Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3093
Ottenstein
(zu Rastenfeld, Bezirk Krems-Land, Niederösterreich)
Burg Ottenstein (Schloß Ottenstein)
Lage und
frühe Geschichte der Burg
Burg Ottenstein liegt einsam
und idyllisch im Waldviertel in Spornlage nördlich des Flusses
Kamp im Osten des Ottensteiner Stausees, nur 400 m vom Ufer und
der Staumauer entfernt. Diese Burg war zur Zeit ihrer Gründung
Teil einer ganzen Burgenkette, die zum Schutz vor Einfällen der
Böhmen errichtet worden war. Mehrere andere Burgen in der Nähe
sind Ruinen. Vom 12. bis in die erste Hälfte des 15. Jh. war die
Burg als freies Eigentum im Besitz der Herren von Ottenstein,
einem Ministerialengeschlecht, das mit den von Rauheneck eng
verwandt, wenn nicht sogar identisch war. Nach deren Aussterben
kurz nach 1411 mit Albero von Ottenstein war die Herrschaft in
Besitz der Familie von Rohr. Da die Burg etwas versteckt liegt,
bliebt sie in den Hussiten-Einfällen 1427 unentdeckt und
verschont. Bekannt geworden ist Tobias von Rohr (-1476), der die
Umgebung mit Raubzügen und Fehden heimsuchte und deshalb 1448
von den niederösterreichischen Ständen nach Belagerung seiner
Burg gefangen genommen wurde. Danach kam Ottenstein an seinen
Sohn Albrecht von Rohr. Das zweite Mal machte sich diese Familie
unbeliebt, als sie 1477 den ungarischen König Matthias Corvinus
unterstützte und die umliegenden kaisertreuen Herrschaften
verheerte. Deshalb wurden die Besitzungen konfisziert, aber 1490
wieder in einem Gnadenakt zurückgegeben. Anfang des 16. Jh. kam
Ottenstein nach dem Tod von Christoph von Rohr (-1516), Albrechts
Sohn, für kurze Zeit an die von Ludmannsdorf, die Ottenstein
aber nur drei Jahre lang besaßen.
Grundlegender
Aufbau der Anlage
Die Anlage ist klar gegliedert
in eine Kernburg und eine Vorburg. Die Kernburg liegt im Süden
am steil zum Fluß abfallenden Berghang. Das Zentrum bildet der
28,5 m hohe Bergfried aus dem 12. Jh., der in einen 45 m breiten,
späteren Hauptbau integriert ist. Der bis 1530 isoliert und frei
im Hof stehende Bergfried besitzt eine Kantenlänge von 10 m, mit
diesen Dimensionen gehört er zu den mächtigsten Türmen des
Waldviertels. Ursprünglich besaß er nur einen Hocheingang; erst
1656 brach man einen zweiten Zugang im Erdgeschoß. Der Bergfried
wurde nachträglich aufgestockt. An diesen großen Hauptflügel
grenzt im Süden ein winziger Innenhof an, der ringsum von
Wohntrakten umgeben ist, die im Süden im rechten Winkel
aneinanderstoßen, ansonsten aber bogenförmig dem Umriß des
Hofes folgen. Im Ostteil des Hauptflügels befindet sich die
historische Burgkapelle, die früher freistand, aber später
umbaut wurde. Diese Kapelle gehört zum ältesten Gemäuer der
Burg, und 1975 wurden Fresken aus der zweiten Hälfte des 12. Jh.
freigelegt. Das Mauerwerk der Außenmauern der Kernburg stammt
größtenteils noch aus dem 12. Jh., der Ausbau mit den
hofseitigen Wänden und den Innenwänden datiert vom 13. bis zum
18. Jh. mit geringfügigen Zubauten im 19. Jh. Auf der
Nordseite springt der Torbau aus dem 18. Jh. exzentrisch ein
wenig in den davor liegenden Halsgraben vor.
