Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3090
Pöggstall (Bezirk Melk, Niederösterreich)

Schloß und ehem. Schloßkirche Pöggstall

Heutiges Erscheinungsbild
Im Nordwesten der Marktgemeinde Pöggstall befindet sich im Ortsverbund das Ensemble aus dem aus zwei separaten baulichen Einheiten bestehenden Schloß (Hauptplatz 1), dem Schloßweiher im Westen und der Kirche St. Anna im Osten. Das kastellartige Schloß in Niederungslage ist eine trapezförmige Anlage mit Innenhof und Bergfried, mit Zwinger, Türmen und Graben. Zwei nachträglich angebaute Ecktürme aus dem 16. Jh. schützen die Nordwest- und die Südwestecke. Der zweigeschossige Torturm sichert die Angriffsseite und war früher noch höher, wurde aber 1882 auf die heutige Höhe reduziert.

Aber das augenfälligste Bauteil ist das im Süden abgesetzte Rondell, eine kreisförmige, festungsartig ausgebaute Barbekane von ca. 33 m Durchmesser, die zum Schloß hin auf eine Länge von ca. 23 m gerade abgeschnitten ist und innen einen ebenso kreisförmigen Hof von ca. 17 m Durchmesser besitzt. Der Weg in das zweistöckige Schloß mit unterschiedlich hohen Dächern auf den einzelnen Flügeln führt vom östlichen Vorplatz (Markt) erst in diese Rondellfestung hinein, dann verläßt man diese Barbekane durch die nördliche, gekappte Seite, um dann über den ehemaligen Graben zum Torbau zu gelangen. Ein zweiter Eingang liegt auf der Westseite der Barbekane; er führt zum einstigen Meierhof. Die Zugänge besitzen zugbrückenbewehrte Mann- und Fahrtore, deren Rollen für die Ketten oder Seile noch vorhanden sind. Der Innenhof der Barbekane besitzt beiderseits der nördlichen Durchfahrt zwei halb integrierte und halb in den Hof vorspringende Treppentürme. Diese separate Barbekane ist europaweit eine Rarität im Burgenbau, auch wenn ihr ursprüngliches Erscheinungsbild durch eine spätere Aufstockung verändert wurde. Außen erkennt man übereinander zwei Reihen breiter Maulscharten für Kanonen und darüber einen Kranz von Schießluken für Hakenbüchsen. Das über den Räumen liegende Pultdach ist nur zum Hof hin sichtbar, ebenso wie alle Fenster zum Hof gehen.

Das dahinter liegende Schloß nimmt eine unregelmäßige Viereckfläche ein, die längste Seite ist die im Osten mit ca. 77 m, die Westseite ist mit ca. 69 m deutlich kürzer, und Nord- und Südseite messen ca. 59 bzw. ca. 41 m. Die nördliche Bebauung des Hofes enthält den mittelalterlichen Bergfried mit einer Grundfläche von 9,10 m x 10,20 m und einer Wandstärke von bis zu 2,80 m. Er ist das älteste Gebäude der ganzen Anlage. An der Westseite lag der ursprüngliche Hocheingang in Höhe des ersten Stocks. Von dort führte eine in der Mauerstärke gelegene Treppe weiter nach oben. Dieser Turm wurde 1235-1256 errichtet und 1593 aufgestockt, 1882 aber wieder auf die heutige Höhe reduziert.

Der nördliche Teil der Bebauung ist enger, und dieser Teil des Hofes ist von geringeren Dimensionen. Dafür läuft außen deutlich ein Zwinger um, dessen Verlauf wie eine Projektion der Grundlinien der Bebauung der südlichen Hälfte wirkt. Vermutlich war die hochmittelalterliche Burg anders konzipiert, und der erste Bering entspricht dem Verlauf dieses Zwingers im nördlichen Teil und dem Verlauf der Gebäudeaußenwände im südlichen Teil des Schlosses. Insgesamt lassen sich also eine hochmittelalterliche (Bergfried und wenige Mauerzüge), eine spätgotische (ab 1478, Nordteil und Kirche, Torturm) und eine in der Renaissancezeit liegende Ausbauphase (ab 1620, Südteil und Rondell, die ringsum laufenden Zwingeranlagen mit flankierenden Rundtürmen, äußere Erdbastionen) unterscheiden.

Die südliche Bebauung des Hofes, insgesamt weiter und deutlich gegenüber der Nordbebauung nach außen versetzt, ist mit zweistöckigen Arkadengängen gestaltet. Die Hoffassaden sind malerisch gestaltet mit Maskenmedaillons, floralen Arabesken, Fabelwesen und qualitätvollen anderen Grisaillemalereien im Stil der italienischen Renaissance, Arbeiten von einem Meister Peter aus der Zeit um 1540. Diese Malereien wurden erst 1991-1995 freigelegt und restauriert. Die heutige Pfarrkirche war die ehemalige Schloßkirche. Sie steht frei außerhalb des Grabens, ist aber mit dem Schloß mittels einer Brücke verbunden. Zum herrschaftlichen Ensemble gehörten früher noch Brauhaus, Mühle und Meierhof.

Kurze Geschichte des Schlosses Pöggstall, Teil (1): von den Anfängen bis 1478
Die Basis der Anlage bildete eine frühgotische Wasserburg aus dem 13. Jh., erbaut von den Herren von Maissau, die aber erst 1299 als Lehnsträger der landesfürstlichen Herrschaft nachweisbar sind. Otto II. von Maissau konnte um die Mitte des 13. Jh. herum seinen Besitz im Waldviertel stark vergrößern. Er war zunächst im Gefolge Friedrichs des Streitbaren, schloß sich dann aber Ottokar von Böhmen an, wurde unter ihm Landrichter und 1260 Oberster Marschall. Er gilt als Begründer der Maissauer Herrschaft in Pöggstall. Er fiel aber in Ungnade, wurde gefangen genommen und 1265 getötet. Sein Sohn Stephan I. von Maissau (-1316) positionierte sich auf der Seite von Otto von Habsburg gegen Ottokar von Böhmen. 1278 erhielt er das Marschallamt. In seiner Zeit ging der Besitz von Pöggstall vom Kloster Kremsmünster an die Maissauer über. Nach diesem folgte sein Sohn Ulrich I von Maissau. Dann folgte Konrad von Maissau (-1396, Grabplatte in St. Anna im Felde), der 1340 die Burg und die Herrschaft im Zuge einer Erbteilung unter Brüdern zugeteilt bekommen hatte und der 1380 erst offiziell damit belehnt wurde. Er war mit Elisabeth von Wallsee verheiratet. Der letzte Maissauer insgesamt war Konrads jüngerer Sohn Otto IV. von Maissau (-1440), vermählt mit Agnes von Pottendorf. Gegen ihn gab es 1429 eine Intrige, man warf ihm Paktieren mit dem Feind und Pflichtvernachlässigung vor, und er wurde verhaftet. Er mußte 1430 Urfehde schwören und verlor viele seiner Güter, und die vorher frei eigenen Güter mußte er als Lehen empfangen, darunter auch Pöggstall. Vermutlich sah es auch der Landesherr als gute Gelegenheit, den angeblichen Landesverrat zum Gewinn der Güter zu nutzen. Otto IV. von Maissau behielt nämlich das Oberstmarschallamt und das Oberstschenkenamt, was den geäußerten Verdacht bestärkt. Dann folgten als Besitzerfamilie in Pöggstall erst 1440 die Herren von Liechtenstein; Georg und Christoph von Liechtenstein hatten Pöggstall noch zu Lebzeiten vom letzten Maissauer übertragen bekommen. Dann ging Pöggstall durch Verkauf an die Familie Holzer, Wiener Patrizier, seit 1438 im Ritterstand. Weil der Wiener Bürgermeister Konrad Holzer in die Auseinandersetzungen um Ladislaus Postumus verwickelt war, kam es 1457 zu einer Belagerung seiner Burg. Danach kam Pöggstall an den gleichnamigen Sohn (Belehnung 1460). Im Jahre 1478 wurden die Burg, damals noch eine "normale" Wehranlage, und die Herrschaft von Mathesen Holtzer erneut verkauft, an Caspar von Rogendorf (-1506), Rat und Kämmerer von Kaiser Friedrich III. Die kaiserlichen Anteile an Pöggstall bekam Caspar von Rogendorf als Lehen. Kaiser Karl V. erhob Pöggstall und Mollenburg am 3.5.1521 zur Reichsfreiherrschaft.

 

Kurze Geschichte des Schlosses Pöggstall, Teil (2): von 1478 bis 1601
Nach dem Kauf wurde die Burg von Caspar von Rogendorf und seinen Nachfolgern zum Renaissanceschloß um- und ausgebaut. Auf Caspar I. ist der Umbau vor allem des Nordtraktes des Schlosses zurückzuführen, weiterhin der Neubau der Kapelle. Ca. 1530 bis 1540 entstand unter Wilhelm I. von Rogendorf und seinem Bruder Wolfgang die so charakteristische wie einzigartige Barbekane, ein damals unglaublich innovativer, repräsentativer und natürlich auch funktioneller Wehrbau, ein Kanonenrondell, das eine Art Verwirklichung der Grundsätze der theoretischen Befestigungstechnik darstellt, wie sie z. B. Albrecht Dürer zu Papier gebracht hatte. Da sie den Künstler 1520 mehrfach persönlich in Antwerpen getroffen hatten und sehr schätzten, ist dieser Bau als Reverenz an Albrecht Dürer zu verstehen, dessen Buch mit fortifikatorischen Studien 1527 in Nürnberg herausgegeben wurde. Mit Ausnahme des übermauerten Zierzinnen-Kranzes ist diese Rondellfestung noch weitgehend original erhalten. Dieses Kanonenrondell war aber im Grunde gebaute Theorie, denn tatsächlich war der Bau wenige Jahrzehnte nach seiner Errichtung schon wieder veraltet, weil sich dann die spitzwinkligen Bastionen durchsetzten und runde Basteien ausgedient hatten. Albrecht Dürer hat außerdem einst den größten Wappenholzschnitt seines Werks für die Pöggstaller Schloßherren entworfen. Dieses Exlibris ist nur in einem einzigen Exemplar im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg erhalten, und es stellt das großformatigste Exlibris Dürers dar.

