Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3087
Enns
(Bezirk Linz-Land, Oberösterreich)
Schloß Ennsegg in Enns
Heutiges
Erscheinungsbild
Schloß Ennsegg befindet sich am nordöstlichen Rand der
Altstadt, ca. 330 m von der Enns und der Grenze zu
Niederösterreich entfernt. Man sieht es dem städtebaulichen
Kontext deutlich an, daß das Schloß früher in das
Verteidigungskonzept der Stadt als Eckbefestigung eingebunden
war. Das Schloßareal mißt ca. 150 m in Nord-Süd-Richtung und
maximal 70 m in der Tiefe. Von der Schloßgasse her führt ein
Portal in den weitläufigen Vorhof, an den im Süden das innere
Schloß und im Norden und Osten zwei rechtwinklig zueinander
stehende zweistöckige Flügelbauten grenzen. Im Nordosteck
befindet sich ein viereckiger Zinnenturm mit abschließender
Wehrplattform, der als Flankenschutz der Stadtbefestigung
deutlich identifizierbar ist und im Kern noch aus dem 12. Jh.
stammt. Ein Rasen-Oval mit schräggekreuzten Wegen ist im Zentrum
des großen Laubenhofes angelegt. Das innere Schloß im Südteil
des Geländes besitzt einen weiteren, nach Südosten hin offenen
Arkadenhof und einen an den vierstöckigen Hauptbau angesetzten
Kapellenturm mit barocker Zwiebelhaube. Der Hauptbau im Stil der
Renaissance selbst besitzt vier Fensterachsen, hofseitig drei
Arkadenreihen übereinander und wird von einem Krüppelwalmdach
bedeckt. An das Schloß grenzt im Nordosten ein weitläufiger
Schloßpark mit schönem Blick über das Tal der Enns; ca. 250 m
vom Schloß entfernt befindet sich eine Aussichtsplattform.
Geschichte: von
der landesherrlichen Burg zur freien Herrschaft
Die Burg bei Enns war früher eine landesfürstliche Anlage. Es
gab hier auf dem Georgenberg bereits eine mittelalterliche Burg,
die Alte Ennsburg, deren Resthügel heute als Aussichtspunkt im
Schloßpark dient. Sie war eine der ältesten Burgen
Österreichs. Nachdem diese Ende des 15. Jh. verfallen war, baute
man Anfang des 16. Jh. die Neue Ennsburg, nun am Stadtberg im
Süden der Altstadt. Noch in der Mitte des 16. Jh. kaufte man
Bürgerhäuser zur Erweiterung hinzu. Aber gegen Ende des 16. Jh.
war auch diese Anlage dringend reparaturbedürftig. Für die
nächste landesfürstliche Anlage wählte man wieder den
Georgenberg, wo schon die erste Burg stand, aber näher an der
Stadt, zumal diese Seite der Stadt eine fortifikatorische
Stärkung benötigte. Der neue Schloßbau wurde mit kaiserlicher
Genehmigung vom 30.12.1565 durch Georg Gienger von Rotteneck
(1497-14.1.1577) veranlaßt. Dieser war Dr. iur., er war 10 Jahre
lang Kanzler des Hochstifts Konstanz, geheimer Hofsekretarius
Ferdinands II., seit 1538 Vizekanzler der Regierung in Innsbruck,
erzherzoglicher Landvogt in Ober- und Niederschwaben, dann
wechselte er 1550 und wurde Burgvogt zu Enns und Mauthausen, Herr
zu Rotteneck, Ennsegg und Mauthausen. Die beiden letztgenannten
Herrschaften wurden ihm von Kaiser Maximilian II. am 22.9.1567
lebenslang zur Nutznießung bestätigt. Bis 1570 war das neue
Schloß fertiggestellt, freilich noch erheblich kleiner als die
heutige Anlage und unter Mitverwendung von Altbestand. Und der
Bauherr prägte den neuen Namen Ennsegg.
