Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3081
Attnang-Puchheim
(Bezirk Vöcklabrück, Oberösterreich)
Das Schloß Puchheim
Heutiges
Erscheinungsbild
Schloß Puchheim befindet sich ganz im Süden von
Attnang-Puchheim zwischen der Gmundner Straße und der Puchheimer
Au, einer ausgedehnten feuchten Niederung mit mehreren Teichen.
Im Süden befindet sich das eigentliche Schloß, eine
geschlossene Anlage auf unregelmäßigem Grundriß mit einem von
Arkaden umgebenen Innenhof und ca. 65 m x 45 m Ausdehnung, einem
überaus mächtigen und beeindruckenden Torturm auf der Nordseite
und zwei schlanken Türmchen mit Zwiebelhaube an der
südwestlichen Schmalseite. An dieses Kernschloß ist auf der
Nordwestseite die bis zur Gmundner Straße reichende,
fünfschiffige Wallfahrts-Basilika Maria Puchheim angesetzt. Im
Nordnordosten des Schlosses liegt das baulich völlig getrennte
Vorschloß, eine mehrflügelige, zweistöckige Anlage von
hufeisenförmigem Grundriß und einer Ausdehnung von ca. 112 m x
80 m. Dieses Vorschloß mit seinen ehemaligen Wirtschaftsbauten
besitzt einen mächtigen Torturm mit verschieferter, achtseitiger
Zwiebelhaube samt Laterne an der Nordwestecke, einen Rundturm an
der Nordspitze und einen weiteren Turm an der Westseite. Zwischen
Vorschloß und Hauptschloß führt einen lange, auf drei großen
Bögen ruhende Steinbrücke über den ehemaligen Schloßgraben.
Das Gelände und das in städtischem bzw. kirchlichem Besitz
befindliche Vorschloß sind frei zugänglich; dort sind die
Landesmusikschule im städtischen Westtrakt und das
Bildungszentrum Maximilianhaus und das Pfarrzentrum in den
nördlichen und östlichen Trakten untergebracht, die der Pfarrei
bzw. Diözese Linz gehören. Der Südtrakt ist städtisch, steht
leer und ist ein Sanierungsfall. Das als Kloster und
Exerzitienhaus genutzte Hauptschloß gehört einer
Redemptoristen-Ordensgemeinschaft und ist weder zugänglich noch
zu besichtigen, am Torturm ist Schluß.
Baugeschichte
von Schloß Puchheim
Schloß Puchheim geht zurück
auf eine im 11. Jh. errichtete und 1130 erstmals erwähnte
Befestigungsanlage der Herren von Puchheim. Albrecht von Puchheim
verkaufte den Stammsitz der Familie zusammen mit seinem gesamten
oberösterreichischen Besitz am 15.10.1348 an Herzog Albrecht II.
von Österreich und siedelte in den Norden von Niederösterreich
um, wo er im Tausch Litschau und Heidenreichstein zu Lehen bekam.
Die nun landesfürstliche Burg Puchheim wurde pfandweise an
mehrere aufeinanderfolgende Adelsgeschlechter vergeben, darunter
im 14. Jh. Gundacker von Polheim, Hans von Traun und Heinrich von
Wallsee. War Puchheim mal nicht verpfändet, wurde es von
landesfürstlichen Pflegern verwaltet. Herzog Albrecht VI. von
Österreich verkaufte Puchheim 1462 an Ulrich Rehlinger, seinen
Hubmeister. Nach mehreren Besitzerwechseln kam der auf einem an
zwei Seiten steil abfallenden Geländesporn gelegene Herrensitz
an Wolfgang IV. von Polheim (31.10.1458-11.11.1512), dann an
seinen Enkel Casimir von Polheim (13.11.1526-29.9.1565), dann an
seinen Urenkel Weickhard. Im Jahr 1585 brannte die
mittelalterliche Burg komplett ab. Danach baute der zuvor
genannte Weickhard d. Ä. von Polheim (1553-25.5.1609) den
Herrschaftssitz als Renaissance-Schloß wieder auf. Adam Graf von
Herberstorff, bayerischer Statthalter in Oberösterreich,
beschlagnahmte das Schloß Puchheim im Jahre 1627; die
Vorgeschichte war, daß sich die Familie mit dem oben genannten
Wolfgang IV. von Polheim (1458-1512) der Reformation
angeschlossen hatte und Weickhard d. J. von Polheim (1582-) im
Zuge der Gegenreformation am oberösterreichischen Adelsaufstand
beteiligt hatte und seines Besitzes deshalb verlustig gegangen
war. Die Witwe des Erwerbers, Maria Salome, verkaufte Puchheim
wegen drückender Schulden an Georg Siegmund Freiherr von
Salburg. Den Freiherren und späteren Reichsgrafen von Salburg
gehörte Puchheim bis 1767, dann folgten nach Verkauf als
Besitzer die Freiherren und späteren Grafen von Fuchs 1767-1839.
