben, nun war sie nicht mehr reichsunmittelbar.
Wappen der Grafen von Löwenstein, Herren von Scharfeneck: Ludwig III. Graf von Löwenstein 1611 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 53-54 Tafel: 114). Der Schild ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber auf vier grünen Spitzen (auf grünem, viergespitztem Schildfuß) ein schreitender roter, golden gekrönter Löwe (Grafschaft Löwenstein), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, golden gekrönter Löwe (Herrschaft Scharfeneck), Herzschild: silbern-blau schräggerautet (Wittelsbacher). Dazu werden zwei Helme geführt: Helm 1 (rechts): auf dem ungekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf vier grünen Spitzen sitzend ein roter, golden gekrönter Löwe (Grafschaft Löwenstein), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein sitzender silberner, golden gekrönter Löwe (Herrschaft Scharfeneck) zwischen einem silbern-blau schräggerauteten Flug (Wittelsbacher). Der zweite Helm ist eine Kombination Scharfeneck mit Wittelsbach wie zuvor.
Der Verlust der Reichsunmittelbarkeit war zunächst ein Rückschlag für die Familie, der jedoch nicht lange währte. Nachdem die Löwensteiner durch Erbschaft an die Reichsgrafschaft Wertheim gekommen waren und ihre Residenz dorthin verlegten, wurde die Grafschaft Löwenstein für sie weniger wichtig, denn jetzt hatten sie über ihre Neuerwerbungen wieder die Reichsunmittelbarkeit erlangt.
Die
Stolberger Erbschaft:
Das Erbe der Stolberger erwies sich für die Löwensteiner als
äußerst lukrativ. Nicht nur bekamen sie dadurch Wertheim und
Breuberg, sondern auch die belgischen Grafschaften. Zur
Genealogie:
Die
belgischen Besitzungen und ihre Motive:
Die Grafen von
Löwenstein-Wertheim nahmen nun einige Felder für Besitzungen in
Belgien auf, die wir auch beim Haus Stolberg wiederfinden, aber
nicht alle. So finden wir Felder für Rochefort und Marck, aber
nicht für Agimont. Und wir finden ein Feld für Montaigu, das
die Stolberger nicht haben. Als Motiv neu ist ein Feld mit einer
Gürtelschnalle, das bei den Stolbergern fehlt, aber genauso für
die belgischen Besitzungen steht. Und es gibt Unterschiede in der
Interpretation und genauen Zuordnung der jeweiligen Felder für
Rochefort und Montaigu, und sogar der Feldfarbe. Das ist alles
höchst unplausibel, vor allem, weil sich der belgische Besitz
letztendlich ja von den Stolbergern herleitet. Während sich das
Stolberger Feld für Agimont von den Grafen von Looz/Loon
ableitet, und während sich das Stolberger Feld für die
Grafschaft Rochefort vom Wappen der Familie de Walcourt ableitet,
die davor die Grafschaft besessen haben und sich der rote,
blaubewehrte Adler in goldenem Feld heute in den Kommunalwappen
für Rochefort und fast identisch für Walcourt wiederfindet,
fehlt diese Plausibilität bei der Wahl der anderen Motive für
die selben Besitzungen im Wappen der Löwenstein-Wertheim. Wenn
man sich bei den anderen Vorbesitzern der Grafschaft Rochefort
umschaut, haben die comtes de Montaigu und auch die comtes de
Duras andere Wappen und kommen nicht in Frage. Warum auch immer,
die Löwenstein-Wertheim führen für Montaigu in Silber einen
roten Adler, offensichtlich ein Übernahmefehler, und für
Rochefort in Silber eine rote (oder goldene) ovale oder
rechteckige Schnalle, offensichtlich eine Neukreation. Und
irgendwann kamen sie auf die Idee, zu schauen, was die Stolberger
so taten, und auf einmal kam der korrekte rote Adler in goldenem
Feld dazu, den man früher übrigens schon einmal verwendet
hatte. Die anderen Felder behielt man freilich bei, so daß man
schließlich drei Felder irgendwie in Zusammenhang mit Rochefort
hatte - irgendwas wird schon richtig sein. Das müssen wir so
hinnehmen, das wird von der Familie aus Tradition so geführt und
entsprechend interpretiert. Besonders befremdlich ist die
Hilfskonstruktion, das eine als Alt-Rochefort und das andere als
Neu-Rochefort zu bezeichnen. Alles Ausrede, letztendlich wußte
niemand, was er genau da tat und vor allem warum. Vermutlich
kannte damals, als das Wappen in der Form entstand, niemand mehr
die wirkliche Bedeutung und die echten Inhalte, am allerwenigsten
die Hofkanzlei, deshalb hatten letztendlich beide Familien, die
Grafen von Stolberg und die Grafen von Löwenstein-Wertheim, ihre
jeweils eigene Interpretation für letztendlich den selben
Besitz.
Die
Grafschaft Montaigu:
Der Name Montaigu leitet sich
ab von einer Burg des Namens auf einem gleichnamigen Berg am
linken Ufer des Flusses Ourthe beim Dorf Marcourt (zu Rendeux).
Die Burg wurde vermutlich bereits im 12. Jh. zerstört; an ihrer
Stelle steht die Kapelle von Saint-Thibaut. Der erste bekannte
Graf von Montaigu, Gozelon de Montaigu, erhielt um das Jahr 1000
die Grafschaft Rochefort als Lehen des Bischofs von Lüttich. Ihm
folgte sein Sohn Conon de Montaigu, comte de Montaigu, seigneur
de Rochefort, dann dessen Sohn, Lambert de Montaigu, comte de
Montaigu et Clermont (Provinz Liège), seigneur de Rochefort,
Vogt von Dinant (Provinz Namur) et de Saint-Symphorien-aux-Bois
(Provinz Hainaut). Lamberts Schwester Liutgarde Gertrude
heiratete Gislebert Graf von Duras, brachte das Erbe in diese
Familie. Deren gemeinsame Tochter war Julienne de Duras. Der
nächste Graf war Godefroi de Jodoigne bzw. de Montaigu, comte de
Montaigu et de Clermont, comte de Duras, seigneur de Rochefort et
Burger, Vogt von Dinant. Durch die Ehe mit vorerwähnter Julienne
de Duras war er comte de Duras geworden. Dessen Söhne starben
ohne Nachkommen, so daß seine Tochter, Gerberge de Montaigu,
Erbin wurde. Sie, comtesse de Montaigu et Clermont, dame de
Rochefort, Inhaberin der Vogtei von Dinant, heiratete Wéry II.
de Walcourt, comte de Walcourt, und brachte so 1193 die
Grafschaft Rochefort an die Familie de Walcourt. Die Grafschaft
Montaigu blieb also bis 1147 in den Händen der alten Grafen von
Montaigu, dann 1147-1193 in den Händen der Grafen von Duras.
Dann wechselte der Besitz von Montaigu 1193 an die de Walcourt
durch Heirat. Sie blieben bis 1408 Besitzer von Montaigu. 1413
übernahmen die Grafen von der Mark, 1545 die Grafen von
Stolberg, die es an die Grafen von Löwenstein brachten. Das
zeigt, wie eng verbunden Montaigu und Rochefort sind.
Die
Grafschaft Rochefort:
Auch Rochefort ist eine
ehemalige, untergegangene Grafschaft in Belgien, in Wallonien.
