Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3060
Bregenz
(Bundesland Vorarlberg, Österreich)
Pfarrkirche St. Gallus: Maria Alexia von Reichmuth
Das an der Außenwand von St. Gallus angebrachte Grabdenkmal für Maria Alexia von Reichmuth besitzt eine ovale Inschriftenzone, die oben zu etwas mehr als der Hälfte von einem Laubkranz bogenförmig umgeben ist. Oben ist unter einer gemeinsam genutzten Krone das Allianzwappen aus zwei einander zugeneigten Schilden angebracht. Die Inschrift lautet: "Hier ruhet / Weil(and) Marie Alexie / Gattin / Des Anton von und zu Zwerger / in Ruhe gesetzten Kais(erlich) König(lich) Öst(e)r(reichischen) / Oberamtman(n)s der Grafsch(aft) Montfort / zu Tettnang / gebohr(e)ne von Reichmuth / Tochter / Des Weil(and) Michael von Reichmuth / Kais(erlich) König(lich) Öst(e)r(reichischer) Garde-Hauptman(n)s / auch alt-Landam(m)an(n)s des Kanton / Schwiz / Gestorben / 53 Jahr alt - am 16ten Dec(embris) MDCCCX / Im Friede(n) ruhe Sie / die beste Gattin die angebettene Mutter".
Es handelt sich um Josepha Barbara Maria Alexia von und zu Reichmuth (13.3.1757-16.12.1810), geboren in Schwyz, verstorben in Bregenz. Sie war die Tochter von Michael Franz Xaver von und zu Reichmuth (9.12.1707-15.7.1756), Schwyzer Landammann, und dessen zweiter Frau, Anna Maria Magdalene Barbara Tröndlin von Greiffenegg (25.7.1720-ca. 1775). Verheiratet wurde Maria Alexia am 24.11.1774 in Waldkirch (Baden, damals zu Vorderösterreich gehörig) mit Josef Anton von und zu Zwerger (15.3.1744-1.11.1813), geboren in Burgau, Schultheiß in Waldkirch und k. k. Oberamtmann der Grafschaft Montfort in Tettnang, verstorben in Ravensburg, wohin die Familie nach der Pensionierung Josef Antons 1811 gezogen war. Ihr Ehemann war der Sohn von Johann Nicolaus von und zu Zwerger (26.8.1718-21.8.1778) und Maria Magdalena Trencher (Trenker). Sie hatten fünf gemeinsame Kinder, 1.) Joseph Nikolaus Christoph von und zu Zwerger (17.3.1787-13.7.1809), 2.) Benedikta Josepha (Sophie) von und zu Zwerger (30.6.1788-3.10.1853), vermählt mit Johann Willibald Baptiste Ritter und Edler von Seyfried, 3.) Franz Seraphim Benedikt Konstantin von und zu Zwerger (10.12.1792-17.6.1856), ab 1820 Stadtschultheiß bzw. Oberbürgermeister von Ravensburg, 1831-1844 Abgeordneter im Württembergischen Landtag, Co-Inhaber der wirtschaftlich bedeutenden Baumwollspinnerei Zwerger, Deffner & Weiss in Ravensburg, 4.) Constancia von und zu Zwerger (11.5.1794-14.5.1874) und 5.) Christoph Anton Kontantin von und zu Zwerger (1796-17.8.1863), Oberjustizrat und Oberamtsrichter in Biberach a. Riß.
Das Wappen der von und zu Zwerger ist in gewissem Sinne ein redendes, denn es zeigt in Gold einen auf beiden Köpfen gekrönten schwarzen Doppeladler, auf der Brust ein roter Schild mit silbernem Balken, das Ganze mit einer eingebogenen silbernen Spitze gespalten, in der auf einem goldenen Dreiberg ein blau gekleidetes, golden gekröntes Männlein (Zwerg) steht, das in der erhobenen rechten Hand einen silbernen Stein hält, auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ein wachsendes, blau gekleidetes, golden gekröntes Männlein (Zwerg), das in der erhobenen rechten Hand einen silbernen Stein hält, zwischen einem schwarzen Flug. So wird das Wappen in den Unterlagen zum Diplom vom 24.6.1737 dargestellt, als Niklas Zwerger, markgräflich-burgauischer Forstmeister, und seine beiden Neffen, Johann Georg Zwerger, Oberster Waldmeister in Tirol, und Johann Martin, Pfannhausamtsverwalter in Hall in Tirol, die Bestätigung als rittermäßiger Adelsstand für das Reich und die Erblande laut Diplom vom 25.7.1625 erhielten, in dem auch das Prädikat "von und zu" sowie das privilegium denominandi gewährt wurden (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 474.21). Dieser Akt enthält eine beglaubigte Abschrift der Adelsverleihung 1625, bei der Johann August Zwerger, iuris utriusque doctor, Domherr in Wien, für sich und sein ganzes Geschlecht zu Wien den rittermäßigen Adelsstand für das Reich und die Erblande, die Lehenbesitzfähigkeit, die exemptio (Befreiung von bürgerlichen Ämtern), das Freisitzrecht, den kaiserlichen Schutz und Schirm, die Salva Guardia und die Rotwachsfreiheit verliehen bekam (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 474.20).