Allianzwappen
Bourbon und Österreich-Este
Der Besucher findet zwei
Wappendarstellungen am Schloß, beide über den Toren, mit den
gleichen Inhalten und für die gleichen Bauherren bzw. Besitzer,
und beide nur in die Kartuschen hineingemalt, nicht reliefiert.
Das spricht für eine nachträgliche Nutzung vorhandener älterer
Kartuschen. Das Wappen über dem Torturm des Vorschlosses ist in
schlechterem Erhaltungszustand; die Farben sind deutlich dunkler,
fehlerbehafteter und schlechter erkennbar. Es ist in ein einziges
Kartuschenfeld hineingemalt worden und entsprechend kleinteilig.
Das Wappen über dem Tor zum Hauptschloß ist in jüngerer Zeit
offensichtlich aufgefrischt worden. Das Ehewappen am Hauptschloß
ist in zwei einzeln nebeneinander gestellte Ovalkartuschen
hineingemalt worden, die unter einer gemeinsam genutzten
plastischen Krone zusammengestellt sind. Nur das Wappen am
Vorschloß-Torturm ist mit einem aus einer Krone herabfallenden
Wappenmantel ausgestattet.
Heraldisch rechts sehen wir auf der Seite für den Ehemann das Wappen der Bourbonen, in Blau drei (2:1) goldene Lilien (Haus Bourbon, azure, trois fleurs-de-lys d'or). Das Wappen auf der anderen Seite steht für die Ehefrau und ist geviert mit Herzschild, und es ist nicht in allen Feldern korrekt tingiert: Feld 1: gespalten, rechts siebenmal rot-silbern geteilt (Königreich Ungarn, Alt-Ungarn), links in Rot auf grünem Dreiberg aus einer goldenen Krone emporwachsend ein silbernes Patriarchenkreuz (Neu-Ungarn), Feld 2: in Rot ein golden gekrönter silberner Löwe mit doppeltem Schwanz (Königreich Böhmen),
Feld 3: gespalten, rechts in Silber eine gewundene, eigentlich golden gekrönte blaue Schlange, einen naturfarbenen Menschen ausspeiend (Visconti, Lombardei, Herzogtum Mailand), links in Blau auf grünem Boden der goldene Markuslöwe, in den Pranken ein offenes Buch haltend mit dem Text "PAX TIBI, MARCE, EVANGELISTA MEUS" (Republik Venedig, Venetien, Venedig), zusammen das Königreich Lombardo-Venetien, Feld 4: gespalten, rechts in Blau ein roter Balken, darüber eine schwarze Dohle, darunter drei goldene Kronen (Galizien), links in Blau zwei in zwei Reihen rot-silbern zu sechs Feldern geschachte Balken (Lodomerien), zusammen das Königreich Galizien und Lodomerien, Herzschild gespalten, rechte Hälfte: zweimal gespalten, rechts in Gold ein roter Löwe (Habsburg), in der Mitte in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), links in Gold ein roter Schrägbalken, belegt mit drei silbernen Alérions (Herzogtum Lothringen), linke Hälfte: in Blau ein silberner, golden bewehrter und gekrönter Adler (d'Este, Herzöge von Modena). In dieser Form handelt es sich um das Wappen der habsburgischen Nebenlinie Österreich-d'Este.
Bei dem Wappen am Vorschloß-Torturm haben sich ein paar farbliche Fehler eingeschlichen, so ist der gesamte obere Bereich schwarz statt rot, und Kreuz und Löwe sind golden statt silbern.