Das Entscheidende an dieser Entwicklung war, daß eine landesfürstliche Burg zu einem adeligen Freisitz und kurz darauf zu einer freien Herrschaft wurde. Nach dem Tod Giengers 1577 wechselten die Besitzer mehrfach: Seine Tochter Ursula von Gienger, ihr Ehemann Ferdinand Helfried von Meggau, David Ungnad von Weissenwolff (-22.11.1600), und dessen Sohn Andreas Ungnad von Weissenwolff (-1623), wurde ein Opfer der Vertreibung von Protestanten, nun ja, er hatte sich auch am Aufstand gegen den Landesherrn und seine Politik der Rekatholisierung beteiligt. 1623 wurde ihm daher der Besitz entzogen. Dann folgten als Besitzer von Ennsegg Ott Josef von Kirchberg, zunächst als Pfand, dann als freies Eigengut, dann dessen Sohn, ebenfalls Ott Josef von Kirchberg, dann dessen Witwe Regina von Hoyos, und von dieser kaufte 1656 David Ungnad von Weissenwolff (1604-6.3.1672), Sohn des enteigneten Andreas, mittlerweile katholisch und seit 1645 im Grafenstand befindlich, Ennsegg für die Familie zurück. David Ungnad, Graf und Herr von Weissenwolff, Freiherr zu Sonn- und Ennsegg, war Landeshauptmann von Österreich ob der Enns, und er errichtete die beiden großen Flügelbauten nördlich und östlich des Hofes. Seine Urenkelin Maria Anna Josepha Ungnad von Weissenwolff (1703-10.3.1730), Tochter von Franz Anton Ungnad Graf von Weissenwolff (1679-1715) und Maria Franziska Isabella von Lamberg (1682-1748), brachte Ennsegg als Heiratsgut an ihren ihr am 23.4.1722 angetrauten Mann, den Fürsten Johann Wilhelm Trautson (5.1.1700-31.5.1775), 2. Fürst Trautson und Graf zu Falckenstein. Die Beiden hatten eine Tochter namens Maria Josepha Rosalia Prinzessin von Trautson (26.8.1724-10.5.1792), welche 1744 Fürst Karl Josef Anton von Auersperg (17.2.1720-2.10.1800), den 5. Fürsten, Herzog von Gottschee, Graf zu Thengen, Graf zu Wels, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, k. k. wirklicher geheimer Rat, Kämmerer, Obersterblandmarschall, Erblandkämmerer in Krain und der Windischen Mark, heiratete und Ennsegg wieder als Heiratsgut 1744 an diesen brachte. Dann folgte der Sohn aus dieser Verbindung, Vinzenz Ferrerius Regnaldus Aloysius Josephus Cajetanus Graf von Auersperg (31.8.1765-4.6.1833), 1794 als Besitzer nach, dann wiederum dessen Sohn, Vinzenz Christian Friedrich Johann Graf von Auersperg (11.8.1813-6.2.1880) im Jahre 1838.
Das
Wappen der Fürsten von Auersperg am Tor
Von dieser Familie wurde das neue Eingangstor zum Vorplatz
errichtet, denn dort ist das teilweise arg verwitterte Wappen der
Fürsten von Auersperg nach dem österreichischen Diplom
vom 17.9.1653. Der Fürstenstand wurde in der Primogenitur
geführt, Ennsegg gehörte dem 5. Fürsten und danach einer
nachgeboren Linie im Grafenstand. Der Hauptschild ist gespalten
und zweimal geteilt, Feld 1: Münsterberg in Schlesien,
gespalten, rechts: in von Gold und Silber gespaltenem Felde ein
von Schwarz und Rot gespaltener Adler, auf der Brust ein
liegender silberner Mond (Halbmond, Mondsichel), hier
vereinfacht, links: in Rot ein gekrönter silberner Löwe (Frankenstein),
Feld 2: Thengen, durch einen blauen Wellenbalken geteilt,
oben: in Rot ein schreitender, gekrönter, silberner Löwe, unten
in Gold ein schwarzer Adler, auf der Brust mit einem silbernen
liegenden Halbmond belegt (schlesischer Adler), Feld 3 und 6: in
Rot auf grünem Boden ein einwärts schreitender goldener
Auerochse mit goldenem Nasenring (Auersperg), Feld 4 und
5: in Gold ein schwarzer Adler, stehend auf einer schwarzen Bank
(modifiziertes Wappen der ausgestorbenen Schöner zum
Stubenhart, bereichert um den Adler), Herzschild: in Silber
ein roter, golden gekrönter Löwe. Dazu werden ein Fürstenhut
und ein aus diesem herabfallender roter, hermelingefütterter
Wappenmantel geführt. Die Herrschaft Thengen wurde am 24.10.1663
pfandweise erworben. Mit dem Herzogtum Münsterberg und
Frankenstein in Schlesien wurde die Familie am 30.7.1654 belehnt.