Nicht nur dieser wuchtige Festungsbau noch vor dem eigentlichen Schloß, sondern auch die Qualität des sonstigen Ausbaus machen deutlich, daß wir es in Pöggstall nicht mit einem abgelegenen Landschlößchen zu tun haben, sondern daß die Besitzerfamilie - die Herren von Rogendorf brachten es zu erfolgreichen Feldherren und Diplomaten - ihre Vorbilder zum Ausbau ihrer ländlichen Residenz im habsburgisch-höfischen und europäischen Kontext suchte und sogar mit diesen wetteiferte. Auf Christoph von Rogendorf sind Umbauten zurückzuführen, darunter ein neuer Verbindungsgang zwischen der alten Kapelle im Obergeschoß des Schlosses und der neuen Schloßkapelle jenseits des Grabens, neue Wendeltreppenanlagen und das hier weiter unten gezeigte qualitätvolle Sandsteinportal vor einer der Wendeltreppen. Und er ließ ältere kleine Fenster durch größere Kreuzfenster ersetzen. Auch die Grisaillemalereien entstanden während seiner Herrschaft. Auch die bemerkenswerte linksläufige Sandsteinwendeltreppe, das Renaissanceportal, die gotische Halle, die monumentale Schloßkapelle, der Arkadeninnenhof aus der Renaissance und viele andere Details verorten diesen Adelssitz im südlichen Waldviertel in der oberen Liga des Schloßbaus. Hier wurde damals modernste Architektur umgesetzt und hier wurde Kunst von Weltrang angeschafft bzw. in Auftrag gegeben, und hier waren bedeutende italienische Künstler und Handwerker am Werk, noch bevor sie am Wiener Hof für die Habsburger tätig waren.

Unter all den Pöggstaller Schloßbesitzern waren die Rogendorfer das bedeutendste Geschlecht. Sie bestimmten 123 Jahre lang, nämlich 1478-1601, die Geschichte des Ortes und der Herrschaft, sie sind durch ihre Baumaßnahmen prägend für die heutige Gestalt des Schlosses, und sie verbanden durch ihre eigene Rolle das ländliche Pöggstall mit der großen Politik jener Zeit. Gegen Ende des 15. Jh. begann Caspar von Rogendorf mit dem Ausbau und Umbau der Burg, und das setzte sich bis in die Mitte des 16. Jh. unter seinen Kindern und Enkeln fort.

Geschichte der Rogendorfer auf Pöggstall: 1. und 2. Generation
Caspar I. von Rogendorf (-18.10.1506) war der Sohn von Sigmund von Rogendorf (-1472), Landrichter in der Steiermark, und dessen zweiter Frau, eventuell Katharina von Rindscheid, Tochter von Bernhard Rindscheid. Da dessen erste Frau, Clara von Trackenberg (Trackenburg, Drachenburg), um 1444 gestorben ist, und die zweite Ehe 1445 geschlossen wurde, ist Caspars Geburt um 1445-1446 anzusetzen. Eine Anmerkung zu Clara von Trackenberg: Sie wird allgemein in der Literatur als Sigmunds erste Frau überliefert, und der allgemein angegebenen Genealogie folgt auch das oben Gesagte. Es gibt jedoch starke Indizien, daß Sigmund anstelle dieser oder nach dieser eine Frau von Prüschenk geheiratet hatte. Möglicherweise stammt Caspar sogar aus dieser Verbindung, was den späteren engen Kontakt Caspars zu den von Prüschenk erklären würde. Das ist nicht erschöpfend geklärt und mangels Belegen auch nicht klärbar. Seine Großeltern väterlicherseits waren jedenfalls Nikolaus von Rogendorf und Barbara von Hallegg.

Wo die Familie ursprünglich herkam, ist unbekannt. Das erste urkundliche Auftreten verortet Niklas von Rogendorf 1387 ins Herzogtum Steier, und die Familie war bis ins letzte Viertel des 15. Jh. auch tatsächlich dort ansässig. Niklas von Rogendorf hatte vor 1401 Hausbesitz in Graz. Deshalb war für die Familie selbst und ihre Zeit die Herkunft aus der Steiermark unstrittig. Der Name legt nahe, daß es einen Ort Rogendorf geben muß, nach dem sich die Familie benannte. Es gibt jedoch in der Steiermark keinen Herkunftsort, der als Namengeber in Frage kommt, und in Niederösterreich gibt es drei Orte dieses Namens, von denen am ehesten das Rogendorf in der Gemeinde Röschitz in Frage käme. Aber auch in Kärnten gibt es einen Ort Rogendorf bei Völkermarkt, und die Ehefrau von Niklas, Barbara von Hallegg, stammte aus einer Kärntner Familie. Die letztendliche geographische Herkunft der Familie bleibt damit offen, und erst mit der Zugehörigkeit zum steirischen Adel wird die Familie faßbar.

Caspar hatte mehrere Geschwister, alle aus der zweiten Ehe des Vaters: 1.) Balthasar (-1483), 2.) Margaretha, vermählt mit Sigmund von Lichtenberg, 3.) Burkhard, 4.) Ursula, vermählt mit Wilhelm von Saurau, 5.) Barbara, vermählt mit Friedrich von Herberstein, und 6.) Eleonora, vermählt mit Andreas von Laas. Sigmund von Rogendorf verheiratete seine Töchter planvoll mit gut im Hofdienst oder in der Verwaltung positionierten Ehemännern: Wilhelm von Saurau, Ehemann der Tochter Ursula, war steirischer Hauptmannschaftsverweser. Friedrich von Herberstein, Ehemann der Tochter Barbara, war später Landeshauptmannschaftsverweser. Und Andreas von Laas, Ehemann der Tochter Eleonora, war Hofmeister der Erzherzogin Kunigunde.

Caspar I. von Rogendorf war es im wesentlichen, der die Grundlage für den Aufstieg der Familie legte. Im Jahre 1470 bekam er vom Kaiser die Herrschaft Weitenegg und Renten im Ispertal als Pfand- und Pflegschaft. 1474-1485 hatte er pfandweise das Ungeld in Waidhofen an der Ybbs und in Ybbs. 1475 war der zum Kämmerer erhobene Caspar von Rogendorf weiterhin Pfleger zu Weitenegg (heute zur Marktgemeinde Leiben gehörig) und wurde 1477 kaiserlicher Truchseß. 1477 bekam er pfandweise den Aufschlag in Melk. 1478 war er Pfleger in Ybbs, und im gleichen Jahr, in dem er auch Pöggstall als landesfürstliches Lehen kaufte, erwarb er die Rosenburg, ebenfalls ein landesfürstliches Lehen, die er aber 1487 schon wieder abstieß, um Besseres zu erwerben. 1479 war er Pfleger des landesfürstlichen Schlosses Werfenstein im Struden samt pfandweise überlassener Mauten und Renten, und im gleichen Jahr erwarb er Ottenschlag, ein landesfürstliches Lehen. 1480 kaufte er Schloß und Herrschaft Guntersdorf. Ebenfalls 1480 erfolgte der Erwerb von Weitenegg. 1484 nahm er an der Schlacht bei Leitzersdorf teil gegen die Ungarn, die mit einer Niederlage der kaiserlichen Truppen endete. 1484 bekam er die Pfandherrschaft in Krumau am Kamp. 1486 folgte der Erwerb der Mollenburg von Benedikt von Ebersdorf, samt den zugehörigen Gütern und Kirchenpatronaten in Marbach an der Donau, Laimbach am Ostrong, Waldhausen und der Erbvogtei in Weiten und Münichreith am Ostrong. Das war die erste freie eigene Herrschaft. Und ein Jahr später stieß er die Rosenburg durch Verkauf an die Brüder Jakob und Christoph Grabner ab, um dafür die öde (= verlassene) Burg und das Amt Pöbring zu erwerben. 1487-1502 hatte er die Pfandherrschaft Dürnstein, und 1491-1493 hatte er pfandweise die Maut, das Ungeld und das Gerichtsgefälle in Enns inne. 1491-1493 und 1500-1506 war er Pfleger der Herrschaft Steyr und Burggraf des dortigen Schlosses. 1492 bekam er pfandweise den Aufschlag in den drei Vierteln des Landes außer dem unter dem Manhartsberg, und ebenfalls 1492 bekam er pfandweise die Maut, den Aufschlag und die Eisenauflage in Inner- und Vordernberg bei Leoben.

In Summa hatte er in kürzester Zeit großen Reichtum erworben und zahlreiche Herrschaften zu einem ansehnlichen Portfolio zusammengesammelt. Er baute sich einen Güterkomplex auf, der von der Donau bis über den Kamp reichte, und er wirtschaftete sehr erfolgreich mit Verpachtungen, Verpfändungen und Darlehensgeschäften. 1492 führte er während der Abwesenheit König Maximilians zusammen mit Niklas von Liechtenstein die Regierung in Österreich. 1499 gab es Streß wegen Martinsberg: Er ging anscheinend recht rücksichtlos gegen die Untertanen des Stifts Kremsmünster in Martinsberg vor, und deswegen wurde er nach Wien vorgeladen. Wegen Fortsetzung der Unterdrückung sah sich Kremsmünster 1503 gezwungen, die Herrschaft Martinsberg an Caspar I. zu verkaufen, unter Vorbehalt des Pfarrlehens und mit Ausnahme der Pfarruntertanen.

Caspar I. von Rogendorf,  Rat und Kämmerer von Kaiser Friedrich III., Heerführer im Kampf gegen den ungarischen König Matthias Corvinus, heiratete zweimal, in erster Ehe Margarethe von Wildhaus (-1492), die letzte der Familie von Wildhaus bei Marburg, die Tochter von Erasmus von Wildhaus und Elisabeth von Auersperg. Die von Wildhaus waren ein untersteirisches Herrengeschlecht. Und er heiratete danach in zweiter Ehe 1493 Barbara von Zelking (-1494). Aus erster Ehe entsprossen folgende Kinder: 1.) Christophorus wurde 1475 geboren und starb jung. 2.) Sigmund wurde 1480 geboren, wurde 1507 nach dem Tod seines Vaters von König Maximilian für sich und als Lehenträger seiner Brüder mit den Schlössern Pöggstall und Guntersdorf und weiteren Gütern belehnt und starb am 26.7.1507 unvermählt als Burggraf von Steyr. 3.) Wilhelm I. (20.11.1481-1541), der zweimal heiratete und die Familie fortsetzte, 4.) Wolfgang (29.1.1483-1540), der dreimal heiratete und die Familie fortsetzte, 5.) Georg, der Margaretha von Zelking heiratete und um 1538 starb, und 6.) Elisabeth, die Niklas (Nikolaus) von Salm und Neuburg (-4.5.1530) heiratete. Und dann gab es noch drei Schwestern, Ursula, Katharina, vermählt mit Simon von Hungersbach, und Cunigunda, wobei nicht bekannt ist, ob sie aus der ersten oder zweiten Ehe entstammten.