Deutlich davon abgesetzt ist jenseits des Halsgrabens die Vorburg mit einem auf drei Seiten umbauten und rückwärtig offenen Hof, mit hohem Torturm und zwei Rundtürmen im Westen und im Norden. Auch wenn gerade diese drei Türme die typische Ansicht der Burg Ottenstein dominieren und prägen, ist dennoch nichts an der gesamten Vorburg älter als 1530. Die hofseitigen Mauern der Gebäude stammen sogar erst aus dem 17. und 19. Jh. Zwischen diesen beiden unterschiedlichen Teilen von Burg Ottenstein befindet sich ein 41 m langer vertiefter Halsgraben, der 20 m Distanz zwischen Vorburg und Hauptburg bringt und lange die bauliche Erweiterung nach Norden verhindert hatte. Seitlich wird der Bereich von Verbindungsmauern mit Wehrgängen geschützt, und eine 16 m lange Brücke verbindet den östlichen Teil des Vorburghofes mit dem Torbau der Hauptburg. Ein potentieller Eindringling müßte den Vorburghof diagonal queren, weil deren Torbau der Brücke schräg gegenüber steht.
Massiver
Ausbau unter Paul und Eustach Stodolick von Waldreichs
Der mächtige Torturm auf
quadratischer Grundfläche besitzt eine tonnengewölbte
Durchfahrt und ein hohes Schindelzeltdach. Über dem von zwei
Strebepfeilern flankierten Tor ist auf der Nordseite ein
Wappenstein mit dem Ehewappen Stodolick (Stodoligk) und
von Neidegg (von Neideck) angebracht, datiert und
mit den Namen in gotischen Minuskeln: "Ewstack (stodol)ick
reygina / neide/ckeri(n) / 1530". Die Inschrift beginnt
einzeilig auf dem oberen Rand und wird im darunter liegenden
vertieften Feld mit drei Zeilen zwischen den Oberwappen
fortgesetzt. Das Wappen des Eustachius Stodolick (Stodoligk) von
Waldreichs und Ottenstein ist geviert, Feld 1 und 4: zwei
schräggekreuzte Hellebarden, Feld 2 und 3: eine Kugel, auf dem
Helm ein Flug, die Tinkturen sind nicht bekannt. Das Wappen wird
beschrieben in: Aue, Wappenschlüssel, 187.
Das Wappen der Ehefrau, Regina von Neidegg (von Neideck), der Tochter von Wilhelm II. von Neidegg zu Rastenberg (Herrschaft Rastenberg, Gemeinde Rastenfeld), zeigt in Silber schrägrechtsbalkenweise drei ebenso gelegte, rote Pilgermuscheln (Jakobsmuscheln). auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Spitzhut, auf dem sehr breiten silbernen Stulp die drei roten Muscheln schrägbalkenweise, aus einer goldenen Krone an der Spitze ein Federbusch mit roten und silbernen Federn. Das Wappen wird dargestellt im Berliner Wappenbuch, im Scheiblerschen Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon. 312 c), Folio 311 und 443, im Siebmacher Band: WüA Seite: 250 Tafel: 141, im Alberti S. 540, Siebmacher I, sowie im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 52 Seite 55 (vermehrtes Wappen). Dort und in der Fischnaler-Wappenkartei sind weitere Varianten des Kleinods gelistet.