Ein ganz ähnliches Wappen gibt es am Ostzugang (ohne Abb.). Im Inneren gibt es einen Ofen aus Keramik mit dem Wappen der Jörger (ohne Abb.), das ist irreführend, weil die Jörger nichts mit Ennsegg zu tun hatten - dieser Ofen stammt aus Schloß Köppach.
Geschichte vom
Ende des Alten Reiches bis heute
1809 hatte Schloß Ennsegg für wenige Tage Napoléon Bonaparte
zu Gast, der zuvor die Schlacht bei Ebelsberg im Zuge des
Fünften Koalitionskrieges gewonnen hatte und nun freie Bahn nach
Wien hatte. Unter Vinzenz Ferrerius Regnaldus Aloysius Josephus
Cajetanus Graf von Auersperg (31.8.1765-4.6.1833) und seiner
Frau, Maria Aloisia Gräfin von Clam und Gallas
(8.10.1774-27.2.1831), und insbesondere unter ihrem Sohn, Vinzenz
Christian Graf von Auersperg (11.8.1813-6.2.1880), wurden die
Innenräume des Schlosses dem Zeitgeschmack angepaßt, außerdem
wurde der Schloßpark im Stil eines englischen Landschaftsgartens
angelegt. Ende des 19. Jh. gehörte Schloß Ennsegg den
Schwestern des unvermählt gebliebenen Vinzenz Christian Graf von
Auersperg (1813-1880), Mathilde Gräfin von Auersperg (1811-1888)
und Caroline Johanna Marie Gräfin von Auersperg
(6.5.1809-14.12.1900). Weil letztere Landgraf Johann Nepomuck
Joachim Egon von Fürstenberg-Weitra (21.3.1802-10.1.1879)
geheiratet hatte, kam der Besitz 1904 an deren Sohn, Landgraf
Eduard Egon von Fürstenberg (5.11.1843-19.9.1932), der aber
keine Kinder hatte und seine Nichte adoptierte. 1928 kam Schloß
Ennsegg durch Schenkung an die am 6.5.1928 von ihm adoptierte
Maria Karoline Johanne Gräfin von Walderdorff-Fürstenberg
(9.4.1867-3.4.1942, eine geborene von Rechberg-Rothenlöwen,
Tochter von Aloys von Rechberg und Rothenlöwen und Aloysia Marie
Gräfin zu Fürstenberg-Weitra), vermählt am 15.4.1890 in Wien
mit Joseph Wilderich Karl Eduard Richard Vincentius von
Walderdorff (19.7.1862-6.8.1933). Diese hatten als Töchter Marie
Julie Luise Josepha Thomasia Paula Gräfin von Walderdorff
(7.3.1891-17.8.1973) und verheiratete Gräfin Colloredo-Mannsfeld
(Ehemann: Franz de Paula von Colloredo-Mannsfeld,
11.10.1885-12.2.1935), kinderlos, und Therese Marie Josepha
Aloysia Ladislaja Gräfin von Walderdorff (27.6.1899-25.6.1977),
unvermählt und kinderlos. Danach kam der Besitz an Franz Eugen
Graf von Walderdorff (11.4.1925-2014). In der letzten Kriegsphase
und noch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt das Schloß
in den Innenräumen große Schäden, wobei die Zerstörungen
besonders die Rokokozimmer betrafen.