Ritter Caspar von Rogendorf und sein Bruder Balthasar bekamen von Friedrich III. um 1480 den Freiherrenstand, den niederösterreichischen Herrenstand, das privilegium fori und die Rotwachsfreiheit verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 349.36). Die Brüder Wilhelm, Wolfgang und Georg von Rogendorf bekamen am 3.5.1521 zu Worms den Reichsfreiherrenstand als "Freiherr zu Rogendorff und Mollenburg" (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 803.11). Schloß Pöggstall wurde bei dieser Gelegenheit in Schloß Rogendorf umbenannt. Die Freiherrschaft wurde von aller Lehenschaft befreit (seit 1430 war es ja ein landesherrliches Lehen), bekam das Bergrecht und den Blutbann. Eigentlich war auch die Münzfreiheit im Konzept zum Diplom vorgesehen, doch im Original war davon nicht mehr die Rede.

Was den Status des Rogendorfer Besitzes betraf, war der Schein größer als das Sein: Allein Mollenburg war freies Eigentum der Familie, alle anderen im Verlauf des 15. und 16. Jh. erworbenen ausgedehnten Besitzungen waren weder freies Eigentum noch reichsunmittelbar, sondern Lehen und Pfandschaften. Und auch Pöggstall war ein landesfürstliches Lehen, bis auf die Zeit 1521 bis 1546, als der Besitz wegen des Fehlverhaltens von Christoph von Rogendorf eingezogen wurde. Caspar von Rogendorf, der im wesentlichen den Besitz aufbaute, suchte immer nach Möglichkeiten zur Arrondierung des Besitzes, kaufte bei passender Gelegenheit Herrschaften und Pfandschaften an und stieß weniger passende Objekte wie die Rosenburg wieder ab.  Er schaffte zwar eine regionale Verdichtung des Besitzes, aber es blieb extrem heterogen, und der Anteil an echtem Eigenbesitz war gering. Caspar von Rogendorf hatte zwar 1486 Guntersdorf zu freiem Eigen angekauft, und dieser Besitz wurde 1537 zur Reichsgrafschaft erhoben, doch die wahren Verhältnisse waren komplizierter: Tatsächlich war es ein Lehen des Stifts Melk, und bevor das zur Reichsgrafschaft wurde, mußte Melk erst auf seine Rechte verzichten. Und selbst danach war es eine "ausgezogene" Reichsgrafschaft, die de facto dem österreichischen Landesfürsten unterstand und damit mediatisiert war. In summa war das zwar zu besten Zeiten ein riesiger Besitz, doch rechtlich extrem heterogen, und dies verhinderte die Herausbildung eines geschlossenen, insbesondere reichsständischen Territoriums.

Wolfgang und Georg von Rogendorf bekamen 1539 von Kaiser Ferdinand das Erzhofmeisteramt verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 141-37). Wilhelm von Rogendorf, Rat und Kämmerer von Kaiser Karl V., Gouverneur und Generalkapitän von Friesland, wurde von diesem Kaiser Karl V. am 1.11.1518 zum Obersthofmeister bei dessen Bruder, Erzherzog Ferdinand, ernannt (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA UR FUK 1116). Wilhelm bekam am 6.2.1539 vom gleichen Kaiser das Erb-Obersthofmeisteramt in Österreich ob der Enns verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA SB Khevenhüller/Riegersburg 12). Dieses Amt blieb bis 1620 in der Familie, dann ging es aufgrund der protestantischen Positionierung der Familie an die von Trautson verloren.

Geschichte der Rogendorfer auf Pöggstall: 2. und 3. Generation
In der zweiten Generation heiratete Wilhelm I. von Rogendorf (20.11.1481-1541) in erster Ehe 1505 Elisabeth von Oettingen (-31.3.1518) und danach in zweiter Ehe Rosina von Gastin. Seine Nachkommen waren 1.) Christoph (19.11.1510-), um 1540 vermählt mit Elisabeth von Mansfeld-Vorderort (-1541), Witwe des geistig behinderten Herzogs Friedrich von Sachsen (1504-1539), 2.) Anna, 1530 vermählt mit Christoph von Eitzing (1501-1563), 3.) Wolfgang (1512-, starb jung) und 4.) Maximilian (1514-, starb jung).

Wilhelm I. war ein bedeutender Feldherr und Diplomat. 1494 begann er als Page am Hof Philipps I. des Schönen. Als dieser 1504-1506 König von Kastilien wurde, blieb Wilhelm als Rat und Kämmerer an seiner Seite. 1508 war er für Maximilian I. Feldoberst im Krieg gegen die Venezianer, und er nahm teil am Sieg von Calliano. 1509 war Wilhelm I. Gesandter Kaiser Maximilians, um den Frieden mit König Ludwig XII. von Frankreich zu schließen, und eine weitere Gesandtschaft führte ihn nach Aragonien zu König Ferdinand dem Katholischen, um Zwistigkeiten wegen der vormundschaftlichen Regierung in Kastilien beizulegen. 1511 war er Oberster Feldhauptmann in Italien, 1513 nahm er an der Eroberung von Cologna teil und ging erfolgreich gegen Verona vor. 1515 hatte er verschiedene Funktionen in Wien inne, und er nahm zusammen mit seinem Bruder Wolfgang an der habsburgisch-jagiellonischen Doppelhochzeit teil. 1517 war er Statthalter in Friesland. 1518 wurde er Geheimer Rat und Obersthofmeister bei Ferdinand. Nach dem Tod Kaiser Maximilians war er 1520 Kommissar zur Führung der einstweiligen Statthalterschaft in den österreichischen Landen, und er nahm sogar die Huldigung für den neuen Landesherrn ab. Für Ferdinand I., der zu dieser Zeit noch in Brüssel weilte, sprang er bei dessen Heirat mit Anna von Ungarn per procurationem in Innsbruck als stellvertretender Bräutigam ein. 1520 war er in Antwerpen, wo er mit Albrecht Dürer zusammentraf, und damals entstand wohl das oben erwähnte Exlibris. 1522 kämpfte er in Südspanien als Oberster Feldhauptmann über alles deutsche Fußvolk gegen die Mauren; er nahm an der Besetzung Gibraltars und am Sieg am Berg Spadon teil. 1523/1524 nahm er an einem Feldzug gegen das okzitanische Béarn teil. 1524 war er in Barcelona, weil er zum Statthalter und Obersthauptmann über Katalonien, das Roussillon und Cerdagne (Cerdanya) ernannt worden war. Wilhelm I. war als erster erbländisch-österreichischer Adeliger Ritter bzw. Komtur des spanischen Calatrava-Ordens. 1529 war er als Oberst-Feldmarschall Kommandant der schweren Kavallerie während der ersten Belagerung Wiens durch die Türken. Er kämpfte an der Seite seines Schwagers, Niklas von Salm. 1530 war er mit Ferdinand I. beim Reichstag in Augsburg als Obersthofmeister. Im gleichen Jahr nahm er am Ungarn-Feldzug gegen die Türken teil. 1539 bekam er das Erbhofmeisteramt übertragen. 1541 wurde er im Alter von 60 Jahren noch einmal zum Generaloberst im Krieg gegen die Türken berufen. Bei der mißglückten Belagerung von Ofen wurde er schwer verwundet. Er starb in Somerein auf der Donauinsel Schütt bei Preßburg (Bratislawa) nach einem ereignisreichen Leben, das in von Südspanien bis Budapest und von Verona bis Friesland quer durch Europa führte. Er wurde nach Pöggstall überführt und in der Schloßkirche beigesetzt, aber sein Grabdenkmal hat sich nicht erhalten.

 

Erfolgreicher setzte in der zweiten Generation Wolfgang von Rogendorf (29.1.1483-1540) die Familie fort. In erster Ehe heiratete er 1508 in Nikolsburg Elisabeth von Liechtenstein-Steyeregg (1483-21.8.1517), in zweiter Ehe 1522 in Maissau Rosina von Hohenfeld (-1526), die Tochter von Heinrich von Hohenfeld, und in dritter Ehe 1528 Anna von Puchheim, verwitwete von Kreyg, verwitwete von Lamberg. Alle drei Heiraten lassen das Bemühen erkennen, den Aufstieg der Familie durch Verbindung mit den tonangebenden Geschlechtern des österreichischen Herrenstandes zu fördern und Optionen zur Besitzarrondierung im Lande zu schaffen. Aus der ersten Ehe entstammten 1.) Anna (-5.9.1562), vermählt mit Jodok/Jost III. von Rosenberg, 2.) Hieronymus (1513-1521), 3.) Wilhelm II. (18.11.1511 - ca. 1543), der 1527 Anna von Hohenberg zu Kreuzbach heiratete und die Familie fortsetzte, 4.) Potentiana Clara, die Johann von Hofmann zu Grünbüchel und Strechau heiratete, und 5.) Maria Salome, die 1532 Wilhelm von Kuenring heiratete. Aus der zweiten Ehe entstammten 1.) Margaretha, die 1546 Sigmund von Lodron heiratete, und 2.) Elisabeth, die 1523 geboren wurde und jung verstarb. Aus der dritten Ehe schließlich entstammte Polyxena, die Michael Ludwig von Puchheim heiratete.

Besagter Wolfgang von Rogendorf war 1507-1514 Burggraf von Steyr, bei der Türkenbelagerung Wiens 1529 Befehlshaber eines Reiterhaufens und 1527-1540 Landmarschall von Niederösterreich. Er beteiligte sich am wirtschaftlich interessanten Bergbau in Böhmen. Er wurde nach seinem Tod zunächst in Sitzendorf beigesetzt, aber dann 1545 in die Schloßkirche Pöggstall umgebettet.

