Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 3116
Dieterskirch (zu Uttenweiler, Landkreis Biberach)
Der Pfarrhof in Dieterskirch
Das 1974 nach Uttenweiler eingemeindete Dieterskirch auf der Hochfläche nordöstlich des Bussen war erst in adeliger, dann in klösterlicher Hand. Die Herren von Stadion und die Herren von Emerkingen teilten sich im 14. Jh. den Besitz des Ortes. Die Stadioner Hälfte kam 1368 über das Kloster Blaubeuren um 1383 an das Kloster Obermarchtal, die Emerkinger Hälfte kam 1369 an die von Freyberg, kurz darauf an die Herren von Stain und von diesen dann 1665 an das Kloster Obermarchtal, also wesentlich später als die erste Hälfte. In klösterlichem Besitz blieb Dieterskirch bis zur Säkularisation, und als Marchtaler Besitz kam es genau wie das Mutterkloster 1803 an das Fürstenhaus Thurn und Taxis und mit der Mediatisierung 1806 unter die Landeshoheit des Königreichs Württemberg. Das Kirchenpatronat lag erst bei den Herren von Emerkingen, kam 1367 an die Herren von Nenningen und danach an das Kloster Obermarchtal, das die Pfarrei inkorporierte.
Die der Pfarrkirche St. Ursula (neugotisch, erbaut 1898, Turm 1878 errichtet) und der St. Ursula-Straße zugewandte Ostseite (Abb. oben) des zweistöckigen Pfarrhauses ist geprägt vom gleichmäßigen, nur im Erdgeschoß unterbrochenen Rhythmus der Fenster. Der Eingang zum Pfarrhaus liegt an der westlichen Traufseite (Abb. unten) in einer rundbogig geschlossenen Nische, und zwischen dieser und dem Fenster des Obergeschosses ist der Wappenstein des Bauherrn angebracht, unten auf 1733 datiert. Er trägt oben die Initialen "VAZM" für "Vlrich Abt Zu Marchtal". Das Wappen gehört zum Obermarchtaler Abt Ulrich Johann Blank (lebte 21.12.1673-17.10.1748, amtierte als Abt 1719-1746). Er wurde im nahen Uttenweiler geboren, sein aus Sauggart stammender Vater Andreas Blank war Bauer im Ort und Wirt des "Bären". Die Mutter stammte aus Ingoldingen und hieß Anna Geiser. Ulrich Blank, damals noch auf den weltlichen Namen Johann getauft, besuchte das Gymnasium in Marchtal und trat dann dort ins Kloster ein. Am 21.11.1694 legte er die Profeß ab, 1696-1699 studierte er Kirchenrecht in Dillingen. 1699 finden wir ihn als Baccalaureus der Theologie und als Studenten des kanonischen Rechts. Im selben Jahr feierte er am 26.9.1699 seine Primiz als Priester und wurde Vikar in Kirchbierlingen. Von den Klosterämtern bekam er 1705 dasjenige des Kastners, 1717 das des Großkellers. Am 20.4.1719 wurde er von 39 Konventsmitgliedern zum Abt gewählt; die Weihe erfolgte am 20.5.1719 durch den Konstanzer Weihbischof. Die Untertanen von Marchtal huldigten ihm als Landesherrn am 19.10.1719, diejenigen in Uttenweiler am 23.10.1721.
Abt Ulrich ließ 1722 die Wirtschaft des Klosters gründlich analysieren und alle Rechte und Pflichten dokumentieren. Dazu wurden präzise Urbare für Lehen, Kameralgüter und Pfarreigüter angelegt. Eine so genaue Aufstellung aller rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse war lange nicht mehr gemacht worden, und sie blieb auf lange Sicht auch die einzige bis zur Auflösung des Klosters. Wirtschaftlich war seine Amtszeit eine gute für das Kloster, geistlich und theologisch weniger, denn er zog fromme Unbeweglichkeit dem gelehrten Disput vor, und so kam es im Kloster zu einer intellektuellen Erstarrung. Er war eben mehr ein Mann des Gebets und des Wunderglaubens und weniger des Intellekts, und akademischer Diskurs hätte seine begrenzten Geistesfähigkeiten überfordert, der die Welt gerne in Schwarz und Weiß teilte und Hexerei, Zauberei, Häresie und Protestantismus als schlimmste Verschwörungen und Bedrohungen fürchtete. Noch 1746 ließ er in Marchtal zwei Menschen als Hexen verbrennen. Der geistig unbewegliche Abt glaubte selbst in dieser Zeit noch ernsthaft an die Existenz von Hexen und andere Verschwörungstheorien. Erst unter seinem Nachfolger, der aber erst noch das Feuer der Verfolgung kräftig schürte, endeten die Hexenprozesse in Marchtal. Der Abt Ulrich Blank resignierte krankheitsbedingt am 24.5.1746 und starb zwei Jahre später im Alter von 75 Jahren. Sein Nachfolger wurde Edmund II. Sartor bzw. Schneider aus Munderkingen, und zu diesem kommen wir weiter unten in diesem Kapitel.
