Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3054
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Deuring-Epitaphien in der Pfarrkirche St. Gallus

Nachdem im vorherigen Kapitel die bauplastischen Spuren der Deuring in der Bregenzer Ober- und Unterstadt beschrieben wurden, stehen in diesem Kapitel die hinterlassenen Grabdenkmäler der Familie im Fokus, die wir in der Kirche St. Gallus finden. Beide dortigen Epitaphien sind aus Bronze gegossen. Das erste ist für Gallus Karl von Deuring (ca. 1570-16.1.1637), Stadtammann Bregenz, verheiratet mit Anna von Mühlegg zu Hagenau (ca. 1575-24.12.1651). Unter einem großen Bogen bestimmt das Kruzifix die Platte, umgeben von vier Engelsköpfen in Wolken; zwei weitere geflügelte Engel sind in den oberen beiden Zwickeln untergebracht, mit voluminösen Köpfen und unterdimensionierten Leibern. Die von zwei grotesken, nach außen blickenden Bocksgesichtern flankierte Inschrift unter dem mit einem Totenschädel dekorierten Kreuzesfuß lautet: "MEM(ORIAE) / GALLI A DEVRING ET ANNAE / DE MILEGG CONIVGVM / OB(IIT) ILLE MDCXXXVII IAN(VARII) XVI HAC DCL".

 

Beiderseits des Kreuzschaftes sind die Wappenschilde der Eheleute zu sehen, heraldisch rechts das gevierte Wappen der von Deuring, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener Löwe, der einen goldenen Fingerring emporhält (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Pfahl, der mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt ist. Nicht dargestellt sind die beiden möglichen, gekrönten Helme, Helm 1 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein wachsender, doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem roten, mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegten Pfahl. Gegenüber befindet sich das Wappen der von Mühlegg, in blau-rot gespaltenem Schild ein hoher, oben abgerundeter Hut in verwechselten Farben, mit goldenem Stulp und ebensolchem Kinnband, das zu einer Schlaufe gelegt ist und dessen beide Quasten oben lang herausstehen, und mit einem goldenen Knopf oben an der Hutspitze (vgl. Siebmacher Band: BayA2 Seite: 150 Tafel: 93). Die hier nicht verwendete Helmzier wäre zu rechts blau-goldenen und links rot-goldenen Decken der Hut aus dem Schild, in dessen Stulp zwei goldene Morgensterne stecken (nach einer Abb. in der Stipendienstiftung der Familie, s. u.).

Das Paar hatte sechs Kinder, 1.) Peter von Deuring (ca. 1600-26.11.1656), Dr., Kanzler zu Landshut, Pfleger zu Moosburg, vermählt mit Anna Maria Mandl, 5 Kinder, 2.) Hans Georg von Deuring (1602-1687) zu Bitzenhofen, Stadtammann von Bregenz, erzherzoglicher Rat, vermählt mit Anna Katharina Laymann von Liebenau, mehrere Kinder, ältester Sohn: Johannes von Deuring, 3.) Niklas (Nikolaus) von Deuring (ca. 1610-1661), Bürgermeister der Reichsstadt Ravensburg, kaiserlicher Rat, kaiserlicher Pfalzgraf, Herr auf Ilmensee und Erkheim, vermählt mit Maria Susanna Humpis von Waltrams, 4 Töchter: Anna Barbara, Maria Sidonia, Franziska und Anna Maria von Deuring, 4.) Adrian von Deuring (ca. 1606-), Stadtammann von Bregenz und erzfürstlicher Kammerrat, vermählt mit Barbara von Sonnenberg, 5.) Johann Matthäus von Deuring (ca. 1608-27.1.1655), Kammerrat, des geh. Rats und Amtsstadtammann zu Ravensburg, 6.) Maria Anna von Deuring (ca. 1611-), vermählt mit Andreas Hieronymus von Homburg.