In der zweiten Generation ist weiterhin Georg von Rogendorf zu erwähnen, der 1512 von seinen Brüdern mehrere Lehen kaufte und 1513 mit den Ebersdorfer Lehen belehnt wurde. 1514 wurde er im Namen seines Bruders Wilhelm Verwalter der Burggrafschaft Steyr und übte diese Tätigkeit bis 1532 aus. Er agierte jedoch unglücklich und hatte große Schwierigkeiten wegen diverser Eingriffe in die Rechte der Stadt und mußte sich deswegen in mehreren Prozessen verantworten. 1516 kaufte er von seinem Bruder Wilhelm das Forstamt Ostrong und von seinen Brüdern die Herrschaft Mollenburg. 1521 ging er in diplomatischem Auftrag für Kaiser Karl V. und Erzherzog Ferdinand nach Polen. 1524 kaufte er Gründe in Weiten. 1525 war er erneut in diplomatischem Auftrag unterwegs, zu König Ludwig von Ungarn von Böhmen und zu König Sigismund von Polen. 1527 erbat er sich einen Freibrief, um bei Mollenburg ein Bergwerk zur Förderung von Eisenerz anlegen zu dürfen. 1530 kaufte er zusätzliche Güter bei Guntersdorf und Kalchdorf. 1533 kam es zu einem Gütertausch unter Brüdern: Er gab Wilhelm die Herrschaft Guntersdorf und bekam dafür die Herrschaft Pöggstall. 1537 verglichen sich die beiden Brüder noch einmal hinsichtlich der Herrschaften Guntersdorf, Pöggstall und den Anteil an Wilhelmsburg. Georg von Rogendorf hatte Margaretha von Zelking geheiratet und starb um 1538 ohne Nachkommen.

Wie erreichte die Familie den unglaublichen sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg? Sie bediente sich über mehrere Generationen hindurch geschickt einer Kombination aus militärischer Unverzichtbarkeit, diplomatischer Dienstleistung und Hofdiensten sowie finanzieller Dienstleistung in der landesfürstlichen Verwaltung. Und das eingenommene Geld wurde dazu verwendet, dem Landesherrn Geldmittel zu geben, um selber dafür wieder Pfandschaften zu bekommen. Man machte den Herrscher glücklich mit reichlich fließenden Geldquellen und bekam dafür über die pfandweise übertragenen Rechte die Möglichkeit, noch mehr Geld einzunehmen, so drehte sich das Karussell immer weiter und schneller. Das Herrscherhaus verdankte den Mitgliedern der Familie militärische Siege, politische Erfolge und finanzielle Quellen zur Finanzierung von Krieg und Politik. Und die Dankbarkeit des Herrscherhauses brachte den Rogendorfern den Aufstieg. Und gerade die landesfürstlichen Pfand- und Pflegschaften, Burghut, Mauten, Ämter und Renten in Ober- und Niederösterreich brachten finanziell gesehen den besten Ertrag für die Rogendorfer. Erst durch das Fehlverhalten des Christoph von Rogendorf blieben den nachfolgenden Familienmitgliedern steile Karrieren bei Hofe und höhere Positionen versagt, und die nachfolgende deutliche Verankerung im Protestantismus entrückte die Rogendorfer noch stärker dem habsburgischen Herrscherhaus.

Geschichte der Rogendorfer auf Pöggstall: 3. und 4. Generation
Christoph von Rogendorf (19.11.1510-) machte wie sein Vater eine militärische Karriere. Er war 1532 schon Oberst über 400 Kürassiere bei der Belagerung von Güns durch die Türken. Er war noch in jungen Jahren, als er Oberst der kaiserlichen Leibgarde und Hartschier-Oberst (eine Art Garde, eher zeremonielle Haustruppe) wurde. 1535 nahm er teil an einer militärischen Operation gegen Tunis, und er kämpfte gegen Frankreich. 1537 bekam er von seinem Vater die Herrschaft Guntersdorf abgetreten. Der Grafenstand wurde Christoph von Rogendorf am 15.12.1537 zu Krems verliehen. Die vollständige Titulatur lautet "Graf von Gunderstorff Freiherr zu Rogendorff und Mollenburg, Edler Herr auf Cande"; das Diplom ist ohne Wappenabbildung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 323.30). Dazu wurde die Herrschaft Guntersdorf zur Grafschaft erhoben. Bei Abgang männlicher Deszendenz sollte der Titel an andere Familienmitglieder übertragbar sein (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 349.37). Die Akten sind ohne Wappenzeichnung. 1541 nahm er an einer erfolglosen Belagerung von Ofen teil. Und dennoch wurde Christoph zum schwarzen Schaf seiner Familie: Als 1543 sein Vetter Wilhelm II. starb, übernahm er die Vormundschaft für dessen minderjährige Söhne, sehr zu deren Nachteil, denn er brauchte dringend Geld und verkaufte oder versetzte deren Güter, Lehen und Rechte. Da das immer noch nicht reichte, lieh er sich noch von Dritten hinzu.

Weshalb er spätestens 1541 in finanzielle Schwierigkeiten kam, ist nicht bekannt. Er hatte hohe Ausgaben für den Umbau von Schloß Pöggstall, aber das kann nicht alles sein. Wahrscheinlich manifestierten sich die Außenstände, wo sein Vater in Vorlage für militärische Operationen gegangen war, und es wurde immer klarer, daß man das Geld nie vom Kaiserhaus bekommen würde. So mußten die berechtigten, aber nie beglichenen Forderungen als Verlust verbucht werden, und das war ruinös.

Auf der einen Seite bedrängten ihn seine Gläubiger, auf der anderen Seite gab es Unfrieden mit der Ehefrau, die sich nicht damit abfinden konnte, nach einem Verrückten einen Schuldner geheiratet zu haben. Die Ehe war für Christoph prestigeträchtig, aber nicht glücklich. Die gescheiterte Ehe beschäftigte sogar Kaiser Karl V. persönlich. Man einigte sich auf faktische Trennung und Zahlung von Unterhalt.

Christoph nahm schließlich alles geliehene und vorhandene Bargeld und floh damit vom Hoflager König Ferdinands in Prag nach Konstantinopel, um beim türkischen Sultan eine Anstellung zu bekommen. Das war natürlich aus Wiener Blickwinkel gesehen Hochverrat, deswegen wurden all seine Güter eingezogen, sämtliche Familiengüter, auch Pöggstall. 1547 gab es deswegen eine Krida-Verhandlung. Und in Wien gab es mächtig Aufregung wegen eines angeblichen Angebotes seinerseits an den Sultan, er wolle ihm durch seine Freunde die Stadt Wien verschaffen, wenn er ihm 15000 Mann beigebe (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/FHKA SUS RA 241.7). Aber auch Konstantinopel erwies sich nicht als glückliche Zuflucht, denn dort wurde er bedrängt, zum Islam überzutreten. Das wollte er nun doch nicht, und Christoph ging daraufhin 1548 mit Hilfe des französischen Gesandten nach Frankreich, wo er seinen Dienst als Söldneroberst aufnahm. König Heinrich erhob ihn zum Marquis des Isles d'Or et d'Hieres in der Provence. Es ist nicht bekannt, wann und wo Christoph von Rogendorf verstarb, doch es muß bald darauf gewesen sein, denn schon am 4.10.1548 schlossen seine Gläubiger einen Vertrag über den Nachlaß des Verstorbenen (österreichisches Staatsarchiv T-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Urkunden 1091). Andere Quellen sagen aus, daß er 1562 in Koblenz bei einer Musterung von ihm geworbener Reiter zuletzt gesehen wurde, was vor dem Hintergrund des genannten Vertrags eher unwahrscheinlich ist. Diese gräfliche Linie erlosch mit ihm; sein Sohn Johann Hoyer und andere Kinder aus der unglücklichen Ehe starben früh.

In der dritten Generation sorgte allein Wilhelm II. von Rogendorf (18.11.1511-1543), für zahlreichen Nachwuchs. Seine Ehefrau Anna war die Erbtochter von Erasmus von Hohenberg (-1529) aus dessen Ehe mit Barbara von Volkenstorf, und sie brachte ihm als Erbe die Herrschaft Hohenberg bei Lilienfeld ein. Wilhelm II. machte eine militärische Karriere und war 1532 Hauptmann des Viertels ober dem Wienerwald (seit 1867 Mostviertel). Seine Kinder waren: 1.) Hans Wilhelm (4.7.1531-23.9.1590), der zweimal heiratete und die Familie fortsetzte, 2.) Elisabeth (1533-2.5.1587), die Johann Wilhelm Popel von Lobkowitz (8.11.1510-12.4.1570) heiratete, 3.) Barbara (1535-), die Ludwig von Schönkirchen heiratete, 4.) Georg Ehrenreich I. (1536-13.9.1590), der einmal heiratete und die Familie fortsetzte, 5.) Clara (1537-1582), die Johann Christoph von Tannhausen (-24.3.1565) heiratete, und 6.) Esther (1539-).

Unter den Kindern und Enkeln Wolfgangs ist ein Trend zu beobachten, Ehen nicht nur mit niederösterreichischen, sondern auch mit böhmischen und mährischen Frauen zu schließen. Dieser Trend war im Erzherzogtum ein bewußt praktiziertes Mittel der Politik, denn verwandtschaftliche Querverbindungen waren die beste Vorbeugung von böhmischer Ständeopposition.

