Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3064
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Pfarrkirche St. Gallus: Innenausstattung: Hochaltar und Orgelgehäuse

Die Bregenzer Pfarrkirche St. Gallus, deren Tradition bis ins 5. Jh. zurückreicht, entstammt in ihrem heutigen Baubestand weitgehend der Spätgotik und dem Barock. 1477 brannte die alte Kirche ab, danach wurden der Kirchenraum erweitert und der Westturm bis 1480 ganz neu hochgezogen. Dann erfolgte ein barocker Umbau, zunächst erhielt der Turm 1672-1673 einen im Stil der Zeit geschwungenen Giebel, ausgeführt vom Maurermeister Michael Kuen aus Bregenz und Steinmetzmeister Hans Jakob Gruber aus Lindau; der Plan dazu stammte von Sebastian Greuter aus St. Gallen. In der Zeit von 1737 bis 1740 erfolgte der barocke Umbau des Langhauses nach einem Plan von Franz Anton Beer; es entstand ein dreijochiger Saalraum, der durch die 1738 erfolgte Ausmalung durch Joseph Ignaz Wegscheider aus Riedlingen und die 1746 angebrachten Stuckornamente von Abraham Bader aus Wessobrunn seinen festlichen Charakter erhielt.

 

Der genannte Abraham Bader aus Wessobrunn gestaltete auch den Hochaltar im Jahre 1746. Im Auszug ist die geschnitzte heilige Dreifaltigkeit dargestellt, Christus links, Gottvater mit der Weltkugel rechts, die Taube des Heiligen Geistes in der Mitte innerhalb eines Wolkenkranzes. Die Altarfiguren stellen außen Papst Gregor links und den namengebenden Kirchenpatron Gallus rechts dar, jeweils zwischen den äußeren Säulenpaaren aufgestellt, innen die Apostel Petrus links und Paulus rechts, das Altargemälde flankierend. Alle genannten Schnitzarbeiten stammen von Johann Georg Brem aus Kempten. Das Altarbild zeigt die Anbetung durch die Hirten, ein Werk von Franz Georg Herrmann aus Kempten. Am Gemäldescheitel unterhalb des Strahlenkranzes rings um die Taube des Heiligen Geistes ist das Wappen Österreichs angebracht, in Rot ein silberner Balken, bekrönt vom erzherzoglichen Ranghut. Die Ausstattung der Kirche fällt in die Regierungszeit von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich und römisch-deutsche Kaiserin. Sie hat selbst 1500 fl. für diesen Altar gestiftet. Das wurde vom Künstler honoriert, indem er der Hirtin hinten rechts in der Anbetungsszene, die durch ihr helles Gesicht die Aufmerksamkeit mit den Hauptfiguren teilt, die Züge von Maria Theresia verlieh.

Auch die Orgel mit ihrem prachtvollen Gehäuse entstand noch während der Lebens- und Regierungszeit von Maria Theresia. Die Orgel selbst war eine Arbeit von Josef Gabler aus Ochsenhausen; sie entstand 1768-1771 und ist sein letztes Werk. Das Orgelgehäuse, das so wunderbar mit den geschweiften Emporenbrüstungsgittern harmoniert, fertigte 1772 der Bildhauer Johann Heinrich Reichart aus Bregenz an. 1974 baute man in das Gehäuse eine neue mechanische Orgel der Kremser Firma Hradetzky mit 34 Registern ein. In der Mitte befinden sich oben zwei einander zugeneigte Wappenschilde, der heraldisch rechte zeigt erneut das Wappen des Erzherzogtums Österreich. Das linke Wappen stellt dasjenige der Grafen von Bregenz dar, in blauem Kürsch ein Pfahl von Hermelin mit drei schwarzen Hermelinschwänzchen übereinander.

Die Grafen von Bregenz waren eine schwäbische Adelsfamilie, die von ca. 920 bis zu ihrem Erlöschen 1160 von Bregenz aus Teile von Vorarlberg beherrschte. Man nennt sie Udalrichinger, weil ihre Vertreter meist den Vornamen Ulrich trugen. Nach dem Aussterben wurde Besitznachfolger Hugo Pfalzgraf von Tübingen (-1182), der die Erbin Elisabeth von Bregenz (1152-) geheiratet hatte, die einzige Tochter von Rudolf Graf von Bregenz, Graf in Unterrätien, Graf von Chur, und dessen zweiter Frau, Wulfhild von Bayern. Dadurch bekamen die Pfalzgrafen von Tübingen Alt-Montfort, Bregenz, Tettnang, Sigmaringen und Besitz in Churrätien. Ihrer beider Sohn Hugo nannte sich nach der Burg Montfort (Altmontfort, Weiler, Bezirk Feldkirch, Vorarlberg), und das Bregenzer Erbe bildete die Grundlage für die Etablierung der Grafen von Montfort im heutigen Vorarlberg, nördlich des Bodensees und in Unterrätien, woraus sich die Herrschaften Feldkirch, Bregenz und Tettnang entwickelten. Die Grafen von Montfort, von denen sich um 1250 die Grafen von Werdenberg abspalteten, teilten sich im 13. Jh. in die Linien Montfort-Feldkirch (erloschen 1390), Montfort-Tettnang (erloschen 1574) und Montfort-Bregenz (seit 1338 Montfort-Tettnang-Bregenz, erloschen 1523), von der sich im 15. Jh. ein steirischer Zweig abspaltete, der nach dem Aussterben der Tettnanger Linie das Haus Montfort bis 1787 fortsetzte.