Dort war das Zentrum der Ort Rochefort 25 Kilometer
südöstlich von Dinant in der belgischen Provinz Namur. Erste
Besitzer der Herrschaft waren die de Montaigu (s. o.), dann die
comtes de Duras (1147-1193), dann die seigneurs de Walcourt
(1193-1408). Der rote, blau bewehrte Adler auf goldenem Grund war
ursprünglich das persönliche Wappen der Familie de Walcourt.
Blasonierung nach Loutsch: D'or à l'aigle de gueules, becquée
et membrée dàzur, casque couronné, cimier une tête d'aigle de
gueules, becquée d'azur, entre un vol de gueules semé de
feuilles de tilleul (ou coeurs) d'or. Alternative Kleinode werden
bei Loutsch angegeben. Zu der Variante mit silbernem Feld merkt
Loutsch an: "mais il s'agit vraisemblablement d'une erreur,
tous les armoriaux anciens donnant bien le champ d'or". Zu
dem Erbe, das Wéry II. de Walcourt 1152 erhielt, gehörten die
Dörfer On, Thys, Forrières und Hamerenne, außerdem Aye,
Marloie, Jemeppe, Hargimont, Humain und Sinsin Haute, wobei
Thierry III. Graf von Rochefort im Jahre 1317 die zweite Gruppe
an Johann König von Böhmen und Graf von Luxemburg abgeben
mußte. Eberhard II. von der Mark-Arenberg, Sohn von
Eberhard I. von der Mark-Arenberg und Maria von Looz, heiratete
in erster Ehe Marie von Sedan und in zweiter Ehe Agnès de
Rochefort, Erbtochter von Jean III. de Walcourt-Rochefort,
und so kam der Besitz an die Grafen von der Mark. Ludwig I. von
der Mark, Eberhards Sohn aus zweiter Ehe, folgte in dem Besitz
der Seigneurie Rochefort nach. Damit spaltete sich das Haus
Mark-Arenberg in die Linien Arenberg unter dem Sohn aus erster
Ehe und Rochefort unter dem Sohn aus zweiter Ehe. Kaiser
Maximilian I. machte am 31.10.1494 die Herrschaft (Seigneurie)
Rochefort zur Grafschaft, auf Bitten von Ludwig I. von der Mark,
der argumentierte, daß seine Vorfahren die Grafschaft Montaigu
besessen hätten, daß die Grafschaft Montaigu und die Herrschaft
Rochefort nie getrennt gewesen seien, und daß man deshalb die
Stellung von Montaigu gerne auf Rochefort übertragen bekommen
hätte. Insgesamt umfaßte diese Grafschaft die Siedlungen
Rochefort, Behogne, Lessive, Ciergnon, Houyet, Ardenne, Erhet,
Frandeux, Ambly, Havrenne, Jemelle, Lamsoul, Azimont, Falen, On,
Thys, Forrières und Hamerenne. Danach wurde der Adler der de
Walcourt mit der Territorialherrschaft selbst assoziiert und von
denen weitergeführt, die diese innehatten. 1544 fiel die
Grafschaft auf dem Erbwege an die Grafen von Stolberg. Die Grafen
von Stolberg besaßen die Grafschaft aber nur rund dreißig Jahre
lang, weil sie 1574 durch Heirat an die Familie von
Löwenstein-Wertheim kam, die sich ab 1611 von
Löwenstein-Wertheim-Rochefort nannten. Sie behielten die
Grafschaft bis 1789. Nachdem der französische Staat die
Grafschaft in den Reunionskriegen eingezogen hatte, nannten sie
sich von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nach einer 1728/1730
gekauften Herrschaft dieses Namens. Ab 1737 waren wieder die
Stolberger Besitzer von Rochefort. Die Grafen von Stolberg hatten
die Burg, seinerzeit die größte Wehranlage in der Famenne, zu
einem riesigen Schloß ausbauen lassen, von dessen Ruine aber nur
noch eine Wand des Mittelrisalites übrig ist. 1794 wurde die
Grafschaft unter französischem Einfluß aufgelöst. Ende des 18.
Jh. wurde Rochefort vom französischen Staat eingezogen, das
Schloß an privat verkauft und als Steinbruch genutzt.
Die
Grafschaft Mark:
Wie wir oben gesehen haben,
kam es zu einer Spaltung im Hause von der Mark: Ludwig I. von der
Mark, ein Sohn aus zweiter Ehe des letzten Gesamtbesitzers der
von der Markschen Besitzungen, gründete die Linie von der
Mark-Rochefort und folgte seinem Vater in dem Besitz der
Seigneurie Rochefort nach, während sein Halbbruder aus der
ersten Ehe des Vaters die Linie von der Mark-Arenberg fortsetzte.
Auch für die Herrschaft Agimont waren die Grafen von der Mark
der Schlüssel für den Übergang an die Grafen von Stolberg. Auf
Ludwig I., Herr von Montaigu und Agimont, 1453 in Rochefort,
Agimont, 1/2 Neufchâteau, Montaigu, Orchimont, Herbeumont und La
Roche, folgten nacheinander seine beiden Söhne, Eberhard von der
Mark Graf von Rochefort (-1524, kinderlos) und Ludwig II. von der
Mark Graf von Rochefort und Agimont (-6.9.1525), vermählt mit
Anna von Rodemachern. Deren Sohn war Ludwig III. von der Mark
Graf von Rochefort (-6.5.1544), in Montaigu, Orchimont,
Herbeumont und 1/2 Neufchâteau, Vogt von Dinant, und mit ihm
endete diese Linie der von der Mark 1544. Die Tante dieses
letzten Grafen von Rochefort, Louise von der Mark, hatte Philipp
I. von Eppstein Herr von Königsstein geheiratet, und dessen
Tochter Anna Gräfin von Eppstein-Königstein-Rochefort
(-7.8.1538) war die Erbin - und genau die hat Bodo Graf zu
Stolberg (4.1.1467-1538) geheiratet. Sie brachte also nicht nur
Eppstein, Münzenberg und Königstein mit, sondern auch
Rochefort, Agimont und Mark.
Wappen
nach der Stolberg-Erbschaft:
Nach der Stolbergschen
Erbschaft kamen sukzessive Wertheim, Königstein, Montaigu,
Rochefort und Breuberg ins Wappen. Von Christoph Ludwig Graf von
Löwenstein-Wertheim, Stifter der Linie Virneburg, ist folgendes
Wappen überliefert: Über Schildfuß geviert, Feld 1:
Löwenstein, Feld 2: Wertheim, Feld 3: Montaigu, Feld 4:
Scharfeneck, Schildfuß: Breuberg, Herzschild: Wittelsbach. Dazu
werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): Löwenstein, Helm 2
(rechts): Kombination Wertheim und Breuberg, Helm 3 (links):
Kombination Scharfeneck und Wittelsbach. Wolfgang Ernst Graf von
Löwenstein-Wertheim, Bruder des zuvor Genannten, hat im Prinzip
das gleiche Wappen geführt, anstelle des Schildfußes jedoch
eine eingebogene Spitze mit Breuberg. Andere führten Breuberg
als kleinen Schild an der Fußstelle aufgelegt. Die
Wertheim-Breuberg-Helmzier wurde auf Platz 3 verschoben, während
auf Platz 2 zu rot-silbernen Decken ein golden gekrönter,
silberner, wachsender Ader mit roten Flügeln für Montaigu
erscheint.