Schlüsselfigur der zweiten Generation war Peter von Deuring (ca. 1600-26.11.1656), iuris utriusque doctor. Er war seit 1619 herzoglich bayerischer bzw. kurfürstlich-bayerischer Regierungsrat zu Landshut, und er versah das Kanzler- und Lehenspropstamt zu Landshut. Er war der Römisch-Kaiserlichen Majestät Pfalzgraf. Er war ab 1631 Pfleger zu Kirchberg und ab 1637 Pfleger zu Moosburg und der Herrschaft Iseregg. 1635 wurde er Besitzer der Hofmark Deutenkofen, 1639 kaufte er die Hofmark Bonbruck (Ponbrugg), 1650 erwarb er noch die Hofmark Hohenthann. 1635 heiratete er Anna Maria Mandl. Er bekam am 16.4.1637 vom Kaiser das Prädikat "von und zu Mittelweiherburg" verliehen.

In der 3. Generation folgen Peters Nachkommen: 1.) Gall(us) Sebastian von Deuring (1620-28.4.1701), Richter von Friedberg, Begründer der Linie Hohenthann-Stätzling, vermählt mit Maria Franziska Scheiterberg zu Stätzling, der Tochter des Johann von Scheiterberg und Maria Clara von Burgau zu Griesbeckerzell, 4 Kinder, 2.) Johann Franz von Deuring (ca. 1636-16.7.1726), Erbe der Hofmarken, vermählt mit Maria Rosa von Götzengrien, 3.) Anna Catharina von Deuring (1637-21.12.1702), vermählt mit Johann Baptist Freiherr von Imhoff, 4.) Johann Ignaz von Deuring (ca. 1638-23.9.1690), herzoglicher Rat und Rentmeister zu Landshut, und 5.) Peter Dominikus von Deuring (ca. 1640-1738), Hofkammerrat.

Die vierte Generation verfolgen wir anhand der Nachkommen von Gall(us) Sebastian von Deuring (1620-28.4.1701), Begründer der Linie Deuring-Hohenthann-Stätzling, das sind folgende vier Kinder: 1.) Maria Francisca von Deuring (ca. 1663-), vermählt mit Johann Friedrich Langenmantel, 2.) Franz Xaver Freiherr von Deuring von und zu Hohenthann (ca. 1664-), am 15.11.1687 von Kurfürst Emanuel in den Freiherrnstand erhoben, saß auch in Bitzenhofen und Neuhaus sowie auf den Gütern Mittelweiherburg bei Haag (Bodensee) und Stätzling in Vorarlberg, vermählt mit Maria Eleonora Zech von Deubach, 1 Sohn, 3.) Karl Joseph Anton Freiherr von Deuring (1681-26.8.1751), Landrichter von Friedberg bis 1717, ab 21.3.1698 Hofkammerrat, 1721 Rentmeister in Burghausen und danach in Landshut, Regimentsrat in Landshut, Geheimer Rat, Herr auf Bitzenhofen, Neuhausen und Wulfertshausen bei Friedberg, vermählt mit Freiin Elisabeth von Wampel, mind. 1 Sohn namens Karl Rudolph und 1 Tochter namens Maria Anna, und 4.) Maria Anna Paulina von Deuring (ca. 1672-), vermählt mit Franz Octavian Langenmantel.

In der fünften Generation haben wir 1.) den Sohn von Franz Xaver, das ist Johann Gallus Ignatius Freiherr von Deuring von und zu Hohenthann (ca. 1710-1793), Landrichter und Kastner zu Friedberg, kurpfalzbayerischer Kämmerer, vermählt mit Maria Elisabeth von Pudewels in Wolfering, der Tochter von Johann Casimir von Pudewels und Maria Anna von Deuring, und 2.) den Sohn von Karl Joseph Anton, das ist Karl Rudolph von Deuring (ca. 1695-7.10.1757) von und zu Hohenthann auf Bitzenhofen (Oberteuringen), Neuhausen und Wulfertshausen, Inhaber von Hohenthann, Kastner in Landau und Landrichter in Leonsberg bei Straubing, vermählt mit Maria Adelheid Ludmilla von Croneckh, 1 Sohn als sechste Generation namens Johann Nepomuk Ignaz Karl Joseph Anton von Deuring, der ohne männliche Nachkommen verstarb. Deshalb folgte auf der Hofmark Stätzling als Besitzer Johann Gallus Ignatius Freiherr von Deuring von und zu Hohenthann und jetzt auch von Stätzling nach. Dieser wurde am 24.9.1790 von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern in den Grafenstand erhoben. Er hatte einen Sohn, Gallus Judas Thaddäus Reichsgraf von Deuring von und zu Hohenthann und Stätzling (12.5.1761-23.4.1814), Letzter im Mannesstamm dieser gräflichen Linie der von Deuring, am 25.1.1813 in Bayern bei der Grafenklasse immatrikuliert. Dieser saß 1793-1818 auf der Hofmark Stätzling. Er hatte noch vier Schwestern, Anna Maria Elisabeth Walburga Genoveva Gräfin Deuring von und zu Hohenthann (17.4.1757-13.12.1842), Maria Theresia Crescentia Gräfin Deuring von und zu Hohenthann (7.6.1760-), Maria Elisabeth Petronilla Gräfin Deuring von und zu Hohenthann (1.6.1766-)  und Maria Theresia Eleonora Gräfin Deuring von und zu Hohenthann (17.9.1768-).