Ein zweiter Wappenstein nur mit dem Wappen des Eustachius Stodolick (Stodoligk) von Waldreichs und Ottenstein ist am östlichen Rundturm der Vorburg in Höhe des zweiten Obergeschosses angebracht. Die Inschrift ist einzeilig entlang der oberen Rundung angebracht und lautet nur "Ewstack stodolick 1530". Hier wird, da mehr Platz vorhanden ist, das Wappen Stodolick mit zwei Kleinoden auf ungekrönten Helmen dargestellt, Helm 1 (rechts): ein Flug, Helm 2 (links): ein Paar Büffelhörner, jedes Horn außen mit drei Kugeln besteckt. Eustachius Stodolick war der Sohn von Paul Stodolick von Waldreichs (-1529) und Ottenstein und Anna Kienberger. Die Herrschaft Waldreichs war seit 1460 in Familienbesitz, war aber nur ein landesfürstliches Lehen. Paul Stodolick von Waldreichs hatte aber erst am 25.6.1519 die Herrschaft Ottenstein von dem kaiserlichen Obristen Christoph von Ludmannsdorf (Ludmannstorf) käuflich erworben. Dafür war Ottenstein Eigenbesitz, kein Lehen. Unmittelbar nach Erwerb begann der Umbau, den aber erst sein Sohn vollendete. Eustachius Stodolick hatte mit seiner Ehefrau keine Nachkommen. Er starb als der Letzte seines Geschlechts am 18.4.1539, hatte aber schon 3 Jahre zuvor Ottenstein verkauft.
Es gibt sogar noch zwei weitere Wappensteine des gleichen Bauherrn, einer im Tordurchgang zur Kernburg an der Südwestseite, teilweise vom Gewölbe überschnitten, mit der Inschrift "Ewstack stodo / 153 / 0 lick"; ebenfalls mit einem Vollwappen mit zwei Helmen im vertieften Rundbogenfeld. Ein vierter gleichartiger Wappenstein ist mit der Inschrift "Ewstack stod(oli) / 15 / 30 ck" an der hofseitigen Südfront des halbrunden Turms des Osttraktes der Kernburg in Höhe des ersten Obergeschosses angebracht, wobei die Inschrift teilweise überschnitten wird (beide ohne Abb.). In summa haben wir also vier Wappensteine des gleichen Bauherrn, alle auf dasselbe Jahr datiert, und über die Vor- und die Kernburg verteilt. Das heißt, daß bis zu diesem Jahr praktisch die komplette Burg tiefgreifend überarbeitet und umgebaut wurde, unter der Annahme, daß sich alle vier Wappensteine noch in situ befinden. Da er erst 1529 nach seines Vaters Tod als Inhaber der Herrschaften nachgefolgt ist, muß schon sein Vater mit den Umbauarbeiten begonnen haben, so daß der im Folgejahr überall seine Wappensteine an den neuen Gebäuden anbringen konnte; in nur einem einzigen Jahr wäre ein so massiver Umbau nicht zu stemmen gewesen. In dieser Zeit des Umbaus bekam der innere Burghof seine einheitliche Verbauung. In den neuen abschließenden Nordflügel wurden der mittelalterliche Baubestand und die einst freistehende Kapelle eingebaut. Und die komplette Vorburg entstand neu, um die aufkommenden Geschütze auf Distanz zu halten. Nur einmal, dafür an der repräsentativsten Stelle über dem Haupttor, tritt der Bauherr zusammen mit seiner Frau in Erscheinung. Bestimmte Eigenheiten der Schrift deuten darauf hin, daß alle vier Steine aus derselben Werkstatt kamen.
Melchior
von Lamberg
Die Vorburg wird durch einen
weiteren Graben geschützt. Positiv konnte das Gelände genutzt
werden, weil hier zwei in den Kamp entwässernde Bäche kleine
Täler gebildet haben. Nördlich der Vorburg steht noch einmal
abgesetzt und frei ein äußeres Tor (Stöckl) von 17 m Breite,
und dahinter führt eine 13 m lange Brücke über den breiten,
tiefen äußeren Burggraben zum Vorburgtor, dem Haupttor der
Burg. Das äußere Tor besitzt noch deutlich sichtbar den Falz
zur Aufnahme der früher dort vorhandenen Zugbrücke, aber ohne die
Löcher und Rollen für die Seile oder Ketten. Darüber gähnen
zwei Verteidigungsöffnungen unter dem mittigen Dreiecksgiebel.