Maximilian von
Österreich-Este als Besitzer von Puchheim
Diese beiden Wappen führen zur
Geschichte von Schloß Puchheim nach 1839. In diesem Jahr wurde
es nämlich an Maximilian Joseph Johann Ambrosius Erzherzog
von Österreich-Este Prinz von Modena (14.7.1782-1.6.1863)
verkauft. Er war der Sohn von Ferdinand Karl Anton Erzherzog von
Österreich Herzog von Modena Herzog von Breisgau
(1.6.1754-24.12.1806) und Maria Beatrix Riccarda d'Este Herzogin
von Modena (6.4.1750-14.11.1829), durch deren Ehe die Verbindung
zwischen dem Haus Habsburg und dem Haus d'Este und die
Vereinigung von Namen und Wappen geschaffen wurde. Maximilian war
k. u. k. Feldmarschall, seit 1804 Ritter des Deutschen Ordens und
seit 1835 Deutschordenshochmeister; entsprechend blieb er
unvermählt und kinderlos. Er förderte neben dem Deutschen Orden
auch andere Ordensgemeinschaften, holte erst 1847 die Jesuiten
und dann, nachdem deren 1773 aufgelöster und 1814
wiedergegründeter Orden 1848 erneut aus Österreich verbannt
worden war, 1851 die Redemptoristen (Congregatio Sanctissimi
Redemptoris) aus Altötting nach Puchheim und überließ ihnen
einen Teil des Hauptschlosses zur Nutzung. Sie sollten die
Pfarrei und Seelsorge im Ort betreuen. Maximilian wollte Puchheim
zu einem religiösen Zentrum für die Umgebung machen. 1863 ging
Schloß Puchheim auf dem Erbwege an die Gräfin von Chambord,
seine Nichte. Diese setzte die Zusammenarbeit mit den
Redemptoristen fort.
Maria Theresia
Beatrix Gaëtana von Modena als Besitzerin von Puchheim
Maximilians Bruder war Francesco
IV. von Österreich-Este Herzog von Modena (6.10.1779-21.1.1846),
oder mit vollem Namen Franz IV. Ferdinand Joseph Karl Ambrosius
Stanislaus, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, Erzherzog
von Österreich, seit dem 14.7.1814 Herzog von Modena, Reggio und
Mirandola, Massa und Carrara, Fürst von Corregio und Capri.
Dieser heiratete Maria Beatrice Vittoria Giuseppina von Sardinien
(6.12.1792-15.9.1840), und aus dieser Ehe entsprossen vier
Kinder: 1.) Maria Theresia Beatrix Gaëtana von Modena
(14.7.1817-25.3.1886), und um diese geht es jetzt hier, 2.) Franz
V. Ferdinand Geminian Herzog von Modena (1.6.1819-20.11.1875),
der aber 1848 und dann endgültig 1859 aus seinem Herzogtum
vertrieben wurde und der Erzherzog Franz Ferdinand von
Österreich zum Universalerben eingesetzt hatte, 3.) Ferdinand
Karl Victor d'Este Erzherzog von Österreich
(20.7.1821-15.12.1849) und 4.) Maria Anna Beatrix Franzisca
Erzherzogin von Österreich-Este (13.2.1824-18.3.1906), auf die
wir gleich noch einmal zurückkommen werden.
Maria Theresia Beatrix Gaëtana von Modena (14.7.1817-25.3.1886) war diejenige, die 1863 Schloß Puchheim erbte, und zu ihr paßt das zweimal vorgefundene und oben beschriebene Allianzwappen, denn diese heiratete 1846 in Bruck an der Mur Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné de Bourbon Comte de Chambord (29.9.1820-24.8.1883), den Sohn von Charles Ferdinand Prince de France Duc de Berry (24.1.1778-14.2.1820) und Principessa Maria Carolina Fernanda Luisa de Borbone-Due Sicilie Comtesse de Rony (5.11.1798-16.4.1870). Henri Charles war zunächst titelmäßig Herzog von Bordeaux und Graf von Chambord, dann wurde er am 2.8.1830 von den Legitimisten zum König Henri V. von Frankreich ausgerufen, mußte aber schon wieder am 7.8.1830 Verzicht leisten. Das Paar hatte keine Kinder und lebte in der Nähe von Wiener Neustadt auf Schloß Frohsdorf sowie in Venedig und hatte es sich im Exil gut eingerichtet. Noch zweimal versuchte die legitimistische Partei, Henri Charles als französischen König Henri V. zu installieren, einmal 1848 und noch einmal 1870. Endgültig scheiterte der Versuch 1871, weil Henri Charles lieber ein wohlhabender Landadeliger blieb als französischer König unter für ihn unannehmbaren Kompromissen wie Trikolore als Nationalflagge oder Verpflichtung auf eine Verfassung. Die am Tor angebrachte Jahreszahl 1878 weist auf einen Umbau durch die Eigentümer hin, die im Schloß eine Mädchenschule einrichteten. Eine zweite Jahreszahl nennt 1948 als Zeitpunkt einer weiteren Renovierung.