Die Immobiliengesellschaft Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeburg & Co KG kaufte im Jahr 2000 das Schloß von Franz Eugen Graf Walderdorff und begann mit der Sanierung und der Revitalisierung des historischen Anwesens. Der Jurist, Bauträger und Unternehmer Dr. Georg Graf von Spiegelfeld-Schneeburg (1.6.1957-) saniert und vermarktet mit Leidenschaft für Denkmalpflege etliche historische Gebäude und alte Anwesen, so ist er auch an Schloß Tollet beteiligt, ebenso revitalisierte er die Schlösser Parz und Tillysburg. Die Stadt Enns hingegen kaufte den Schloßpark. Das Schloß wird heute im Sinne eines städtischen Kulturzentrums vielfältig genutzt. Hier haben die Landesmusikschule, ein Standesamt, das Theater Sellawie und mehrere Gastronomiebetriebe ihren Sitz. Auch das Ennser Museum für Stadtgeschichte wurde hier untergebracht. Die Räumlichkeiten wie der Festsaal (Georgenbergsaal), die Schloßkapelle mit einem achteckigen, überkuppelten Zentralraum und mit Fresken und Malereien oder die Sala Terrena im Erdgeschoß mit angrenzendem Rosengarten können für Veranstaltungen und Feiern gemietet werden. Teile sind als Wohnräume und Büros vermietet.
Kommunalwappen
Hier ist eine Kommunalflagge der Stadt Enns aufgehängt:
Dem grün-weiß-rot gestreiften Tuch ist der städtische
Wappenschild aufgelegt, geteilt, oben in Grün ein silbernes, rot
bewehrtes, aus der Teilung wachsendes Pantier; unten silbern-rot
geteilt. Das ist eine Kombination der oberen Hälfte des Wappens
des Herzogtums Steiermark mit der unteren Hälfte des Wappens des
Erzherzogtums Österreich, und damit soll an die Georgenberger
Handfeste erinnert werden, die hier 1186 in Enns ausgestellt
wurde, ein Erbvertrag zwischen Herzog Ottokar IV. von der
Steiermark aus dem Geschlecht der Traungauer und Herzog Leopold
V. von Österreich aus dem Haus der Babenberger. Ersterer hatte
keine Nachkommen und er vererbte letzterem sein Herzogtum
mit der Auflage, daß beide Herzogtümer für immer verbunden
sein sollten. Schon 1192 trat der Erbfall ein, und der heute in
Graz aufbewahrte Staatsvertrag kam zum Zuge, ein erster Schritt
zur Bildung des aus vielen Ländern bestehenden österreichischen
Staates. Daneben ist dieser Vertrag aber auch ein wichtiges
Rechtsdokument, weil er erstmalig Rechte der Ministerialen, der
Landleute und des städtischen Bürgertums festlegt.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.2152676,14.4813048,18.87z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.2152907,14.4813427,188m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Schloß Ennsegg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ennsegg
Schloß Ennsegg auf Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=244
Schloß Ennsegg auf Wehrbauten AT: http://www.wehrbauten.at/ooe/oberoesterreich.html?/ooe/ennsegg/ennsegg.html
Oskar Hille: Burgen und
Schlösser von Oberösterreich, Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992,
ISBN 3-85068-323-0, S. 50-51
Alte Ennsburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ennsburg
Neue Ennsburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Ennsburg
Georg Gienger von Rottenegg https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Gienger_von_Rotteneck
Georgenberger Handfeste: https://de.wikipedia.org/wiki/Georgenberger_Handfeste
von Auersperg: https://de.wikipedia.org/wiki/Auersperg
von Trautson: https://de.wikipedia.org/wiki/Trautson
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
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