Feldkirch und Bregenz waren da schon längst durch Verkauf an die Habsburger gegangen. Die Habsburger hatten die eine Hälfte von Bregenz schon 1451 von Elisabeth von Montfort-Bregenz, vermählte von Hachberg, erworben, die andere Hälfte dann 1523 von Hugo. Das Wappen für die Grafen von Bregenz ist in blauem Kürsch ein Hermelin-Pfahl mit drei Hermelinschwänzchen übereinander, so führen es die österreichischen Herrscher als Rechtsnachfolger und Träger des Titels, und so führt es auch die Stadt Bregenz seit der Verleihung 1529 durch König Ferdinand, den späteren Kaiser Ferdinand I., als Kommunalwappen. Dadurch, daß die Grafen von Bregenz schon 1160 erloschen sind, andererseits die ersten echten Wappen in der ersten Hälfte des 12. Jh. entstanden sind und keinerlei Belege über die Existenz dieses Wappens zu Zeiten der Grafen von Bregenz existieren, und auch die Grafen von Montfort kein Feld für Bregenz in ihr eigenes aufnahmen, wird bezweifelt, daß es sich um ein jemals wirklich geführtes Wappen handelt, vielmehr um ein apokryphes Wappen, also um ein solches, das der Familie nachträglich beigelegt wurde, weil es undenkbar für die mittelalterliche Vorstellungswelt war, daß sie keines gehabt haben sollen. Für die Udalriche ist nämlich gar kein Siegel belegbar. Die Grafen von Montfort hatten wahrscheinlich dieses Wappen erfunden, um auch mütterlicherseits ihre vornehme Abstammung heraldisch darstellen zu können.

Am 24.2.1529 gewährte Erzherzog Ferdinand von Österreich, der 6 Jahre zuvor erst die zweite Hälfte der Stadt und Herrschaft gekauft hatte, wodurch Bregenz nach einer über hundertjährigen Teilung wieder vereint wurde, der Stadt ein Wappendiplom (Archiv der Landeshauptstadt Bregenz: Urk. 493). Daß die Stadt das angeblich alte Grafschaftswappen führen durfte, tröstete sie ein bißchen darüber hinweg, daß sich ihre Hoffnungen auf mehr Selbst- und Mitbestimmung und erweiterte Rechte nach dem Vorbild von Feldkirch und Bludenz nicht erfüllt haben. Der lange geteilte Zustand hatte die Entwicklung einer stärkeren Rechtsstellung nachhaltig beschädigt, und so war auch beim Erzherzog in dieser Hinsicht nichts zu erreichen außer einem schönen, erfundenen Wappen, wenigstens ein Prestigeerfolg.

 

Das sechseckige Taufbecken besteht aus schwarzem Marmor. Am Fuß ist es mit Akanthusblättern, am Schaft ebenfalls und darüber mit geflügelten Engelsköpfen verziert. Die Beckenschale trägt auf einer Seite ein noch nicht identifiziertes Allianzwappen der Stifter, in der gegenwärtigen Farbfassung heraldisch rechts in Schwarz eine eingebogene rote Spitze und drei (2:1) Rosen, die in den schwarzen Plätzen golden, die dritte schwarz, links geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzer, mit drei goldenen Adlern belegter Balken, Feld 2 und 3: in Rot ein goldener, gekrönter Löwe mit einem Objekt zwischen den Vorderpranken; Hinweise zur Identifizierung willkommen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche:
https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
Grafschaft Bregenz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Bregenz
Elisabeth von Bregenz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Bregenz
Grafen von Montfort im Historischen Lexikon Bayern:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Montfort,_Grafen_von
Endlich ein Wappen für Bregenz:
https://apps.vorarlberg.at/vorarlberg/vorarlberg/bildung_schule/bildung/landesarchiv/weitere/ausstellungen/96gemeindewappen/endlicheinwappenfuerbrege.htm - Wappenbrief für Bregenz: https://apps.vorarlberg.at/vorarlberg/jpg/bregenz1529website.jpg

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