Die ovale Wappenkartusche ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot auf einem grünen Dreiberg stehend ein aufrechtes silbernes lateinisches Kreuz, dahinter schräggekreuzt zwei goldene Schlüssel, Feld 2: in Blau eine goldene, gesichtete Strahlensonne, Feld 3: in Blau eine grün beblätterte goldene Sonnenblume mit rotem Butzen. Es gibt noch eine andere Variante des Abtswappens, Feld 1 und 4: in Rot auf einem grünen Dreiberg stehend ein aufrechtes silbernes lateinisches Kreuz, dahinter schräggekreuzt ein schrägrechts gelegter goldener Schlüssel und ein schräglinks gelegtes silbernes, golden gegrifftes Schwert. Alle vier Felder sind das persönliche Wappen dieses Abtes; das Klosterwappen taucht hier nicht auf bei den Inhalten. Auf der Kartusche ruht die Mitra, schrägrechts steht hinter der Kartusche der Krummstab des Abtes, und schräglinks ist dahinter das gestürzte Schwert zu sehen. Es gibt noch drei weitere Fundstellen für das Wappen dieses Abtes, einmal an der Schloßmühle in Uttenweiler (genau wie hier mit zwei Schlüsseln), in Obermarchtal am Konventsgebäude am Mittelrisalit und noch einmal an der Decke der Kapelle von Datthausen, die der Abt 1720 gestiftet hatte.
Wenn wir an dem Pfarrhaus entlang nach hinten gehen in nördlicher Richtung, kommen wir zu einer Scheune mit einer großen Tordurchfahrt in der Mitte der Südseite. Zwischen den beiden Fenstern der linken Achse ist ein zweiter, stärker verwitterter Wappenstein aus dem Jahre 1750 angebracht; die Datierung ist in der oberen rechten Ecke zu finden. In der linken oberen Ecke werden die Initialen des Bauherrn angegeben: "EAZM" für "Edmundus Abbas Zu Marchtal".
Hier sehen wir das persönliche Wappen des Obermarchtaler Abtes Edmund II. Sartor/Schneider (lebte 30.11.1696-12.6.1768), durch eine eingebogene Spitze in drei Felder geteilt, Feld 1: geteilt, oben in Blau ein wachsender silberner Steinbock, von einem goldenen Pfeil von hinten schräg nach unten durchbohrt, unten fünfmal rot-silbern geteilt, Feld 2: in Schwarz drei (1:2) goldene Lilien, Feld 3: in Gold ein schwarzgekleideter Mann mit silbernem Beffchen ohne Hände und Füße. Über der ovalen Kartusche ist die Mitra des Abtes positioniert, schräglinks ragt das gestürzte Schwert hinter der Kartuschenrahmung hervor, schrägrechts der Krummstab des Abtes. Edmund II. Sartor/Schneider stammte aus Munderkingen und wurde zunächst auf den Namen Sebastian Schneider getauft. Seine Profeß legte er am 26.4.1717 ab, die Priesterweihe erhielt er am 24.6.1722. Zunächst wurde er in Marchtal Prior, dann war er 1742-1746 Vikar in Munderkingen, wurde 55. Propst, bis er am 24.5.1746 zum Abt von Marchtal gewählt wurde; die Abtsweihe erfolgte am 19.6.1746. Er amtierte als 20. Abt bis zu seinem Tod. 1768. Hier in Dieterskirch ergänzte er den Pfarrhof um das neue landwirtschaftliche Gebäude. Weitere Wappendarstellungen dieses Abtes finden wir an der Pfarrkirche Seekirch am Chorscheitelbogen, im Refektorium im Ostflügel des Klosters Obermarchtal, sowie am Kirchturm in Unterwachingen und in der gleichen Kirche noch einmal innen am Chorbogen in gemalter Form.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@48.1830121,9.613911,19.58z - https://www.google.de/maps/@48.1830121,9.613911,159m/data=!3m1!1e3
Dieterskirch auf Leo-BW: https://www.leo-bw.de/fr/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17721/Dieterskirch+-+Altgemeinde%7ETeilort
Abt Ulrich Blank: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Blank_(Abt)
Pius Bieri: Abt Ulrich Blank: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Bauherr/h-r/Obermarchtal_Blank.html
Pius Bieri: Abt Edmund Sartor: https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Bauherr/h-r/Obermarchtal_Sartor.html
Wilfried Schöntag, Das Bistum Konstanz 6: Das reichsunmittelbare
Prämonstratenserstift Marchtal, Germania Sacra. Dritte Folge 5,
786 S., Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 2012, ISBN:
978-3110253122 - https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F - http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/69 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F/3.F.%205%20Schoentag%20Marchtal.pdf
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