Zwischen der Wehrebene und dem oberen Giebelfenster ist ein
Wappenstein angebracht.
Dieser Wappenstein trägt die Inschrift "Herr Melchior von Lamperg / 15 36". Da die Familie erst 1544 in den Freiherrenstand, 1667 in den Reichsgrafenstand und 1707 in den Reichsfürstenstand als Landgrafen von Leuchtenberg erhoben wurde, ist die Betitelung als "Herr" für das Jahr 1536 korrekt. In der oben rundbogigen Vertiefung der Steinplatte ist das Wappen der von Lamberg als Relief herausgearbeitet, geviert, Feld 1 und 4: gespalten, rechts dreimal silbern-blau geteilt, links ledig und rot (Stammwappen Lamberg), Feld 2 und 3: in Gold eine schwarze Bracke mit goldenem Halsband (erloschene von Podwein), zwei gekrönte Helme, auf dem rechten mit rot-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte blau und mit einem silbernen Balken belegt, das linke rot, beide außen eigentlich mit je 6 natürlichen Pfauenfedern besteckt (Stammkleinod Lamberg), hier statt dessen mit je drei Kugeln, auf dem linken mit schwarz-goldenen Decken eine schwarze Bracke mit goldenem Halsband sitzend (erloschene von Podwein), hier mit erhobener linker Vorderpfote. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: FstA Seite: 132 Tafel: 158-161, Band: Un Seite: 356 Tafel: 269, Band: Mä Seite: 66 Tafel: 52, Band: OÖ Seite: 166 Tafel: 50, Band: OÖ Seite: 752 Tafel: 152-153, Krai Seite: 12 Tafel: 11, Band: NÖ1 Seite: 259 Tafel: 133 sowie im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 81 Seite 199.
Dieser Melchior von Lamberg (1491-19.5.1550), Sohn von Georg von Lamberg (-1499) und Maria Magdalena Gräfin von Thurn und Valsassina zu Kreuz (1464-1538), hatte 1536 die Burg und die Herrschaft Ottenstein samt dem Kirchenpatronat über Rastenfeld von dem oben genannten Eustachius Stodolick käuflich erworben, die fortan die nächsten 400 Jahre im Besitz der Familie bleiben sollten. Er heiratete 1541 Anna Maria von Haselbach und hatte mit ihr zwei Kinder, Ulrich von Lamberg (-1569), welcher 1560 Anna Maria von Thun heiratete, aber keine Nachkommen hatte, und Regina von Lamberg (-1551), welche Georg Wilhelm Freiherr von Zelking (1518-1569) heiratete. Melchior von Lamberg war 1539 einer der beiden Kommissare König Ferdinands und als solcher Unterhändler und Unterzeichner des Frankfurter Anstands, mit dem die damals akute Gefahr eines Religionskrieges vorübergehend verringert wurde und in dem erstmals reichsrechtlich festgelegt wurde, daß evangelische Stände nur dann Schutz genießen, wenn sie Anhänger der Confessio Augustana ("Augsburger Konfessionsverwandte") sind. Diese Regelung wurde dann später auch in den Augsburger Religionsfrieden übernommen. Melchior von Lamberg war österreichischer Obersthofmarschall und zeitweise Regent der niederösterreichischen Regierung. Er wurde 1544 zusammen mit seinen Brüdern in den Freiherrenstand erhoben.