Im Detail erfahren die Inhalte Modifikationen, z. B. werden grundsätzlich die Rosen im Feld für die Grafschaft Wertheim golden geführt, obwohl sie silbern sein müßten. Im Scheiblerschen Wappenbuch sind sie z. B. silbern mit goldenem Butzen dargestellt. Eine weitere Variation sind die Breuberger Balken: Korrekt sind zwei rote Balken in Silber. Tatsächlich kommen zwei, drei oder sogar vier rote Balken oder eine siebenfache Teilung in den zeitgenössischen Darstellungen vor. Auch die Fähnchen in der Helmzier werden nun mit drei roten Balken dargestellt, ebenso falsch, denn auch hier führte die Herrschaft Breuberg zwei Balken. Die gleiche Nachlässigkeit im Bemühen um eine exakte Übernahme der echten Wappenbilder durchzieht die ganze heraldische Geschichte des Hauses Löwenstein-Wertheim, das hier sind nur die ersten Beispiele. Die Helmdecken des Kombinations-Kleinods Wittelsbach-Scharfeneck werden nun rot-silbern. Sukzessive verlieren die Flügel ihr Wittelsbacher Muster und werden rot, der Löwe wandelt sich zum Adler, und auf einmal ist aus dem Kombi-Kleinod Scharfeneck-Wittelsbach ein Kleinod Montaigu geworden, ein sehr seltsamer Vorgang, weil man damit seine ältesten und traditionellsten Kleinode zugunsten irgendeiner abgelegenen belgischen Grafschaft aufgegeben hat. Ebenso schwankt der Adler für Montaigu oder Rochefort zwischen Gold und Silber als Feldfarbe - wenn es der Adler der Familie de Walcourt sein soll, die vor den Stolbergern die Grafschaft Rochefort besessen haben, könnte man sich an den Stolbergern orientieren, die ihn korrekt in goldenem Feld führten. Aber den Löwensteinern war das ein bißchen mehr egal, und so finden wir mal silberne, mal goldene Felder für den Adler, und in der neuen Helmzier ist der Adler nicht mehr rot, sondern silbern mit roten Flügeln und außerdem gekrönt - die silberne Farbe und die Krone sind die letzte Erinnerung daran, daß das mal der Scharfenecker Löwe war. Eine nächste Variation betrifft den Löwensteiner Löwen: traditionell wird er schreitend oder in den ältesten Beispielen sogar stehend dargestellt. Uns begegnen im 17. Jh. aber Wappen, die ihn aufgerichtet zeigen, nicht nur eine schlechte Platzausnutzung, sondern auch nicht dem ursprünglichen Inhalt entsprechend. Die Spitzen schwanken zwischen grüner und goldener Tingierung.
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim: Christoph Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim (-1618) (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54 Tafel: 115). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden drei Helme geführt:
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim: Wolfgang Ernst Graf von Löwenstein-Wertheim, Bruder des Vorigen, 1611 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54 Tafel: 115). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden drei Helme geführt:
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54 Tafel: 116, nach Siebmacher I, 16, Band: Bö Seite: 196 Tafel: 85). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden drei Helme geführt:
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim: Friedrich Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim-Virneburg (-1658), Sohn des Grafen Christoph Ludwig, nach einem Siegel des Jahres 1638 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54 Tafel: 116). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden drei Helme geführt:
Die
Teilung des gräflichen Hauses Löwenstein-Wertheim
Das Haus Löwenstein-Wertheim spaltete sich 1611 in zwei Linien:
Die Linie Löwenstein-Wertheim-Virneburg,
später Löwenstein-Wertheim-Freudenberg
(evangelisch) hatte ihren Sitz in Kreuzwertheim; die im frühen
17. Jh. abgesplitterte und von Graf Johann Dietrich begründete
Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort, später Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
(seit 1621 katholisch), hatte ihren Sitz erst in Kleinheubach, ab
1806 in Bronnbach, nach dessen Verkauf 1986 wieder in
Kleinheubach. Weil aber gemäß Hausvertrag von 1597 alle Linien
gleichberechtigte Erben waren, ergaben sich daraus in der Praxis
sehr komplizierte Regierungsgeschäfte. Im Westfälischen Frieden
von 1648 wurde festgelegt, daß die beiden Linien in der
Grafschaft Wertheim gemeinschaftlich zu regieren hätten
(Condominium). Im Wiener Kongreß wurde die ehemalige Grafschaft
Wertheim wieder aufgeteilt, der nördliche Teil ging an Bayern,
der südliche Teil mit der Stadt Wertheim an Baden. Die
katholische Linie, in Kleinheubach relevant, schaffte 1711 den
Aufstieg in den Reichsfürstenstand, die evangelische Linie erst
1812, erstere durch Nähe zum Kaiser, letztere durch Bayern. Der
Wechsel im Namen beider Linien kam durch den Verlust
linksrheinischer Territorien zustande; Rochefort in den
belgischen Ardennen und Virneburg in der Eifel; statt dessen
nannte man sich nun nach Rosenberg im Neckar-Odenwald-Kreis
(ehem. Herrschaft Rosenberg, zwischenzeitlich Besitz der von
Hatzfeld) resp. Freudenberg im Main-Tauber-Kreis (ehem.
Herrschaft Freudenberg). Aber der katholischen Linie ging nicht
nur Rochefort verloren, betroffen waren ebenso die
linksrheinischen Besitzungen Chassepierre, Herbeumont, Agimont,
Neufchâteau, Cugnon, Scharfeneck und Püttlingen. Dafür bekam
die Linie im Reichsdeputationshauptschluß als Entschädigung aus
mainzischem Territorium die Ämter Wörth und Trennfurt und aus
würzburgischem Territorium die Ämter Rothenfels und Homburg,
dazu die Klöster Neustadt, Bronnbach und Holzkirchen. Die
evangelische Linie wurde im Reichsdeputationshauptschluß mit dem
Amt Freudenberg, den Dörfern Mondfeld, Rauenberg, Wessental und
Trennfeld sowie mit den Klöstern Triefenstein und Grünau
entschädigt.