Mit dem Tod von Maria Theresia fiel der Puchheimer Besitz 1886 an die Bourbonen, unter denen die Kirche errichtet wurde. Die ältere Hauptlinie der Bourbonen erlosch mit Maria Theresias Ehemann 1883, dann kam die spanische Bourbonenlinie zum Zug. Da aber der Vertrag von Utrecht 1713 deren Anspruchsnachfolge verneint, gibt es aktuell zwei Parteien und zwei um den Anspruch auf den französischen Thron konkurrierende Thronprätendenten, einen der spanischen Bourbonen (Luis Alfonso Gonzalo Víctor Manuel Marco de Borbón y Martínez-Bordiú) und einen des Hauses Orléans (Jean Charles Pierre Marie dOrléans, Graf von Paris).
Don Alfonso von
Bourbon als Besitzer von Puchheim
Oben wurde bereits Maria Theresias
jüngere Schwester erwähnt, Maria Anna Beatrix Franzisca
Erzherzogin von Österreich-Este (13.2.1824-18.3.1906). Diese
heiratete am 6.2.1847 in Modena ebenfalls einen Bourbonen,
nämlich Juan Carlos III. de Borbón Infante de España Conde de
Montizon (15.5.1822-1887). Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Kinder, 1.) Carlos Maria de Dolores Juan Isidro José Francisco
Quirino Antonio Michael Gabrielo Rafaelo Prince de Borbón Duque
de Madrid y de San Jaime Conde de la Alcarria (30.3.1848-1909),
2.) Alfonso Carlos I. Fernando José Juan Pio Infante de
España Duque de San Jaime (12.9.1849-29.9.1936), ein
Prätendent. Und dieser erbte Puchheim (und Ebenszweier) von
seiner Tante. Die Schlüsselfiguren sind also zwei Schwestern,
von denen die erste einen französischen und die zweite einen
spanischen Bourbonen heiratete. Und Puchheim kam an die
erstgenannte Schwester, dann an den Sohn der anderen Schwester,
dann weiter an Verwandte des Ehemannes der ersten Schwester. Und
alle waren engstens verschwägert und mehrfach miteinander
verwandt. Besagter Don Alfonso von Bourbon heiratete am
26.4.1871 in Kleinheubach Maria das Neves Isabella Eulalia
Charlotte Adelaide Michaele Rafaele Gabriele Gonzaga de Paula
Sophie Agnes Romana de Braganca Infanta de Portugal
(5.8.1852-1941), seine Cousine zweiten Grades; das Paar hatte
keine Kinder. Don Alfonso, der im Alter von 87 Jahren in Wien
beim Überqueren einer Straße von einem Lastwagen überrollt
worden war, wurde in der Familiengruft in der Schloßkapelle
Puchheim begraben.
Prinz Xavier de
Bourbon-Parma als letzter adeliger Besitzer von Puchheim
Die nächste Verbindung war
folgende: Henri Comte de Chambord hatte eine ältere
Schwester, Louise Marie Therese de Berry Princesse d'Artois
(21.9.1819-1.2.1864), die in zweiter Ehe am 10.11.1845 auf
Schloß Frohsdorf Carlo III. de Borbone Duca di Parma e Piacenza
(14.1.1823-27.3.1854) heiratete, der 1849 in Parma die Regierung
übernahm, sich durch ein reaktionäres Willkürregime verhaßt
machte und schließlich auf offener Straße erdolcht wurde.
Louise Marie Therese übernahm die Regentschaft für den
minderjährigen Sohn Roberto. Über diese Verbindung ging
Puchheim nach dem Tod von Alfonso Carlos an die Linie Bourbon-Parma
über. Die älteste Tochter aus dieser Ehe war Principessa
Margherita Maria Teresa Henrietta de Borbone-Parma
(1.1.1847-29.1.1893), die am 4.2.1867 in Frohsdorf Carlos Maria
de Dolores Juan Isidro José Francisco Quirino Antonio Michael
Gabrielo Rafaelo Prince de Borbón Duque de Madrid y de San Jaime
Conde de la Alcarria (30.3.1848-1909) heiratete, also Infant Karl
von Spanien aus dem Hause Bourbon, Herzog von Madrid.