Seitlich des Giebels ragen zwei Kamine zur Beheizung der Torwächterstuben auf. Bis auf zwei mit Läden verschließbare Fenster ist der Torbau schmucklos und abweisend. Heute führt eine feste Steinbrücke mit Brüstungsmauern bis an das zweiflügelige, schräggitterartig mit Eisenbändern beschlagene Tor. Die Jahreszahl 1536 täuscht: Der Stöckl ist ein erst 1699-1700 durch Leopold Joseph Graf Lamberg (13.5.1654-28.6.1706) erbautes Vorwerk, das ein älteres, schmäleres Tor aus dem 16. Jh. überbaute, der Spitzgiebel entstand sogar erst 1870, und aus dieser Zeit stammt auch der Wappenstein, der an den 1536 erfolgten Erwerb der Burg durch Melchior von Lamberg erinnern sollte. Die Herrschaft und die Burg hatten ihn übrigens 10000 fl. gekostet. Mitnichten stammt der Stein von 1536. An dieses Vorwerk ist hinten auf der Ostseite ein rechteckig vorspringender Stiegenturm mit Schindelzeltdach angebaut; dieser stammt noch aus dem 16. Jh. Über diese Außenstiege kommt man zur Wehrebene über der Tordurchfahrt. Der Stöckl selbst trägt ein an den Seiten abgewalmtes Schindelsatteldach. Weitere 8 m vor diesem Außentor befindet sich ein unverschlossenes Vortor kleinerer Dimension, an das die äußeren Mauern stoßen. Ein potentieller Eindringling mußte also nacheinander vier Tore und drei Brücken überwinden, um in die Kernburg gelangen zu können. Von Süden her war die Burg wegen des Steilhangs über dem Kamp und der Spornlage der Kernburg hervorragend geschützt, aber von Norden her waren aufgrund des freien, zur Burg hin abfallenden Wiesengeländes solche umfangreichen Sicherungsmaßnahmen nötig.
Exkurs:
Standeserhöhungen der von Lamberg
Wie ging es weiter mit
Ottenstein? Es blieb 4 Jahrhunderte im Besitz der von Lamberg.
Diese stiegen unterdessen gesellschaftlich weiter auf:
Weiterer
Ausbau unter den von Lamberg
Nach dem Tod des Melchior
Freiherr von Lamberg kamen die Herrschaften Ottenstein und
Stockern zunächst an seinen Sohn Ulrich, der aber kinderlos
starb. Er vermachte den Besitz testamentarisch seinem Cousin,
Sigismund von Lamberg (28.4.1536-1619), fürstlich-salzburgischer
Rat und Pfleger von Tittmoning und Stammvater aller nachfolgenden
von Lamberg. Ottenstein war zunächst Witwensitz für Ulrichs
Frau und kam dann 1580 an Sigismund. 1616 kam Ottenstein an
Sigismunds Sohn, an Georg Adam von Lamberg, der aber keine Kinder
hatte. Zweimal wurde die Burg erfolglos belagert, beidesmal im
Dreißigjährigen Krieg, 1622 und 1645. Auch wenn die Burg nicht
eingenommen wurde, verwüsteten die Kriegsparteien jedesmal die
Herrschaft Ottenstein; insbesondere Wallensteins Truppen hausten
1620 fürchterlich. 1626 fielen die ungarischen Truppen des
Grafen Serin ein. 1645 wollten 200 schwedische Reiter die Burg
einnehmen, und in der Burg lagen nur 38 Mann - dennoch gelang es,
den Angriff abzuwehren. Das verdankte die Burg vor allem den
fortifikatorischen Verbesserungen unter Johann Albrecht Freiherr
von Lamberg (-1650), Sohn von Sigismund von Lamberg
(28.4.1536-1619) und Anna Maria von Meggau, der sich 1624 der
Burg bemächtigt hatte. Er war ein Enkel von Kaspar III. von
Lamberg und Margaretha Lang von Wellenburg und damit ein Urenkel
von Georg I. von Lamberg und Maria Magdalena von Thurn-Valsasina.
1637 wurde nach langem internem Streit seine etwas
handstreichartige Übernahme von Ottenstein abgesegnet. Johann
Albrecht war mit Anna Katharina von Khüenburg verheiratet.