Geschichte der Rogendorfer auf Pöggstall: 4., 5. und 6. Generation
Aus der vierten Generation ist zuerst Hans (Johann) Wilhelm von Rogendorf (4.7.1531-23.9.1590) hervorzuheben. Er verlor früh seinen Vater im Alter von ca. 12 Jahren, noch minderjährig. Er und sein Bruder Georg Ehrenreich I. kamen unter die Vormundschaft von Christoph von Rogendorf, welcher zu ihrem Nachteil ihre Güter verkaufte, um seine eigenen Schulden zu bedienen und seinen Lebenswandel zu finanzieren. Das war der, der mit dem Geld nach Konstantinopel verschwand. Aufgrund dieses Treuebruchs wurden sämtliche Güter der Familie eingezogen. Die Brüder hatten also nicht nur dem Verkauf ihrer Güter ohnmächtig zusehen müssen, sondern durch den Treuebruch ihres Vormunds auch noch den Rest verloren. Es erforderte mehrere Bittgesuche und einen besonderen Gnadenakt, daß die doppelt betrogenen Brüder die Herrschaft Pöggstall mit der Vogtei über die Pfarrkirche und alle übrigen Güter schließlich 1550 als Lehen erhielten. Pöggstall war also nur 1521-1550 freies Eigengut der Familie. Der Landesherr gab aber nicht alles zurück, er behielt aus der eingezogenen Masse an Rechten und Besitzungen die Bergwerke, die Vogtei zu Martinsberg, die Vogtei zu St. Gilgen (Schloßkirche), mehrere Ämter und Benefizien sowie die Jagdrechte auf Rot- und Schwarzwild für sich selbst. 1554 erfolgte eine Teilung der Güter unter den Brüdern, Hans Wilhelm bekam die Herrschaft Sitzendorf. 1558 erhielt er die Bestätigung des Erbhofmeisteramts. 1565-1590 war er Landmarschall der niederösterreichischen Stände und Sprecher der evangelischen Partei, 1568 wurde er zum ständischen Religionsdeputierten gewählt. Er hatte in dieser Stellung einen großen Einfluß auf die Handlungen der Stände und das evangelische Kirchenwesen und dessen Organisation. Er war aber der letzte protestantische Landmarschall in Österreich. Er erkrankte während einer Kur in Baden und wurde nach seinem wenige Tage später am 23.9.1590 erfolgten Tod 1591 in Sitzendorf beigesetzt.

Hans (Johann) Wilhelm von Rogendorf hatte zahlreiche Nachkommen aus seiner ersten, 1557 geschlossenen Ehe mit Margaretha von Herberstein, der Tochter von Ruprecht von Herberstein, und seiner zweiten, 1571 geschlossenen Ehe mit Anna Gräfin von Wied-Runkel (-1590), nämlich 1.) Elisabeth (1558-), vermählt in erster Ehe 1577 in Wien mit Friedrich von Prag, Freiherr zu Windhag, und in zweiter Ehe mit Wladislaw Burggraf von Dohna, 2.) Christina, verheiratet erst mit Hinko Brunntal von Vrbna und danach mit Hans Wilhelm von Losenstein, 3.) Helena, verheiratet mit Veit Albrecht von Puchheim, 4.) Clara, vermählt mit Achaz von Landau, 5.) Anna, vermählt mit Martin von Thurn, 6.) Johann Maximilian (-1596), 7.) Juliana (1579-12.7.1633), vermählt mit Reichard von Starhemberg (1.3.1570-8.2.1613), 8.) Polyxena (-12.8.1614), vermählt 1610 mit Karl von Scherfenberg auf Spielberg (1549-3.7.1610), 9.) Emilie/Amalia (-3.3.1650), vermählt 1595 in Linz mit Albrecht III. von Limpurg-Gaildorf (2.10.1568-6.11.1619), 10.) Hans Hermann (1571-1608), vermählt 1602 in Wien mit Katharina von Landau, 11.) Sigmund, 12.) Georg Sigmund, 13.) Richard, 14.) Gottfried, 15.) Wolfgang Wilhelm, 16.) Adolphus, 17.) Engelburga, 18.) Katharina und zwei weitere nicht namentlich bekannte Kinder. Insgesamt waren das 20 Kinder, aus der ersten Ehe 3 Söhne und 7 Töchter, aus der zweiten Ehe 6 Söhne und 4 Töchter. 1590 lebten davon nur noch 2 Söhne und 7 Töchter.

Georg Ehrenreich I. von Rogendorf erlitt genau wie sein Bruder empfindliche Vermögensschäden während der Vormundschaft durch Christoph von Rogendorf, und durch dessen Treuebruch verlor er ebenfalls beinahe allen Besitz. Bei der 1554 erfolgten Besitzteilung mit seinem Bruder erhielt er die Herrschaft Pöggstall. Hans Wilhelm und Georg Ehrenreich von Roggendorf positionierten sich auf der Seite der Reformation und machten Pöggstall zu einem Zentrum des Protestantismus. Schon 1559 nötigte Georg Ehrenreich I. den Priester Wolfgang Nöther zum Übertritt zum Protestantismus. Weiterhin stiftete er die protestantische Pfarre Pöbring. Er konnte den Besitz durch Zukauf einiger Melker Lehen. die vorher die Zelkinger innegehabt hatten, vergrößern. 1578 kaufte er die Ämter Martinsberg und Kirchschlag. Nach seinem Tod wurde er in Pöggstall beigesetzt.

Georg Ehrenreich I. von Rogendorf (1536-13.9.1590) hatte in seiner Nachkommenschaft weniger Masse als sein Bruder, aber hier ging es auch nach der fünften Generation weiter: Er heiratete um 1558 Elisabeth von Tovar/Tobar (1545-13.9.1589) aus asturischem (spanischem) Uradel, der von dort in die österreichischen Erblande eingewandert war, und mit dieser Frau hatte er drei Kinder, 1.) Wilhelm III., vermählt mit Agnes Strein/Streun von Schwarzenau, 2.) Anna Susanna (-1616), vermählt erst 1576 mit Gundacker von Starhemberg und danach 1592 mit Wolf Sigmund von Losenstein-Gschwendt (1560-19.3.1626), und 3.) Caspar II. (-1598), der 1592 in Eferding Margarethe von Starhemberg (1573-29.1.1620) heiratete, die Tochter von Heinrich von Starhemberg und Magdalena von Lamberg, und mit ihr in der sechsten Generation den Sohn Georg Ehrenreich II. (13.1.1596-1653) hatte, der 1618 Johanna Drnowska von Drnowitz (1599-1667) heiratete, letzter weiblicher Nachkomme der böhmischen Familie Drnovský von Drnovice und Erbin des Dominiums Rájec mit Jedovnice. Caspar II. und Wilhelm III. teilten den Besitz unter sich auf, dabei kam Pöggstall an Wilhelm III.

Die fünfte Generation waren die letzten von Rogendorf, die auf Schloß Pöggstall lebten. Wilhelm III. von Rogendorf übte die Herrschaft in Pöggstall nicht zu seinem Ruhme aus, eher war er bei seinen Untertanen verhaßt, denn erstens waren hübsche Mädchen nicht vor seinem Zugriff sicher, zweitens bereicherte er sich schamlos durch Einzug des Erbes verstorbener Bauern und drittens erhob er willkürlich "Contributionen" beim Verkauf der Herrschaft Pöggstall an seinen Bruder. Es gab mehrere Beschwerden, kaiserliche Vorladungen, und die Vorwürfe mündeten schließlich in seiner Verhaftung. Die Bauern griffen schließlich zur Selbsthilfe: 1596 schlossen sich seine eigenen Untertanen mit denen des Freiherrn von Hoyos zusammen und vereinigten sich mit Landsknechten. Der Anführer war Georg Prunner aus Emmersdorf, und der Pöggstaller Schuster Adam Pierschhaimer war auch ganz vorne mit dabei. Durch Zusammenschluß der Interessen breitete sich der Aufstand schnell im Waldviertel aus. Im Januar 1597 wurde das Schloß in handfeste Auseinandersetzungen verwickelt, als aufständische Bauern die Anlage stürmten und die Rüstkammer plünderten, um sich für die nächsten Unternehmungen auszustatten. Die im Pöggstaller Rondell erbeuteten Kanonen wurden im nächsten Monat erfolgreich bei der Belagerung von Ybbs verwendet. Ende Februar wollten sich die Bauern aus Grafenschlag erneut die Pöggstaller Geschütze und den Inhalt der Rüstkammern aneignen. Die Kanonen wurden auf Anhöhen in Münichreith gebracht, um sie von dort gegen die Reiterei einzusetzen. Im März 1597 kam es während der Verhandlungen in Pöggstall zu einem weiteren Angriff auf das Schloß. Der Aufstand wurde schließlich von Freiherr Wenzel Morakschi (Morakschy, Moratschky) von Noskau niedergeschlagen, zu ihm mehr im Kapitel über die Kirche Litschau. Im April war der Bauernaufstand beendet, doch an der Lage der Untertanen hatte sich nichts gebessert. Nach dem Tod seines Bruders Caspar war Wilhelm III. alleiniger Inhaber von Pöggstall.

Der ökonomische Abstieg der Familie war bereits durch die Verkäufe von Gütern durch Christoph von Rogendorf und die Krida-Verhandlung 1547 eingeleitet worden. Eine wesentliche finanzielle Belastung entstand weiterhin dadurch, daß Wilhelm I. bedeutende Summen zur Vorfinanzierung seiner militärischen Operationen geleistet hatte, die ihm vom König bzw. Kaiser nur zu einem geringen Teil erstattet wurden. Die Lage der Familie war deswegen finanziell prekär geworden, so daß die stark mit Schulden belastete Herrschaft Pöggstall nicht mehr zu halten war. Am 24.4.1601 verkaufte Wilhelm III. die Herrschaft samt dem Schloß nebst anderen Besitzungen an den mit ihm verwandten Ulrich Graf von Oettingen. Einzige Bedingung war, daß die Grabmonumente der Familie erhalten bleiben sollten. Das blieben sie, aber sie wurden 1954/1955 aus der Pfarrkirche entfernt und in die Kirche St. Anna im Felde südöstlich des Ortes verschafft.

Georg Ehrenreich II. hatte die Erbhuldigung nicht geleistet und wurde deshalb 1620 geächtet. Das Erbhofmeisteramt ging an die Trautson. Georg Ehrenreich II. emigrierte in die Lausitz und wurde erst 1628 begnadigt. Er ging an den kursächsischen Hof und wurde dort Kammerherr und Geheimrat. 1650-1653 war er kursächsischer Gesandter und Resident am Wiener Hof. Er war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Über seine Frau wurde er Inhaber der mährischen Herrschaft Raitz / Rájec. Mit ihm zog sich die Familie ganz aus dem österreichischen Erzherzogtum zurück auf die Besitzungen in Mähren und erwarb auch in Ungarn Besitz. Seine Nachkommen setzten die Familie fort. 1763 verkauften die Nachfahren die Herrschaft Raitz / Rájec an ihren Verwandten, Anton Graf von Salm-Reifferscheidt. Die Spuren der Familie verlieren sich erst im letzten Viertel des 19. Jh. in Ungarn.