Beide Linien des Hauses Löwenstein-Wertheim gehen jetzt heraldisch getrennte Wege: Als nächstes nimmt die Linie Löwenstein-Wertheim-Virneburg weitere Felder hinzu: Hauptschild zweimal gespalten und zweimal geteilt, Feld 1: Löwenstein, Feld 2: Montaigu, Feld 3 und 6: Wertheim, Feld 4: Rochefort, Feld 7: Breuberg, Feld 8: Virneburg, Feld 9: Scharfeneck, Herzschild: Wittelsbach. Dazu werden vier Helme geführt, Helm 1 (innen rechts): Löwenstein, Helm 2 (innen links): Wertheim-Breuberg, Helm 3 (außen rechts): Montaigu, Helm 4 (außen links): Virneburg. Weitere Zutaten folgen. Auch die Aufnahme des Feldes für die Grafschaft Limpurg ist auf die Linie Löwenstein-Wertheim-Virneburg, später Löwenstein-Wertheim-Freudenberg beschränkt. Die Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort entwickelt sich ähnlich, macht nur einen Unterschied: Nicht Virneburg kommt in Feld 8, sondern die Grafschaft Mark. Das große Löwenstein-Wertheim-Rochefort-Wappen ist nach dem Reichsfürstendiplom vom 3.4.1711 zweimal gespalten und zweimal geteilt, Feld 1: Löwenstein, Feld 2: Montaigu, Feld 3 und 6: Wertheim, Feld 4: Rochefort, Feld 7: Breuberg, Feld 8: Mark, Feld 9: Scharfeneck, Herzschild: Wittelsbach. Weitere Zutaten folgen. Im wesentlichen erfolgt also vor 1801/1806 die Unterscheidung der Wappen beider Linien durch Virneburg und zeitweise Limpurg bei der einen und Mark (mit Löwen) bei der anderen Linie. Doch es gibt auch eine Wappenform mit Mark (ohne Löwe) bei der Linie Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg:
Die Grafschaft Virneburg kommt ins Wappen
Das ist ein Territorium, das
nichts mit der Wertheimer oder Stolbergischen Erbschaft zu tun
hat, sondern auf eigenem Wege an Löwenstein-Wertheim kam. Die
Grafschaft, ein erst pfalzgräfliches und später kurtrierisches
Lehen, lag in der Eifel mit dem Stamm- und Hauptsitz, der Burg
Virneburg, und der Burg Monreal als Zweitsitz, beide im Landkreis
Mayen-Koblenz. Im Jahre 1545 erloschen die Grafen von Virneburg
mit Kuno von Virneburg, Sohn von Philipp von Virneburg und
Walpurgis von Solms-Lich, Graf zu Virneburg und Neuenahr, Herr zu
Saffenberg und Sombreffe. Neuenahr kam 1545 als
heimgefallenes Lehen an Kurköln, welches es als Lehen an Jülich
vergab. Zu dem Zeitpunkt umfaßte die kleine Grafschaft Virneburg
nur 16 Dörfer. Beerbt wurden die Virneburger von den Grafen von
Manderscheid, die seit 1488 drei Linien bildeten (Schleiden,
Gerolstein und Kail). Doch es war nur ein Teil, den sie erbten,
denn der Trierer Fürstbischof hatte den größten Teil (die
große und kleine Pellenz, Ort und Burg Monreal, die Höfe Kehrig
und Spurzenheim) als erledigtes Lehen eingezogen. Der schäbige
Rest mit Virneburg selbst fiel an Graf Dietrich IV. von
Manderscheid (reg. 1501-1551), den Sohn von Mechthild von
Virneburg. Graf Dietrich V. von Manderscheid-Schleiden (reg.
1551-1560) bekam dann den Rest als Lehen von Trier. Der letzte
Graf der Schleidener Linie war Dietrich VI. (1538-1593, reg.
1560-1593), und von diesem kam nach seinem Tod die Grafschaft
Virneburg Ende des 16. Jh. an die Grafen von
Löwenstein-Wertheim. Es war im Detail ein bißchen
komplizierter, denn es gab mehrere Erben, und es gab Streit, der
erst durch einen Vertrag im Jahre 1615 geschlichtet wurde, und
das Los entschied über die Zuteilung. Die Grafschaft Virneburg
fiel per Los an die Erbtochter (eigentlich Erbnichte) Anna Salome
von Manderscheid-Schleiden-Virneburg (1578-1648), vermählt mit
Karl Graf von Manderscheid-Gerolstein (1574-1649). Gräfin
Elisabeth Amalie von Manderscheid-Schleiden-Blankenheim,
vermählt Gräfin von Löwenstein-Wertheim (1569-1621), hatte
hingegen per Los die Herrschaft Kronenburg gezogen. Diese beiden
Lose wurden noch am selben Tag gegeneinander getauscht, und so
kam Virneburg an Löwenstein-Wertheim, die sie bis zum Ende des
Alten Reiches ihr eigen nannten, umgeben von Kurtrier, das in
Mayen, Monreal, Ulmen und Daun Ämter hatte, und von Kurköln,
das im Norden das Amt Nürburg hatte. Mit der Übernahme der
Grafschaft Virneburg setzten die Grafen von Löwenstein-Wertheim
wieder den Katholizismus durch. Die Grafen von Manderscheid
erloschen endgültig im Jahre 1780 mit der letzten Linie zu
Gerolstein. Genealogie zu diesen Übergängen:
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg: Friedrich Ludwig (-1790) und Johann Ludwig Vollrath Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg (-1796), nach Siegeln des Jahres 1738 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54 Tafel: 117, Band: Bö Seite: 196 Tafel: 85). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden vier Helme geführt:
Ganz ähnlich führten die Grafen Gustav Axel von Löwenstein-Wertheim-Virneburg (-1683) und Ludwig Moritz von Löwenstein-Wertheim-Virneburg (-1741) ihre Wappen. Die Form der Gürtelschnalle unterliegt bei den beiden genannten Grafen einer Variation, sie wird rot und bekommt eine seltsame, jedenfalls mangels Dorn unbenutzbare Funktion. Fortan bleibt sie rot, ändert in zukünftigen Wappen aber wieder ihre Form, meistens in ein Oval, aber auch in ein Rechteck mit eingebogenen Seiten. Außerdem haben sich die genannten Grafen wieder darauf besonnen, daß das Tier auf Helm 3 eigentlich der Scharfenecker Löwe war, doch für die Erkenntnis der Wittelsbacher Rauten hat es nicht mehr gereicht. Aber man ist ja schon zufrieden, wenn man wieder einen wachsenden Löwen zwischen dem roten Flug sieht und nicht dieses Mißverständnis.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg:
ein Feld für das Territorium der Schenken von Limpurg kommt ins
Wappen
Nach dem Erlöschen der
Schenken von Limpurg folgte eine unglaublich komplexe Erbschaft,
der nach langjährigem Rechtsstreit eine Teilung folgte. Dieser
Aufteilung, in deren Folge ein rundes Dutzend Familien Anteile
von und Ansprüche auf Territorium der einstigen Schenken von
Limpurg erhielt, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier wird nur
insofern darauf eingegangen, als die Grafen und Fürsten von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg davon profitierten. Natürlich
fand auch dieses Erbe Eingang in die Löwensteiner Heraldik, und
dieses Feld unterschied die Wappen von denen der Linie
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, später
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die das Feld nicht benutzen
konnten.
Abb.: Wappen der Schenken von Limpurg: geviert, Feld 1 und 4: in Rot vier aufsteigende silberne Spitzen, Feld 2 und 3: in Blau 5 (3:2) aufrechte silberne Heerkolben. Helmzier zu rot-silbernen Decken zwei im Spitzenschnitt rot-silbern geteilte Büffelhörner, in der Mündung mit rot-silbern im Spitzenschnitt geteilten Fähnchen besteckt, als 2. Helmzier der goldene Schenkenbecher, derselbe auch zwischen den Hörnern als Kombinationshelmzier vorkommend. Den Schenkenbecher konnten die Erben als einziges nicht übernehmen.
Die Grafen und späteren Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Virneburg bekamen aus dieser Erbschaft Anteile an dem Teil Limpurg-Obersontheim. Diese Erbmasse wurde wiederum in fünf Teile aufgeteilt, entsprechend den fünf Primär-Erbtöchtern. Die Löwenstein-Wertheim-Virneburg erbten von zwei dieser fünf Erbtöchter. Einerseits bekamen sie vom Erbteil der Amöne Sophie Friederike Gräfin von Limpurg (24.8.1684-20.2.1746) Anteile an Limpurg-Sontheim-Obersontheim. 1782 besaßen sie 3/6 davon, durch Verkauf an Württemberg 1829 hatten sie danach noch 2/6 davon. Löwenstein-Wertheim-Virneburg bekam noch durch Heirat den Teil Limpurg-Sontheim-Michelbach dazu, das komplette Erbteil der Primär-Erbtochter Sophia Eleonora Gräfin von Limpurg (10.6.1695-28.1.1738), das zwischenzeitlich über die Grafen von Erbach gelaufen war.