Danach folgte als Burgbesitzer sein Sohn nach, Hans Franz Freiherr von Lamberg (1624-15.4.1666), vermählt mit Maria Konstanze von Questenberg (25.3.1624-17.6.1687). Dieser kaufte Heinreichs, Rastenberg, Kranichberg und Niedergrünbach zur Vergrößerung der Herrschaft hinzu. Er nahm nach Erholung der Lage mehrere barocke Umbauten vor und machte aus der Burg ein wohnliches Schloß. Dabei wurden die Fassaden vereinheitlicht. Größere Fenster einheitlicher Gestaltung wurden in die alten Mauern gebrochen. Der Ost- und der Nordtrakt wurden aufgestockt. Alles bekam 1656 ein einheitliches Dach. Aus dem nicht mehr benötigten Bergfried machte man einen Treppenturm. Die Türme erhielten ein Dach nach neuester Mode in Form von Zwiebelhauben. 1658 wurde über dem Tor zur Kernburg eine dreibogige Loggia eingebaut. Außerhalb wurde ein neuer Meierhof angelegt. Auch innen überformte man ältere Bauteile, um die Räume einander anzugleichen. Stuck- bzw. Kassettendecken, Kachelöfen und Fußböden der Räume stammen größtenteils aus dem 17. Jh. Um 1680 profanierte man die alte Burgkapelle und baute eine neue, barocke Kapelle ein.
Auch der Sohn von Hans Franz, der äußerst wohlhabende Leopold Joseph Graf von Lamberg (13.5.1654-28.6.1706), vermählt mit Katharina Eleonora Gräfin von Sprinzenstein (1660-28.11.1704), baute Schloß Ottenstein weiter aus, ließ von Angelo Fontana weitere Stuckdecken in italienischem Stil anbringen und die Räume mit Gemälden und Kunstgegenständen aus Rom ausstatten, denn er hatte etliche Jahre als Diplomat im Ausland verbracht. Dieser Bauherr ließ auch am Zugang der steinernen Brücke über den Graben zwei steinerne Hunde auf hohen Postamenten aufstellen, das Wappentier der Familie. Auf einem Halsband sind seine Initialen LIGVL = Leopold Ioseph Graf von Lamberg angebracht. Auf dem Schloß wurden so im Laufe der Zeit etliche Kunstwerke gesammelt, die des Vorgenannten Urenkel, Anton Franz de Paula Adam Graf von Lamberg (2.8.1740-1823), selber ein bedeutender Kunstsammler, im Jahre 1822 Akademie der bildenden Künste in Wien als Grundstock einer eigenen Galerie schenkte, weil er keine Kinder hatte, denen er die Sammlung hätte hinterlassen können. 1822 übernahm Franz Philipp Graf von Lamberg-Stockerau (30.11.1790)-28.9.1848) den Ottensteiner Besitz, seit 1705 Fideikommiß. Der neue Besitzer war Feldmarschalleutnant und Divisionär in Preßburg und wurde 1848 von Aufständischen in Ofen (Budapest) erschossen.
Weitere Umbauten historistischer Art erfolgten unter des Letztgenannten Sohn, Franz Emmerich Graf von Lamberg-Stockerau (30.4.1832-18.9.1901), in den Jahren 1867-1878, aus dieser Zeit stammen die überhöhten, übermäßig steilen Kegel- und Walmdächer, die die barocken Zwiebelhauben ersetzten, und die rot-weißen Fensterläden. Auch die mit Giebeln bzw. Zwerchhäusern akzentuierten Dachsilhouetten wurden in dieser Zeit geprägt. Für diese phantasievolle Generalsanierung im romantischen Stil hatte Franz Emmerich den Architekten Ludwig Wächtler engagiert. Deshalb sieht Burg Ottenstein auch heute so ein bißchen wie eine Bilderbuch-Burg aus. Franz Emmerich war mit Anna Maria von Lamberg (12.2.1837-30.3.1897) verheiratet und hatte keine Kinder. Nach dem Erlöschen des Ottensteiner Zweig der Grafen von Lamberg kam der Besitz 1901 an eine andere Linie, an die Nachkommen von Anton Raimund Graf von Lamberg-Greifenfels (21.12.1795-22.10.1869), an dessen Sohn Karl Raimund Graf von Lamberg (9.6.1840-2.1.1931).