Der älteste Sohn von Carlo III. und Louise Marie Therese war Roberto Carlo Ludovico Maria de Borbone-Parma Duca di Parma e Piacenza (9.7.1848-16.11.1907), der letzte regierende Herzog von Parma, Piacenza und Guastalla, ehe es im neuen Einheitsstaat Italien aufging. Das war also der Neffe des Grafen von Chambord. Dieser heiratete in erster Ehe am 5.4.1869 auf Schloß San Martino bei Lucca Prinzessin Maria Pia von Neapel-Sizilien (1849-1882), seine Cousine zweiten Grades (der "Ahnenschwund" rächte sich bei den Kindern aus dieser Verbindung, denn "Ahnenschwund" ist nur die höfliche Formulierung für Inzucht), und in zweiter Ehe am 15.10.1884 auf Schloß Fischhorn die portugiesische Infantin Maria Antonia Amelie Kamilla Karoline Eulalie Leopoldine Sophie Agnes Franziska von Assisi und von Paula Michaele Gabriele Raphaele Gonzaga Gregoria Bernhardine Benedikta Andrea Princesse de Braganca (28.11.1862-14.5.1959).
Und aus dieser zweiten Ehe entsproß Prinz Xavier de Bourbon-Parma, bzw. ausführlich Francesco Xaverio Carlo Maria Anna Giuseppe de Borbone Duca di Parma (25.5.1889-7.5.1977). Und es gibt noch eine kürzere Querverbindung: Die Mutter von Prinz Xavier, Maria Antonia Amelie Kamilla Karoline Eulalie Leopoldine Sophie Agnes Franziska von Assisi und von Paula Michaele Gabriele Raphaele Gonzaga Gregoria Berhardine Benedikta Andrea Princesse de Braganca (28.11.1862-14.5.1959), war das jüngste von sieben Kindern, und ihre älteste Schwester war Maria das Neves Isabella Eulalia Charlotte Adelaide Michaele Rafaele Gabriele Gonzaga de Paula Sophie Agnes Romana de Braganca Infanta de Portugal (5.8.1852-1941), die Ehefrau von Don Alfonso Carlos. Prinz Xavier war auf diesem Weg der angeheiratete Neffe von Don Alfonso Carlos.
Xavier heiratete am 12.5.1927 in Lignières Marie Madeleine Ivonne Comtesse de Bourbon-Busset (23.3.1898-1.9.1984) und hatte mehrere Kinder. Er war der letzte Bourbone, dem Puchheim gehörte. Er hatte es nach dem Tod von seinem Onkel Don Alfonso Carlos geerbt, und er wurde auch von ihm zum Regenten Spaniens im Falle eines carlistischen Erfolgs bis zur Lösung des Nachfolgeproblems bestimmt, und eigentlich hatte sich Don Alfonso Carlos noch mehr gewünscht, daß Xavier, der sich als Franzose fühlte und zunächst keine spanischen Thronambitionen hatte, auch als carlistischer Prätendent auf den spanischen Thron zur Verfügung gestanden hätte. Erst 1952 erhob dieser Anspruch auf den spanischen Thron. Die Gegenseite machte ihm zwei Vorwürfe, erstens die unstandesgemäße Heirat und zweitens die fehlende spanische Staatsangehörigkeit (deren Erlangung von der Gegenseite hintertrieben wurde). Wie wir wissen, ließ schließlich Franco alle Prinzen von Bourbon-Parma aus Spanien ausweisen. Die spanische Krone ging dann an den Sohn von Juan Carlos Teresa Silverio Alfonso de Borbón y Battenberg, Infant von Spanien und Graf von Barcelona, an König Juan Carlos I. Am 8.4.1975 leistete Franz Xavier Verzicht auf seine Thronansprüche zugunsten seines Sohnes Carlos Hugo von Bourbon-Parma, Vertreter des linken Lagers (was zu einer tiefen Spaltung des carlistischen Lagers und unüberbrückbaren Differenzen selbst innerhalb der Familie führte), und nach dessen Verzicht erhob 1977 dessen jüngerer Bruder Sixtus Henri Hugues François Xavier de Borbón-Parma y Borbón-Busset, Herzog von Aranjuez und Vertreter des Traditionalisten-Lagers, Ansprüche auf den spanischen Thron. Momentan sieht es aber eher nicht danach aus, daß er damit durchkommt.