Genealogie der hier wichtigen der fünf Obersontheimer Erbinnen und ihrer Nacherben:
Abb.: Schloß Kreuzwertheim. Dieses Wappen illustriert die Schlüsselheirat: Graf Heinrich Friedrich zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (13.2.1682-31.3.1721) heiratete 1703 die Erbauerin des Schlosses zu Kreuzwertheim, Amöne Sophia Friederike Gräfin von Limpurg. Das Wappen der Schenken von Limpurg fand durch die Erbauerin des Kreuzwertheimer Schlosses Eingang in das zusammengesetzte Wappen der Löwensteiner und wurde seitdem in einem Feld desselben geführt.
Wappen der Grafen und Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Virneburg: Johann Carl Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim-Virneburg aus der Vollrathschen Speziallinie, 1740 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54-55 Tafel: 118). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden beim gräflichen Wappen fünf Helme geführt:
Beim fürstlichen Wappen werden alle Helme durch einen aus einem Fürstenhut herabfallenden, roten, hermelingefütterten Wappenmantel ersetzt.
Bildbeispiel: Wappen über dem äußeren Portal des Klosters Triefenstein; Limpurg ist jetzt eingefügt.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg:
noch mehr neue Felder
Wenn man schon einmal am
Überarbeiten eines Wappens ist, dann kann man auch gleich das
erledigen, was man schon immer wollte: Wir entsinnen uns, daß
man damals mit der großen Stolberger Erbschaft nicht nur was von
Wertheim, Breuberg und ein paar belgischen Grafschaften hatte,
sondern daß man damit auch eine Beziehung aufgebaut hatte zu
Eppstein, Falkenstein-Münzenberg und der Grafschaft Königstein,
was alles die Stolberger geerbt hatten. Schließlich führten die
Stolberger das ja auch im Wappen. Daß Stolberg-Gedern Rechts-
und Besitznachfolger war und daß man diese Gebiete gar nicht
besaß, interessierte nicht. Daß Kurmainz erledigte Lehen
eingezogen hatte, ebensowenig. Wir wollen noch einmal festhalten:
Die Löwensteiner erbten von den Stolbergern Wertheim, Breuberg
und belgische Grafschaften, aber sie erbten weder Königstein
noch Eppstein noch Münzenberg oder irgendwelche Anteile davon.
Sie glaubten nur, einen Anspruch darauf zu haben, auch wenn
Stolberg-Gedern den Besitz übernommen hatte. Also kamen jetzt
auch diese drei neuen Felder hinzu. Dazu hatte man dazugelernt,
daß für die Grafschaft Rochefort (alias Montaigu) der rote
Adler in goldenem Feld steht, so machten es ja die Stolberger
auch, und so sah das Wappen der vorbesitzenden de Walcourt, auf
das man sich bezog, aus. Kein Grund, dafür den Adler in
silbernem Feld für Montaigu aufzugeben. Man war sich vielleicht
etwas unsicher, also besser beide Varianten. Oder man hatte den
Adler in silbernem Feld einfach so liebgewonnen, daß man ihn
jetzt angesichts besserer Erkenntnisse dennoch nicht aufgeben
wollte. Was auch immer der Grund war: Wir haben jetzt zwei
verschiedene Felder mit Adlern, die irgendwie für Montaigu und
Rochefort stehen. Die Veränderungen führten zu folgendem
Gesamtergebnis:
Wappen der Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, Ende des 18. Jh. (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54-55 Tafel: 119). Die Gürtelschnalle fehlt, Königstein-Eppstein-Münzenberg kam hinzu. Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Die nächste Version hat noch zwei Inhalte mehr: Zum einen fiel auf, daß man in der letzten Variante die Schnalle ("Neu-Rochefort") herausgeworfen hatte, wieder rein damit! Und die belgischen Grafschaften hingen ja auch noch mit den Grafen von der Mark zusammen, also nimmt man das auch mit rein - haben die Stolberger ja schließlich auch gemacht, und von denen hatte man ja die belgischen Grafschaften geerbt. Jetzt haben wir drei Felder für Rochefort = Montaigu und vier Felder, die mit der belgischen Sache zusammenhingen. Mit folgendem Ergebnis:
Wappen der Grafen und Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, Carl Ludwig Graf von Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anfang des 19. Jh., kurz vor der Erhebung in den Fürstenstand (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 54-55 Tafel: 119, nach Tyroff). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden beim gräflichen Wappen sieben Helme geführt, wobei die äußeren vier Helme auch neben den Schild gestellt werden:
Löwenstein-Wertheim-Virneburg
wird zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg:
Neue Inhalte ergaben sich nach
dem Reichsdeputationshauptschluß. Verlorene
Territorien wurden durch die neu hinzugewonnenen, ehemals
klösterlichen Besitzungen ersetzt. Durch den Frieden von
Lunéville verlor diese Linie die linksrheinische Grafschaft
Virneburg wieder, erhielt aber als Entschädigung 1803 vom
Reichsdeputationshauptschluß Freudenberg, ein ehemaliges
Würzburger Amt, das Kloster Grünau, die Propstei Triefenstein
und vier Dörfer, die früher zu Mainz gehört hatten. Seitdem
legte die Linie den Beinamen Virneburg ab und benutzte den
Beinamen Freudenberg zur Unterscheidung von der katholischen
Löwensteiner Linie. Nach dem königlich-bayerischen Diplom vom
19.11.1812 ist das Wappen der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg
das Ergebnis dieses Austausches. Alle Felder für die belgischen
Besitzungen flogen heraus, auch Virneburg mußte entfernt werden,
und dafür kamen sechs, teils heraldisch sehr seltsame Felder
hinzu. Das Feld für das Amt Rothenfels kam hinzu, weil man
Erbschaftsrechte auf dieses der Rosenberger Linie gehörende Amt
hatte. Auch Bronnbach gehörte eigentlich der Rosenberger Linie,
aber man hatte Erbschaftsansprüche darauf.
Das 1102 vom Dechant des Würzburger Neumünster-Stiftes Gerung gegründete Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein war im Mittelalter das reichste Kloster im Altlandkreis Marktheidenfeld mit Einkünften aus 49 Ortschaften. Es hat seinen Namen von einem "triefenden Stein", einer Quelle, wo das Wasser unter einem markanten Stein herauskommt. Zwei Tiefschläge erlitt das Kloster im Bauernkrieg und im Dreißigjährigen Krieg. Im Barock erfolgte der Wiederaufbau. Nach der Säkularisierung und Aufhebung wurde das Kloster Eigentum der damaligen Grafen von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, die es zeitweise als Residenz nutzten. Die Familie verkaufte das zeitweise stark vernachlässigte Kloster 1985 an die Christusträger-Bruderschaft, und seit 1986 gibt es hier wieder klösterliches Leben. Das Klosterwappen mit den beiden schräggekreuzten Schlüsseln ist dort über dem barocken Kirchenportal zu sehen, ebenso wie das Wappen der Linie Freudenberg über dem äußeren Tor.