Unser Ausgangspunkt von der ersten hier vorgestellten Grabplatte, Gallus Karl von Deuring, hatte noch einen Bruder, Adrian von Deuring (ca. 1570-29.7.1647). Auch für diesen gibt es ein Bronze-Epitaph in der Kirche St. Gallus. Vieles ist ähnlich, vermutlich stammen beide Bronzegußplatten aus derselben Werkstatt. Gleich ist der Bogenrahmen, anders ist der obere Abschluß mit Schnecken und eingepaßter Maske. Gleich ist die Verwendung der beiden grotesken Widderkopfprofile seitlich der Inschrift, anders sind Größe und Inhalt derselben. Gleich ist die hochplastische Zentralfigur, anders ist das Motiv, hier wird die Auferstehung Christi aus dem Grab gezeigt, mit den beiden römischen Soldaten beiderseits des offenen Sarges. Gleich ist die asymmetrische Kartuschenform beider Wappenschilde, anders ist ihre Anbringung in den beiden oberen Zwickeln.

 

Der Wortlaut der Inschrift ist: "OSSIB:(VS) / ADRIANI A DEVRING. / AVSTRIA ARCHIDVCVM CON/SILIARII. VRBIS. BRIGANTII. / CONSVLIS. DECESSIT. / XXIX IVLII. ANNO. / MDCXL. VII." - Den Knochen des Adrian von Deuring, erzherzoglich-österreichischer Rat und Ratsherr der Stadt Bregenz, gestorben am 29. Juli des Jahres 1647. In der heraldisch oberen rechten Ecke ist das gevierte Deuring-Wappen wie beschrieben zu sehen, gegenüber befindet sich dasjenige der Yelin von Grünholdegg, in Rot ein goldener (Rietstap) oder silberner (Abb. in den Diplomakten) Pfahl, der mit den schwarzen Buchstaben "SMD" pfahlweise belegt ist. Das ist nur der Herzschild des Wappens, wie es am 2.5.1644 dem Diethelm Yelin, iuris utriusque doctor, Amtmann zu Bregenz und Hohenegg, anläßlich der Erhebung in den Adelsstand mit dem Prädikat "von und zu Gruonholdtegg" zu Wien verliehen wurde, nebst der Rotwachsfreiheit, der exemptio (Befreiung von allen bürgerlichen Ämtern), dem Freisitzrecht, dem kaiserlichen Schutz und Schirm und der Salva Guardia.

 

Dieses Wappen war gemäß den Diplomunterlagen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 467.10) geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot eine goldene Rose, Feld 2 und 3: in Rot drei schrägrechtsbalkenweise gelegte, aneinanderstoßende, schräglinks gelegte und in Feld 2 blau-golden und in Feld 3 golden-blau schräglinks geteilte Rauten, Herzschild: in Rot ein silberner (?) Pfahl, der mit den schwarzen Buchstaben "SMD" pfahlweise belegt ist. Auf dem gekrönten Helm wird zu rechts rot-goldenen und links blau-roten Decken ein wachsender, rot mit blauen Ärmeln gekleideter Mann geführt, der in den Händen eine goldene Harfe hält und um den bärtigen Kopf eine blau-golden gewickelte Binde mit nach hinten abflatternden Bändern trägt. Im Rietstap wird der Pfahl des Herzschildes als golden angegeben, die Rauten sind farblich alle gleich: "Yelin de Grünholdegg, Allemagne: Écartelé, aux 1 et 4: de gueules à une rose d'or, aux 2 et 3 de gueules à trois fusées parties d'or et d'azur, posées en barre, accolées en bande. Sur le tout de gueules au pal d'or, ch. des lettres S M D de sable, rangées en pal. Casque couronné. Cimier: un homme issant, tortillé d'or et d'azur, habillé de gueules aux manches d'azur, touchant d'une harpe d'or. Lambrequin: à dextre d'or et de gueules, à senestre de gueules et d'azur." In der Fischnaler-Wappenkartei gibt es eine weitere, farblich abweichende Variante mit einer erhöhten Anzahl von Rauten. Die Quellenlage ist damit hinsichtlich der exakten Farbigkeit nicht eindeutig.