Die
Basilika: neuer als sie aussieht
Die mit dem Schloß baulich
verbundene Basilika sieht älter aus als sie ist, denn bis weit
ins 19. Jh. war hier der Schloßgraben. Erst 1886-1890 wurde die
Kirche vom Wiener Architekten Richard Franz Jordan (1847-1922) in
historistischen, sich am Renaissance-Stil des Schlosses
orientierenden Formen erbaut; bis dahin diente die kleine
Schloßkapelle als Kirche. Die Wallfahrt im Ort
(Marien-Gnadenbild und Maria-Hilf-Prozession) hatte sich aber
dermaßen entwickelt, daß der Platz hinten und vorne nicht mehr
reichte und ein neues Gotteshaus her mußte. 1951 wurde die
Kirche zur Basilica minor erhoben, 1968 zur Pfarrkirche.
Neue
Besitzer für Schloß Puchheim
Das Hauptschloß Puchheim
blieb bis 1969 in Prinz Xaviers Besitz, dann ging es durch
Schenkung an das Redemptoristenkloster. Das Puchheimer Vorschloß
ging ebenfalls durch Schenkung 1993 an die Stadt
Attnang-Puchheim. Der Besitz wurde aufgeteilt in einen Teil im
Eigentum der Stadt und einen Teil im Eigentum der Diözese. Seit
1993 gibt es im Vorschloß eine Galerie im Torturm; die
hauseigene Sammlung zeitgenössischer Kunst besteht aus über 50
Werken vorwiegend österreichischer Künstler und wird
ehrenamtlich betreut und zugänglich gemacht.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.0000403,13.7148173,17.87z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@48.000141,13.7149075,245m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, NP,
St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 177-178.
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich,
Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 143-144.
Schloß Puchheim auf Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=615
Schloß Puchheim auf Wehrbauten-AT: http://www.wehrbauten.at/ooe/puchheim/puchheim.html
Schloß Puchheim auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Puchheim
Schloß Puchheim auf den Seiten Tourismus-Hausruckwald: https://www.tourismus-hausruckwald.at/oesterreich-poi/detail/402303/schloss-puchheim.html#ttgCollapseOeffnungszeiten
Webseite von Schloß Puchheim: https://www.schloss-puchheim.at/
Maximilianhaus: https://www.dioezese-linz.at/maximilianhaus
Galerie im Schloß: https://www.galerieschlosspuchheim.at/
Herren von Puchheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Puchheim_(Adelsgeschlecht)
Herren von Polheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Polheim_(Adelsgeschlecht)
Wallfahrtskirche Maria Puchheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrtsbasilika_Maria_Puchheim
Redemptoristen: https://de.wikipedia.org/wiki/Redemptoristen
Webseite der Redemptoristen: https://www.redemptoristen.com/aktuelles
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Maximilian Joseph von Österreich-Este: https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Joseph_von_Österreich-Este
Maria Theresia Beatrix Gaetana von Modena: https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia_von_Österreich-Este_(1817%E2%80%931886)
Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonné de Bourbon Comte de
Chambord: https://de.wikipedia.org/wiki/Henri_d%E2%80%99Artois
Louise Marie Thérèse
d'Artois: https://de.wikipedia.org/wiki/Louise_Marie_Th%C3%A9r%C3%A8se_d%E2%80%99Artois
Roberto Carlo Ludovico Maria de Borbone-Parma: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_I._(Parma)
Don Alfonso von Bourbon: https://de.wikipedia.org/wiki/Alfonso_Carlos_de_Borb%C3%B3n
Prinz Xavier de Bourbon-Parma: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_von_Bourbon-Parma
Josef M. Ammerstorfer: Die Bourbonen und die Kirche in
Österreich, Österreich-Este, Bourbon-Parma und die Kirche in
Österreich, im Zusammenhang mit Schloß Puchheim, Studia
Universitätsverlag, Innsbruck 2001, ISBN-10: 3901502319,
ISBN-13: 978-3901502316
Friedrich Steffe: Die Geschichte der Herrschaft Puchheim in
Österreich ob der Enns. Dissertation, Innsbruck 1950
Ricardo Mateos Sáinz de Medrano: Puchheim and Ebenzweyer, Two
Old Royal Properties, Royalty Digest, a Journal of Record,
Ticehurst, 103, Jan. 2001, S. 200-205
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
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