Bei Grünau handelt es sich um ein ehemaliges Karthäuserkloster in der Nähe von Schollbrunn (Landkreis Main-Spessart). Elisabeth von Hohenlohe hatte am 16.3.1328 diese älteste Karthause Frankens gegründet; besiedelt wurde das erste Kloster von Mainzer Karthäusern. Die Vogtei hatten die Grafen von Wertheim. Das Kloster ging in der Reformationszeit ein, nachdem die Grafen von Wertheim selber evangelisch wurden und die Verwaltung übernahmen. Es wurde ein ständiges Hin und Her, 1615/1616 wurde das Kloster mit der Karthause Ilmbach vereinigt, 1629 wiederhergestellt, 1631 aus Angst vor den Schweden verlassen und an die Grafen von Löwenstein-Wertheim gegeben, 1635 wiederhergestellt, 1803 aufgelöst und erneut an die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gegeben, die auch das Kirchenpatronat hatten. Aus dem Kloster wurde ein Hofgut. Die meisten Gebäude wurden bereits im 17. Jh. abgebrochen, weitere Gebäude wurden im 18. und 19. Jh. zerstört. Heute sind nur noch äußere Mauerreste, ein Torbogen, Teile der Kirchenruine und das Prokuratiegebäude (heute ein Gasthaus) übrig. 1806 kam das Territorium bei der Mediatisierung zum Fürstentum Aschaffenburg und 1810 zum Großherzogtum Frankfurt, schließlich 1814 an das Königreich Bayern.
Freudenberg liegt im Main-Tauber-Kreis in der Nähe von Wertheim. Hier ließen einst die Würzburger Bischöfe eine Burg errichten, die die Grafen von Wertheim 1295 zu Lehen bekamen, welche sie erheblich ausbauten. Am Eingang zur Kernburg ist noch das Wappen der Grafen auf der Unterseite eines Konsolsteines angebracht. 1556 fiel das wertheimische Amt Freudenberg als erledigtes Lehen wieder an das Hochstift Würzburg heim. Mit dem Aussterben der Grafen von Wertheim setzte der Verfall der in der Renaissance ausgebauten Burg ein, deren Ruinen heute immer noch sehenswert sind. Das Amt Freudenberg umfaßte Freudenberg, Boxtal und Ebenheid sowie die beiden Höfe Kirchfurt und Laukenhof. Das Amt fiel durch die Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 an Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und 1806 im Zuge der Mediatisierung an Baden.
Aus heraldischer Sicht gibt es ein paar Sachen, die suboptimal sind: Es gibt keinen Grund, warum der Löwe in Feld 2 linksgewendet ist. Die Wertheimer Rosen sind immer noch golden, während die Grafen von Wertheim sie silbern mit goldenem Butzen geführt haben. Der Bereinigung fiel eines der traditionsreichsten und ältesten Felder zum Opfer, nämlich Scharfeneck. Von dem ganzen Komplex Eppstein-Münzenberg-Königstein behält man ausgerechnet den Löwen für Königstein, der ein Fiktivum ist, da die Eppsteiner zwar Grafen waren, es aber keine eigentliche vorherige Grafschaft Königstein gab, sondern die letzten Eppsteiner bekamen das Recht, zukünftig Namen, Wappen und den Titel Graf von Königstein zu führen. Außerdem hatte Kurmainz das damals als erledigtes Lehen eingezogen. Das Schweißtuch Christi verdient die faule Tomate für heraldische Gestaltungskonzepte. Warum man drei Felder mit blauer Grundfarbe unmittelbar nebeneinanderstellt, bleibt Geheimnis der Hofkanzlei. Warum man insgesamt vier Flächen mit einem Derivat des Fränkischen Rechens braucht, wovon nur das der Schenken von Limpurg eine hinreichend klare Gestaltung ist, ebenso.
Das Diplom von 1812 ist sowieso ein Antibeispiel für gute Heroldskunst: Das Feld für Breuberg wird dort beschrieben als silbern mit drei roten Querbalken. Der Habicht für Habitzheim wird dort als fliegende silberne Taube blasoniert - warum heißt der Ort wohl Habitzheim und nicht Taubitzheim? In Feld 6 unten nennt das Diplom den Schräglinksbalken "Querbalken" - klar, wenn man ein Feld breit genug quetscht, ist alles "quer". Und noch toller wird es bei Feld 8: Das Symbol mit den 5 Heerkolben blasoniert der Herold im Diplom als "Gegenhermelin"! Folglich arbeite dort jemand als Herold, der noch nie im Leben ein Wappen der Schenken von Limpurg gesehen hat. Oder hatte der Herold frei, und der Hausmeister hat's erledigt? Und im Diplom sind außerdem keine Helme verliehen worden.
Wappen der Linie Löwenstein-Wertheim-Freudenberg nach dem königlich-bayerischen Diplom vom 19.11.1812 für die erloschene Carlsche und die bestehende Vollrathsche Linie (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 52-53 Tafel: 111, vgl. auch Siebmacher Band: FstB Seite: 25-26 Tafel: 49, Band: Bad Seite: 1 Tafel: 1). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Schildhalter zwei "halb widersehende" goldene Löwen. Helme sind nicht verliehen worden. Als weiteres Prunkstück dient ein aus einem Fürstenhut herabfallender, roter, hermelingefütterter und am Rand mit goldenen Fransen versehener Wappenmantel. Zu den ganzen Merkwürdigkeiten des Diploms soll ergänzt werden, daß sich die Familie kaum daran gehalten hat, sondern kein einziges Siegel diplommäßig richtig gestochen ist. Meistens werden nur neunfeldrige Schilde verwendet, Triefenstein im Schildhaupt von Feld 7, Habitzheim im Schildfuß von Feld 9 und viele weitere Willkürlichkeiten.
Löwenstein-Wertheim-Rochefort
Die zweite Linie läßt sich
von der ersten dadurch unterscheiden, daß sie nie ein Feld für
Virneburg hatte, ebensowenig eines für das Territorium der
Schenken von Limpurg, und daß sie das Feld der Grafen von der
Mark mit dem modifizierenden roten Löwen verwendet. Die
belgischen Grafschaften und die Felder für Wertheim und Breuberg
werden im Prinzip genauso verwendet wie bei der anderen Linie.
Das erste Wappen von Johann Dietrich Graf von
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Stifter der Linie, kommt noch
ohne Mark aus und ist zweimal geteilt, oben zweimal, in der Mitte
und unten einmal gespalten, Feld 1: Löwenstein, Feld 2: Montaigu
(Adler ungekrönt), Feld 3 und 5: zusammen Wertheim (Adler
gekrönt), Feld 4: "Neu-Rochefort", Feld 6: Breuberg
(mit vier Balken, Fehler), Feld 7: Scharfeneck, Herzschild:
Wittelsbach. Bereits Ferdinand Carl Graf von
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (-1672) verwendet einen zweimal
geteilten und zweimal gespaltenen Schild, alle Inhalte wie zuvor,
doch als Feld 8 zwischen Breuberg und Scharfeneck eingebaut Mark,
noch ohne Löwen. Die Adler in den Feldern 2 und 3 sind gekrönt.
Im Fürstendiplom von 1711 wurde das Konzept durch den aus dem
Balken wachsender roten Löwen ergänzt. Die Adler in den Feldern
2 und 3 sind lt. Fürstendiplom wieder ungekrönt.
