Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3061
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Pfarrkirche St. Gallus: Franz von Vintler

Die Inschrift dieses Gedenksteins für Franz Vintler von Plätsch und Runkelstein (1768-21.4.1807) lautet "Hier ruhet / FRANZ von VINTLER / zu / PLATSCH und RUNGGELSTEIN / Tyroler Landmann, wirklicher / k. k. Gubernialrath, Kreishauptmann, / Landvogt und Präses der / vorarlbergischen Stände. // Geboren zu Meran. Gestorben zu Bregenz, / im 39 Jahre seines Alters am 21 April 1807, / als k. bayr. Landescomissär von Vorarlberg. // R(EQUIESCAT). I(N). P(ACE)." Das Grabdenkmal und die Wappendarstellung sind zwar künstlerisch nicht anspruchsvoll, dennoch ist die Platte historisch interessant, weil sie ein Zeugnis der bayerischen Besatzungszeit und Verwaltung ist.

Franz Vintler von Plätsch wird hier zunächst als Kreishauptmann bezeichnet. Wie bei einem anderen Grabdenkmal erläutert, waren zunächst die Gebiete Vorarlbergs in Form von vier Vogteien organisiert. Dann reformierte Kaiser Karl VI. die Verwaltung und wandelte die Vogtei Bregenz in ein Oberamt um, geleitet von einem Oberamtsdirektor. Maria Theresia benannte das Ganze 1750 noch einmal um: Nun hieß die ehemalige Vogtei "k. k. Oberamt der Graf- und Herrschaften Bregenz und Hohenegg". 1786 kam die nächste Reform: Aus den Herrschaften Bregenz-Hohenegg und dem 1765 erworbenen Hohenems und den ehemaligen Vogteiämtern Feldkirch und Bludenz bildete man das Kreisamt Vorarlberg mit Sitz in Bregenz. Der Leiter dieses Kreisamtes war der Kreishauptmann, der der Regierung in Innsbruck und dem Tiroler Landeshauptmann unterstellt war. Im Amt des Kreishauptmannes folgten aufeinander Landvogt Karl Maria Edler von Schenk (-1789), dann Ignaz Anton von Indermauer (1789-1796), dann Johann Jakob von Vicari (1797-1805) und schließlich dieser Franz Vintler von Plätsch (1805-1806) als vierter und letzter der Reihe.

 

Franz Vintler von Plätsch wird danach jedoch inschriftlich als königlich-bayerischer Landkommissar bezeichnet. Das war die Folge des Friedens von Preßburg vom 26.12.1805: In der Schlacht bei Austerlitz war das österreichische Heer zusammen mit dem russischen von Napoléon besiegt worden, und es verlor 1.) die Grafschaft Tirol und Vorarlberg an das bisherige Kurfürstentum und gerade aus der Taufe gehobene Königreich Bayern, 2.) den Breisgau an das ebenfalls zum 1.1.1806 frischgebackene Königreich Württemberg sowie an das Kurfürstentum Baden und 3.) Venetien, Istrien, Dalmatien und Cattaro an das Königreich Italien. Auf der Haben-Seite konnte Österreich das säkularisierte Erzstift Salzburg und die ebenfalls säkularisierte Fürstpropstei Berchtesgaden verbuchen. Der Kurfürst von Salzburg, den es erst 3 Jahre lang gab, bekam zum Ausgleich das neu geschaffene Großherzogtum Würzburg. Bayern bekam auch noch einen Teil des ehemaligen Hochstifts Passau, außerdem das ehemalige Hochstift Augsburg. Österreich konnte weiterhin auf der Haben-Seite die säkularisierten Güter des Deutschen Ordens und des Malteserordens verbuchen. In summa war der Schaden für Österreich beträchtlich: Es verlor ein Siebtel seiner Staatseinnahmen und 4 Millionen Untertanen, das war ein Sechstel der Bevölkerung. Mittelbar führte diese extreme Schwächung Österreichs zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Folgejahr. Erst 1815 wurden im Zuge des Wiener Kongresses etliche Preßburger Folgen rückgängig gemacht. Jedenfalls wurde Bregenz im Preßburger Frieden bayerisch und blieb es bis 1814. Die Bayern trennten Tirol und Vorarlberg voneinander; letzteres wurde der Provinz Schwaben eingegliedert. Am 21.6.1808 schuf man den Illerkreis mit der Kreishauptstadt Kempten, und Vorarlberg gehörte dazu. Dieser Kreis wurde nach Verlusten 1810 an Württemberg und 1814 an Österreich 1817 wieder aufgelöst; der Löwenanteil kam an den Oberdonaukreis, Schongau kam zum Isarkreis.