Die oben genannten Familienmitglieder Anna von Mühlegg, Peter von Deuring zu Mittelweiherburg auf Ponbrugg, Nikolaus von Deuring zu Mittelweiherburg, Adrian von Deuring zu Mittelweiherburg und Hans Georg von Deuring zu Mittelweiherburg, stifteten am 29.9.1645 ein Familienstipendium, wozu schon ihr Ehemann bzw. Vater Gall von Deuring bereits einen Betrag vorgesehen hatte. Diese Stiftung hatte ein Kapital von 10000 fl., und die Stipendien wurden aus den Zinsen in Höhe von je 100 fl. verliehen. Berechtigt zum Bezug von Stipendien waren Studierende aus der Familie Deuring. In dieser Stiftungsurkunde sind auf der Innenseite des Umschlags auch die beiden Wappen, die auf der ersten hier vorgestellten Bronzeplatte dargestellt werden, in Farbe zu sehen, was die oben getroffenen Farbzuweisungen belegt. Bei dem Deuring-Wappen stehen die Löwen in der Urkunden-Darstellung jeweils auf einem goldenen Dreiberg.

Die oben genannten Personen hatten außerdem gemeinsam eine Kaplanei an der Kapelle Unserer Lieben Frau am See gestiftet. Dazu hatte die Witwe Anna von Mühlegg 400 fl. gegeben, mit der Bestimmung, daß jeden Donnerstag eine hl. Messe gelesen werden sollte. Die Brüder Adrian und Johann Georg von Deuring hatten 200 fl. gestiftet mit der Bestimmung, an jedem Samstag eine hl. Messe zu lesen, und Adrian von Deuring gab noch einmal 200 fl. zur Unterhaltung eines Kaplans, und sein Bruder Johann Georg von Deuring gab zum selben Zweck aus seinem Nachlaß weitere 500 fl. zur Bestellung eines Kaplans. Nikolaus von Deuring zu Ilmensee trug weitere 700 fl. zur Anstellung eines Kaplans bei. Die Einrichtung dieser Kaplanei, an der sich noch weitere Personen beteiligten, wurde am 24.3.1666 beurkundet. Weitere Stiftungen tätigte die Familie für St. Gallus (Silberaltar) und für das Kapuzinerkloster. Und auch im 20. Jh. noch ist die Familie in dieser Hinsicht aktiv, durch eine Spende von Karl Deuring konnten die Bregenzer Festspiele 1950 realisiert werden.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.com/maps/@47.4984064,9.748067,19z?hl=de - https://www.google.com/maps/@47.4985016,9.7480168,78m/data=!3m1!1e3?hl=de
Gallus Deuring und seine Abkömmlinge auf "Süddeutsche Patrizier":
http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I7520&tree=patrizier, http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I7466&tree=patrizier, http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I7465&tree=patrizier, http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I7525&tree=patrizier, http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I9331&tree=patrizier, http://süddeutsche-patrizier.de/tng/getperson.php?personID=I9821&tree=patrizier und jeweils weiterführende Seiten
Yelin, österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 467.10
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2725810
Yelin, Fischnaler Wappenkartei:
https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=17243&drawer=Hi-Lam
Stipendienstiftung: https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/Urkunde_834_a/charter
Kaplanei:
https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/Urkunde_956.1/charter
Hans-Jürgen Hösch: Die Familie Deuring in der Hofmark Stätzling https://genealogie-kiening.de/L2009.htm
Familie Deuring auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deuring_(Adelsgeschlecht)
Liste der denkmalgeschützten Objekte in Bregenz:
https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Bregenz

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