Abb.: Schloß Kleinheubach, moderne Darstellung auf einer Schautafel mit etlichen Vereinfachungen
Wappen der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rochefort nach dem Reichsfürstendiplom vom 3.4.1711 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 55 Tafel: 121, Band: Bö Seite: 196 Tafel: 85). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Dazu werden beim gräflichen Wappen drei Helme geführt:
Beim fürstlichen Wappen wird dazu ein aus einem Fürstenhut herabfallender, roter, hermelingefütterter Wappenmantel geführt. Ein Kabinettsiegel aus dem Jahre 1868 krönt beide Adler in den Feldern 2 und 3 golden und verwendet dazu noch zwei fürstlich gekrönte, hersehende, goldene und rotgezungte Löwen als Schildhalter (Siebmacher Band: FstM Seite: 55 Tafel: 121).
Abb.: Wertheim, ehemalige Hofhaltung (bis 1781), jetzt Stadtverwaltung Wertheim, Portal aus dem Jahre 1749
Es gibt von diesem Wappen noch eine Variante mit einem anderen Herzschild. So ein Wappen ist in Wertheim an der ehemaligen Hofhaltung angebracht. Der Hauptschild ist gleich wie weiter oben beschrieben (außer daß die Schnalle eine andere Form besitzt), neu ist hingegen die Gestaltung des Herzschildes: Durch eine eingebogene Spitze gespalten, rechts in Schwarz einwärts ein goldener, rot gekrönter und ebenso bewehrter Löwe (Pfalz), links silbern-blau schräggerautet (Wittelsbacher), Spitze rot. Dieser Herzschild ist eine Nachbildung des Kombinationswappens Pfalz und Bayern mit Platz für das Erzamt in der Spitze. Siebmacher bildet ein ähnliches Wappen nach einer Darstellung in den Tyroffschen Wappenbüchern ab mit einer anderen Felderzuordnung im ersten und dritten Feld, angeblich rechts Königstein und die Spitze schwarz. Im Siebmacher (Band: FstM Seite: 55 Tafel: 122, vgl. auch Band: Bö Seite: 196 Tafel: 85) wird das "apokryph" genannt, man kann auch deutlich sagen, daß das keinen Sinn ergibt. Plausibel wäre hingegen, wenn der Herzschild mit der Entwicklung der pfalz-bayerischen Kombination Schritt hielte, und deshalb wird dieser Interpretation der Vorzug gegeben. Dazu ein aus einem Fürstenhut herabfallender Wappenmantel und zwei widersehende Löwen als Schildhalter.
Abb.: Wertheim, ehemalige Hofhaltung, wie oben, Detailausschnitt
Löwenstein-Wertheim-Rochefort
wird zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg:
Neue Inhalte ergaben sich nach
dem Reichsdeputationshauptschluß. Verlorene
Territorien wurden durch die neu hinzugewonnenen, ehemals
klösterlichen Besitzungen ersetzt. Nach dem
königlich-bayerischen Wappenvermehrungsdiplom vom 20.12.1806
ist das Wappen der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
zweimal gespalten und zweimal geteilt, Feld 1: Löwenstein, Feld
2: in Gold ein schwarzer Löwe (Königstein), Feld 3: Wertheim,
Feld 4: Breuberg, Feld 6: in Rot drei silberne Gebirgsspitzen
(Rothenfels), Feld 7: in Blau ein goldener Brunnen (Bronnbach),
Feld 8: geteilt, oben in Silber eine rote Rose (wegen Rosenberg,
irrig), unten silbern-rot geteilt und viermal gespalten
(Herrschaft Rosenberg), Feld 9: in Blau ein fliegender silberner
Habicht (Habitzheim), Herzschild: Wittelsbach. Dazu Fürstenhut
und Wappenmantel. Im Gegensatz zu der anderen Linie, die
hinsichtlich Bronnbach und Rothenfels nur Erbansprüche hatte,
gehörte der Rosenberger Linie das wirklich.
Glaubt man Biedermanns genealogischen Angaben, erlosch die Familie der Herren von Rosenberg 1619 mit Albrecht Christoph von Rosenberg, Hauptmann des Ritterkantons Odenwald. Alle seine Söhne waren vor ihm verstorben. Die Herrschaft Rosenberg, mit Lehen des Hochstifts Würzburg und der Grafschaft Wertheim, zerfiel. Der Anteil der Familie von 1/4 am Pfründnerspital zum Heiligen Geist in Aub ging an den Deutschen Orden. Das Territorium ging größtenteils an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Eine große Panne ist beim Feld für Rosenberg passiert: Der untere Teil ist wenigstens fast richtig, hier werden nur vier Spaltungen verwendet, die Rosenberger hatten aber tatsächlich fünf Spaltungen. Viel schlimmer ist die obere Hälfte von Feld 8: Diese Rose ist reine Phantasie und hat überhaupt gar nichts mit der Familie Rosenberg zu tun, auf die sich die Löwenstein-Wertheimer Linie bezieht; vielmehr hat man hier die böhmischen von Rosenberg mit den fränkisch-schwäbischen Herren von Rosenberg vermischt.
Das 1151 gestiftete und 1153 erstmals urkundlich erwähnte Zisterzienserkloster Bronnbach wurde 1802 säkularisiert und von Fürst Dominik Constantin zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort in Besitz genommen. 1803 wurden Kloster und Konvent aufgelöst. Die letzten Mönche siedelten entweder in andere Klöster um oder verbrachten ihren Lebensabend in Bronnbach außerhalb der Klostermauern. Aus der klösterlichen Landwirtschaft wurde ein Ökonomiebetrieb. Die Familie behielt das ab 1921 als Residenz genutzte Kloster Bronnbach bis 1986, dann erwarb der Main-Tauber- Kreis die Anlage und baute sie zum kulturellen Zentrum aus mit den drei Schwerpunkten Kirche und Meditation, Kultur und Wissenschaft.
Rothenfels war zunächst ein Besitz der edelfreien Herren von Grumbach (nicht die Ministerialen von Grumbach mit dem Mohren), die im 12. Jh. eine Burg errichteten, deren älteste Teile aus der Zeit um 1150 stammen. Nach dem Erlöschen der Familie im Jahr 1243 im Mannesstamm mit Albert von Grumbach brachte dessen Tochter Adelheid die Burg an ihren Ehemann, Ludwig von Rieneck. Die Grafen von Rieneck verkauften Burg Rothenfels 1328 an die von Wolfskeel, und diese verkauften sie 1333 an das Hochstift Würzburg. Sie selbst zogen auf ihre Burg in Burggrumbach und nannten sich danach Wolfskeel von Grumbach bzw. später nur noch von Grumbach. Mit dem Amt war es etwas komplizierter: Würzburg zog das Amt nach dem Tod von Ludwig V. von Rieneck als erledigtes Lehen ein, mußte aber wenige Jahre später eine Hälfte an die Grafen von Hanau und an die Hohenloher zu Lehen geben. Die wiederum verkauften an die Wittelsbacher, und die kauften noch einen Teil der Würzburger Hälfte. Wenige Jahre später kaufte das Hochstift alles zurück und war wieder alleiniger Besitzer. Mit der Säkularisierung des Fürstbistums stand der ehemalige Kirchenbesitz nun zur Disposition und konnte am 6.12.1802 an die Löwenstein-Wertheim-Rosenberg vergeben werden. Bei der Mediatisierung kam die rechtsmainische Hälfte des Amtes mit Burg Rothenfels 1806 zunächst an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 zum Großherzogtum Frankfurt und später an Bayern. Die linksmainische Hälfte des Amtes wurde dem Großherzogtum Baden unterstellt. Das Fürstenhaus verkaufte am 21.2.1919 die Burg Rothenfels an die Vereinigung der Quickbornfreunde e.V., eine katholische Jugendbewegung im Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Die Burg wird als Jugendherberge und Tagungshaus genutzt.