Der Verstorbene, Franz Vintler von Plätsch, wurde erster bayerischer Kreiskommissär von Vorarlberg, also über die sieben Landgerichte Weyler, Bregenz, Inner-Bregenzer-Wald, Dornbirn, Feldkirch, Sonnenberg und Montafon, und übte dieses Amt von der bayerischen Übernahme bis zu seinem Tod aus, das war noch vor Schaffung des Illerkreises. Er hatte die Aufgabe, am 18.3.1806 an alle nachgeordneten Ämter Drucke des königlich-bayerischen Besitzergreifungspatentes vom 30.1.1806 zu versenden, die überall nebst dem bayerischen Wappen öffentlich anzubringen waren. Nach der Auflösung des Bregenzer Oberamtes und der Schaffung eines reinen Kreisamtes wurde Franz Vintler am 1.1.1807 als Kreishauptmann im Range eines Landesdirektions-Rats bestätigt. Er war damit gleichzeitig Präses der Landstände. Er lebte nicht mehr lange genug, um alle Rückstände in der Verwaltung aus der Zeit des Kreishauptmanns von Vicari aufzuarbeiten. Auf ihn folgte Maximilian Ludwig Balthasar von Merz (1758-1811) als Generalkommissär 1808-1809, dann folgte als Generalkommissär des Illerkreises Karl August von Reisach (1774-1846), der zur Deckung seiner Schulden öffentliche Gelder veruntreute und 1813 nach Preußen floh und 1818 in absentia zu 12 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, was aber nie vollstreckt werden konnte, weil er nie mehr bayerischen Boden betrat. Nach ihm gab es keinen neuen Kommissär, weil sich die Auflösung des Illerkreises abzeichnete.

Das Wappen der Vintler von Plätsch, ist geviert mit gekröntem Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot zwei aufrechtstehende silberne Bärentatzen (Stammwappen der Vintler von Bozen), Feld 2 und 3: in Gold drei schwarze, balkenweise gelegte, abgehauene Bärentatzen übereinander (Wappenvermehrung 1480, Thurn zu Bozen), Herzschild: von Rot und Silber mit einer schwarzen Spitze gespalten (Vermehrung von 1673, von Plätsch). Dazu werden drei Kleinode auf gekrönten Helmen geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein Flügel belegt mit einer eingebogenen Spitze, rechts oben rot, links oben silbern, Spitze schwarz, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken zwei aufrechtstehende silberne Bärentatzen (Stammwappen Vintler), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei aufrechtstehende schwarze Bärentatzen (Thurn zu Bozen). Das Familienwappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 18 Tafel: 21. Etliche Belege sind in der Fischnaler-Wappenkartei zu finden.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche:
https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
Vintler von Plätsch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vintler_(Adelsgeschlecht)
Wappen Vintler in der Fischnaler Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11680&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11681&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11682&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11684&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11690&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11691&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11698&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11699&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=11700&sb=vintler&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Landeshauptleute Vorarlbergs auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Landeshauptleute_Vorarlbergs
Ulrich Nachbaur: Auswirkungen der bayerischen Reformen von 1806 bis 1814 auf die Vorarlberger Verwaltungsstrukturen, hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv, Bregenz 2009, ISBN: 978-3-902622-10-5 -
https://apps.vorarlberg.at/pdf/nachbaurauswirkungen.pdf

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