Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3118
Unterwachingen (Alb-Donau-Kreis)

Das Pfarrhaus von Unterwachingen

Das Unterwachinger Pfarrhaus steht gleich nördlich der katholischen Pfarrkirche St. Cosmas und Damian. Das zweistöckige, giebelständige Gebäude ist im Erdgeschoß aus Stein und im Obergeschoß in Fachwerk ausgeführt. Das im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden mehrfach geplünderte alte Pfarrhaus ist 1688 bis auf die Grundmauern abgebrannt und erforderte einen Neubau. Das das Kirchenpatronat beim Kloster Obermarchtal lag, war dieses für den Wiederaufbau zuständig, der nur ein Jahr später erfolgte. Die nur wenig beschädigte Kirche konnte gerettet werden. Beim Brand gingen jedoch alle Urkunden der Pfarrei verloren.

Rechts neben dem Treppenaufgang zur Haustür ist in den steinernen Unterbau ein Wappenstein aus der Zeit des Wiederaufbaus eingelassen. Er verweist auf den Obermarchtaler Abt Nikolaus Wierith (15.10.1634-3.9.1691). Dieser stammte aus Füssen und trug den Taufnamen Magnus Nikolaus. Sein Vater war Nikolaus Wierith, Wundarzt des Augsburger Fürstbischofs. Die Mutter verstarb früh; der mittlerweile nach Dillingen umgezogene Vater heiratete ein zweites Mal und zeugte eine Stiefschwester des späteren Abtes. Mit erst 17 Jahren trat er in das Kloster Marchtal ein. Seine Einkleidung erfolgte am 8.9.1651. Er legte seine Profeß am 8.9.1652 ab (das Noviziat war auf 1 Jahr verkürzt worden) und erhielt die Priesterweihe am 21.12.1658 in Konstanz. Er besuchte bereits das Gymnasium in Dillingen, später studierte er auch dort ab 1653 Theologie und Kirchenrecht. Er wurde Doktor der Theologie. 1657 begleitete er die Abte von Schussenried und Allerheiligen auf deren Reise zum Generalkapitel des Ordens in Prémontré. 1660 stieg er zum Subprior auf, 1661 zum Prior, wurde 50. Propst, seine Wahl fand am 7.4.1661 statt. Damals war er erst 27 Jahre alt. Er amtierte als 15. Abt 1661-1691 und wurde der bedeutendste und bestgebildete Abt der Neuzeit. Von 1668 bis 1691 war er Generalvikar des Prämonstratenserordens und Visitator von Schwaben, Elsaß und Graubünden, außerdem war er 18 Jahre lang Direktor des Schwäbischen Reichsprälatenkollegiums. 1686 begleitete er im Auftrag des Generalkapitels des Ordens den Abt von Steinfeld bei einer diplomatischen Mission an den Hof des französischen Sonnenkönigs in Versailles. Wirtschaftlich war der Abt sehr erfolgreich, er kaufte zahlreiche Güter und Herrschaften auf, sogar in der Schweiz. Politisch war er ein Parteigänger der Habsburger. Er begann in Obermarchtal 1686 mit dem Bau der neuen Stiftskirche.

Sein Wappen ist dreimal silbern-rot gespalten, im rechten blauen Obereck ein goldener sechszackiger Stern. Die Kartusche wird von der Mitra überhöht; schräglinks dahinter ist der Krummstab des Abtes zu sehen. Ein Schwert ist nicht vorhanden. Es gibt mehrere Fassungen des Wappens, z. B. ab 1672/1673 auf dem zweiten silbernen Platz vertikal übereinander die Buchstaben "IMI" für Jesus, Maria und Josef. In einer anderen Variante wurde das persönliche Wappen dem doppelköpfigen Reichsadler aufgelegt, darüber die Inful. Weitere Wappendarstellungen sind in der Kirche Obermarchtal als schmiedeeiserne Arbeit mittig auf dem Chorschrankengitter von 1690, hinter einer Statue etwas verborgen, sowie auf dem bronzenen Epitaph in der Kirche von Obermarchtal.

Die schon etwas verwaschene Inschrift in dem Feld unterhalb des Wappens lautet: "NICOLAUS / ABBAS MARCH/THALENSIS / ANNO MDCLXXXIX". Damit ist der Neubau des Pfarrhauses im Jahr 1689 belegt. Das Pfarrhaus ist durch einen Gang in der ersten Etage mit der nahen Kirche verbunden.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.2017061,9.6428687,20z - https://www.google.de/maps/@48.2017061,9.6428687,80m/data=!3m1!1e3
Wilfried Schöntag, Das Bistum Konstanz 6: Das reichsunmittelbare Prämonstratenserstift Marchtal, Germania Sacra. Dritte Folge 5, 786 S., Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 2012, ISBN: 978-3110253122 -
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F - http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/69 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F/3.F.%205%20Schoentag%20Marchtal.pdf
Unterwachingen auf Leo-BW:
https://www.leo-bw.de/en-US/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/16969/Unterwachingen - https://www.leo-bw.de/fr/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/16968/Unterwachingen
Seelsorgeeinheit Donau-Winkel:
https://se-donau-winkel.drs.de/munderkingen/unterwachingen.html
Gemeindeseite Unterwachingen:
https://www.unterwachingen.de/gemeinde/geschichte.html

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2024
Impressum