Heraldik der Rogendorfer: Stammwappen
Das Stammwappen der von Rogendorf zeigt in Blau eine goldene Zinnenmauer mit drei Zinnen und zwei Scharten dazwischen, über der mittleren Zinne ein sechsstrahliger goldener Stern, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Paar blau-golden geteilter Büffelhörner, außen mit je sechs Pfauenspiegeln besteckt. Dieses Stammwappen ist z. B. auf dem Grabstein des Balthasar von Rogendorf (-1483) zu sehen, auf der Marienkrönung von 1493 in der Rosenburg, und weiterhin auf einer Initialminiatur des Stiftsbriefs von 1494 (nur als Schild). Im Alten Siebmacher wird jedoch das Wildhaus-Wappen als Stammwappen angegeben. Nach Fehlerfortpflanzungsgesetz wird im Siebmacher generell daher die Zuordnung der Felder des vermehrten Wappens andersherum und damit falsch getroffen. Und der Rietstap schreibt wiederum vom Siebmacher ab, deshalb wird dort unter Wildhaus die Zinnenmauer mit Stern gelistet. Bei allen, die davon abgeschrieben haben, ist es falsch dargestellt. Korrekt ist aber, daß das Stammwappen der Rogendorfer nicht der Löwe, sondern die Zinnenmauer mit dem Stern ist. Die Grabdenkmäler in St. Anna im Felde beweisen das, denn mehrere davon stammen aus der Zeit vor der Wappenvereinigung. Dort gibt es die Platte für Margarethe von Wildhaus (-1492), mit dem Wappenschild der von Wildhaus alleine, und der zeigt den Löwen. Zweitens gibt es dort das Grabdenkmal für Balthasar von Rogendorf (-1483), und dessen Wappen ist die Zinnenmauer mit Stern alleine. Es wäre völlig unlogisch, wenn er das Familienwappen seiner Schwägerin geführt hätte. Auch in anderen Quellen ist das Stammwappen der Rogendorfer seit dem ersten Viertel des 15. Jh. gut belegt. Erst Caspar I. von Rogendorf kombinierte spätestens 1478 beide Motive und stellte mal das eine Motiv, mal das andere Motiv in die höherwertigen Plätze 1 und 4. Und er siegelte damit auch schon zwei Jahre vor der formalen Erteilung dieses Privilegs in Rotwachs.

Heraldik der Rogendorfer: Vermehrung Rogendorf mit Wildhaus
Zu einer Wappenvermehrung kam es durch die Heirat von Caspar I. von Rogendorf mit der Erbin Margaretha von Wildhaus (-1492), der letzten ihres Geschlechts. Zwischenzeitlich gab es ein geviertes Wappen, Feld 1: in Blau ein sechsstrahliger goldener Stern, Feld 2 und 3: in Silber auf einem grünen, bisweilen auch blauen Dreiberg ein hinaufschreitender, gekrönter roter Löwe (von Wildhaus), Feld 4: in Blau eine goldene Zinnenmauer mit drei Zinnen und zwei Scharten dazwischen. Das Stammwappen wurde also auf zwei schräg gegenüberliegende Felder aufgeteilt, um ein geviertes Wappen zu ermöglichen. Eine solche Form ist z. B. auf dem Siegel am Stiftsbrief von 1494 zu erkennen, weiterhin wird es so am Rogendorfer Altar im Belvedere dargestellt, allerdings mit seitenvertauschten Feldern.

Dann bildete sich das freiherrliche Wappen heraus, wie es seitdem geführt wurde, geviert, Feld 1 und 4: in Silber auf einem grünen, bisweilen auch blauen, schräggezogenen Dreiberg ein hinaufschreitender, gekrönter roter Löwe (von Wildhaus), Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Zinnenmauer mit drei Zinnen und zwei Scharten dazwischen, über der mittleren Zinne ein sechsstrahliger goldener Stern (Stammwappen von Rogendorf). Dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein Paar blau-golden geteilter Büffelhörner, außen mit je sechs Pfauenspiegeln besteckt (von Rogendorf), Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender roter Löwe (von Wildhaus). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Un Seite: 546 Tafel: 391, Band: Bö Seite: 160 Tafel: 72, Band: Mä Seite: 114 Tafel: 89, Band: OÖ Seite: 775 Tafel: 159.

Dieses Wappen wie beschrieben, aber in umgekehrter Felderabfolge krönt das unter Christoph von Rogendorf errichtete Renaissanceportal in Schloß Pöggstall, durch das man zur Hauptwendeltreppe gelangt, eingebettet in das Bogenfeld und flankiert von zwei langgestielten Granatäpfeln und Ranken.

mit Detailausschnitt:

Das Wappen in dieser Form ist auch an der südlichen Holzempore der ehemaligen Schloßkirche, heutigen Pfarrkirche Pöggstall zu sehen (beide Abb. oben), in abweichender Farbgebung an der nördlichen Holzempore: Dort ersetzt ein rötliches Orange die blauen und grünen Flächen (Abb. unten). Weiterhin ist es am Grabstein des Caspar I. von Rogendorf so dargestellt, der diese Emporen gestiftet hatte.

Und mehrere dieser Wappen lassen sich an Epitaphien an der evangelischen Stadtkirche Gaildorf finden, weil eine Tochter der Familie dorthin geheiratet hatte, und deshalb ist es nicht nur an der Grabplatte ihres Mannes und an ihrer eigenen in Form eines zentralen Allianzwappens zu finden, sondern auch in den Ahnenproben der Abkömmlinge.

 

Eine Variante des Wappens ist zweimal am Flügelaltar der Pfarrkirche Pöggstall im Bereich der Predella dargestellt (beide Abb. oben, Detail Abb. unten), einerseits sind die Felder bei beiden Darstellungen vertauscht, also Wildhaus in den Feldern 1 und 4, Rogendorf in den Feldern 2 und 3, andererseits ist aus dem grünen Dreiberg ein schräger blauer Hang geworden, den der ungekrönte rote Löwe hinaufklimmt. Die Schilde sind jeweils mit einer roten Schnur am gemalten Maßwerk aufgehängt. Bis auf minimale Unterschiede (Schwanzform, Maßwerkdetails) sind die beiden Darstellungen gleich. Caspar I. von Rogendorf hatte um 1480 die St. Gilgen-Kirche als Schloß- und Begräbniskirche errichten lassen. 1494 stiftete Caspar I. zur Pfarre Pöggstall zwei Benefizien, und 1506 wurde er in der Schloßkirche Pöggstall begraben, obwohl ihn der Tod in Guntersdorf ereilte.

Der Flügelaltar ist ebenfalls eine Stiftung Caspars aus der Zeit um 1490. Zwischen den beiden Wappen befindet sich das Tabernakel, auf dessen Türen außen Maria und Johannes aufgemalt sind. Klappt man die Türen auf, erscheinen innen Maria Magdalena und Maria Salome. Der Altar selbst hat eine zentrale Einheit mit einer Kreuzigungsgruppe nach Schongauer-Vorbild unter einem Kielbogen mit spätgotischer Rankenschnitzwerkfüllung. Die zweigeteilten seitlichen Flügel tragen vier Darstellungen mit Szenen aus dem Leben Christi, oben links Christus vor Pilatus, unten links die Dornenkrönung, oben rechts die Geißelung und unten rechts Ecce Homo (daraus die Detail-Aufnahme rechts unten). Klappt man die Türen zu, erscheinen auf den Außenseiten die acht Heiligen Georg, Vitus, Sebastian und Mauritius sowie Florian, Ägidius, Leonhard und Achatius.

 

Caspar I. von Rogendorf stiftete nicht nur diesen Altar, sondern auch weitere bedeutende Kunstwerke, die sich nicht mehr in Pöggstall oder anderen Originalstandorten befinden, z. B. den Rogendorfer Altar aus der Wallfahrtskirche Heiligenblut am Jauerling, 1957-1995 im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten, seit 1995 im Wiener Belvedere, der Pöggstaller St. Barbara-Altar in Langenlois und die Madonna auf der Mondsichel in Schloß Amras.

Heraldik der Rogendorfer: zwei gräfliche Linien
Es gab noch ein gräfliches Wappen, welches 1537 entstand, dieses ist geviert mit Herzschild, Felder 1-4 wie zuvor, Herzschild: in Blau ein roter, mit einem silbernen Balken belegter Adler, offensichtlich ein Gnadenzeichen, das für die neue Grafschaft Guntersdorf erfunden worden war. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): der rote, mit dem silbernen Balken belegte Adler, Helm 2 (rechts): die Hörner, aber blau-golden übereck geteilt, Helm 3 (links): Löwe wie zuvor, Decken rechts blau-golden, links rot-silbern.

Die erste gräfliche Linie wurde bei Christoph von Rogendorf besprochen. Durch sein unrühmliches Verhalten hatte die Familie keine dauerhafte Standeserhöhung erfahren; vielmehr währten der Reichsfreiherrenstand nur 16 Jahre und der Reichsgrafenstand nur 9 Jahre, 1546 gingen die Rogendorfer der Reichsstandschaft wieder verlustig, und danach verblieb die Familie de facto im österreichischen Herrenstand bis 1686. Das vermehrte gräfliche Wappen ist nicht in Pöggstall zu finden.

Eine zweite gräfliche Linie entstand, nachdem Georg Ehrenreich II. (13.1.1596-1653) 1618 Johanna Drnowska von Drnowitz (1599-1667) heiratete, letzte Erbin der böhmischen Familie Drnovský von Drnovice. Der Sohn aus dieser Ehe, Johann Christian von Rogendorf, konvertierte zum Katholizismus und wurde nach Übernahme des mütterlichen Dominiums Rájec mit Jedovnice 1669 mit dem böhmischen Inkolat und 1686 mit der Erhebung in den Reichsgrafenstand als "Graf von Rogendorf und Freiherr von Mollenburg" belohnt, die auch für seinen Bruder galt. 

