Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3201
Munshausen (zu Clerf bzw. Clervaux, Großherzogtum Luxemburg)

Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Friedrich II. von Brandenburg und Franziska d'Argenteau

Anfänglich darf man in Munshausen einen romanischen Kirchenbau annehmen, doch davon ist nichts mehr zu sehen. Der heutige Kirchenbau entstand durch Weiterentwicklung des zweiten, gotischen Kirchenbaus. Er besteht aus Langhaus, Chor, Eingangshalle, Seitenkapelle (Grabkapelle), angebauter Sakristei und nördlich an den Chor angesetztem, 18 m hohem Kirchturm. Davon ist der Kirchturm aus dunklem Ardennenschiefer das älteste Bauteil und ist um 1250 anzusetzen, auch wenn der oktogonale Spitzhelm vermutlich ein späterer Ersatz für das ursprüngliche Zeltdach ist. Das Langhaus besteht aus drei Gewölbejochen, daran schließt sich der polygonal geschlossene Chor an, durch einen Chorbogen markant vom Schiff abgesetzt. Beides wurde um 1250 erbaut, wobei man ursprünglich eine Flachdecke für das Langhaus annehmen darf. Erst in einer zweiten Bauphase 1467-1470 erhielten die Räume ihre Kreuzgratgewölbe mit wappengeschmückten Schlußsteinen. Auch die schmalen Fenster stammen aus dieser Zeit. Auch die spätgotische Grabkapelle (Grafenkapelle, Clerfer Kapelle) ist um 1470 anzusetzen. Sie war seit dem frühen 17. Jh. durch ein schmiedeeisernes Gitter vom Langhaus der Kirche abgetrennt und war der Muttergottes geweiht. Der jüngste Baukörper ist die 1750 erbaute Sakristei, wodurch der Chor bei den Fenstern Lichtzufuhr verlor. Im Barock kompensierte man das, dem neuen Bedürfnis nach Lichtzufuhr entsprechend, durch Erweiterung der Langhausfenster, die nun rundbogig geschlossen wurden.

Beim Blick in die Gewölbe entdecken wir die Wappen der Erbauer der Grabkapelle, zweimal dasjenige von Friedrich II. von Brandenburg (1441-1488), und einmal dasjenige seiner Frau, Franziska / Françoise d'Argenteau. Friedrich II. war der Sohn von Friedrich von Brandenburg (-1425) und Maria von Meisenburg bzw. Meysembourg (-1441). Seine Großeltern väterlicherseits waren Hermann von Brandenbourg (1325-1391) und Agnes Brenner von Lahnstein.

Das Wappen im Chorgewölbe hat einen Engel als Schildhalter. Das Wappen der Herren von Brandenbourg-Clervaux ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes Schildchen, Feld 2 und 3: golden mit rotem, mit drei balkenweise gestellten silbernen Merletten belegtem Schildhaupt (frz.: écartelé, aux 1 et 4 de gueules à l'écusson d'argent, aux 2 et 3 d'or au chef de gueules, chargé de trois merlettes d'argent); die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein Turnierhut oder eine Aigrette (frz. cimier une aigrette ou un chapeau de tournoi).

Françoise  d'Argenteau war die Tochter von Guillaume d'Argenteau, Seigneur d'Argenteau, und Marguerite de Walcourt. Ihre Großeltern waren Jean d'Argenteau, Seigneur d'Argenteau, und Jeanne de Horion, sowie Jean de Walcourt (1377-1408) und Margareta d'Autel / von Elter. Das Stammwappen der d'Argenteau zeigt in Blau ein mit 5 (1:3:1) roten Pilgermuscheln belegtes, goldenes, durchgehendes Kreuz, von 20 (4x 5(2:1:2)) goldenen Steckkreuzchen (widergekreuzten und fußgespitzten Kreuzchen) bewinkelt. Hier sind die Kreuzchen durchgehend widergekreuzt an allen vier Armen und nicht fußgespitzt. Die Stammhelmzier ist ein in den Schildfarben gekleideter Mannesrumpf mit roten Galero auf dem Kopf. Französischer Blason: D'azur à la croix d'or chargée de 5 coquilles de gueules, cantonnée de 20 croisettes recroisettées, au pied fiché, d'or. Cimier un buste d'homme habillé aux armes de l'écu, coiffé d'un chapeau d'abbé de gueules.

Für Friedrich II. von Brandenburg (1441-1488) existiert auch eine Grabplatte in der südlichen Grabkapelle, die im Zentralfeld den Verstorbenen mit offenem, schulterlangem Haar, in Rüstung und mit vor der Brust zum Gebet zusammengelegten Händen darstellt. Unter dem linken Arm ragt der Griff des Anderthalbhänders heraus. Trotz der fortgeschrittenen Abnutzung ist am Hals an den Ringen des Kettengeflechts zu sehen, von welcher Feinheit diese Bildhauerarbeit früher einmal gewesen sein muß.

 

Das Wappen der Herren von Brandenburg ist fast vollständig abgetreten (Abb. oben links). Lediglich in Feld 1 kann man noch das Schildchen des Stammwappens nachvollziehen. Besser erhalten ist das Wappen seiner Ehefrau aus dem Hause d'Argenteau, aber nur in Bezug auf den Schild, und hier sind die Kreuzchen fußgespitzt. Die fünf Pilgermuscheln sind nur noch als ganz schwache Erhebungen wahrnehmbar (Abb. oben rechts).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.0323288,6.0374337,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.0323213,6.0374219,59m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
einschlägige Genealogie-Register
katholische Kirche in Luxemburg:
https://www.cathol.lu/de/ - Pfarrei Clierf Saint-Benoît: https://web.cathol.lu/1/paroisses/par-clierf-saint-benoit/

Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Hans (Johann) Bernhard von Schauenburg - Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Gaspard III. de Heu - Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Elisabeth de Heu

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