Erst das
Heer, dann die Rote Armee, dann ein Energieversorger
Um 1940 wurde die Burg
zwangsweise von des Letztgenannten Sohn, Vollrath Raimund Graf
von Lamberg (20.9.1866-22.2.1958), an die Heeresgutsverwaltung
des Deutschen Reichs verkauft. Wer in der Nachbarschaft wohnte,
wurde umgesiedelt, weil hier der Truppenübungsplatz Allentsteig
bzw. Döllersheim angelegt wurde. Nach 1945 verwendete die Rote
Armee die Burg als Offiziersquartier, und das sowjetische
Militär verwüstete sie und zerstörte die Innenausstattung, ein
Schicksal, das Ottenstein mit vielen niederösterreichischen
Burgen und Schlössern teilte. Danach war eine umfassende und mit
großem Aufwand durchgeführte Außen- und Innenrestaurierung
notwendig.
1959 kam die Burg ins Eigentum der 1670 von Joachim Enzmilner von Windhag gegründeten Windhagschen Stipendiumstiftung, als Ersatz für das 1938 von den Nazis enteignete Gut Großpoppen. Seit 1958 ist die Energieversorgung Niederösterreich AG Pächter der Burg. Ein in der Vorburg zeitweise bestehendes Restaurant rechnete sich nicht. Die Idee eines burgenkundlichen Museums wurde nie in die Tat umgesetzt. Regelmäßiger Besichtigungs- und Gastronomiebetrieb besteht nicht mehr, Gäste sind nur in Form zahlender Gesellschaften bei privaten oder geschäftlichen Feiern oder größeren Veranstaltungen willkommen, so wird das Schloß z. B. als Ort für Hochzeiten vermarktet. Auch die Küche wird nur für Gesellschaften, Krimi-Dinner oder Ritteressen angeworfen. Geführte Besichtigungen gibt es auf Anfrage ab 10 Personen. An burgeninteressierten Einzeltouristen besteht kein Interesse: Diese Pforten öffnen sich nur, wenn der Rubel richtig rollt.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.5961595,15.3354551,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.5961595,15.3354551,96m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Webseite des Schlosses Ottenstein: https://schlossottenstein.at
Burg Ottenstein in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ottenstein
Burg Ottenstein in der EBIDAT-Burgendatenbank: https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1924
Burg Ottenstein in der Datenbank Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1455
Burg Ottenstein auf NÖ-Burgen online, einem Angebot des
Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neuzeit: http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2158
Burg Ottenstein auf den Seiten "Gedächtnis des
Landes": https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/?tx_gdl_gdl%5Bort%5D=2317
Windhagsche Stipendiumstiftung: https://de.wikipedia.org/wiki/Windhag_Stipendienstiftung_für_Niederösterreich
Familie von Lamberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lamberg_(Adelsgeschlecht)
Frankfurter Anstand, in: Europäische Religionsfrieden Digital,
ein Projekt der TU Darmstadt, bearbeitet von Andreas Zecherle: https://tueditions.ulb.tu-darmstadt.de/v/pa000008-0105
Portrait von Melchior von Lamberg: https://www.portraitindex.de/documents/obj/oai:baa.onb.at:8176809
Genealogie der von Lamberg: https://www.angelfire.com/realm/gotha/gotha/lamberg.html
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, ges. u. bearbeitet
von Andreas Zajic, = Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den
Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen,
Heidelberg, Leipzig, Mainz, München und der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften in Wien 72. Band, Wiener Reihe 3.
Band: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3:
Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, Wien 2008, Kat.
Nr. 199, S. 202-204
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA FA Harrach Fam. in
spec 790.23
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