Exkurs: St. Anna im Felde und die dortigen Grabdenkmäler
Diese etwas abseits und 1 km außerhalb gelegene Kirche ist älter als die mitten im Ort gelegene Schloßkapelle, die zur heutigen Pfarrkirche wurde. Sie ist sogar älter als der Burgweiler, auch wenn die Bausubstanz nicht aus der Gründungszeit stammt: Das Stift Kremsmünster gründete diese Kirche mit der Idee, sie zur Keimzelle eines Filialklosters zu machen, aber daraus wurde nichts. St. Anna im Felde wurde von Caspar I. von Rogendorf Ende des 15. Jh. umgebaut und erweitert, aus einem einschiffigen Bau wurde ein dreischiffiger. 1559 wurde sie zur protestantischen Kirche. 1628 wurde sie unter den Herren von Sinzendorf wieder katholisch. 1810 verlor die Kirche ihre Pfarrrechte und wurde quasi aufgegeben. Die Wiederherstellung erfolgte in der Mitte des 20. Jh., dabei wurden die 12 Epitaphien aus der Schloßkirche hierher verbracht. Sie stellen heute eine einzigartige Sammlung heraldisch interessanter Grabdenkmäler dar. Nur die Platte des Konrad von Maissau war schon immer hier. Im einzelnen gibt es folgende Grabdenkmäler, nach Chronologie:

  1. Konrad von Maissau (-1396), mit Vollwappen (Schildbild: Einhorn)
  2. Balthasar von Rogendorf (-1483), mit Vollwappen, einfaches Rogendorf-Stammwappen (Zinnenmauer mit Stern)
  3. Margarethe von Wildhaus (-1492), mit dem Wappenschild der von Wildhaus (Löwe)
  4. Barbara von Rogendorf, geb. von Zelking (-1494), mit geviertem Rogendorf-Wappen, stark abgetreten
  5. Caspar I. von Rogendorf (-18.10.1506), rotmarmorne Tumbendeckplatte mit geviertem Vollwappen mit 2 Helmen
  6. Sigmund von Rogendorf (1480-26.7.1507) mit geviertem Vollwappen mit 2 Helmen
  7. Margaretha von Rogendorf (1515-12.6.1515), vermutlich eine jung verstorbene Tochter von Caspar I., mit geviertem Rogendorf-Wappen
  8. Hans Gold von Lampoding (-19.9.1541) und Christoph Gold von Lampoding (-16.11.1541), Pflegerfamilie, mit geteiltem Schild, oben zwei Hifthörner, unten eines
  9. Anna Gold von Lampoding, geb. Wallsinger (-9.9.1541), Wappen Gold von Lampoding (Teilung und Hifthörner) und Wallsinger (2 Sterne über Dreiberg)
  10. Hans Aigner (-13.9.1562), Pfleger, Wappen Aigner (aufspringender Bock)
  11. Georg Ehrenreich I. von Rogendorf (1536-13.9.1590), monumentale Kombination aus Tumba und figürlichem Denkmal, mit 2 x 5 ovalen Wappenreliefs, eine Seite Vorfahren Rogendorf, die andere Seite Vorfahren Tobar
  12. Maria Ernestina Johanna Freiin von Seldern (1.7.1748-12.11.1763), Tochter von Karl Anton Freiherr von Seldern (1713-11.11.1769), Wappen der von Seldern (Steinbock auf Dreiberg)
  13. Karl Anton Freiherr von Seldern (1713-11.11.1769), Wappen der von Seldern (Steinbock auf Dreiberg) mit Freiherrenkrone und zwei Adlern als Schildhaltern

Kurze Geschichte des Schlosses Pöggstall, Teil (3): von 1601 bis 1756
Wilhelm von Roggendorf verkaufte Schloß und Herrschaft 1601 an Ulrich Graf von Oettingen, der aber 1603 starb. Der Besitz war hoch verschuldet. Die Landstände eröffneten deshalb ein Exekutionsverfahren. Schon 1603 wollte August von Sinzendorf aus der Ernstbrunner Linie die Herrschaft erwerben. Hans Christoph Wolzogen auf Neuhaus hatte Pöggstall jedoch im Exekutionsverfahren erworben. 1607/1610 verkaufte er es an August von Sinzendorf (1590-1637) und die Vormünder der anderen Kinder des Joachim von Sinzendorf (1544-28.1.1594), Leo und Maximilian von Sinzendorf. Die Spuren der Familie findet man in Form zweier gemalter Sinzendorf-Wappen über den beiden äußeren Eingängen in die Barbekane (Abb. unten links: West-Tor, Abb. rechts: Ost-Tor).

 

Das Stammwappen der Familie von Sinzendorf zeigt im von Blau und Rot geteilten Feld drei (2:1) aneinander und an den Schildrand stoßende silberne Quadersteine. Die dazugehörige Helmzier, zeigt zu rechts blau-silbernen und links rot-silbernen Decken ein Paar Büffelhörner, jeweils blau-rot bzw. rot-blau geteilt mit drei (2:1) aneinanderstoßenden silbernen Quadersteinen an der Teilungslinie. Das Wappen wird mit seinen Weiterentwicklungen beschrieben im Siebmacher Band: GfA Seite: 56 Tafel: 60-62, Band: FstA Seite: 252 Tafel: 330, Band: OÖ Seite: 365 Tafel: 95-96, Band: NÖ2 Seite: 150 Tafel: 65-68, Band: SchlA1 Seite: 101 Tafel: 74, Band: Un Seite: 583 Tafel: 415 sowie bei Wolfert Tafel 7 Seite 55.

 

Die Ernstbrunner Linie erlangte 1610 den Freiherrenstand und 1613 den niederösterreichischen Herrenstand. 1625 erlangte die Familie das Erbschenkenamt, und genau deshalb wird in der Helmzier jeweils der goldene Schenkenbecher zwischen die Büffelhörner gesetzt. Das Erbschenkenamt der von Sinzendorf war jedoch kein Reichsamt. Reichserzschenk war der König von Böhmen. Das Erbschenkenamt im Reich hatten zuerst die Schenk von Limpurg inne, und nach deren Erlöschen ging es an die Grafen von Althann. Die von Sinzendorf hatten vielmehr das Erbschenkenamt nur in Österreich ob der Enns (Oberösterreich) inne. Mehr zu den Ämtern der Familie im Kapitel zu Schloß Ernstbrunn. Eines dieser beiden gemalten Wappen an den Rondell-Toren, das an der Westseite (beide Abb. oben), zeigt nur dieses Sinzendorf-Wappen mit der Inschrift "H. I. H. V. S. E. A. H. E. R. I. P. V. S. I. O. D. E. / CHR(ISTO) / DVCE". August Herr von Sinzendorf hatte das Oberst-Erbmundschenkenamt in Österreich ob der Enns inne, das Oberst-Erbland-Vorschneideramt, das Schildträger und Kampfrichteramt in Österreich ob und unter der Enns und er war kaiserlicher Kämmerer. Aufgrund der Initialen ist dieses einzelne Wappen jedoch seinem Sohn zuzurechnen, Johann Joachim Graf von Sinzendorf-Ernstbrunn (-11.11.1665), denn der Beginn der Abkürzung läßt sich zu "H(ans). I(oachim). H(err). V(on). S(inzendorf). E(rnstbrunn). ..." auflösen.

   

Das andere an der Ostseite ist ein Allianzwappen (Abb. oben, beide Abb. unten), und darüber steht nur die Devise "CHRISTO DVCE". Die Schildfläche ist leer, nur zwei der drei Kleinode sind zu erkennen. August Herr von Sinzendorf hatte Elisabeth von Trauttmansdorff (5.5.1587-29.5.1652) geheiratet, und dazu passen diese beiden Kleinode; es stellt folglich ihrer beider Ehewappen dar. August von Sinzendorf hatte die Barbekane um ein Geschoß aufstocken lassen, und das Wappen an der Ostseite wurde ca. 1625-1648 angebracht. Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine silbern-rot gespaltene Rose (fehlt hier) vor einem rot-silbern gespaltenen Straußenfederbusch (Stammhelm Trauttmansdorff), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rechts rot-silbernen, links rot-goldenen Decken ein wachsender wilder Mannesrumpf mit spitzen Ohren wie ein Faun (Höltzler, Hölzl von Lueg) zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte rot-golden, das linke silbern-rot zu je sechs Plätzen geschacht (von Kirchberg). Diese beiden Kleinode sieht man gut in der Abb. unten rechts. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Mä Seite: 248 Tafel: 175, Band: FstA Seite: 266 Tafel: 359-360, Band: NÖ Seite: 379 Tafel: 183. Von Helm 2 (rechts) ist nur die Mündung eines Büffelhorns zu sehen, das war wohl einmal zu rot-silbernen Decken ein wachsender, graubärtiger Mannesrumpf in mit drei roten Schrägrechtsbalken belegtem, silbernem Rock mit silbernem Kragen und spitzer, silberngestulpter, roter, heidnischer Mütze zwischen zwei silbern-rot geschachten Büffelhörnern (von Castelalt/Castellalt). Das wäre die Form des Wappens, wie sie 1563-1805 geführt wurde. Damit läßt sich auch der Schildinhalt rekonstruieren; angemessen wäre geviert mit Herzschild, Feld 1: silbern-rot fünfmal schrägrechtsgeteilt (von Castelalt, Castellalt), Feld 2 und 3: in Silber drei übereinandergestellte eingebogene rote Dreiecke (Höltzler, Hölzl von Lueg), Feld 4: von Rot, Silber und Gold halbgespalten und geteilt (Kirchberg), Herzschild: rot-silbern gespalten mit einer Rose in verwechselten Farben (Stammwappen Trauttmansdorff).

 

Ein drittes Sinzendorf-Wappen sehen wir auf einer in der Hofeinfahrt des Schlosses aufgestellten rotmarmornen Steinplatte, die oben die Jahreszahl 1613 und sonst keine weitere Inschrift trägt. Die vier Eisenringe zeigen, daß es sich um die ehemalige Gruftabdeckplatte aus der Schloßkapelle handelt, die sekundär hier aufgestellt wurde, und nicht um einen Grabstein (bei Dehio so bezeichnet). Das Wappen ist in einer ovalen Vertiefung zu sehen; die Helmdecken sind beiderseits wie ein Wappenmantel hochgerafft und abgebunden. Die Platte ist einmal in zwei Teile zerbrochen und zusammengeflickt worden (beide Abb. unten).