Habitzheim, heute zu Otzberg im Landkreis Darmstadt-Dieburg gehörig, war ursprünglich ein Eigentum des Stifts Fulda, das verschiedenen Familien zu Lehen gegeben wurde. Den Grafen von Löwenstein-Wertheim gehörte der Ort erst anteilig, dann ganz. Zu der Herrschaft gehörten außerdem die Orte Spachbrücken, Zeilhard, Groß-Zimmern und zeitweise auch Georgenhausen. Aus der einstigen Wasserburg Habitzheim, die die Festung Otzberg ergänzte und im Vorfeld sicherte, hat sich im Laufe der Zeit eine Ganerbenburg mit Anteilen verschiedener Familien entwickelt. Durch Verkauf gelangte die Lehensherrschaft im 14. Jh. vom Stift Fulda an die Kurpfalz. Einige Anteile an der Ganerbschaft kamen über die Grafen von Erbach an die Grafen von Wertheim und von da an die Grafen von Löwenstein-Wertheim, die ihren Besitz durch Zukauf der anderen Anteile bis zum Ende des 15. Jh. arrondierten. Kurzfristig ging Habitzheim zweimal an Hessen verloren. Anläßlich der Mediatisierung kam die Herrschaft unter großherzoglich-hessische Landeshoheit. Aus der ehemaligen Burg hat sich durch Umbauten ein Hofgut entwickelt, das heute noch in Familienbesitz der Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg bzw. der angeheirateten Freiherren Heereman ist (seit 1972 Felix Prinz zu Löwenstein, seit 2014 seine Tochter Prinzessin Johanna zu Löwenstein, vermählt mit Robert Freiherr Heereman).
Wappen der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nach dem königlich-bayerischen Wappenvermehrungsdiplom vom 20.12.1806 (nach Siebmacher Band: FstM Seite: 52-53 Tafel: 112, vgl. auch vgl. auch Siebmacher Band: FstB Seite: 25-26 Tafel: 48, Band: Bad Seite: 1 Tafel: 1). Das Wappen ist wie folgt aufgebaut:
Als Prunkstück dient ein aus einem Fürstenhut herabfallender, roter, hermelingefütterter und am Rand mit goldenen Fransen versehener Wappenmantel.
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg:
Reduzierung der Inhalte
Das Wappen der Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
wird heute in einer erheblich reduzierten Form verwendet, die
sich auf die Herkunft und die wichtigsten beiden Grafschaften
beschränkt.
Abb.: modernes Wappen der Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, gedrehte Ausschnittsvergrößerung des Bildes unten
Das Wappen ist halbgespalten und geteilt:
Dazu paßt als Helm der Stammhelm, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem grünen Dreiberg ein schreitender, roter, golden gekrönter Löwe.
Diese reduzierte Forrm gab es bereits 1804 in der Variante mit eingebogener Spitze, oben rechts Löwenstein, oben links Wittelsbacher, unten Wertheim, und wurde auf Münzen als Prägung verwendet. Eine Dreier-Kombination mit oben rechts Wittelsbach, oben links Löwenstein und unten Wertheim gibt es auch schon auf Zwei-Kreuzer-Stücken des Jahres 1697 und Ein-Kreuzer-Stücken des Jahres 1703.
Abb.: Schloß Kleinheubach, Marstallgebäude, Allianzwappen für Erbprinz Carl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (30.9.1966-24.4.2010) und seiner Frau, Stephanie Freiin von und zu Brenken, Gräfin Droste zu Vischering (21.4.1970-). Carl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg hat mit seiner Frau vier Kinder, Prinzessin Augustina Sophia Carolina Dominique Anastasia Rosa Kiliana Margarethe Maria zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (8.7.1999-), Prinz Nicodemus Hieronymus Alois Georg Hubertus Mario Hugo Eusebius Maria zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (2.8.2001-), Laurentius Christophorus Alois Georg Andreas Benediktus Carl Hubertus Fatima Maria zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (13.2.2006-) und Kiliana Olympia Anastasia Rosa Pilar Philippa Josefine Magdalena Maria (23.5.2008-). Carl Prinz zu Löwenstein ist 2010 auf dem Nürburgring unter Hinterlassung seiner vier kleinen Kinder als Rennfahrer tödlich verunglückt. Chef des Hauses ist nach wie vor sein Vater Fürst Aloys-Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (16.12.1941-), vermählt mit Anastasia Victoria Cecilia Hermine Prinzessin von Preußen (14.2.1944-).
Literatur,
Links und Quellen:
Claus D. Bleisteiner.
Differenzierung des bayerisch-pfälzischen Wappens bei den
wittelsbachischen Bastarden, in: Der Wappenlöwe, hrsg. vom
Wappen-Löwen, heraldische Gesellschaft e. V., 18. Band,
Sonderband, Eigenverlag, München 2013, ISBN 0931-5667, S.
193-226, insbesondere S. 210-211
Alfred Dreier: Wartenberg und die Wittelsbacher: Festschrift aus
Anlaß des Festjahres 1980 im Markt Wartenberg, Gerstner, 1980,
238 S.
Ludwig I. von Löwenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_I._von_Löwenstein
Clara Tott auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Tott
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die
deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H.
Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Löwenstein-Wertheim in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Löwenstein-Wertheim
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Löwenstein-Wertheim-Freudenberg
Grafen und Fürsten von Löwenstein: https://www.leo-bw.de/themen/landesgeschichte/grafen-und-fursten-von-lowenstein-wertheim
Burg Löwenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Löwenstein_(Württemberg)
Grafschaft Löwenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Löwenstein
Die Montaigu und die Grafschaft Rochefort: http://racineshistoire.free.fr/LGN/PDF/Montaigu.pdf
Rochefort (Belgien) in Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Rochefort_(Belgique)
Grafenschloß Rochefort in Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%A2teau_comtal_de_Rochefort
Burg und Grafschaft Montaigu: http://www.marcourt-beffe.be/chateau.php
Gustave Lamotte: Etude historique sur le Comté de Rochefort,
Namur 1893 - http://wallonia-asbl.be/pdf.htm - http://wallonia-asbl.be/pdf/rchft1.pdf - http://wallonia-asbl.be/pdf/rchft2.pdf - http://wallonia-asbl.be/pdf/rchft3.pdf
Grafschaft Virneburg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Virneburg
Herren und Grafen von Virneburg in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Virneburg_(Adelsgeschlecht)
Grafschaft Virneburg: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/grafschaft-virneburg/DE-2086/lido/57d11b05f0ffd4.32347289
Kloster Triefenstein: https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2015/02/KW-Triefenstein-1-Taf-02.pdf
Christusträger-Bruderschaft: https://www.christustraeger-bruderschaft.org/
Karthause Grünau auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Grünau
Karthause Grünau: http://www.kartause-gruenau.de/kartausegruenauinformationen.html
Rothenfels auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Rothenfels_(Rothenfels)
Habitzheim auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Habitzheim
Wasserburg Habitzheim: https://www.hofgut-habitzheim.de/ueber-uns/
Amt Rothenfels auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Rothenfels
ein herzliches Dankeschön an Herrn Robert Krätschmar für den
Hinweis auf die Pfennige des Jahres 1804, 1697 und 1703
Ein Erbstreit und die heraldischen Folgen: das Schicksal des Limpurger Territoriums
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