Während dem Akt von 1737 eine sehr schöne farbige Wappendarstellung beigegeben ist, besitzt der Akt von 1625 nur eine flüchtige Linienskizze mit Buchstaben für die Farben. Deutlich sind bei der Darstellung hier auf dem Epitaph ein paar Unterschiede zum diplommäßigen Wappen zu sehen: Hier ist der Herzschild ganz, und die eingebogene Spitze endet unter bzw. hinter ihm. In den beiden Diplom-Zeichnungen hingegen spaltet die bis zum oberen Schildrand reichende eingebogene Spitze den Herzschild und drückt in der 1625er-Variante sogar beide Spalthälften schräg zur Seite, aber auch in der 1737er-Variante trennt die Spitze den österreichischen Bindenschild deutlich in zwei Hälften auf. Außerdem ist hier am Grabdenkmal unter dem Zwerg kein Dreiberg dargestellt. In den diplommäßigen Darstellungen steht der Zwerg breitbeinig, in der 1737er-Variante sogar leicht in der Hocke, hier steht er hingegen schlank und in eleganter Biegung wie ein Jüngling. Ein Siegelabdruck, der einem auf 1905 datierten Gesuch von Anton Zwerger um Abschrift des Adelsbriefes seiner Familie beigefügt ist, zeigt ebenfalls die bis ganz nach oben reichende eingebogene Spitze, den breitbeinigen Stand und den Dreiberg (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1127.8). Im Siebmacher ist das Wappen in Band: Wü Seite: 19 Tafel: 25 und in Band: Bay Seite: 126 Tafel: 156 zu finden. In Ravensburg gibt es eine Schützenscheibe mit dem kugeldurchsiebten Wappen, die der Sohn Franz Seraphim Benedikt Konstantin von und zu Zwerger anläßlich seiner Vermählung mit Elisabeth Gossner am 5.3.1821 gestiftet hatte.
Das Wappen der von und zu Reichmuth zeigt gemäß vorhandener Schraffur über silbern-blau schräggerautetem Schildfuß in Rot zwei einander zugewandte Greifen, die jeder einen Feuerstahl in ihren Vorderpranken pfahlweise halten. Das Wappen ist nicht in den gängigen Sammlungen (Siebmacher, Rietstap) verzeichnet (Literaturhinweise willkommen). Es gibt eine Glasmalerei im Kreuzgang Muri für Anna Reichmuth, Ehefrau des Luzerner Schultheißen Heinrich I. Fleckenstein, mit ähnlichem Wappen, in Blau zwei gegeneinander gewendete, aufgerichtete, goldene Greifen mit Drachenflügeln, einen goldene Feuerstahl und einen silbernen Stein haltend, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken der goldene Greif mit Drachenflügeln wachsend, in den Vorderklauen einen silbernen Stein und einen goldenen Feuerstahl aufeinanderschlagend, also ohne Schildfuß, mit anderen Farben und mit einem Stein anstelle eines der Feuerstähle. Hinweise zur Entstehung dieser Wappenvariante willkommen.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf
Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus: https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche: https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
Gerda Pfahl: Lebensdaten aus der Gedbas-Datenbank https://gedbas.genealogy.net/person/show/1236037830 - https://gedbas.genealogy.net/person/show/1236037829 und abhängige Seiten
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 474.21 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2726158
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 474.20 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2726157
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 1127.8 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4399522
Wappen Zwerger in der Fischnaler-Wappenkartei: https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=30466&sb=zwerger&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Bernhard Anderes: Kabinettscheiben der Renaissance, 1974
Wappen Reichmuth: https://www.chgh.ch/7913-r/real-rhyner/reichmuth
Franz Auf der Maur: Reichmuth, in: Historisches Lexikon der
Schweiz https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022906/2010-08-20/
Franz von Zwerger in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Zwerger
Wappen Zwerger: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/Adelsdiplom_-_Zwerger_1737_-_Wappen.jpg
Schützenscheibe Zwerger: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Franz_von_Zwerger?uselang=de#/media/File:Franz_von_Zwerger_Oberb%C3%BCrgermeister_Ravensburg_Sch%C3%BCtzernscheibe_von1821.jpg
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