 

August von Sinzendorf ließ im Kaisersaal des Schlosses eine neue Stuckdecke einbauen. Nach August kam Pöggstall an seinen ältesten Sohn, Johann Joachim Graf von Sinzendorf-Ernstbrunn (-11.11.1665). Dieser war Kämmerer und Geheimrat der beiden Kaiser Ferdinand I. und Leopold I., er war Erbschenk in Österreich ob der Enns, er trat 1653 zum Katholizismus über. Er erlangte 1648/1649 den Grafenstand bzw. Reichsgrafenstand. 1653 wurde er Reichserbschatzmeister und 1657 wurde er Obersthofkanzler. Er heiratete in erster Ehe Marie Salome von Polheim (-1650) und in zweiter Ehe Maria Anna Maximiliana Theresia Gräfin von Althann (25.8.1635-11.10.1689), die Erbin der Herrschaften Ebreichsdorf, Deutsch-Altenburg und Ebenthal. Der Besitz Pöggstall fiel 1666 an Johann Joachims Bruder, Sigmund Friedrich Graf von Sinzendorf (-1679), unvermählt und kinderlos. Dann fiel Pöggstall an Johann Joachims Söhne, die bis 1680 gemeinsam im Besitz der Freiherrschaft Pöggstall waren. Dann wurde eine Realteilung des Erbes vollzogen, und dabei kam Pöggstall an den Sohn aus zweiter Ehe, Adolph Michael Thomas Graf von Sinzendorf-Ernstbrunn (-25.5.1700), und dieser hat im Gegensatz zu seinem Vater tatsächlich in Pöggstall gelebt, denn hier kamen fünf seiner Kinder zur Welt. Er reiste zusammen mit dem österreichischen Botschafter nach Konstantinopel und starb dort. Seine Kinder waren noch minderjährig und kamen unter Vormundschaft. 1700 kam Pöggstall an den Sohn Maximilian Gabriel von Sinzendorf (24.3.1685-1707). 1707 fiel Pöggstall an den anderen Sohn, Johann Joachim Clemens Franz Michael Anton Joseph Graf von Sinzendorf-Ernstbrunn (27.11.1687-11.7.1738), welcher Maria Rosalia Franziska Trakostyáni Draskovich (1697-26.7.1760) heiratete. Er geriet in finanzielle Schwierigkeiten, und 1722 ließ es sich nicht mehr vermeiden, daß gegen seine Besitzungen Exekutionen durchgeführt wurden, also Zwangsverkäufe zur Begleichung der Schulden. Nachdem Johann Joachim Clemens Franz Michael Anton Joseph Graf von Sinzendorf vor Belgrad gefallen war, folgte ihm auf dem Besitz sein Sohn Johann Philipp Norbert Graf von Sinzendorf-Ernstbrunn (1717-16.1.1779) nach. Dieser wohnte nicht mehr in Pöggstall, und auch er konnte das Schuldenproblem nicht lösen. Es gab ein Insolvenzverfahren und eine Krida-Verhandlung, und als Folge wurde 1740 ein Administrator eingesetzt, dann wurde 1746 die Herrschaft verpachtet, und 1756 wurde sie Karl Anton von Seldern zugeschrieben, der als Vertreter der Gläubiger agierte. Das war das Ende der Sinzendorfer auf Pöggstall. Geblieben sind aus dieser Zeit drei Wappen und eine Stuckdecke.

Kurze Geschichte des Schlosses Pöggstall, Teil (4): von 1756 bis heute
1756 kam Pöggstall durch Zuschreibung an Karl Anton Freiherr von Seldern (1713-11.11.1769), vermählt mit  Ernestina Freiin von Ermans zum Schlug. Im Prinzip gehört diese Familie zum kurpfälzischen Beamtenadel, doch der neue Besitzer von Pöggstall kam aus Schlesien. 1771 kam es nach seinem Tod zur Versteigerung von Pöggstall. Josef Edler von Fürnberg bekam es gegen sein Gebot von 264200 fl. Im Jahre 1795 ging Pöggstall an die Freiherren von Braun und dann noch 1795 an Kaiser Franz I.; im Grunde war Braun nur als Käufer vorgeschoben. 1882 gab es Umbauten, dabei wurden die äußeren Türme ihrer hohen Satteldächer beraubt. Ende des 19. Jh. wurde im Schloß das k. k. Bezirksgericht eingerichtet. Anfang des 20. Jh. wurden die äußeren Befestigungsanlagen wie ein halbrunder Schalenturm und Zwingermauern zwischen Rondell und Kirche abgetragen. Das seit 1919 in österreichischem Staatsbesitz befindliche Schloß kam 1921 an den Kriegsgeschädigtenfonds, nach dem Abzug der russischen Besatzung an das Landwirtschaftsministerium, dann an die Österreichischen Bundesforste und 1989 an die Marktgemeinde Pöggstall. Der Dachstuhl des Bergfrieds brannte 1975 ab und wurde nachfolgend erneuert. 1999 wurden hofseitig gläserne Pultdächer angebracht, um die wertvollen Renaissance-Malereien im Arkadenhof zu schützen. Das Schloß, das lange als Schloß Rogendorf bekannt war und für das sich erst im Laufe der Zeit der Name Schloß Pöggstall einbürgerte, wurde bis 2015-2016 im Vorfeld der Landesausstellung des Landes Niederösterreich im Jahre 2017 umfassend restauriert.

Das Schloß wird heute vielfältig genutzt: In der Barbekane sind das Restaurant "Das Rogendorf" und der "Waldviertel 2 go Shop" angesiedelt. Im Schloß gibt es mehrere Ausstellungen, darunter das Museum zur Rechtsgeschichte mit Exponaten wie z. B. etlichen Richtschwertern, Schandmasken, Schandmantel, Fixierungen aller Arten, Prügelbänken, Zangen, Rädern, Streckleitern und Großobjekten wie Pranger und Schandbühne und mit der einzigen am Originalstandort erhaltenen Folterkammer Österreichs (nur mit Führung, Voranmeldung erforderlich), die Sonderausstellung "Schloß Pöggstall- zwischen Region und Kaiserhof“ mit Exponaten zur Geschichte der Schloßherren und einer Dokumentation der Restaurierung, die Sonderausstellung "Exlibris und Gebrauchsgraphik" (bis Oktober 2023) und eine Dokumentation über den Maler und Graphiker Franz Traunfellner (-1986). Das weitläufige Schloß erlaubt zudem die Vermietung von Räumen für geschäftliche und private Festlichkeiten und Veranstaltungen sowie die Vermietung von zwei Übernachtungssuiten.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@48.317739,15.1987772,19.33z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.3179301,15.1987965,141m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Webseite des Schlosses:
https://www.poeggstall.gv.at/Freizeit_und_Tourismus/Schloss/Schloss_Poeggstall - Museum: https://www.poeggstall.gv.at/Freizeit_und_Tourismus/Schloss/Museum_-_Sonderausstellung - Ausstellung Rechtsgeschichte: https://www.poeggstall.gv.at/Freizeit_und_Tourismus/Schloss/Museum_-_Rechtsgeschichte
Kulturtage Schloß Pöggstall:
https://www.kulturtage-schlosspoeggstall.at/
Stammliste der Herren von Rogendorf:
https://www.patricus.info/Rodokmeny/Rogendorff.txt
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 141-37
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4394162
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 323.30
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4324896
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 803.11
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4392526
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 349.36
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2720150
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 349.37
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2720151
österreichisches Staatsarchiv  AT-OeStA/HHStA SB Khevenhüller/Riegersburg 12
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=3434483
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA UR FUK 1116
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=128672
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/FHKA SUS RA 241.7
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=3941766
österreichisches Staatsarchiv T-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Urkunden 1091
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=3854858
Wilhelm von Rogendorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Rogendorf
Wolfgang von Rogendorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_von_Rogendorf
Genealogie der von Rogendorf:
https://genealogy.euweb.cz/austria/rogendorf.html
Schloßkirche: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Anna_(Pöggstall)
Peter Trawnicek: Pöggstall und die Grabdenkmäler in der Kirche St. Anna im Felde, in: Studia minora facultatis philosophicae universitatis Brunensis / Sborník prací Filozofické Fakulty Brnenské Univerzity C, Bd. 49, Brünn 2002, S. 271–292
https://digilib2.phil.muni.cz/_flysystem/fedora/pdf/101925.pdf - https://digilib2.phil.muni.cz/node/17328
St. Anna im Felde:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Anna_im_Felde
Schautafeln mit Stammtafel und Lebensläufen der Einzelpersonen in der Museumsausstellung im Pöggstaller Schloß
Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloß und Herrschaft Pöggstall, in: Peter Aichinger-Rosenberger, Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloß Pöggstall, adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof, Katalog des Landesmuseums, neue Folge Nr. 537, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017,  ISBN 978-3-99028-710-1, S. 13-51.
Johann Joachim von Sinzendorf:
https://regiowiki.at/wiki/Johann_Joachim_von_Sinzendorf
Johann Philipp Norbert von Sinzendorf:
https://regiowiki.at/wiki/Johann_Philipp_Norbert_von_Sinzendorf
August von Sinzendorf:
https://regiowiki.at/wiki/August_von_Sinzendorf
Andreas Zajik: Rogendorf, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hrsg. von der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Band 15. IV,  S. 1207-1226,
https://adw-goe.de/es/digitale-bibliothek/hoefe-und-residenzen-im-spaetmittelalterlichen-reich/id/rf15_IV-3619/ - https://adw-goe.de/fileadmin/forschungsprojekte/resikom/dokumente/pdfs/HBIV/A_B_C_Roggendorf.pdf - https://adw-goe.de/es/digitale-bibliothek/hoefe-und-residenzen-im-spaetmittelalterlichen-reich/id/rf15_IV-3652/
Susanne Zillbauer: Die Entwicklungsgeschichte der Burganlage von Pöggstall in Niederösterreich, Diplomarbeit, Wien, 1995
Schloß Pöggstall auf NÖ-Burgen online, hrsg. vom Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2170
Schloß Pöggstall auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Pöggstall
Schloß Pöggstall in der Ebidat-Datenbank:
https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1925
Schloß Pöggstall in Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=733
Caspar von Rogendorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_von_Rogendorf
Familie von Rogendorf:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rogendorf_(Adelsgeschlecht)
Johann Hübner: Genealogische Tabellen III. T., Leipzig 1728
Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 26. T., Wien 1874
Joseph Bergmann: Über die Freiherren und Grafen zu Rogendorf, Wien 1851
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10428000?page=5

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